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Der Albtraum

 

Mein Bewusstsein wechselt ständig zwischen Vollkommenheit und Menschsein hin und her. Für mich zählt nur das zu Hause im Lebensmeer der Vollkommenheit, der erfüllenden Harmonie des eigenen Selbst, dem Fluss der individuellen Wahrheit aus dem Innern, dem eigenen Herzen.

 

Doch leider werde ich immer wieder in den kleinen Menschenkörper versetzt. Der krabbelt, lernt gehen und fängt an zu sprechen. Hier ist Alles sehr hilflos. Ich frage mich, wo kommt der ganze Unsinn nur her? Ich kann damit nichts anfangen.

Endlich ist mein Bewusstsein wieder zu Hause. Hier braucht niemand sprechen. Wir tauschen uns über Wahrnehmung aus: Ich nehme die Wahrheit meiner Freunde, die sie mit mir teilen wollen auf, und erlebe Alles so in mir, als wäre es mein eigenes Sein. Ein winziger Moment beinhaltet hier so viel, dass es über die Sprache in aller Ewigkeit nicht auszudrücken wäre. Meine Entscheidung ist eindeutig: Ich will die Fülle, nicht den Mangel.

 

Und schon wieder ist das Menschsein da. Dieser Traum kommt einfach immer wieder. Wir sind umgezogen. Weg von den riesigen Stahlkolossen am Duisburger Hafen, hin zu den Feldern des kleinen Dorfes Vynen am Rhein. Wir haben auch eine kleine Schwester dazu bekommen. Die war halt irgendwann da.

 

Allmählich merke ich, dass dieser verrückte Traum mit dem kleinen Menschen immer mehr Platz in meinem Bewusstsein einnimmt. Immer größer werden die Abstände, bis ich endlich wieder nach Hause ins Lebensmeer kann. Hier macht Leben richtig Spaß, diesen langweiligen, blöden Traum mit dem Menschen brauche ich nun wirklich nicht.

 

Und doch bleibt mir nicht verborgen, dass der kleine Menschenkörper größer geworden ist. Mit anderen kleinen Menschen sitzt er an einem Tisch, wo sie mit irgendwelchem Kram hantieren. Ich langweile mich schrecklich, aber zum Glück werde ich abgeholt und kann den Kindergarten verlassen.

 

Dann wurde der 5. Geburtstag gefeiert. Es gab Geschenke. Sehr lange warte ich nun schon auf mein Lebensmeer, mein Grasland, meine Freunde. Doch der Traum will diesmal nicht zu Ende gehen, als ob es kein Erwachen gibt. Eines Morgens, als der Menschenkörper erwacht, wird mir unwiderruflich klar: der Weg zurück ins Grasland ist versperrt. Meine Seele erstarrt zu Stein. Ich kann nicht mehr zurück nach Hause, ich muss hier bleiben und als Mensch leben. Der Traum ist zu einem Albtraum geworden.

 

 

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