Kindesmissbrauch 1
Tabus, auch bei Kindern sind schnell angetastet,
wenn Stimmungen schwanken, belasten sie sehr,
weil Fühlen und Denken herausfordernd schwer
und Disharmonien beziehungsbelastet.
Da ist jene Bindung, die ethisch begründet
den hilflosen Kindern die Sicherheit schenkt,
die so selbstverständlich, dass man nicht bedenkt,
wie geiles Verlangen in Missbräuchen mündet.
Vertrauen missbrauchen ist klar ein Verbrechen
an schutzlosen Kindern, in Willkür gequält,
die Biedermannsmaske sich lustbetont schält,
bei Abartigkeiten auch Seelen zerbrechen.
Nur Stärke gebietet Moral bei der Lust,
die Schwachen beweinen die eigene Brust.
© Dieter Lunow
Kindesmissbrauch 2
Es starrt die katholische Kirche gebannt
auf ein Phänomen, Kindesmissbrauch genannt.
Da hatten Priester sich böse vergriffen,
sie wurden nur selten zurückgepfiffen
Es war doch schon immer ein großes Problem
im Umgang mit Kindern die Wege zu gehen
ganz abgeklärt, jenseits von Wollust und Trieben
erziehen und trösten, nie körperlich lieben
Dabei eine Grenze, so schwer und auch bitter
die durch die Kontakte schnell führt zum Gewitter
wenn Vorstellung, Wünsche in Übermacht waren
verwirrend im fiebernden Handlungsgebaren
Der Mensch setzt die Normen, wir schwören die Treue,
der Leidenschaft folgen, führt manchmal zur Reue
© Dieter Lunow
Kindesmissbrauch 3
Verschwiegst du Jahrzehnte den Missbrauch aus Scham,
wer hätte gedacht, dass es wirklich so kam,
da Medien freudig die Quelle entdeckt,
bekennst du nun offen, du warst ein Objekt.
Du bist auch geachtet, gestandener Mann,
steht dir eigentlich solch ein Jammern auch an?
Wer noch nach Jahrzehnten vom Trauma geplagt,
hat sicher im Leben ganz anders versagt.
Entschädigung, Zauberwort, so was gefällt,
nur richtig erinnern, das bringt jetzt leicht Geld:
verlockend ist immer das Winken mit Scheinen
ist höher die Summe, wird größer das Weinen.
Entwicklungsgestört hast du lang dich geplagt,
sich jetzt offenbaren, dir dein Anwalt gesagt.
© Dieter Lunow