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Egon Biechl

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Alle erstellten Inhalte von Egon Biechl

  1. Lieber Carlos, das mit der Haltung von Padre Generale Alfonso M. Montá hat schon etwas mit der klösterlichen Einstellung zu tun, die ja von den Ordensöbersten gelebt und vorgezeigt werden soll (und muss). Danke für Deine so postives Kommentar und LG von Egon Lieber Herbert, Die natürliche und die klösterliche Tonsur sind etwas Verschiedenes, wobei das Zweite bei weitem seltener ist (und: ob sie jetzt noch in Italien gilt?). Zigatetten- und Zigarren oder Pfeifen-Reicher sind ebenfall grundverschieden. Ich habe mich zum Pfeifenraucher entwickelt und war als solcher gegegenüber den Zigarettenrauchern schon wegen des Tabak-Aromas (das ich mir natürlich etwas kosten ließ) beliebt. Danke für dein Kommentar und LG von Egon
  2. Egon Biechl

    Im Zoo

    Hallo! Du hast mich - und sicher nicht nur mich - zum Hellauf-Lachen veranlasst. Danke
  3. Apropos Ordenstracht: Sie ist international und in Italien komplett identisch mit der, die wir in Österreich tragen, aber – und das ist der große Unterschied – zusätzlich zur Kapuze, die nur für die Meditation verwendet wird, haben wir einen steifen, schwarzen, samtenen, runden und breitkrempigen Sombrero, den wir für Ausgänge jenseits der Klostermauern verwenden. Bisher habe ich nie einen Hut getragen, nicht einmal im Winter. Deswegen vermeide ich, diesen klerikalen Hut zu verwenden. Weil man mir sagt, dass ich damit gut ausschaue, setze ich ihn doch manchmal auf. Tonsur.mp4 14-tägig lädt ein spanischer Kollege, Fra Salvadore, der als Hairstylist fungiert, jeden von uns verbindlich zum Haarschnitt. Neben den üblichen Utensilien eines Frisörs hält er eine kleine Suppenschale bereit. Das erste Mal frage ich mich: wozu wohl? Als er sie mir aufsetzt, erkenne ich spontan, dass sie zum Ausschneiden der kreisrunden Tonsur dient. Er markiert so die Umrisse und schert das Zentrum auf Zwei- bis Dreimillimeterstoppeln zurück. Damit sind wir gebrandmarkt, geht es jetzt doch nicht mehr nur um den kleinen Haarbüschel, wie er uns in Innsbruck bei der Einkleidung ausgezupft wurde. Allerdings ist es bei den Serviten nur ein Kreis und nicht ein Kranz wie bei Kapuzinern oder anderen Orden. Jetzt verstehe ich, dass der Klerikerhut zum Abdecken der Tonsur verwendet werden kann und wird. Unser bisheriger Generalprior Alfonso M. Montà, zuständig für den Servitenorden auf der ganzen Welt, wird abgewählt. In bewundernswerter Bescheidenheit führt er den neuen Generalprior Father Joseph M. Loftus aus Amerika bei uns in Saluzzo ein. Das ist selbstverständlich kein einfacher Besuch, aber wir, der Ordensnachwuchs, bemerken nichts vom möglichen Ernst einer solchen Visite. Im Gegenteil! Er hat auch Geschenke mitgebracht: handgerollte amerikanische Zigarren. Aber keiner kann hier damit etwas anfangen. Jeder von meinen Mitbrüdern hingegen weiß – ich habe es öffentlich erzählt – dass ich bereits Zigarillos geraucht habe. Somit erfährt es auch der neue Pater General. Daraufhin macht er mir – einzig und allein mir – eine solche Zigarre zum Geschenk. Ich bin hingerissen und bedanke mich, setze mich im Klostergarten im Kreis meiner Mitbrüder auf eine Bank und genieße diese Rarität: eine handgerollte Zigarre aus Amerika, persönlich überreicht vom höchsten Boss. Gesprochen von Ina Biechl
  4. Was gibt es Schöneres als ein solches Kommentar zu erfahren! Danke! Ich freu mich, dass es Dir gefällt. Die 'Zweistimmigkeit' hat einen ganz einfachen Grund: Die Aussprache der lateinischen Worte ist nicht die Domäne meiner Frau.
  5. (Verzeiht bitte. Diesmal die Geschichte mit Ton.) Ich höre dem freundlichen italienischen Geplauder zu, fühle mich aber irgendwie ausgeschlossen, nachdem auch die Spanier außer ihrer Muttersprache untereinander nur ein etwas verformtes Italienisch sprechen. Auch hinter dem englisch sprechenden Kanadier kann ich mich nicht immer schamhaft verstecken, und Deutsch kann niemand. Demgemäß stellen Gespräche mit meinen Studienkollegen nicht nur mich, sondern auch sie vor eine Herausforderung. Da wende ich mich an einen meiner italienischen Mitstudenten und frage ihn ergeben: „Linguam Latinam adhibere possumus?” („Können wir die lateinische Sprache verwenden?”) Unerwartet sind alle gleich bereit, auf diese Möglichkeit der gegenseitigen Kommunikation einzugehen. So wird alles spielerisch und viel leichter. Ich bin richtiggehend froh. Abgesehen von diesem Problem, das damit gelöst zu sein scheint, gibt es unweigerlich das Thema, wie ich rasch genug Italienisch lernen kann. Ich lerne zwar fleißig aus meinem Deutsch-Italienisch-Lehrbuch italienische Vokabeln samt deren Aussprache; bei den Deklinationen und Konjugationen hingegen und vor allem bei den typischen italienischen Redewendungen verlasse ich mich voll auf meine Confratres oder Mitbrüder, die mich auch bereitwillig – einmal der, einmal jener – unterstützen. Was zwar kein Problem darstellt, aber ein Phänomen, das mit meiner Umsiedlung aus Österreich nach Italien zu tun hat, ist die Änderung meines Namens von Frater Clemens Maria auf Fra Clemente Maria, was in meinen Ohren doch etwas anders klingt. Der neue Name Fra Clemente weist mich ja als Italiener aus, der ich nicht bin. Wie lange wird es dauern, bis ich als solcher durchgehen kann, wenn ich meinen Mund aufmache? Wann wird mein Latino-Italo-Eiertanz zwischen den Fremdsprachen Latein und Italienisch beendet sein? Bei den gemeinsamen Mahlzeiten im Refektorium gilt nicht nur die unhinterfragte Gepflogenheit, dass man ein Viertel Rotwein vorfindet, sondern auch die, dass einer von uns jungen Fratres die bereits erwähnte Tischlesung in Italienisch hält, was alle Übrigen zum Schweigen verpflichtet. Ich, Ausländer, bin genauso wie die bereits geweihten Priester von dieser Pflicht entbunden, will aber nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen sein. Also biete ich sehr bald an, angespornt durch die Animation des Pater Prior, eine solche Lesung zu halten, es zumindest zu versuchen. Im Großen und Ganzen funktioniert es, nur ab und zu verursache ich mit meiner falschen Aussprache von italienischen Wörtern ein Schmunzeln und Kichern bei meinen Zuhörern. Auch so kann ich erkennen, wo ich Fehler bei der Aussprache mache. Doch einmal kann sich einer der Lauschenden nicht zurückhalten, sogar in lautes Gelächter auszubrechen, was viele andere dazu animiert, es ihm nachzutun. Da das mitten im angeordneten Silentium passiert, amüsiert das unweigerlich auch mich, den Verursacher, und bestärkt mich, mit der Lesung in Italienisch weiterzumachen, solange es der Pater Prior nicht als gewollte Verletzung der Schweigepflicht ansieht. Gesprochen von Ina Biechl Latein_ja.mp4
  6. Danke liebe @Melda-Sabine Fischer, es gibt immer entweder das Eine oder das Andere. LG Egon
  7. Wie recht Du doch hast. Aber damals war das - zumal im Kloster - unvorstellbar. @Hera Klit Fräulein oder Frau, Männlein oder Mann. Bei mir sind die Fräuleins schon wieder ausgezogen. LG Egon
  8. Lieber Herbert, im Nachhinein betrachtet, war ich tatsächlich eine "Mutsau". Liebe Grüße Egon
  9. Lieber @Carlos, liebe @Ostseemoewe, lieber @Hera Klit, danke für das Hören / Lesen dieser Episode, die nicht so außerordentlich war. Alles Liebe an Euch alle Egon
  10. Ein Jahr nach dem missglückten Antritt des Philosophiestudiums in Innsbruck bin ich jetzt dreiundzwanzig und wieder voll Tatendrang. Ich bin sehr angespannt, als mich der Provinzial, den ich wegen seiner Weltoffenheit sehr schätze, zu sich ruft. Er eröffnet mir, dass er einen Weg gefunden hat, mich wegen des für mich so unerträglichen Föhns in Innsbruck woanders studieren zu lassen. Ich bin Feuer und Flamme. Endlich geht’s weiter. Aber wo? In Österreich gibt es außer der Theologischen Fakultät in Innsbruck kein geeignetes Institut. Langsam dämmert mir, dass es in Italien sein wird, denn dort, wo der Servitenorden gegründet worden war, gibt es die Päpstliche Theologische Fakultät Marianum in Rom. Trotzdem bahnt sich für mich eine große Überraschung an, weil mir eröffnet wird, dass es nicht in dem römischen Kloster sein wird, wo ich schon einmal war. Nein, ich werde nach Saluzzo im Piemont versetzt, wo es eine Niederlassung des Marianum gibt. – Auch schon egal, endlich ist es soweit. Es geht weiter auf der Karriereleiter zum Ordenspriester. Es vergehen nur ein paar Tage, bis ich aus Innsbruck verabschiedet werde und mich in den Zug nach Turin setze, um von dort nach Saluzzo weiterzureisen. Erst jetzt, als ich auf dieser doch etwas längeren Reise ganz allein im Zugabteil sitze, wird mir ein Problem bewusst: die Sprache. Ich kann kein Italienisch. Für den Pater Provinzial ist das offensichtlich kein Thema, denn er beherrscht die italienische Sprache perfekt. Ich bin zwar ein Draufgänger, aber mir scheint, dass mein Mut zum Übermut mutiert, wenn ich sorglos ohne Kenntnis der Landessprache in Italien auftauche. Also lege ich mir eine mögliche Strategie zurecht, wie ich dieses Problem meistern könnte. Wegen der Nähe zu Frankreich ist Französisch die erste Fremdsprache hier im Piemont. Ich habe das jedoch nur zwei Jahre lang als Freifach studiert und sehe mich außerstande, eine vernünftige Konversation in Französisch zu führen. Englisch habe ich immerhin vier Jahre lang gelernt und daher traue ich mir zu, mich in dieser Sprache erfolgreich, aber doch nur sehr begrenzt unterhalten zu können. Ich werde mir wohl schleunigst die italienische Sprache aneignen müssen. Wird das schnell genug sein, um nicht in große Schwierigkeiten hineinzutappen? Meine Skepsis steigert sich bis zu meiner Ankunft am Zielort zusehends, und ich muss alle meine Energie aktivieren, um optimistisch und beherzt auftreten zu können. Am Bahnhof werde ich von meinem künftigen hiesigen Chef, Maestro Padre Calvillo, im klostereigenen PKW abgeholt. Er empfängt mich sehr herzlich und brilliert mit ein paar deutschen Worten. Dann aber läßt er hauptsächlich seine Gesten sprechen, die er mit einigen Worten in Latein untermalt. Bei Latein fühle ich mich schon eher zuhause, passende Antworten in einer doch noch nicht ganz ausgestorbenen Sprache zu formulieren. Immerhin habe ich, wie es derzeit in einem humanistischen Gymnasium üblich war und ist, acht Jahre lang diese Sprache mit gutem Erfolg gelernt. Von den drei Wörtern, die ich in Italienisch kenne, kann ich allerdings nur eines verwenden: grazie (danke). Für buona notte (gute Nacht) ist es zu früh und signorina (Fräulein) kann derzeit kein Thema zwischen uns beiden sein. Gesprochen von Elisabeth Heinrich Sprachbarriere.mp4
  11. Liebe Nesselröschen, Du hast recht! Dieses Erlebnis war - trotz aller Harmlosigkeit - tatsächlich eines der tiefsten Geschehnisse in meinem Leben. An ein solches erinnert man sich gut. LG Egon
  12. Lieber Herbert, wir als Ordensangehörige waren uns dessen bewusst, dass uns das Getane für unser Ziel des Zölibats disqualifiziert. Freilich hätte auch ich mir eine Vergebung in der Beichte - nach entsprechnden Ermahnungen - erwartet. Diese Verweigerung war für mich so absurd, dass ich beschloss, nicht zu beichten, weil ich etwas Ähnliches zu gewärtigen haben hätte können. Danke für dein ungebrochenes Interesse. Liebe Corazon, Danke für Deinen Ansporn. Für uns war das damals kein Kinderspiel, sondern ganz bewusst ein frivoles Vergehen, obwohl oder gerade weil es uns so gut gefiel. Danke für Dein Interesse. Ja so etwas läuft im Kloster gegen ein Gesetz, in unserer Gesellschaft gegen ein undefiniertes Gefühl. Daher auch der große Unterschied. Ich habe mich nicht an den Ausspruch von Luther gehalten. Ähnliches habe ich zwar noch erlebt bzw. gemacht, aber vor der schweren Sünde bin ich geflüchtet, wie Du später noch hören wirst, wenn Du willst, wie ich hoffe. Du kannst Dir denken, dass ich von dem, was Du hier sagst, begeistert bin. Danke für dieses mein Hochgefühl.
  13. Die Klosterschwestern sind gut geschult und überaus gottergeben. Sie bekochen die Wallfahrer erstklassig und betreuen sie mit viel Geschick und Freundlichkeit. Heute ist eine Mädchenklasse zu Gast, die mit uns Kirchenmännern im weitläufigen klösterlichen Speisesaal speist. Niemand ist gefeit vor Krankheiten, auch Ordensleute nicht. Mich erwischt eine Influenza. Diese virale Infektion fesselt mich ans Bett und reißt mich aus dem üblichen Tagesablauf. Ich kann weder am Chorgebet, noch bei der alltäglichen Messe teilnehmen. Auch zum Essen kann ich nicht ins Refektorium, den gemeinsamen klösterlichen Speisesaal, kommen. In all den anderen Klöstern unseres Ordens, sind es Laienbrüder, die die Aufgabe einer Krankenbetreuung übernehmen. Hier gibt es anstatt dessen diese Ordensfrauen, die in so einem Fall nicht nur kochen und servieren, sondern auch pflegen. Die jüngere der beiden Klosterschwestern wird für die Pflege des Frater Clemens Maria, also für meine persönliche Betreuung, eingeteilt. Sie ist dafür zuständig, mir die Mahlzeiten ans Bett zu bringen, mir die Laken zu richten und mich aufzumuntern. Sie erledigt alles vorbildhaft und nimmt sich auch viel Zeit dafür. Offensichtlich tut sie es gerne. Sobald sie die rein pflegerischen Belange erledigt hat, setzt sie sich zu mir an die Bettkante, um mit mir zu plaudern. Als sie eine Falte im Leintuch sieht, bückt sie sich über mich, um sie zu richten. Mir gefällt dieser nahe Kontakt sehr, und im ersten Impuls ziehe ich sie soweit heran, dass sie auf mir zu liegen kommt. Einen Moment lang lässt sie mich gewähren, genug, um mich ihren Duft riechen zu lassen, genug, um ihren weichen Busen zu spüren, genug, um mein Herz höher schlagen zu lassen. Abrupt löst sie sich von mir, steht auf und wendet sich zum Gehen. Aber sie lässt es zu, dass ich sie an der Hand zurückhalte. Sie setzt sich wieder auf die Bettkante und lässt mich zögerlich aber doch gewähren, dass ich sie umarme. Beide finden wir Gefallen an dieser Situation und genießen ausführlich das, was uns verboten ist. Ja, wir wollen mehr. Ich will ihre nackte Brust berühren und sie hat nichts dagegen. Allerdings stellt sich heraus, dass die Nonnenkleidung nicht umsonst so eng konzipiert ist. Trotzdem schaffe ich es, durch den Halsausschnitt hinein zu langen. Viel Bewegungsfreiheit ist allerdings nicht vorhanden. Die Tatsache, dass Ordensschwestern keinen Büstenhalter tragen, lässt einen begrenzten Erfolg zu. Als ich wieder gesund bin, treffe ich zufällig meine Krankenschwester ohne Beisein irgendwelcher anderen. Von sich aus erzählt sie mir, dass sie unsere gewagte Eskapade gebeichtet hätte. Doch in ihren Augen kommt Niedergeschlagenheit zum Ausdruck, denn für diese Sünde war ihr keine Absolution erteilt worden. Aufgrund dessen beschließe ich, mein Fehlverhalten einfach zu vergessen und es nicht zu bekennen. Gesprochen von Ina Biechl Krankenpflege.mp4
  14. Liebe Melda-Sabine, danke für die Aufmerksamkeit, mit der Du die Episoden aus meinem Leben liest. Alles Liebe von Egon
  15. Liebe @Corazon De Piedra, lieber @Kurt Knecht, ich freu mich riesig über Eure Zustimmung. Liebe Grüße Egon Lieber Carlos, "was ist eigentlich ein Karenzjahr? Bei Wikipedia finde ich nur: "Jahr des Wartens". Ich finde es bewundernswert, wie du dich an so viele Einzelheiten erinnern kannst." Danke für Deine Anerkennung. Sie freut mich sehr. Mit 'Karenzjahr' meine ich das Jahr, das ich mir wegen meiner Kopfschmerzen wieder einmal ohne Strudium freinehmen musste. Betreffend die Einzelheiten kann ich Dir recht geben. Meine Frau hat mich immer bewundert, weil ich auch ihre Angelegenheiten wusste. Jetzt allerdings kann ich mich an nur wenige Ereignisse der letzten 20 Jahre (gut) erinnern, weil ich (siehe Kopfschmerzen) an Epilepsie erkrankt bin. LG Egon
  16. Demenz ist für alle Beteilgten schlimmer als der Tod. Muss man sie trotzdem ertragen? LG Egon
  17. Lieber Kurt, mit Deiner lustvollen Schilderung bin ich komplett einverstanden. LG Egon
  18. Schl t br t s L t, das f t d an, n t? (Bitte sieh es als "Wortspende") LG Egon
  19. Pater Gabriel vom Kloster in Luggau nimmt mich manchmal in ein nahegelegenes Wirtshaus mit, wo er täglich seine zwei Viertel Rotwein trinkt. Anfangs frage ich mich als frischg’fangter Kleriker ob sich das gehört. Dann überlege ich jedoch, dass es mir nicht zusteht, einem nahezu Achtzigjährigen etwas vorzuwerfen. Weiß ich, worauf ich in diesem Alter zurückblicken darf oder muss und was ich tun werde? Der Großteil meines Lebens liegt noch vor mir. Pater Gabriel genießt auch das Privileg, einen Bart tragen zu dürfen. Der läßt ihn in seiner Länge recht majestätisch aussehen. Ich darf mir nach einer neuen Ordensregel keinen Bart wachsen lassen, worauf ich auch locker verzichten kann. Ich kenne nur einen Mitbruder in meinem Alter, der einen Bart zugestanden bekam, weil sein Gesicht durch eine Verletzung in der Kindheit verunstaltet war. Unternehmungslustig wie ich bin, freue ich mich sehr darüber, dass mir der Pater Prior, auch Seelsorger des Ortes, die Aufgabe überträgt, die hiesige Jugendgruppe zu betreuen. Bald kommt einer der Burschen aus der Pfarrjugend auf die glorreiche Idee, ein Theaterstück, ein ländliches Liebesdrama, aufzuführen. Alle sind Feuer und Flamme und ersuchen mich dringlich, die Proben zu leiten. Ich bin einverstanden und vermittle sehr wortreich meine Vorstellungen zu den einzelnen Szenen. Ich übernehme die Rolle des Regisseurs, zu dem ich freilich erst heranwachsen muss. Gschamig (verschämt) wie die Landjugend eben ist, können die einzelnen Darsteller meinen detaillierten Ausführungen, wie ich mir eine Kussszene vorstelle, nicht folgen und sie schon gar nicht umsetzen. Als mir alle Argumente ausgehen, nehme ich – in meinem Ordenshabit – den Platz des Liebhabers ein und zeige in natura, wie man so etwas macht, natürlich ohne den Kuss tatsächlich auszuführen. Das bringt mir Applaus und dem jungen männlichen Darsteller die Erkenntnis, wie er dieses Unterfangen angehen kann. Man schätzt mich immer mehr und bittet mich, auch zu den beiden Aufführungen in Lienz als moralische Stütze mitzufahren. Ich revanchiere mich damit, dass ich das Publikum im Laufe der Theaterpausen mit Witzen unterhalte und zwar im Festtagshabit so etwas gibt es als Alternative zur Alltagskutte und zur Anreicherung des Reisegepäcks. Natürlich dürfen diese Witze nicht frivol sein, aber solche fallen mir ohnehin nicht ein. Einen Schreckensmoment gibt es noch: Nach der Aufführung gehe ich im Kreis der Darstellerinnen und Darsteller über den Platz zum Bus. Da ich kein passendes Schuhwerk, nämlich nur Halbschuhe, trage, rutsche ich auf dem spiegelblanken Glatteis aus und taumle in die Arme meiner Begleiter rechts und links von mir. Die sind stark und standfest genug, mich vor einem Sturz zu bewahren. Für alle Umstehenden ist es ein Bild nicht nur zum Schmunzeln, sondern zum Hellauflachen. Nicht alle Tage sieht man einen Ordensmann in frisch gebügelter Montur, der mit seiner schlenkernden Kutte, dem langen raumgreifend in der Luft wehenden Skapulier und der aus der zentralen Position verrutschenden Kapuze herumtorkeln. Also alles in allem ein verheißungsvoller Beginn dieses Karenzjahrs. Gesprochen von Ina Biechl Verheissungsvoll.mp4
  20. Hallo Claudi,

    gibt es bei den Wettbewerben Vorgaben betreffend die Länge des Textes?

    LG Egon

    1. Claudi

      Claudi

      Hallo Egon,

       

      nein, bis jetzt gab es noch keine Notwendigkeit, die Textlänge zu beschränken. Ganze Romane wurden noch nie eingereicht. Eine Kurzgeschichte wäre sicherlich kein Problem.

       

      LG Claudi

  21. So geschickt und treffend kann man eine Massenhysterie veralbern! Liebe Grüße von Egon
  22. Liebe @Melda-Sabine Fischer, Deine Reaktion freut mich sehr. Ja, man bleibt ein Mensch und hat den Humor, den man später in der Position als Seelsorger noch gut gebrauchen kann, nicht verloren. Darüber zu schreiben war mir ein Genuss. Liebe Grüße Egon
  23. Lieber @Benji, Liebe @Melda-Sabine Fischer, danke für Euer Interesse, das Euch zu solchen Kommentaren veranlasst hat. Ja, jetzt kann ich über das wehende Skapulier wirklich lachen und mich über meine entschlossene Aktion von damals erst so richtig freuen. Es hätte zu einer guten Vorbereitung für einen Seelsorger gedient, wenn nicht Hindernisse dazwischen kommen wären. Ich erzähls noch.
  24. Lieber @Carlos ich bin gerührt ob so viel Anerkennung. Danke Dir! Liebe Grüße Egon P.S.: Meine Frau tut sich manchmal beim Lesen schwer wegen der Verschachtelung der Sätze, die beim Lesen durchgehen kann, nicht aber beim Lesen oder Hören. Kann ich leider - als relativer Neuling - nicht löschen. Sorry Egon
  25. Liebe @Josina, es ist schlimm, sehr schlimm für älterre Menschen so etwas - noch einmal - erleben zu müssen, aber schlimmer ist es noch für Menschen und deren Angehörige, die im aktiven Alter oder als Kinder solches mitmachen müssen. Liebe Grüße Egon
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