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  1. Vogelflug

    Geburtstag

    Eine Entscheidung Ich habe kaum klare Erinnerungen an meine Kindheit. Die sind mehr atmosphärisch, selten klar und konkret. So sticht mein dreizehnter Geburtstag deutlich daraus hervor. Der Tag, an dem ich eine folgenschwere Entscheidung traf. Für mein ganzes Leben. Ich weiß noch, dass ich am Morgen, bevor ich zur Schule musste, mit meiner kleinen Schwester allein in der Wohnung war. Mutter hatte Frühschicht, und Vater vielleicht auch, oder er schlief, nachdem er kurz nach sechs aus der Nachtschicht kam. Musste ich auf irgend etwas achten, damit meine fünf Jahre jüngere Schwester auch rechtzeitig zur Schule losging? War ich dazu in der Lage? Oder war sie in solchen Sachen schon selbständig? Selbständiger als ich? Wahrscheinlich. Ich kam fast jeden Tag zu spät. Obwohl mein Schulweg nur etwa dreihundert Schritte maß. Ich war in der achten Klasse, sie in der dritten. Ich weiß wenig über sie, habe kaum Bilder von ihr im Kopf oder eben diese klaren, konkreten Erinnerungen an sie und von unserer gemeinsamen Kindheit. Ich ging meiner Schwester möglichst aus dem Weg. Das war nicht schwer. Wir hatten meist jeder ein eigenes Zimmer. Wenn nicht unsere ältere Schwester mal wieder zuhause wohnen musste. Der erste Mann, das erste Kind. Keine eigene Wohnung. Ihm gefiel der familiäre Anschluss. Alleiniger Sohn einer alleinstehenden Mutter, war er an den Zuhause-Rundumservice gewöhnt. Arbeiter im Maschinenbau. Schwere Arbeit. In der Freizeit Fußball in der Betriebsmannschaft. Ansonsten essen und schlafen. Wie hatte unsere Schwester ihn nur kennengelernt, sich gar verliebt? War das passiert? Heiraten und Mutter werden, um rauszukommen aus dem Elternhaus war ihr Plan, erzählt sie mir viel später. Keine Liebe. Beim Tanzen kennengelernt. Vielleicht verliebt. Irgendetwas muss ja gewesen sein, dass sie in ihm eine Chance sah. Dann das Kind. Und keine Chance auf eine eigene Wohnung. Soll sie sich doch drum kümmern, denkt der Maschinenbauer. Mir reicht es so. Das erzeugt Spannungen. Die Ehe zerbricht schnell. Drama, Geschrei, die nächste alleinerziehende junge Mutter im Land. Das Kleinkind ist bei uns gut aufgehoben. Abends schläft es irgendwann, dann geht sie kellnern. Und wieder tanzen. Hat die nächste Bekanntschaft. Charmant. Athletisch. Potent. Als sie ihm die Schwangerschaft sagt, ist er weg. Vater will er nicht sein. Noch nicht oder nicht mit ihr. Sie hat die Schnauze voll von den Männern. Ein paar Monate Kampf, ein paar niederschmetternde Wohnungsangebote, das schlimmste nur hundert Meter von zuhause entfernt, der Umzug wäre ein Kinderspiel zu Fuß geworden – aber Altbau mit Klohäuschen auf dem Hof? Das mit zwei kleinen Kindern? Ich weiß nicht, womit sie Druck gemacht hat, jedenfalls kam danach ein Angebot, das sie akzeptieren konnte. Altbau, ja, okay, nicht der Traum. Aber drei Zimmer, und das Klo wenigstens „halbe Treppe“. Im grünen Hof würden die Kinder vielleicht spielen können. So kam es. Und wir Jüngeren bekamen wieder jeder sein eigenes Zimmer. Ich kann mich an kein Geschenk erinnern, das für mich dagelegen hat, an diesem dreizehnten Geburtstag. Kann sein es gab eins, kann sein es gab keins. Wenn, dann von Mutter. Ein Pullover, ein Buch, vielleicht ein Fünfmarkstück. Ich hatte begonnen samstags ins Stadion zu gehen, wenn Vorwärts Heimspiel hatte. Immerhin zweite Liga! Für Eintritt, Limo und Bockwurst bekam ich ein kleines Taschengeld. Etwa ein Jahr später wurde es mehr. Die erste Freundin, öfters mal ins Kino, die Treffen im Jugendklub, erste Discobesuche, eine neue Fußballliebe. Fahrten in die Bezirksstadt. Da rollte die erste Liga. Mit tausenden in einem richtigen Fußballstadion, das war geil. Solange ich keinen Alkohol trank und mich auch sonst „benahm“, konnte ich mit einem Taschengeld rechnen, das mir genügte. Nach Schulschluss begann es zu schneien. Froh darüber ging ich nach hause. Ich liebe Schnee. Die Winteratmosphäre. Die im Winter ungewohnte Helligkeit. Die gedämpften Geräusche. Die allgemeine Verlangsamung aller Bewegungen. Ich liebe es, Krähen im Schnee zu beobachten. Und das an meinem Geburtstag! Ich habe mich sehr auf den Nachmittag gefreut. Bin allein, als ich heimkomme. Vielleicht schlief Vater noch. Später erscheinen Mutter, Vater und die kleine Schwester nach und nach. Ich stecke den Kopf aus meinem Kinderzimmer und lausche, erwarte Geschirrklappern, das Schnaufen der Kaffeemaschine. Denke, dass die Oma bald klingeln wird. Erwarte, dass mal jemand zu mir kommt, um mir zu gratulieren. Nichts. Stattdessen plötzlich irgend ein Geschrei. Wie an fast jedem Tag. Schließe meine Tür leise. Der gewohnte graue Schleier legt sich um mich. Ich versinke in meiner Traurigkeit. Dann wird die Tür aufgerissen und Mutter tobt auch mich an, für irgendetwas, das ich wieder nicht gemacht, falsch gemacht, kaputt gemacht oder sonstwas gemacht habe. Wahrscheinlich bekomme ich ein paar Ohrfeigen. Muss heulen. Es dauert, bis ich halbwegs wieder zur Ruhe komme. Ich will weg hier, denke ich. Richtig weg, weit weg. Dann musst du es tun, sagt eine Stimme in mir, losgehen! Ja, antworte ich. Als in der Wohnung alles wieder still ist, schleiche ich mich zur Garderobe, nehme den Anorak vom Haken. Meine kleine Schwester steht plötzlich neben mir. Fragt leise, ob ich weggehen will. Ich sage „ja“. Zögere einen Moment, frage sie, ob sie mitkommen will. „Ja.“ Gemeinsam schleichen wir uns aus der Wohnung. Stundenlang trotten wir ziellos durch die Stadt. Ich meide die größeren, hell erleuchteten Straßen, ich habe Schiss vor Polizisten. Dass wir einfach zwei unauffällige Kinder zwischen vielen anderen Passanten sind, begreife ich nicht. Ich fühle mich, als stünde auf meiner Stirn „weggelaufen!“. Wo willst du hin, fragt mich die Kleine. Ich überlege. Sage „Weg, weiß nicht. Einfach weg.“ Und meine sterben. Am liebsten wäre ich tot, denke ich. „Meine Füße frieren.“ sagt sie. Meine Schuhe sind auch durch. Nass und kalt. So kann ich nicht weggehen. Und sterben? Mit der an der Backe? Ich kann noch nicht zurück gehen. „Noch eine halbe Stunde?“, frage ich sie. „Gut“, sagt sie. Als wir uns der Wohnung nähern, bekomme ich Angst, dass schon eine Suchmeldung nach zwei fortgelaufenen Kindern, dreizehn und acht Jahre alt, aufgegeben wurde. Wir schleichen uns wieder hinein. Nichts Auffälliges. Nach und nach begreife ich es. Den Eltern war nicht aufgefallen, dass wir weg waren. Dann gibt es wenigstens dafür keine Prügel, denke ich. Noch fünf Jahre. Schaffe ich das? Ich beschließe es. Beschließe, nicht sterben zu wollen. Alles zu ertragen, bis ich frei gehen konnte. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Völlig frische Niederschrift. Noch nicht dran gefeilt. Mich interessiert trotzdem schon, ob der Text anspricht. Ob er für sich stehen kann. Oder auch als Romananfang. Ich beginne gern Romane. Was vielleicht störend ist, ob er vielleicht zu spröde ist, wo Informationen fehlen, interessiert mich. Danke schon mal fürs Lesen!
  2. Ohne mich Manchmal wünsche ich mir, 10 Jahre in die Vergangenheit reisen zu können. Meinem früheren Ich zu sagen, dass es besser auf sich und sein Herz aufpassen soll. Wenn ich etwas darüber nachdenke, bin ich davon überzeugt, dass ich die Fehler erneut begehen würde. Das tue ich jetzt schließlich auch. Laut schreie ich, dass ich mehr Prinzipien brauche, dass ich mich verändert habe und weiß, was ich will. Doch in meinem Kopf läuft die Dauerschleife meines immer währenden Ohrwurms, der mir weiß machen möchte, dass ich unsicher, altruistisch und inkompetent bin. Beweis mir das Gegenteil. Ich wünschte, dass ich das könnte. Mich von meiner selbst überzeugen. Allen anderen zeigen können, wer ich bin und was ich kann. Stattdessen lecke ich meine Wunden aus Kindheitstagen und bringe mein Gehirn dazu mehrere hundert Kilometer zurück zu wandern in das Tal der Einsamkeit, in dem ich mich eins befand. Vielleicht fühle ich mich dort wohler, als mir bewusst ist. Dinge, die mir gesagt wurden, spielen sich immer wieder in meinem Kopf ab. Auf voller Lautstärke höre ich nur, dass ich nicht genug bin. Vermutlich hat sich das so tief eingebrannt, irreversibler Schaden, der mit einer bloßen Therapie lediglich ausgelüftet wird, wie eine muffige und verschwitze Decke am morgen. Fenster sind aufgerissen, doch der Geruch des Schweißes und der mit offenem Mund erlebten Träume schweben in der Luft. Es tut genauso weh wie damals. Alles ist anders, folglich sollte ich das doch auch sein. Anders denken und handeln, reifer sein, mutiger sein, entspannter sein und nicht so viel auf die Meinung und die Worte anderer geben. Doch stattdessen hänge ich, sitze fest, hinter den von mir aufgestellten Mauern. Rufe, dass mich nie wieder jemand so verletzten wird und baue gleichzeitig eine Tür, damit jeder sie einrennen kann, sobald er möchte. Sobald er mir nahe treten will. Sobald er mich verletzten will. Damit ich mich so ungenügsam wie beim ersten Mal fühle, als mir jemand klarmachte, dass ich nicht perfekt sei. Vielleicht brauche ich die Distanz, weil sie gleichzeitig Nähe schafft. Es gibt einen Grund zu reden, etwas zu klären, sich nahe zu kommen und sich erneut zu finden. Ein kleiner Neuanfang, als wäre nie etwas passiert. Wir fangen bei null an. So wie immer. Wir wachsen zusammen und zerstören daraufhin, was wir mit großer Mühe aufgebaut haben. Bedingungslose Akzeptanz und Zuneigung, würde ich gerne erfahren. Von mir. Von anderen. Das Verständnis, was ich versucht habe für jeden Menschen der mir etwas bedeutet aufzubringen, und durch die Realität, dass nicht jeder dir das gibt, was du ihm gibst, enttäuscht wurde. Jeder lebt in seinem kleinen Universum und entscheidet, was subjektiv betrachtet das Richtige für sich ist. Ich wäre bereit mein Universum zu teilen, in ein Neues reinzublicken; aber auch nur dann, wenn ich die Gewissheit habe, dass dieser Mensch nicht wegläuft. Wegläuft als wäre ich ein Bär auf der Jagd nach Futter. Wegläuft, als hätte ich etwas getan, was man nicht verzeihen kann. Mich anschweigt, als wäre ich es nicht Wert eine Erklärung zu bekommen. Mich ignoriert, als wäre ich nicht vollkommen, oder gar existent. Stattdessen warte ich, bettle ich, bitte ich um eine einfache Antwort. Immer und immer wieder. Mit der Hoffnung, dass jemand kommt, bei dem ich keine Angst haben muss, dass genau das, was immer passiert, passiert. Und während ich warte versuche ich unweigerlich anderen Menschen mit ihren Problemen zu helfen. Höre ihnen zu, beschäftige mich mit ihren Anliegen, zerbreche mir den Kopf, rede meinen Mund fusselig. Ebenso wie ich mich stundenlang mit alten, bereits gesehenen und auswendig gelernten Serien vergnüge. Nur, damit ich mich nicht mit mir selbst beschäftigen muss. Nur, damit ich mich nicht selbst dabei ertappe, wie ich de Fehler begehe, vor denen ich andere bewahren möchte. Nur, um mir das Gefühl zu geben Nichts fühlen zu müssen, weil ich weiß wie schwer es ist sich mit seinen eigenen Emotionen auseinanderzusetzen und es lediglich weiß, da ich nie gelernt habe, was es bedeutet, sich mit seinen Emotionen auseinanderzusetzen, da dies bedeuten würde reden zu müssen, und reden eine Fremdsprache für uns war und ist.
  3. Vom Wein gefärbte trockene Lippen öffnen sich. Sitzt sie an die Mauer gelehnt auf der Straße. Kalt wie der nackte Boden unter den Lumpen. Über ihr läuten schon die Opiumglocken hinter den Fenstern. Die Sonne geht auf. Auch für die Verdammten und Vergessenen. So bricht sich das Licht ein letztes Mal in ihren glasigen Augen, sie blinzelt nicht. Und mit der Nacht, die blutig stirbt am Horizont, entweicht ihr Leben als letzter warmer Seelenhauch, aus ihrem Mund. Hinfortgeweht von kühler Brise. Es wird hell. Ein neuer Tag erwacht, über den vielen rauchenden Schornsteinen der Stadt.
  4. Darkjuls

    Kein Weg zurück

    Kein Weg zurück Aufwirbelnder Staub Regen prasselt auf warmen Boden zuckende Blitze und wenig Entzücken beim angstvoll zitternden Baum es wird ihn zerreißen, denkt er ein Knall, Tosen, dann Stille tief getroffen vermochte er sich nicht zu behaupten seiner Krone beraubt fürchtet er keine Konfrontation mehr
  5. Joshua Coan

    Feldforschung

    „Geh dahin wo der Rauschpfeffer wächst!“, sagte mir der Prof! Die verdammten Tonga Inseln! Kao oder so ähnlich Ein scheiß Vulkan! Und kein Lift oder Gondel, ich schnaufe Hake, hifo, hiva, fiha, tahi, mohe… das muss reichen! Wie kommt man nur auf so einen Blödsinn? Was macht man nicht alles für… ja für was eigentlich? Ich weiß es nicht Aber wenn ich schon mal hier bin, hol ich mir ein krasses Selfie Da sind sie ja! Ein paar Blätter Schmecken grün Und pflanzlich Und jetzt? Ich nehm ein paar mit und mach mir später einen Tee Erstmal ausruhen und die Aussicht genießen Na ja, zumindest besser als zu Hause, sinnfreie Gedichte schreiben vor dem PC Mal schauen, welche Pflanze ist die Nächste auf der Liste… Olibanum, auf nach Somalia!
  6. Joshua Coan

    Nachtschicht

    Im ewig langen Korridor flackert das schwache Licht Sein Ende liegt ganz in Dunkelheit Es tropft aus den alten Rohren von der Decke Schaben flüchten vor meiner Taschenlampe Jeder Schritt hallt nach zurückgeworfen von den Wänden Die vielen Schlüssel am Bund rascheln pflichtbewusst mit Generatoren surren leise beim Vorübergehen Es stinkt nach nassem Stein und Kalk Dann endlich die verbeulte Metalltür erreicht Drehe mich ein letztes Mal um Das Licht flackert wie es soll und weit dort hinten liegt der Lagerraum ganz im Finstern Dann endlich zurück vor den vielen Monitoren Noch zwei Donuts in der Schachtel Ich falle wie ein Stein in den knarzenden Stuhl Reib mir die Augen doch das Denken bleibt schwer Die Heizung voll aufgedreht doch wärmt sie nicht Es ist kalt und furchtbar still im Raum Noch eine Runde vor dem Feierabend ist zu drehen Auf meiner Schicht
  7. Kein Feuer brennt im Kamin. Nur der Ruß liegt noch auf kaltem Stein. Tag ein, Tag aus fällt Licht zwischen die Holzbretter der verstaubten Fenster. Schleicht sich ein wenig Helligkeit in die große Stille ein. Trüb wie ein müder Blick die staubige Luft. Knarzen die Bretter im Winter und Sommer, lebt das Holz doch irgendwie. Die Tapeten lösen sich langsam, abgeschält wie alte Haut. Das Piano mit fehlenden Tasten, zerkratzt und morsch. In einer Ecke Wachsmalfarbenbilder, einst von Kinderhand beseelt. Ein farbiger Stumpf blieb liegen. Eine Spindel neben dem Fenster. Zerbrochen das Rad, kein Faden mehr aufgezogen. Schweigen die Pedalen. Auf dem Tisch ein paar lose Blätter. Das Papier wie bröckelnde Klümpchen, ein paar Sätze, unleserlich blass, gelöscht von der Zeit. Ein Waschtisch mit Becken, verbogene Löffel, verkohlte Pfanne, verschmierte Teller. Die Tür geöffnet nach einer Lebenszeit, sitzt ein alter Mann im Stuhl, versunken in Gedanken.
  8. Am Tag ohne Wiederkehr Am Tag ohne Wiederkehr werden die erschöpften Seelen ambitionierter Männer in kalte Denkmäler verwandelt Im Schatten rotgetränkter Flaggen ruhen weiße Tauben auf den leblosen Trauersteinen Das Gefieder mit Tränen, Staub und Blut bedeckt breiten sie ihre Flügel aus und flattern in die Teilnahmslosigkeit Inspiriert von den Kriegen, die unsere Welt heimsuchen
  9. Darkjuls

    Was zwischen uns ist

    Mich fasziniert das, was noch nicht zu irgendwas deklariert wurde. Mich reizt, was zwischen uns geschieht ohne unseren Willen allein dem Gefühl geschuldet. Diesem Magischen, dieser Anziehungskraft können wir nicht widerstehen. Wir, unseren Empfindungen erlegen, spüren das, was keiner erklären kann, noch bevor es ausgesprochen ist. Uns ist vom ersten Moment an bewusst, keiner wird jemals wieder ohne den anderen sein.
  10. Erinnere dich an die Nacht als der Atem der Liebenden erklang an den Wänden dichter enger Gassen war es zu hören Tauben gurrten an den Dachrinnen so zart wie die Schöpfung ich fühlte meine eigenen Bewegungen Gelächter, das die Ohren der Welt beglückte Glücklicherweise war es der glückliche Anteil aller Menschen des Dorfes dass die zwei betrunkenen Liebenden im Wachzustand keinen Wein mehr brauchten Und wer behauptet, diese reine Wahrheit diese wahre Liebe passt nicht? Sind wir nicht geboren, um uns zu verlieben? Also, willst du den Weg alleine beenden? Kannst du nicht sehen, wie ich dich ansehe… Kannst du nicht hören, wie mein Herz für dich schlägt?
  11. Die Geschichte der Yeziden ist nicht nur eine tragische Geschichte. Sie ist vor allem eine Geschichte der Hoffnung nach Frieden in der Identität und ein Ankommen miteinander als Menschen. Sie ist das fröhliche Singen der Frauen auf den Strassen meiner Grosseltern und das Geschichten erzählen der alten Menschen, die ihre Gebetsketten an allen Ecken der Strassen bespielen. Wer hätte es gedacht, dass das Meiste verschwindet? Und wer wird sich noch daran erinnern? Oder darüber berichten, was wir Menschen brauchen? Plus Vertonung auf Kurmanci - die verbotene Sprache MyRec_0407_2348.m4a dayê lez bike şev dikeve wek betaniyek ez sar im şev li pêş min e direj u xurt derengiya şevê ez giriyam û ez kûr im Ji ber ku min nikarîbû valahiyê tijî bikim min çîroka beje ku em ne 'Tenê bûn û em ne poşman bûn destên me ji hev ketin dayê nizanim çi min dişkîne çi çavên min digirîn ez pir azad im ewqas azad wek kevokê bê mal bêje keça min ez nikarim ji ew re tiştekî bibêjim bêje keça min tu rojê dibini? bêje keça min negirî û em dixwazin bibin yek u xurt. bibim axa xêlke û di xewnên min de keça min rabe û li ber rojê dikine Mutter beeil dich die Nacht fällt wie eine Decke und mir ist kalt Die Nacht liegt vor mir lang und stark spät in der Nacht habe ich geweint und ich bin nur tief weil ich die Leere nicht füllen konnte Erzähl mir die Geschichte, dass wir damals nicht allein waren und nichts bereut haben Unsere Hände fielen auseinander, Mama ich weiß nicht was mich zerbricht warum ich weine Ich bin so frei und fremd wie eine Taube überall angekommen Sagt es meiner Tochter Ich habe keine Worte für das Wortlose Sagt es meiner Tochter Siehst du die Sonne? Sagt es meiner Tochter Nicht weinen! Wir wollen eins und stark sein Wir werden das Land der Menschen In meinen Träumen steht meine Tochter auf und lächelt zur Sonne
  12. Joshua Coan

    Das Dach der Welt

    Auf Augenhöhe mit den Wolken Die wie Nebelgeister durch die Straßen schleichen Während goldene Walzen sich in den Mauern drehen Stumm Gebete des Segens durch den Tag sprechend Bunte Fahnen auf Leinen wehen von den Dächern Überspannt von Haus zu Haus Die wie aus dem Stein gehauen in den Nischen des Berges sitzen Und kleine Blumen versteckt aus Schotterritzen wachsen Das Atmen will hier gelernt sein Wo mich jeder Schritt die steile morsche Holztreppe rauf An meine Erdgebundenheit erinnert Doch oben lockt mich ein sakraler Duft in den Tempel Wo tausend Glocken läuten meinen Geist zu reinigen Wo sie seit den ersten Sonnenstrahlen mit einer Tasse Tee Auf roten Kissen in ihren orangen Roben sitzen In sich versunken versuchen das Leben zu verstehen Und die Gelassenheit und Leichtigkeit der Leere zu spüren Ich stehe an der Türschwelle und such mir einen freien Platz In ihrer Mitte
  13. Joshua Coan

    Morgendämmern im Wald

    Die Nacht verliert ihren Schrecken Und die Tränen die in ihr gefallen Glänzen am Morgen als Tau auf den Blättern Durch kühlen Nebel verheißungsvoll und leicht Schwebt die Sonne zu den Kronen Weckt dabei mit tausend Strahlen Sanft aber beharrlich Alles was das Licht berührt Und alles gähnt und streckt sich wach Schüttelt den Frost der Träume von sich Die Luft wird warm doch frisch und erfüllt Von Kräutern, Moos, Nadeln, Rinde Und den süßen versteckten Blüten Deren Duft sich wie Fäden ziehen Meine Nase streifen Und mich versenken im Moment der Ruhe Als wäre er auf ewig ein Versprechen Eines immer währenden Aufbruchs
  14. AUS LIEBE ZU DIR Der Rauch deiner Zigarette reizt meine Augen, doch mit verklärtem Blick bitte ich dich, einen Zug probieren zu dürfen. Was macht man nicht alles aus Liebe. Es gab keine Zigarette danach. Rauchen kann tödlich sein.
  15. Darkjuls

    Gefühlte Zeit

    GEFÜHLTE ZEIT Frage nicht den Verstand, wenn du eine gefühlvolle Antwort erwartest und wundere dich nicht über die Antwort zu viele Fragen, ohne Sinn und Verstand ohne ein Verstehen, um zu Verstehen vom Verstand geleitet, ließ die Antwort aus dem Herzen heraus eine gefühlte Ewigkeit auf sich warten war dann aber wunderbar für die Gefühlswelt - verständlicherweise - erhoffe keine Wunder, sondern nutze die Zeit, um und mit Herz und Verstand zu verstehen
  16. Es war schon weit nach Mitternacht, als der kleine Junge in seinem dunkelgrünen Pyjama auf das mondscheinbenetzte Meer hinausblickte. Zum ersten Mal konnte sich die Familie einen solchen Urlaub leisten und er wollte nicht genug von der Umgebung kriegen. Er blickte auf die rauschenden Palmen entlang der Küste, auf das glänzende und gleichzeitig tiefschwarze Wasser. Der Wind, der durch die Pflanzen fuhr, klang wie flüsternde Stimmen und der Schatten des Jungen schwamm verzerrt auf dem Wasser. Er verstand nicht, wie seine Eltern jetzt schlafen und diesen Anblick verpassen konnten; nein, er verstand nicht, wie irgendjemand jetzt schlafen konnte. Er stand dort, an der steinigen Küste und lauschte den Wellen, als er die Stimme hörte, die ihn wissen ließ, dass er nicht allein war. „So spät noch alleine draußen?“ Der Junge schreckte auf. Hinter ihm stand jemand, ein Mann mittlerer Größe, doch für den Jungen schien er riesig. Seine dunkle Gestalt ließ keine Gesichtszüge erahnen und sein Umriss wirkte unförmig und steif. „So spät?“ wiederholte die Stimme, als der Junge nicht antwortete. Doch bevor er etwas erwidern konnte, verschwand der Mann. Er konnte nicht sehen, wohin er gegangen war und es hatte den Anschein, er hätte sich in Luft aufgelöst. Der nun von Panik gezeichnete Junge rannte den Weg zurück zu seinem Hotel hinauf. Gerade noch hatte er sich gewundert, wie man diese bezaubernde Nacht verschlafen konnte, nun bereute er es, wach geblieben zu sein. Er zitterte vor Angst, als er das Gebäude betrat. Die hellen Marmorfliesen wirkten kalt und glatt, geradezu bedrohlich; als wollten sie, dass man auf ihnen ausrutscht. Als der Junge, immer noch zitternd, sein Hotelzimmer betrat, fand er seine Mutter schlafend vor, das Bett von seinem Vater war leer. Von hinten spürte er urplötzlich eine kräftige Umarmung und eine vertraute Stimme flüsterte in sein Ohr: „So spät noch alleine draußen?“
  17. Darkjuls

    Unverschämt

    "Wie haben Sie mich genannt? Alte Schrulle? Habe ich das eben richtig verstanden? Das ist ja der Wipfel der Unverschämtheit!", fauchte ich den Mann hinter mir an. "Das heißt Gipfel", erwiderte dieser genervt. Ich rollte die Augen: "Sie sind wohl ein ganz Schlauer, was!?" Er winkte ab und wollte sich gerade wegdrehen, als ich ihn anfuhr: "Nur, weil ich meinen Einkauf nicht in Rekordzeit auf das Band schmeiße, Sie mit ihrer Packung Kaugummi und der Zeitung nicht vorlasse, müssen Sie ja nicht gleich ausfallend werden. Hätten Sie einen Einkaufswagen, würden Sie mir den in die Hacken rammen, so einer sind Sie! Auf die Idee mir beim Auspacken zu helfen, kommen Sie wohl nicht, was? Natürlich ist das nur eine Traumvorstellung oder eine Utopie, die mir im Kopf rumschwirrt, dass alle Menschen nett zueinander sind und sich helfen." Herr "Ich hab´s eilig" baute sich nun richtig auf und meinte: "Nett, ist ein gutes Stichwort. Sie könnten mich einfach kurz vorbei lassen und in aller Ruhe weiter ihren Kram auf das Band legen." Wütend blitzte ich ihn aus dunklen Augen an, lächelte gekünstelt und antwortetet betont freundlich: "Ihr Charme wirkt auf mich gerade derart narkotisierend, dass ich soeben beschlossen habe, Sie durch zu winken." Als ob das nicht schon die höchste Peinlichkeitsstufe wäre, opferte ich meinen Stolz auf dem Scheiterhaufen der Vernunft und entschuldigte mich für mein Benehmen. Schließlich wollte ich mit gutem Beispiel vorangehen. "Ich habe gleich einen wichtigen Termin und ein sehr enges Zeitfenster neben Haushalt, Kindern und Einkauf, aber was soll´s? Also verzeihen Sie meine Respektlosigkeit und gehen Sie halt vor!" Kopfschüttelnd schlängelte sich Mister Wichtig nun an mir und meinem noch immer gut gefüllten Einkaufswagen vorbei. Dabei donnerte er mir beschwingt seinen Ellenbogen in den Rücken. "Ja, ist denn schon Fastnacht und die Narren sind los oder war das eine Aufforderung zum Tanz, mein Guter? Wenn das so ist, haben Sie sich ja wirklich prächtig als möchtegern Chef kostümiert", entfuhr es mir. Er sah mich fassungslos an und versuchte, die Situation zu beruhigen: "Herrgott, das war ein Versehen. Machen Sie doch nicht so einen Aufstand!" Letztlich zahlte er mit seiner Mastercard und eilte davon. "Leute gibt es!", raunte ich der Kassiererin zu. Nun musste ich mich aber wirklich beeilen, um noch halbwegs pünktlich in der Schule beim neuen Direktor zu erscheinen, um mich für das ungebührliche Benehmen meiner Tochter gegenüber einem Lehrer zu rechtfertigen. Der Einkauf wurde also schnell im Haus abgeladen, bevor ich mich auf den Weg ins Gymnasium machte. Eine Viertelstunde zu spät, gar nicht mal so übel, dachte ich mir. Nachdem ich tief Luft geholt hatte, klopfte ich an die Tür des Schulleiters, Herrn Horst. Drei Mal dürft ihr raten, wer mir gegenüber stand. Ebenfalls merklich überrascht bat mich der Direktor mit den Worten ins Zimmer: "Ganz die Tochter, Frau Klein! Gut, dass wir uns nun einmal in aller Ruhe unterhalten können." Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Hier konnte ich für meine Tochter kaum mehr die Kohlen aus dem Feuer holen. Schmunzelnd dachte ich aber bei mir, der eine heißt "Horst" und die andere macht sich zu einem. Nun ja, wäre es anders gekommen, was würde ich wohl in meine Memoiren schreiben? Gut, dass es Zufälle und Sprüche wie diesen gibt: Man sieht sich immer zweimal im Leben!
  18. Darkjuls

    Durch die Blume

    Dem geflügelten Wort: "Durch die Blume gesagt" auf den Grund gegangen: "Etwas durch die Blume sagen". Jeder kennt die Redewendung, doch weiß der Geier, wo sie herkommt, nein, aber ich weiß es. Sie ist eine abgeschwächte Form von "unverblümt", also voll krass die Wahrheit sagen und umschreibt diese mit freundlich klingenden Worten. Urheber war ein Mönch namens Daniel. Als unser Abt also vor vielen Jahren noch in völliger Abstinenz im Kloster lebte und seinen täglichen Rosenkranz betete, fiel ihm ein, dass nicht nur die Blumen im Klostergarten Wasser brauchten, sondern er selbst auch lange nichts Gescheites getrunken hatte. Er sinnierte, was ihm alles zur Verfügung stünde, um ein leckeres Getränk zu kreieren. Da bei seinen Klosterbrüdern Hopfen und Malz noch nicht verloren waren und sie genug Wasser hatten, brauten sie ein leckeres Fassbier. Doch woraus sollten sie es trinken? Beim Beten ging einem der Mönche ein Licht auf. Er fand, dass die gefalteten Hände wie eine Tulpe aussahen und er formte aus Ton ein Gefäß, welches unserer heutigen Biertulpe zum verwechseln ähnlich sah. Daniel war entzückt. Das Bier sprudelte nur so in die Tulpe und schäumte mächtig. Jeder weiß, dass man die Schaumkrone vom Bier noch heute "Blume" nennt. Es wurde gefeiert, was das Zeug hielt. Das Bier lief in Strömen und die Mönche mit der schwachen Blase häufiger zum stillen Örtchen. Lediglich unser trinkfester Vorsteher des Klosters, der Daniel, später auch bekannt als "Daniel D(r)üsentrieb", lachte darüber und jubelte seinen Brüdern zu: "Prost!", abgekürzt für: "Ich wünsche eine gesunde Prostata!" (auch Vorsteherdrüse genannt) Unter dem Einfluss des Gebrauten war er stets gewillt, die Wahrheit zu sagen, aber leider nicht mehr so richtig dazu in der Lage. "Meine Schafe!", rief er und meinte: "Ihr Hammel! Lasst uns beten!" Aber die lustige Truppe konnte nicht an sich halten. Das Bier entfaltete seine volle Wirkung. Der inzwischen selbst stark angetrunkene Daniel lallte:" Haltet den Schnabel!" Zu sagen: "Haltet eure Mäuler!", wäre zu direkt gewesen und kam ihm auch nicht mehr über die Lippen. Ach du heiliger Bimbam, dachte er und machte einen Abgang. Es war auch genau jener Abend, als ihm die drei Gestalten erschienen, die er später in seiner Bildergeschichte als Tick, Trick und Track darstellte und die in einer Sprechblase lediglich zugaben, ein Schlückchen "Klosterfrau-Melissengeist" getrunken zu haben. Seither ist klar, dass Betrunkene immer die Wahrheit sagen, dazu aber nicht mehr imstande sind, also durch die Blume sprechen. Nicht nur zur Belustigung des Gegenüber, sondern weil es schmeichelhafter klingt, als die unverblümte Wahrheit, hat sich das Reden durch die Blume bis heute gehalten. So ist es, ob ihr es glaubt oder nicht und wer etwas anderes behauptet, der hat von A bis Z gelogen.
  19. Amadea

    Eier aus Stahl - Coming out

    Ja, die Botschaft muss raus! Jetzt weiß Russland, jetzt weiß Europa, jetzt weiß es die ganze Welt: ICH LIEBE LUKAS!!!! es ist nicht so, wie es aussieht, ich sage euch die volle Wahrheit. ich muss es richtigstellen: ich habe es nie so hart gesagt, wie ich es gemeint habe. Ich habe endlich zu ihm gefunden, Ja, ich würde für ihn sogar sterben! Er ist jemand, der auch für mich alles tun würde. Jemand, der mir die Flugzeuge vom Himmel zu holen weiß, und wenn es sein muss, für mich dazu noch das Blaue vom Himmel lügen würde. Jemand, der der ganzen Weltgemeinschaft die Stirn bietet. Ich sage euch: Auf so einen ist Verlass! Und ich sage es hier ganz frei und offen, genau dafür liebe ich ihn. Männer, Seht her! Im Grunde bin ich ein schlechter Mensch, ein Aufrührer. Endlich kann ich ihm meine tiefe und uneingeschränkte Liebe gestehen, ein Geständnis, was schon längst fällig war, meine Gedanken sind endlich verhört worden, und er hat mich überzeugt. Das ist wahre Liebe zwischen Männern. Endlich kann ich aus freien Stücken zu meinen verdrängten Gefühlen stehen. Und auch dem Rest der Welt, der solch eine Liebe vllt. für krank oder gefährlich halten mag, rufe ich zu: Was für ein Mann! Männer, habt keine Angst mehr, steht auf, habt endlich die Eier in der Hose, steht zu euch, wenn es so ist, bleibt locker, habt euch lieb! So schaut doch, ich bin über alle Maßen glücklich, bin der glücklichste Mensch der Welt! Sehe ich etwa anders aus? Würde ich lügen, wenn ich es nicht müsste? Und das sage ich nicht als freier Mann, oder als freier Journalist, der ich im Grunde gar nicht bin, sondern als freiheitsliebender Mensch, und aus Liebe und Achtung zu meinem Land. Es hat schließlich nicht umsonst unserem geliebten Führer über so viele Jahre die Treue gehalten, es hat ihn teuer und lieb, sehr teuer sogar zu stehen bekommen. Das ist real! Das sind unendliche Geschichten, die sich keiner mehr ausdenken kann. Ist das nicht der Wahnsinn?! Außerdem schreibt hier nur einer Geschichte: ER In diesem Land seiner unbegrenzten Möglichkeiten wird jegliche Phantasie gesprengt. Das hier ist kein Lummerland, das ist der große Unterschied. Hier kann ein Spatzenhirn mit den richtigen Verbindungen mehr werden, als nur Lokomotivführer und Marionette. Lukas, schenke meinem kleinen bescheidenen Rest des Lebens weiterhin Freude, Lukas, sei mein put in! Lukas, wenn es sein muss, werde ich sogar deinen hochglanzpolierten Ersatzhoden aus Stahl lieben lernen und küssen, Lukas, ich liebe dich! (Regieanweisung aus dem Off Stop, Stop, Stop! Halt! Was soll denn das bitteschön schon wieder werden? Jetzt hören Sie mal gut zu, junger Freund!, so kommen wir hier einfach nicht weiter! Außerdem scheint das Ihrer Freundin auch keinen Spaß mehr zu machen, sie jammert ja schon wieder, die Ärmste! Ich warne Sie, treiben Sie es nicht zu doll! Also reißen Sie sich bitte gefälligst ein Stückchen mehr am Riemen, solange sie noch lebt!! Meinen Sie etwa, wir kriegen das nicht mit? Wir sind schließlich nicht blöd!! Nochmals: Hier wird nichts zwischen die Zeilen gelegt oder dumm rumgequatscht, ist das Klar? Du liebst ihn nicht! Du verehrst ihn lediglich, du betest ihn an und du fürchtest ihn überalle Maßen... - das ist ein Unterschied- ist das klar? Ob das klar ist? Wir sind nicht zum Spaß hier,wir lassen uns hier nicht aufs Glatteis führen, denn das Eis, lieber Freund, ist dünn, sehr dünn sogar, also passen sie ja auf, ehe ich mich vergesse!! Maske, so geht das auch nicht, da sind mir einfach noch zuviele blaue Flecken am Hals, die müssen später alle raus! Wer ist denn nur auf diese saublöde Idee mit dem Stachelhalsband gekommen? Also bitte nochmal Ruhe und volle Konzentration!! Alle auf Position, Klappe 1 die fünfundsechzigste :
  20. Abschied! Als sie ihn aus der Therapie verabschiedeten, ging er mit ernsten Gesicht. Er hatte die Zeit nicht nutzen können um sich zu öffnen. Die vielen Gespräche und Auseinandersetzungen in der Gruppe halfen ihn nicht weiter. Im Aufnahmegespräch wurde er gefragt warum er hier sei. Er gab eine für sich vorgefertigte Antwort. Ich bin Alkoholiker und brauche Hilfe. Er konnte einfach nicht aus sich heraus und blieb verschlossen. Während der Zeit gab es so viele Möglichkeiten sich selber näher kennenzulernen. Er konnte nicht. Manche Auseinandersetzungen mit den Therapeuten verhärteten ihn immer mehr. Aus einer anderen Gruppe lernte er jemanden kennen. Mit ihm verstand er sich. Trotzdem schaffte er es nicht näheres von sich zu erzählen. Als der Abschied nahte, ging er ohne eine Gefühlsregung. Trotzdem hatte tatsächlich diese lange Zeit durchgestanden. Doch der Druck in ihm war viel zu hoch. Er hatte kein Konzept dagegen gewollt denn dann hätte er vieles einsehen müssen. So konnte er nicht mitnehmen das er brauchte um in das Gesellschaftsleben zurück zu finden. Am Bahnhof stand er neben dem Kiosk. Die ausgestellten Schnapsflaschen versuchte er zu ignorieren. Doch die Sucht die nur geschlafen hatte, erwachte in ihn. Er hatte kein Konzept dagegen. Die ersten Schlucke waren hart, weil das Gewissen mit trank. Doch dann spürte er eine große Erleichterung. Für einen Moment war alles vergessen. Als der Zug kam torkelte er hinein. Bernd Tunn - Tetje
  21. maerC

    Ein Hilferuf

    Liebe Poetengemeinde, ich wende mich heute hier mit einem Hilferuf an Sie. Mein Name ist Tutnichts zur Sache. Ich brauche Ihre Unterstützung. Ich bin im weitesten Sinn in der Tür- und Fensteröffungsbranche tätig. Seit mehr als einem Jahr habe ich kaum noch Einkünfte und keiner hilft mir. Ich bin Soloselbstständiger und kenne viele andere aus meiner Branche, denen es genauso geht. Einige von ihnen führen ein kleines Familienunternehmen und wir alle kommen nicht mehr über die Runden. Weder in den Medien noch in der Politik wird unsere dramatische Situation angemessen gewürdigt. Sonst haben alle ihre Lobby und ihre Unterstützer, die dafür sorgen, dass ihr Anliegen zumindest geprüft wird. Und wenn es auch kein Geld vom Staat gibt, dann gibt es wenigstens Dank und Lob. Geld kriegen bei uns ja sowieso nur die großen Konzerne. Nicht einmal von der SPD, deren Ziel der Umverteilung wir doch an vorderster Front unterstützen, gibt es ein Wort des Mitgefühls. Vielleicht fragen Sie sich, warum ich keine Corona-Hilfen bekomme. Die wollte ich auch beantragen, aber mein Anwalt hat mir davon abgeraten. Er meinte, dafür müsste ich diverse Papiere wie z. B. Umsatznachweise vorlegen. Dabei konnte ich mir eine Buchhaltung auch schon vor Corona nicht leisten. Lange habe ich meine prekäre Lage vor meiner Frau und meinen Kindern geheim gehalten, um sie nicht zu belasten. Ich habe dann jeden Abend wie immer mein Werkzeug gegriffen, bin in meinem schwarzen Overall und mit der Maske scheinbar zur Arbeit gefahren und erst morgens gegen sechs Uhr zurückgekehrt. Aber meine Arbeit ist zur Zeit so erschwert. Die Menschen in meinen bevorzugten Tätigkeitsgebieten, den Villenvierteln, sind alle zu Hause, wo ich doch sonst aus praktischen Gründen nur dort arbeite, wo keiner da ist. Dann habe ich meine Ruhe und die Bewohner werden nicht belästigt und beunruhigt. So finde ich zur Zeit kaum noch Lieferanten. Entsprechend habe ich Ärger mit meinen Kunden, denen ich fast nichts mehr anbieten kann und die mich demzufolge auch nicht bezahlen. Schon vor diesen Ausgangsbeschränkungen war ich gezwungen, meinen Maserati zu versetzen, um meiner Frau wenigstens etwas Geld geben zu können, damit sie mit dem Daimler zum Einkaufen fahren konnte. Vorher hatte ich meiner Frau fast jede Woche von der Arbeit ein kleines Schmuckstück mitgebracht, weil sie sich so liebevoll um unsere fünf Kinder kümmert und sie in meinem Sinne erzieht. Mir bricht das Herz, dass ich das nun nicht mehr kann. Ich selbst bin ja immer mit meinem Porsche unterwegs, um für die Zeit nach Corona schon einmal neue Märkte zu begutachten, mögliche Einnahmequellen zu inspizieren und mit meinen Kollegen unsere Lage zu besprechen. Ich bemühe mich also. Leider hilft das gerade überhaupt nicht. Ich habe wirklich Angst, in eine Situation zu kommen, in der ich aus Verzweiflung etwas Illegales tue, wobei vielleicht Leute körperlich Schaden nehmen. Das will ich nicht, das wollen Sie sicher nicht, das will keiner. Wenn Sie jetzt das dringende Bedürfnis verspüren, mir in dieser Zwangslage zu helfen, dann verstehe ich das sehr. Sie finden unten meine Kontoverbindung. Ich bin auch schon für kleine Beträge ab 500 Euro dankbar. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, bleiben Sie gesund und gehen Sie doch mal wieder abends aus. Ihr Tutnichts zur Sache IBAN: DE99110110110110110110 Kontoinhaber: Tutnichts zur Sache
  22. …ABER erzählt von einem Sportkommentator „…was macht Gandalf! Stellt sich doch tatsächlich dem Balrog in den Weg. Jetzt wird’s spannend! Uuuh! Das wird ein sprichwörtlich heißes Duell! Der Balrog geht in Flammen auf! Und da holt er aus… Gandalf pariert! Gandalf pariert doch tatsächlich den Hieb des Dämons! Unglaublich, unglaublich! Und was macht Gandalf nun… ein greller Blitz und… ja das gibt’s doch nicht! Lässt er den Boden unter dem Balrog einbrechen! Ein ganz klares Foul! Im wahrsten Sinne des Wortes unter der Gürtellinie! Der Balrog fällt in die Tiefe! Empörung bei den Orks! Völlig zurecht! Und… dafür wird er auch verdient vom Feld genommen! Gandalf verlässt das Feld. Traurig! Was für eine Art seine Kariere zu beenden! Hab ich so auch noch nicht erlebt. Die Gemeinschaft muss nun ohne Ihn weitermachen. Frodo sichtlich geschockt! Und ein jeder hier frägt sich natürlich: War das nötig? Musste Gandalf ein solches Foul begehen? Das wirft kein gutes Licht auf den Rest der Ringgemeinschaft! Die Teams verlassen Moria. Wir melden uns gleich zurück zur zweiten Halbzeit!“ „Hier bei uns steht nun Herr Elrond, Trainer der Gemeinschaft. Wir befragen ihn nun zu den letzten Minuten in Moria und dem skandalösen Faul ihres Kapitäns Gandalf. Herr Elrong, wie bewerten Sie das Geschehen in Moria?“ „Ja gut äh… dass ist leider nicht so optimal gelaufen wie es sich alle erhofft hatten. Der Aufstieg auf den Caradhras und die Umkehr wegen des Sturms, ich glaube von da an begann unsere Pechsträhne, aber unsere Jungs geben ihr bestes. Und da muss man einfach weiter dranbleiben. Wir können das Ruder noch herum reißen davon bin ich felsenfest überzeugt!“ „Was sagen Sie zur Aktion von Gandalf?“ „Ja gut äh… das war sicher nicht die feine englische, äh, ich meine gondorische Art wie man sie gewohnt ist… aber es war effektiv! Der Balrog ist weg und die Gemeinschaft ist entkommen, zwar mit einem blauen Auge, aber es kann weitergehen.“ „Aber ohne Gandalf wird es doch um ein vielfaches schwerer die Unternehmung zu einem glücklichen Ausgang zu bringen! Finden sie nicht?“ „Ja gut äh… das wird man sicher sehen. Wir haben immer noch Aragorn, und der ist ein ebenso fähiger Kapitän. Spätestens beim zweiten Teil ist Gandalf dann wieder dabei und ich bin mir sicher, auch geläutert von dieser Aktion.“ „Vielen Dank, Herr Elrond! Und wir geben nach einem kurzen Werbespot zurück ins Studio zu J.R.R.“ -Nichts geht über eine schöne Pfeife Langgrundblatt nach einem langen harten Arbeitstag auf dem Felde. Langgrundblatt aus dem Südviertel. Das Original-Pfeifenkraut seit 1417 (Auenland-Zeitrechnung). – „Da sind wir wieder verehrte Leser! Bereit zur zweiten Hälfte….
  23. Schmuddelkind

    Straßenimpressionen

    Das Schild Nebel liegt auf der Autobahn. In weiter Ferne erkenne ich ein orangenes Flackern über der Straße, das meine Aufmerksamkeit verlangt. Aber ich kann nicht erkennen, was das sein mag oder wozu es gut ist. Ich schaue gebannt auf das Licht, in der Hoffnung auf eine Lösung des Rätsels und als ich näher komme, erkenne ich, dass es sich um ein leuchtendes Schild über der Fahrbahn handeln muss. Jedoch kann ich den Text nicht entziffern. Also schaue ich genauer hin, versuche jeden einzelnen Buchstaben aus seiner Erscheinung und dem Bezug zu anderen Buchstaben heraus zu entschlüsseln. Schließlich, als ich fast auf Höhe des Schildes bin, erkenne ich seine Bedeutung: "Voraussschauend fahren = Sicherheit". Da lenke ich den Blick wieder auf die Straße und rase in ein Stauende hinein. Wegen den Kindern Ich biege in eine kleine Straße in Plänterwald ein und lese gleich zu Anfang ein gelbes Schild mit der Aufschrift: "Freiwillig 30 - wegen den Kindern". "Wegen der Kinder sollten die lieber die Grammatik auf ihren Schildern überprüfen", denke ich mir und beschleunige trotzig auf 60. (Aus dem Fundus)
  24. Schmuddelkind

    Die Kriegsunversehrten

    Als die Kriegsunversehrten müde heimkehrten, empfing sie der General persönlich am Bahnhof und hielt eine Rede: "Kameraden, lasst den Kopf nicht hängen! Ihr habt keine Ader gelassen für das Vaterland. Aber ihr werdet eure Chance bekommen." (Aus dem Fundus)
  25. Stephan_sombra

    Das Klavier

    Ich spiele Klavier, dabei kann ich gar nicht Klavier spielen. Dennoch spiele ich gerne Klavier. Hier in meinen eigenen vier Wänden spiele ich ganz alleine Klavier. Ich spiele doch nur für dich auf dem Klavier. Du liebtest die ruhigen, reinen Töne des Klaviers. Jetzt liegst du da und sagst einfach nix zu diesem Klavier. Dabei habe ich dich doch extra hergeholt, damit du mir beim Klavier spielen zuhören kannst. Hörst du, dafür habe ich dich nicht geholt, damit du einfach daliegst, wenn ich Klavier spiele. Jedes Stück, das ich spiele, ist nur für dich. Stunde um Stunde habe ich dich ausgegraben, damit ich für dich wieder Klavier spielen kann. Du bist und bleibst ein dickköpfiges Mädchen, darum spiele ich für dich die ganze Nacht Klavier, ob du es willst oder nicht.
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