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Anleitung zum Dienst ( 02.04.20 )

Ich durfte die Nacht im Keller schlafen, da am Abend noch die eine oder andere Kleinigkeit aufgefallen war, die meine Frau dann doch in Rage brachten. Zum Beispiel hatte ich die falsche Mülltonne an die Straße gestellt, weil ich die Biotonne mit dem Hausmüll verwechselt habe. Jetzt müssen wir den Hausmüll eine Woche zwischenlagern, was ich persönlich nicht so tragisch finde, aber meine Frau und die Nachbarn schon, da wir uns die Mülltonnen teilen. Ich brauchte morgens etwas länger, bis ich wi

Freiform

Freiform

1.4.2012

Liebe Babsi,   noch ehe ich mir einen Reim auf all dieses machen konnte, schrieb sie mir gestern wieder: sie habe all meine Gedichte gelesen und präsentierte mir eine Auswahl ihrer liebsten Werke - darunter auch "Perpetuum mobile". Ob ich dies als Geste oder als Offenbarung deuten sollte? Jedenfalls zeigte ich mich überrascht und ergriffen - ich weiß nicht, ob mehr über das Interesse, das sie preisgab oder doch ob der Tatsache, dass sie, nach allem, Gedichte, deren Muse sie war, derart

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Tag sechs

In einem Anfall spontaner Rebellion gegen die Langeweile habe ich heute in den sozialen Netzwerken gepostet, dass Forscher herausgefunden hätten, der Corona-Virus werde durch Blickkontakt übertragen. Man könne sich vor einer Infektion schützen, indem man mit geschlossenen Augen durch die Welt gehe.   Noch ehe ich mein "April, April!" darunter setzen konnte, wurde meine Fantasie zur Realität der Sicherheitsdürstigen. Auf Youtube sah ich Online-Tutorials, wie man sich mit geschlossenen A

Schmuddelkind

Schmuddelkind

"An Tagen wie Diesen"

Ach ja –     Wichtig ist mir das Telefon und noch wichtiger, die Internetkommunikation. Dort kann ich Bilderfluten sehen, auch Virales beitragen – zum Geschehen. Ob klug oder reißerisch ist egal, das Einzige was zählt: die Klickanzahl. Dass mein Po platt gesessen ist, wen interessiert‘s, den Konsumenten jedenfalls nicht. Auch ahnt er nichts von meinem Hämorrhoidenleiden, dem ich entgegenwirke mit sanften Einsalbungskreisen.   Ach ja - dass HomeOffice ist zwar wunderbar,

Sternwanderer

Sternwanderer

Küchendienst ( 01.04.20 )

Als meine Frau abends erschöpft nach Hause kam, nickte sie zufrieden „Besser als erwartet, Bärchen!“ War ihr kurzer, aber anerkennender Kommentar. Mir fiel ein Stein vom Herzen, da meine Frau doch schon ein wenig pingelig ist, wenn es um die Sauberkeit geht. Was für mich glänzt, ist für sie total verdreckt, das könnte aber auch an meiner Brille liegen, die ich nur einmal im Jahr putze. Nachdem sie ihre Sachen ordnungsgemäß verstaut und die Pantoffeln an den Füßen spürte, wirke sie direkt ents

Freiform

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31.3.2012

Liebe Babsi,   du hast sicher recht: die wahre Bedeutung ihrer Worte könnte ich wohl nur erfahren, wenn ich mit ihr spräche. Allein - wie oft kann ein Herz brechen, ehe es zugrunde geht? Stattdessen sitze ich also seit gestern über ihren Brief und deute jedes einzelne Wort. Ich analysiere, kombiniere und fantasiere, doch statt das Undeutliche in einen Sinn zu fügen, werde ich mir selbst ganz undeutlich.   Was hat es zu bedeuten, wenn sie über ihre Entscheidung "nachdenkt"? He

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Tag fünf

Nachdem der Winter ausgefallen war, schneit es nun zum Frühlingsbeginn. Die Menschen auf der Straße verziehen das Gesicht darüber in erkennbarer Empörung, fast so, als glaubten sie, ihr Gesichtsausdruck könnte irgendetwas an der Willkür höherer Mächte ändern.   Hier drinnen ist es mir hingegen völlig egal, ob es schneit, regnet oder stürmt. Ich bin über das Wetter erhaben. Genau genommen bin ich über all eure Belange da unten erhaben. Gesteigerte Grundaggressivität, sinkende Aktienkurs

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Vom Betrug

Das Leben eines Menschen Ist sich selber zu erkennen Und was er findet ist die Lüge, der Betrug, die Sühne um sich und sein Leben das er hingab zu benennen um zu geben um zu schauen um zu wissen dies bin ich nicht und war es nie bin nur das Bild in einem Buch das mich lehrte jemand zu sein der ich nicht bin so wo ist der Sinn,  das Ziel wenn ich nie war und nicht weiß wie mir geschieht oder geschah? Wer bin ich wenn

panini

panini

Der Worte Wohlklang

Eine Stimme - flüsterte eines Tages: Komm mit, komm mit in ein Land ohne Kummer und Schmerz in das Land der unbeschwerten Glückseligkeit. Komm mit - j e t z t - in das unendliche Land hinter dem Horizont. Und er ging mit, ohne zu zögern und ohne ein Wort, mit einem letzten traurigen Blick zu mir. Dann war  S t i l l e  und sein Herz schlug nicht mehr.     Verloren hatte ich mein zweites ICH und das lange Warten auf ein Wiedersehen begann -  

Sternwanderer

Sternwanderer

Jetzt hat es mich erwischt ( 31.03.20 )

Ich kann es kaum glauben, es lief eigentlich perfekt. Nach einer bereits ausgedehnten Flaute füllten sich die Auftragsbücher langsam wieder, und wir saßen in den Startlöchern, um endlich wieder unter Volldampf loszulegen. Und dann kam C unaussprechlich und warf erneut den Anker aus! Erst legten die Italiener alle Projekte auf Eis, an denen wir zum Teil schon arbeiteten, und kurze Zeit später, pfiffen es die Spatzen bereits von den Dächern, das es in Deutschland auch nicht mehr lange dauern wi

Freiform

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Tag vier

"Bloß nicht den Verstand verlieren! Bloß nicht den Verstand verlieren! Bloß nicht den Verstand verlieren!", bete ich mir immer wieder vor, während ich die Dielen zähle. Schmuddi, du bist doch verrückt! Geh lieber mal ans Fenster! Da kommst du auf andere Gedanken.   Der Typ im Kapuzenpulli trägt eine Packung Toilettenpapier - scheiß Angeber! Ansonsten sind die Straßen so leer, dass Berlin auch gut ohne auskommen könnte. Wie eine Stadt ohne Straßen wohl aussehen würde? Das wäre dann wohl

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Nichts

Von Wunsch und Wirken  Zeit und Welten nicht mehr sind und  Doch bestehen und vergehen  Sie bis die Sehnsucht   von einem Lied erzählt  Steigend, fallend neu geschaffen  Ist die Musik der Töne  Seele und es ist die  Welt die entsteht vergeht  Um eine neue anzutreffen  Die scheinbar aus dem Nichts kam  Um Nichts zu sein und nichts zu werden  Obwohl all die Photonen tanzen  Und dem Auge Farben bringen  Hier auf Erden   

panini

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30.3.2012

Liebe Babsi,   da sich das Osterfest allmählich nähert, fragte sie, wie ich Ostern denn verbringen wolle und sogleich überschlugen sich ihre Worte und sie schien nicht die Macht besessen zu haben, ihren Text zu ändern - oder sie will ganz ehrlich sein oder ich lese wieder zu viel hinein: dass dies doch der Tag habe werden sollen, an welchem wir uns gesehen hätten, dass sie zu Ostern ganz allein sein werde, dass wir einander vielleicht ein anderes Mal besuchen sollten, wie bemerkenswert

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Lebensmelodie

Meine Finger harren bewegungslos über den Tasten. Seit zwanzig Minuten, schätzungsweise. Es sind schöne Tasten, weiß und schwarz, ich liebe den leichten Glanz und das Gefühl auf diesem Stuhl vor diesem Klavier vor diesen Noten zu sitzen. Und meine Hände. Naja, Hände eben. Hatte ich tatsächlich jemals diese magische Leichtigkeit zum Erklingen gebracht? Es erscheint mir unvorstellbar. Ich habe Angst den ersten Ton zu schlagen. Wenn es nun ein dumpfer, misstönender Klang ist, je

Lichtsammlerin

Lichtsammlerin

28.3.2012

Nun Babsi,   ich versuche mich, so gut ich kann, abzulenken. Doch jede Naturschönheit offenbart, wie wenig ich von der wahren Schönheit der Welt sehen kann, wie unvollständig ich ohne ihre Anteilnahme bin. In allen Dingen fehlt sie und dies ist alles, was ich sehe. Jede Handlung, durch die ich mich ausdrücke, drückt zugleich aus, wie sehr ich sie vermisse. Wie gerne würde ich wieder ihrer Stimme lauschen! Ich sehe ein, dass ich es mir nicht gestatten kann. Doch diese Einsicht verschlim

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Welt um Welt

Die Welt ist nur ein Gedanke in meinem Kopf. Ich träume mich in die Wolken die hinter meinen Augen sind, wo meine Gedanken mir etwas erzählen. Ich stelle mir etwas vor das für mich glaubhaft ist, und finde Selbstzweifel.  Man kann seinen Glauben ändern. Man kann seine Gedanken ändern und erlebt eine neue Welt die bis in den Sternenhimmel reicht mit Sternen nah im Gedanken und physikalisch Lichtjahre weit weg.    

panini

panini

Du stehst auf Risiko

- danach überschreite das Los   Das Leben ist lebensgefährlich diese Gefährlichkeit liebe ich nicht zuletzt da sie risikoreich ist und das Risiko zu sterben bei einhundert Prozent liegt!   © Sternwanderer       Der Text ist angelehnt an einen Ausspruch von Irgendjemand, den ich grade nicht auf dem Zettel habe -     Hier das Titelbild in Gänze, auf dem natürlich, wie bei allem Bilder mein Copyright liegt.  

Sternwanderer

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Schreien

Manchmal will ich schreien. Eine Stimme erheben die wie ein Feuerball ist den Käfig schwarzer Gitterstäbe durchglühen mit Licht. Das Schweigen ist so laut in meinen Ohren, dass ich kaum wage, mich ihm entgegen zu stellen. Die Menschen verstehen das nicht. Ich vergesse den Klang meiner eigenen Stimme, in diesem Haus der Stille. Wände aus zeitloser Fremde keine Türen keine Fenster nichts kommt hinein oder hinaus. Dann erinnere ich deine Stimme, die

Lichtsammlerin

Lichtsammlerin

25.3.2012

Liebe Babsi,   heute träumte ich von meiner Verdandi: Die Luft hatte sich durch die vorangegangenen Gewitternächte abgekühlt und leichter Nieselregen kitzelte auf der Haut, als wir durch das hüfthohe Gras gingen, von dem wir mit den Handflächen Tropfen pflückten. Die Bäume meidend, die hin und wieder ihr nasses Haupt schüttelten, wussten wir in dem grünen Meer bald nicht, was unser Weg war. Doch noch tiefer war ich verloren im andächtigen Anblick ihres zarten, hellen Gesichts, in welch

Schmuddelkind

Schmuddelkind

Momentaufnahme

Frühlings Zeit – Eisige Zeit   Unter meiner schützenden Glocke sehe ich erste Blumen blühen, duftlos. Keck halten sie ihre Köpfe in die Höhe, dem Wind auf kurzem Hals trotzend, so wie ich, die mit dem Rechen das Herbstlaub zusammenbringt. Ich bereue, dass ich nicht wie in den vergangenen Jahrzehnten meines hausfraulichen Gärtnerinnendaseins, die lästige Arbeit nicht sofort hinter mich brachte. Scheiß Bäume auf dem Nachbargrundstück und blöder Wind, der die braune, kaum verrottende Zier

Sternwanderer

Sternwanderer

Es reicht ! 23.03.20

So langsam habe ich die Schnauze voll, Corona kommt mir schon zu den Ohren raus. Ich kenne Corona inzwischen besser als meine Frau, wenn das mal nicht traurig ist! Corona hier, Corona da, selbst am Telephona, immer nur Corona… Es reicht! Von nun an, nix mehr Corona! Ab heute bin ich Corona Informationsverweigerer. Nachdem mir jetzt seit Wochen 24 Stunden am Tag, aus allen nur erdenkbaren Quellen, Corona ins Gehirn gedrückt wird, ist das Fass zum Überlaufen voll. Ich weiß Bescheid

Freiform

Freiform

Fassade

Ich fühle mich wie von Stacheln überzogen. Meine Seele, mein Körper, mein Herz, meine Gedanken. Da ist eine Kälte die jeden Hauch an meiner Schale gefrieren lässt. Stacheln zwischen mir und der Welt, unüberwindbar. Jeder, der zu nahe kommt, sticht sich die Stille ins Herz, die jedem Stachel innewohnt. Es gibt Tage, da fürchte ich mich vor meinem eigenen, abweisenden Wesen. Und ich fürchte in meiner Kälte zu erstarren. Aber noch mehr fürchte ich, die Kälte könnte weichen

Lichtsammlerin

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