Zum Inhalt springen

Anna Flores

Autor
  • Gesamte Inhalte

    13
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

  1. Hey, schöne Beiträge!... @KumboYa Diese Passage gefällt mir am besten: Verständnisfragen: 1. Strophe: Wieso "Kunde aus Afghanistan"? Wer ist 'die' im 3. Vers? Die Welt? ----- @Baz Mir gefällt v.a. das Bild des Dichters als Handwerker (Schneider; und das Wort 'Geschmeide' lässt mich auch an Goldschmiedekunst denken)... Trotz deiner 'Warnung' ;-) wage ich das 'hässliche, nackte Wort' vs. das 'herrliche, bedeckte Wort' zu interpretieren als Opposition zwischen (prosaischer) Alltags-, aber auch Wissenschafts- und Zeitungssprache einerseits und lyrischer Sprache andererseits, mit Aufwertung von Letzterer wegen ihrer (im positiven Sinne) 'verschleiernden' Wirkung... Das Eine will die Außenwelt ganz genau und deutlich erklären – Sachverhalt, Ursache, Wirkung –, während die Andere vielleicht auch über Kausalzusammenhänge mitteilen möchte, aber welche, die in der inneren Welt stattfinden, und die Mitteilung geschieht dann am Besten, wenn auf indirekte Art und Weise... So was Ähnliches ist jedenfalls ein leitender Gedanke im folgenden Gedicht: Stückige Kakophonie (aus der Liedersammlung Conditio) Schreiben: das ist nicht Erfinden – meinerseits zumindest nicht; auch nicht Wirkliches ergründen mit Ursach’ und Endabsicht. Nicht das Seh’n, noch das Erleben, sondern’s Fühlen gibt den Drang: was ich schreib’, ist stets das Heben von der inn’ren Lyra Klang. Mit der Lyra ich sondiere nach der bündelnd Melodie, auf der, glaube ich, basiere meine eig’ne, meine schiere, stückige Kakophonie. (14.09.2010: portugiesisches Original) (16.10.2010: deutsche Nachdichtung von der Autorin)
  2. Hallo zusammen, vielleicht hat jemand da draußen Lust, sich über das Thema "Warum/Wofür schreibe ich eigentlich?" auszutauschen... Ich würde mich v.a. über Beiträge in Gedichtform freuen... Vielleicht habt ihr schon was darüber geschrieben oder wollt euch durch vorliegenden Beitrag dazu anregen lassen... LG, Anna Von der Ästhetik zur Therapeutik (aus der Liedersammlung "Conditio") Es gibt nur die Arznei: „romantisiert die Welt“, „erfindet’s Leben neu“, so die Zäsur in Bäld’ sich fruchtbar herausstellt, obwohl sie Wunde sei. Der Weg ist schon sehr alt, so oft getan sogar, selbst ich ihn oft einhalt’…! Ich sehe’s nun so klar: den folg’ ich immerdar in Grundsatz und Gestalt… – – Da draußen will ich schalten das Auge neu sinnierend, das strebt nach Umgestalten; das Aug’ romantisierend, sich vor die Welt postierend, will sie ganz neu entfalten; und schaffen Hermeneutik da, wo nur war Poetik; und bilden aus Maieutik, wo nur war Arithmetik; und wo nur war Ästhetik, erfinden Therapeutik. Anm.: Novalis (1772-1801): “Die Welt muss romantisiert werden.” Cecília Meireles (1901-1964): “Das Leben ist nur möglich, wenn es neu erfunden wird.” 23.10.2010 (portugiesisches Original) 07.11.2010 (deutsche Nachdichtung von der Autorin selbst)
  3. Hi Torsul Mir auch. Nee, du hast schon Recht. In diesem Vers ist eine Abfolge von 3 betonten Silben ("mein Fuß, schwer"), was den Rhythmus sehr stört. Ich muss noch nachdenken, wie ich das Problem am besten löse, ohne die Aussage, dass der Fuß schwer ist und trotzdem nicht knirscht, darunter leidet. Das ist überhaupt ein Punkt, bei dem ich mehr Übung brauche. Habe vor Kurzem erst angefangen, auf Deutsch zu dichten bzw. ins Deutsche zu übersetzen. Im Portugiesischen ist die Hebung-Senkung-Abfolge nicht von Belang, da bei uns eher eine Satzbetonung (und nicht Wortbetonung) eine Rolle spielt (außer bei der im Vers letzten betonten Silbe). Dafür spielt z.B. Liaison eine große Rolle, v.a. für die Anzahl der poetischen (im Gegensatz zu grammatischen) Silben. Interessant ist hier die Feststellung, dass – ob im Deutschen oder Portugiesischen – gerade Erscheinungen der gesprochenen Sprache für die lyrische Komposition eine Rolle spielen... Nun gut, dann hier erst mal mal 2 schöne Strophen aus dem Gedicht "Sind es Schmerzen, sind es Freuden" von Ludwig Tieck, allerdings ausgewählt mehr wegen dem Inhalt als wegen der Sprache... Aber auch ziemlich interessant hier ist, dass Tieck – wie mehrere Romantiker – oft mitten im Gedicht und mitten in der Strophe die Verslänge und Hebung-Senkung-Abfolge wechselte. Hat wohl mit derer Aufwertung von Volksdichtung zu tun gehabt, womit wir wieder bei Mündlichkeit sind. Sind es Schmerzen, sind es Freuden, Die durch meinen Busen ziehn? Alle alten Wünsche scheiden, Tausend neue Blumen blühn. ... So schlage denn, strebendes Herz, So fließet denn, Tränen, herab, Ach, Lust ist nur tieferer Schmerz, Leben ist dunkles Grab, - ... LG, Anna
  4. Hi Wolfi, hm, dieses Gedicht von dir gefällt mir wiederum weniger (als die Fräulein-Wehmut-Gedichte)... Ich mag sehr die Grundstimmung der 3 ersten Strophen... die die 4. Strophe aber leider wieder zerstört... Ich bekomme den Eindruck, die wurde nur nachgehängt, weil das 'lyrische Ich' sich ein wenig darüber schämt, im 'Negativen' der 3 ersten Strophen gewühlt zu haben... Ja, in dem Gedicht hier ist die 4. Strophe mMn – vielleicht nicht überflüssig, aber... ich finde das Wort nicht... ich mag die 4. Strophe einfach nicht, nicht in diesem Gedicht. Normalerweise finde ich schön, wenn ein literarisches Werk eine bestimmte Welt schafft, die es dann zum Schluss übern Haufen wirft. Hier wirkt das aber leider etwas platt... (Auch wenn die Message der 4. Strophe natürlich gut ist, und übrigens auch nicht immer leicht zu verinnerlichen...). Und selbst in den 3 ersten Strophen sind auch einige Bilder und Aussagen etwas platt oder 'gemeinplatzmäßig' (finde ich)... Aber da sind auch etliche Perlen und die möchte ich hier alle zitieren: Mit Baz find ich das genial. (Ach ja, Identifikation) Das ist auch genial. Diese Vermischung der Sinneswahrnehmungen – im Normalfall wird ein Echo gehört/überhört, aber hier übersehen...! Möglicherweise hat sich das angeboten, als du das Gedicht geschrieben hast, weil es sich eben reimt. Aber das Ergebnis ist klasse, weil es die innere Wirrnis des lyrischen Ich zum Ausdruck bringt (so interpretiere ich das zumindest). Und dann habe ich mich gefragt, wieso 'Echo'? Und da musste ich gleich an nachahmen, nachsprechen, imitieren denken... Hmm, aber ich weiß nicht, ob ich hier in der richtigen Fährte bin oder mich wieder selbst da reininterpretiere... Das finde ich auch gut. Drückt gut aus, wie das lyrische Ich sich unbedeutend, eben kein Entscheidungsträger, nicht gesehen und so, fühlt. LG, Anna
  5. Hallo zusammen, das ist nun mal eines meiner Gedichte, die ich ursprünglich auf Deutsch geschrieben habe. LG, Anna Kein Gesang an die Sonne (aus der Liedersammlung „Neues Exil“) Du heimtückische, heuchlerische Sonne, du glaubst anscheinend, du kannst mich beschwindeln… Ich folgte dir – umsonst! – zu hohen Schindeln: du nahmst mich nicht auf in die Lichtkolonne. Nun solle ich nachgeben dein’m Empfindeln und dich gleich reimen, wenn du kommst, mit ‚Wonne’? Die Grille singt sich aufm Balkon zu Tode, die Winde strebt doch noch zu den Dachrinnen: es sind Gewächs, Getier ganz wie von Sinnen. Doch ich weiß wohl, es ist nur Episode, ich weiß um dein halbherziges Beginnen: erwart’ von mir daher auch keine Ode. Dein Licht und Wärme solle ich besingen? Die geizig Lauwärme, das waagrecht Licht… Halbherzig, halbherzig, was andres nicht: so rasch sie kommen, so rasch sie verklingen… Nein, listig Sonne, nein, gar kein Gedicht, kein Lied, ja keinen Reim kannst mir abringen… (25.09.10)
  6. Hi Torsul Das ist aber wohl mein Fehler gewesen - ein paar Kommata hätten wohl das Missverständnis vermieden und es wäre auch konsequenter gewesen, die hatte ich ja im vorhergehenden, vom Bau her ähnlichen Vers "In der Welt, vor Schnee erbleicht,". Die Kommata stehen aber jetzt auch in "der Passanten Fuß, so leicht,". Da sieht man, dass ein paar Kommata zu viel oder zu wenig doch was auswirken können... Und ich hatte eigentlich gedacht, du meinst mit verdrehter Syntax die Tatsache, dass in vielen Versen (nicht nur der obige) das Prädikat an ungewohnter Stelle kommt, nämlich nicht als 2. Satzglied, wie das sich für einen 'korrekten' deutschen Haupt-Aussagesatz gehört, sondern als 3. oder noch weiter runter im Satz... Denn ich muss sagen, das gefällt mir selbst langsam nicht so... Und so viel verdrehte Syntax habe ich in meinen Originalversionen doch nicht, musste ich nachträglich feststellen... Ich danke dir also sehr für diese Diskussion, die hat mich zum Nachdenken gebracht. Noch ein paar Teilantworten/Kommentare: Mit dem "da" im 1. Vers/Titel "Am Tag, da du gingest fort" hatte ich schon so verstanden, dass du da ein Problem siehst, weil du geschrieben hattest: Zur 3. Strophe hattest du geschrieben: Und ich schätze, das hast du bei allen Strophen empfunden, da du auch für die 2. Strophe Folgendes vorgeschlagen hast: Das stimmt, bei allen Strophen hätte die jeweilige letzte Aussage irgendein adversatives Wörtchen enthalten können. Tun sie aber nicht. Das war zunächst eine Notwendigkeit, als ich die portugiesische Fassung schrieb, das 7-Silben-Schema würde bei einigen Versen gesprengt werden, die betroffenen Verse wären dann 8 Silben lang... Und ich bin da ziemlich strikt... Und stehe auch dazu. Das heißt, ich hätte dann auch die anderen Verse zu 8silbigen Versen machen müssen, wozu ich keine Lust hatte, denn dann hätte ich sie ganz neu schreiben oder irgendwelche Füllwörtchen einfügen müssen (und ich finde, Füllwörtchen können ein Gedicht ganz schön vermiesen - im mittlerweile berüchtigten Vers "der Passanten Fuß, so leicht" ist das "so" nur da wegen der Silbenanzahl, was ich echt doof finde). Wie dem auch sei, es war zunächst eine Notwendigkeit. Aber dann hat es mir so gefallen, eben weil das erst mal ein wenig Irritation verursacht (man erwartet ja ein 'aber', 'doch', 'nur' oder so). Deshalb aber auch der Gedankenstrich und die Einrückung der betreffenden Verse - die bei mir meistens irgend eine Art Bruch im Textfluss signalisieren. So und dann zu Tieck, Machado & Co., da mache ich mal eine Auswahl und schicke sie dir, wohl am besten als PM(?). Liebe Grüße, Anna
  7. Nein, Torsul, ich nehme das ganz und gar nicht krumm. Im Gegenteil, auch hier weiß ich dein Engagement zu schätzen. Aber wir sehen die Sache z. T. wirklich etwas anders. Ich fange hier mal an, meine Perspektive darzulegen, und zwar von hinten nach vorne: Du hast recht – Formen wie 'gingest' anstatt 'gingst' macht einen Text nicht altertümlich. Das ist aber nicht mein Anspruch. Mein Anspruch ist nach dem Altertümelnden, also nach dem altertümlich anmutend. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Und obwohl gerade mittelhochdeutsche Dichtung (und Sprache) mir immer wieder Inspirationsquelle ist, ziele ich eher auf eine Sprache, wie sie – sagen wir – vor 150-200 Jahren gesprochen wurde. Aber ich bin dessen bewusst, dass ich keine Texte schreiben kann, wie sie vor 150-200 Jahren (oder gar im Mittelalter!) geschrieben worden wären, weder in meiner Muttersprache und schon gar nicht im Deutschen! Dafür haben sich diese Sprachen seit dem zu sehr verändert (vielmehr als z.B. das Englische). Ach, ich gebe zu, wenn ich Tieck oder Hoffmann oder meinen Landsmann Machado de Assis lese, muss ich immer wieder seufzen vor Entzücken über die Schönheit ihrer Sprache (und den Inhalt dahinter auch, wohlgemerkt) und vor süßer Trauer, dass ich nicht fähig bin, so zu schreiben... Aber so sind nun mal Ideale und Vorbilder, die kann man nicht verwirklichen, und deshalb die Lust am Altertümelnden, also eine Art Imitation. Deshalb eben so ein Vers wie "Am Tag, da du gingest fort", anstatt "Am Tag, als du gingst fort / fortgingst". Was ging/gingest angeht, da liegt bei dir übrigens wohl eine Verwechslung vor – hier geht es nicht um Kasus (bei Nomina), sondern um Konjugation (bei Verben). ('Tschuldigung, in einem anderen Leben war ich wohl Sprachwissenschaftlerin... Und in wieder einem anderen Leben war ich wohl Lehrerin...). Übrigens ist die Konjunktion 'da' anstatt 'als' in dem Vers überhaupt nicht falsch. Sondern bloß weniger üblich. Aber üblicher als man eigentlich denkt. (Siehe man z.B.: "Unsere Arbeiter sind noch genauso produktiv wie an dem Tag, da diese Krise begann." in: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,602483,00.html). Zur verdrehten Syntax schreibe ich vielleicht morgen was. Aber hier schon mal ein ganz großes Dankeschön dir, Baz, dass du mich in Schutz nimmst... :wink: Mich würde übrigens interessieren, Baz, welche metrische Probleme du in meinem Gedicht siehst und auch was du überhaupt zur Übersetzung sagst, nachdem (falls) du sie mit der portugiesische Fassung verglichen hast. Liebe Grüße, Anna
  8. Das hast du schön gesagt: Wir mögen v.a. Dinge, in denen wir uns wieder finden oder? Ich identifiziere mich sehr mit deinem Fräulein Wehmut... Habe selbst etliche Gedichte, da würde sie (vielleicht) verstehend mit dem Kopf nicken... Aber vielleicht auch nicht. Na, wenn du mal die 4. Strophe wieder finden solltest, immer her damit. Wer weiß? Vielleicht macht sie das Gedicht doch noch runder, als es eh ist. Und ich bin gespannt auf den 3. Teil. Liebe Grüße, Anna
  9. Vielen Dank nochmal, Torsul, für deine Ausführlichkeit und Vorschläge. Eine ausführliche Antwort meinerseits schicke ich so bald wie möglich (hoffentlich morgen Abend). Für den Moment nur so viel: Ich glaube, wir haben hier weniger mit Übersetzungsproblemen und sprachlichen 'Verdrehtheiten' zu tun, als mit einer Geschmacks- und Meinungsfrage... Da, wo du grammatische/lexikalische Probleme siehst, sind ja keine, sondern Altertümelndes und/oder Übliches in der Lyrik-Sprache und/oder – das gebe ich zu – Eigenheiten... Ich liebe z. B. altertümelnde Sprache, genau so wie ich sehr viel Wert auf Metrum lege. Formelle Aspekte wie diese sind in konstantem Wechselspiel mit dem Inhalt, der ausgedrückt werden soll, immer hin und her... Dahinter steckt ein Konzept, das dem der deutschen Romantiker verpflichtet ist. Man könnte fast sagen eine Poetik, aber es ist eher eine Art Therapeutik. Liebe Grüße, Anna
  10. Danke Torsul für das Willkommen und deine ausführliche Einschätzung. Ja, du hast recht - zu dem Thema gibt es kaum etwas, das noch nicht gesagt worden wäre. Freut mich zu lesen, dass mein Gedicht da wohl anderes sei. Eigentlich wollte ich nicht so sehr Inneres auf die Außenwelt übertragen, sondern vielmehr oder genauer: den Kontrast zwischen beiden herstellen (schöne, unbefangene Außenwelt, 'normale' vs. wehmütige, 'unnormale' Innenwelt). Aber v.a. wollte ich da das Gefühl von Substanzlosigkeit und Verstoßenheit aus der schönen Außenwelt zum Ausdruck bringen (kein Schatten, kein Spiegelbild, wofür übrigens meine geliebten Chamisso und Hoffmann Pate standen...). Und nun zur Form... Na, ich weiß nicht... Ob dir Holprigkeiten in der deutschen Version aufgefallen wären, wenn du nicht gewusst hättest, dass es eine Übersetzung ist?... Hmm... :wink: sehr ungebräuchliche Formulierungen und zum Teil eine sehr verdrehte Syntax sagst du... Nun ja, das gibt's auch in meinen portugiesischen Texten... Und Letzteres - verdrehte Syntax - sieht man eigentlich andauernd in deutschen Gedichten auch (oft wegen Hebung-Senkung-Wechsel). Man siehe z.B. Brentano. Okay, da wirst du sagen "Aber Brentano, das war vor fast 200 Jahren..." Aber auch hier im Gedicht-Forum sehe ich das oft. Davon abgesehen - sag mir bitte einfach genau, welche ungebräuchliche Formulierungen und syntaktische Verdrehungen dir aufgefallen sind. Denn ich will mich auch bessern. :wink: Aber du hast vollkommen recht - es ist nicht einfach, Lyrik zu übersetzen. Aber dazu ein andermal. Ich poste mal die Tage eins meiner deutschen Gedichte, einfach mal so zum Vergleich. Tja, wenn ich die Technik besäße, würde ich anbieten, das Gedicht auf Portugiesisch aufzunehmen und dir zu schicken, aber... Liebe Grüße, Anna
  11. Hallo Wolkenwolf, habe neulich ein wenig im Dichter-Forum rumgestöbert und bin bei einigen Autoren hängen geblieben und du bist einer davon. Deine Gedichte gefallen mir sehr, in Form und Inhalt. Auch ich liebe diese Form, die an mittelalterliche Lieder erinnert, mit ihren kurzen Versen, ihren regelmäßigen Reimen, Hebungen, Senkungen, ihrer schlichten Schönheit und Musikalität - Dichtung zum Vortragen (und wenn auch kein Zuhörer dabei ist). Aber das ist natürlich nichts, wenn inhaltlich nichts Gescheites dabei ist... Und Letzteres trifft bei deinen Gedichten nicht zu (zumindest nicht bei denen, die ich gelesen habe). Wie z.B. bei den beiden Fräulein-Wehmut-Gedichten... Wunderschöne Gedichte... Da gehen mir viele Fragen durch den Kopf... Z.B. im 2. Teil, warum mag sie nicht die Sterne (jeder für ein Lebensjahr) sehen? Weil sie sie erinnern, dass sie so alt ist bzw. sich so alt fühlt? Oder - umgekehrt - weil sie noch so viele Jahre vor sich hat (im 1. Teil ist ja eine Todessehnsucht unverkennbar)? Oder weil sie in ihrer (wehmütigen) Natur nicht fähig ist, die Schönheit des Abendhimmels zu sehen? Oder weil sie weiß, dass ihre (wehmütige) Natur mit der Schönheit des Himmels unvereinbar ist...? Oder oder oder... Und darf ich fragen - wer stand Pate für Fräulein Wehmut? Die Wehmut als menschliches Gefühl oder ein bestimmter Mensch... Anders als effraie finde ich die 3 Strophen in sich schlüssig. Sie werfen etliche Fragen auf, aber weitere Erklärungen im Gedicht selbst würden seinen Zauber stören... Ja, das war Fräulein Wehmut im Sommer. Wie geht es ihr z. Zt.? Liebe Grüße, Anna
  12. Danke Baz für das Willkommen und die positive (wenn auch knappe) Reaktion auf das Gedicht. Ich bin etwas überrascht, dass du nach der Originalversion fragst, ohne vorher zu fragen, in welcher Sprache sie verfasst wurde. Und wenn sie in einer Sprache ist - in diesem Fall Portugiesisch -, die du nicht verstehst...? :? Für alle Fälle - hier ist sie: No dia em que foste embora I (do Cancioneiro do Amor Sombrio) No dia em que foste embora, fui à rua sem demora; fui à rua e sol fazia – a minha sombra eu não via. O mundo todo era neve, o pé dos passantes, leve, rangia ao tocar o chão – o meu pé pesado, não. Nas vidraças espelhadas, imagens eram marcadas: gente, carro, poste, cão – busquei meu reflexo em vão. O mundo não se alterara (coisa estranha, coisa rara...): normal, ele ‘inda existia – a mim, grande anomalia, ele não mais conhecia... (03.08.2010)
  13. Anna Flores

    Am Tag, da du gingest fort I

    Hallo zusammen, das ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Es ist ein Gedicht, das ich ursprünglich in meiner Muttersprache verfasst und dann ins Deutsche übertragen habe. Bin gespannt auf Kommentare. An dem Tag, da du gingst fort I (aus der Liedersammlung Düstere Liebe) An dem Tag, da du gingst fort, ging ich auf die Straß’, sofort; draußen war viel Sonnenlicht – meinen Schatten sah ich nicht. In der Welt, vor Schnee erbleicht, der Passanten Füße, leicht, knirschten auf der Eisesschicht – meine schweren Füße nicht. Fensterscheiben, Spiegeln gleich, zeigten sich an Bildern reich: Menschen, Tiere, Stock und Stein – nirgends war mein Widerschein. Ganz wie eh’ die Welt doch war (wie bizarr, wie sonderbar…): ganz normal sie noch bestand – mich, Anomalie markant, hat sie wohl nicht mehr erkannt… (03.08.2010: portugiesisches Original) (09.10.2010: deutsche Nachdichtung von der Autorin) LG, Anna
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.