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Über diesen Blog

Wäre dies eine Geschichte, so wäre sie keine originelle Geschichte über Menschen, die Außergewöhnliches tun. Vielmehr ist es das Triviale mit seinen verborgenen Facetten, das mich hier anrührt und das ich mit dem geneigten Leser teilen möchte. Es wäre eine Geschichte über die Liebe, über Ungewissheit, Sehnsucht, Glück, Enttäuschung und die Abgründe in unserer Hinneigung.

Einträge in diesem Blog

9.5.2012

Liebe Babsi,   wie unzureichend bin ich mir selbst, da mir fehlt, was mir am meisten wert ist und ich schäme mich ob meiner Eitelkeit, dennoch nach Ausdruck zu suchen. Als wir gestern telefoniert haben, war Sanny - oh wieso zwinge ich mich selbst zu der Erinnerung - so traurig, die unerfüllte Sehnsucht nach Nähe wiederzugeben. Ihre Stimme, beinahe stumm, trug Züge einer verzweifelten Sinnsuche in einem tragischen Geschehen, dem wir unsere Teilnahme nicht versagen können. Und ich... ich

Schmuddelkind

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7.5.2012

Liebe Babsi,   ich habe nun schon so viele Male angesetzt, dir alles genau und wohlgeordnet zu beschreiben, aber die letzten Tage und Nächte sind zu einem wundervollen Gesamteindruck verschwommen, der keine Zuordnung mehr gestattet. Ich kann dir bestenfalls eine Ahnung dieses Eindrucks geben, indem ich dir Szenen schildere, die mich seither gefangen halten. Eines weiß ich jedenfalls noch sehr genau - dass ich mit meiner Sanny die glücklichsten fünf Tage meines Lebens verbracht habe und

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Erster Brief vom 2.5.2012

Liebe Babsi,   mich hält hier nichts mehr. Ich fahre zu ihr! Morgen früh breche ich mit dem bisschen Geld, das ich zusammengespart habe nach Berlin auf und werde auf dem Weg zu ihr jeden Gedanken an den Weg zu ihr überwinden, bis ich bei ihr bin. Ein Drängen steigt in mir auf, das mich zu entschlosseneren Taten führt als ein bewusster Entschluss es vermag und du wirst mich für verrückt halten und mich verstehen. Ich weiß nicht, wann ich wieder komme, aber ich werde dir sicher bald schr

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28.4.2012

Ach Babsi,   ich kann keine fünf Minuten an einem Orte mehr bleiben. Unaufhörlich gehe ich in meiner Stube auf und ab, bis mir ein Gedanke einfällt, der es wert ist, aufgeschrieben zu werden; dann werde ich schnell unzufrieden und mache einen Spaziergang. Doch auch die Anmut der friedvollen Main-Promenade in Hanau ist mir nicht genug. Also suche ich das Idyll in meinem stillen Wald, jedoch selbst die Abgeschiedenheit, die ich dort finde verschafft mir keine Befriedigung mehr. So wandle

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26.4.2012

Liebe Babsi,   gnadenlos ist die Einsamkeit! Ihre Großmutter liegt im Krankenhaus und Sanny fuhr merklich besorgt 200 km, um sie zu besuchen. Ach, diese gute Seele! Eben schrieb sie mir ausführlich und jeder Gedanke, den sie äußert ist voller Anteilnahme für das ernste Schicksal der alten Frau, die einer der wertvollsten Menschen in ihrem Leben ist und dennoch hat sie, mit ihren eigenen Sorgen ringend, auch meine Sorgen im Blick. Unterwegs schrieb sie mir noch, dass sie an mich denke,

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22.4.2012

Liebe Babsi,   ich bin ganz beseelt von der Aussicht, sie bald in meine Arme schließen zu können! Das ist der Gedanke, mit dem ich morgens aufstehe und das ist der Gedanke, mit dem ich abends einschlafe und es ist der Gedanke, der mir immer wieder den Tag sinnvoll erscheinen lässt, an dem ich meine sonst so bescheidene Existenz voranschleppe.    Wie viele Male habe ich gestern während meiner Route durch den wunderschönen Spessart die malerische Landschaft gar nicht gesehen, d

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18.4.2012

Liebe Babsi,   "schlaf schön, Liebster" - "Liebster"! Das ist ein neues Wort und eine neue Welt. Oh, wie ist mir Vieles so anders, seit sie dieses Wort geschrieben hat! Wie bin ich mir mit einem Mal selbst so wertvoll, da ich weiß, dass ich ihr Liebster bin! Wie sich ein Heiliger fühlt, das kann nur wissen, wer von einem Engel erwählt wurde. Ich verstehe nichts und umarme alles!  

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16.4.2012

Liebe Babsi,   wenn ich an sie denke, dann ist alles voller Schönheit, ohne dass ich auch nur ein einziges Bild vor mir sähe. Und wenn ich sie reden höre, verliert sich alles umher im Nichts, bis ich nur noch an ihrem Empfinden teilhabe, an nichts Anderem, und dann bin ich verloren in so vielen Gefühlen, zu denen ich schon gar keine Gedanken mehr habe.   So ist es wohl zu erklären, dass ich dir an dem letzten Telefonat mit ihr unterschlug, wie sie mir die liebsten Komplimente

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14.4.2012

Babsi,   sie wird zu mir kommen! Mit den freudigsten Worten hat sie mir versichert, oh welch ein Verlust, wenn ich es wiedergebe, dass sie mich spätestens in einem Monat besuchen wird. Und dieses Mal füllt sich der Gedanke daran mit so viel Schönheit, dass es an Gewissheit heran reicht, so dass es nun entweder wahr ist oder ich träume. Alle Macht ist mir entglitten! Meine Gesichtszüge lassen sich nicht mehr zügeln in ihrem Bestreben, die Ahnung einer geheimnisvollen Spontaneität zum Au

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11.4.2012

Liebe Babsi,   du verzeihst mir gewiss, dass ich schmunzeln musste angesichts deiner Ratschläge, wie ich sie erobern solle. Doch ich will sie nicht erobern, will nicht überzeugen, nicht taktieren. Keine Pläne! Wenn sich ihre natürliche Zuneigung zu mir im natürlichen Ausdruck meines Seins spiegelt, dann, nur dann kann ich erlöst werden. Mäßigung - ist das nicht eine Lüge vor dem eigenen Herzen? Ein Betrug, den der Verstand wider die eigene Seele führt?   Ich bin in all dem Sc

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Zweiter Brief vom 10.4.2012

Ob ich Grund zur Hoffnung habe? Ich habe Hoffnung, nach der mein Herz verlangt, die jeden Grund hinfällig macht. Ist das nicht genug? Und ich weiß, was du mir entgegnen wirst. Du wirst mich zur Besonnenheit mahnen und mich fragen: "Hoffnung, was ist das? Du kannst sie nicht berühren, nicht umarmen, nicht küssen." Ich habe Hoffnung. Und sollte ich daran zu Grunde gehen, so habe ich für diese Hoffnung gelebt. Wenn das kein gutes Leben ist, dann kann unter dem Himmel kein gutes Leben sein. Jedenfal

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Erster Brief vom 10.4.2012

Oh Babsi,   wie reich bin ich! Eben hat sie mit "deine Sanny" geschlossen. Meine Sanny - es gibt, ich bin mir sicher, jenseits meiner Sinne keine Entsprechung für die wohlige Verzückung und das erregte Zittern meiner Seele angesichts dieser wundervollen Worte.  

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9.4.2012

Liebe Babsi,   ihr Foto erfüllte mich heute über den ganzen Tag mit beschwingter Heiterkeit. Wie bin ich ihr dankbar, dass ich an solch einem trüben Tag so viel Schönheit sehen darf! Ich weiß nicht, soll ich ihre Augen mit dem leuchtenden Blau des seichten Meeres an einem hellen Sandstrand vergleichen oder das Meer mit ihren Augen? Doch warum überhaupt vergleichen? Warum alte und benutzte Worte gebrauchen für einen wonniglichen Eindruck, der so spontan in meinem Geiste entsteht und mei

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8.4.2012

Und dennoch Babsi,   ich bleibe dabei: wie könnte ich einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen, wenn ich bereits in der Ruhe so rastlos bin? Aber sprechen wir nicht mehr davon! Dein aufrichtiges Interesse an meinen Gedichten ist rührend und soll nicht unbefriedigt bleiben; darum hier meine neuste Arbeit: Mein Grab   Ich habe mir ein hübsches Grab bestellt, wo ich zur Nacht, wenn ich nicht schlafen kann auf feuchter Erde meine Ruhe finde.   Dann sage

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Zweiter Brief vom 6.4.2012

Babsi!   Etwas tun soll ich?! Und dann gleich etwas Sinnvolles? Du meinst also, ich sei untätig. Sei dir dessen versichert, dass kaum eine viertel Stunde vergeht, ohne dass ich zum Stift greife, um irgendetwas zu schreiben, irgendeinen Gedanken, ein Gedicht oder einen Brief. Ich schreibe wie ein Getriebener in der Hoffnung, wenn es auf Papier sei, dann sei dieses ganze schwere Gift aus meinem Herzen und meinem Körper geschieden. Dennoch, du hast recht: ich tue nicht genug. Ich schreibe

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Erster Brief vom 6.4.2012

Liebe Babsi,   heute hat sie's mir wieder geschrieben: "Ich vermisse dich!". Es ist, ich verstehe es, das Unschuldigste und Liebste, das ein Geschöpf äußern kann, indem sie es schreibt, voller natürlicher und herzlicher Hinneigung, der reinste Ausdruck eines gutmütigen Wesens. Aber es ist ein Verbrechen vor der Verletzlichkeit einer zarten Natur, wenn sie es mir schreibt. Was hat sie für ein Recht, mich zu vermissen, wenn ich kein Recht habe, etwas daran zu ändern? Und in dem Augenblic

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5.4.2012

Liebe Babsi,   ich bin ein entzweiter Mann! Gestern hatte sie Geburtstag. Wie wild schlug mir mein Herz vor Freude und Aufregung, als sie mir schrieb, sie wünsche sich kein Geschenk sehnlicher, als dass ich sie anriefe! Und doch, wie war es mir zugleich so schwer! Wie kann mir diese wunderschöne Stimme, die mir so viel wert ist, eine Strafe für mein Verlangen sein? Die schlimmsten Fehler, die wir machen, sind unvermeidlich. Kann ein Mensch sich einen anderen Menschen aussuchen? Nein, e

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3.4.2012

Ach Babsi,   bald füllt sich der Mond zum ersten Male seit... Und ich denke an den letzten Vollmond, in dessen mildem Lichte ich mich ihr so nahe wähnte. Auch denke ich an sie. Vielleicht blickt sie auch gerade gen Himmel und erkennt, dass wir vor des Mondes Angesicht an demselben Orte sind und gemeinsam in die Ferne blicken. Ach, irriges Geschwätz! Wieso sollte sie? Allerdings ist sie mein Mond und ihrem geruhsamen Wesen ist meine ganze Unrast zugedacht.  

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1.4.2012

Liebe Babsi,   noch ehe ich mir einen Reim auf all dieses machen konnte, schrieb sie mir gestern wieder: sie habe all meine Gedichte gelesen und präsentierte mir eine Auswahl ihrer liebsten Werke - darunter auch "Perpetuum mobile". Ob ich dies als Geste oder als Offenbarung deuten sollte? Jedenfalls zeigte ich mich überrascht und ergriffen - ich weiß nicht, ob mehr über das Interesse, das sie preisgab oder doch ob der Tatsache, dass sie, nach allem, Gedichte, deren Muse sie war, derart

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31.3.2012

Liebe Babsi,   du hast sicher recht: die wahre Bedeutung ihrer Worte könnte ich wohl nur erfahren, wenn ich mit ihr spräche. Allein - wie oft kann ein Herz brechen, ehe es zugrunde geht? Stattdessen sitze ich also seit gestern über ihren Brief und deute jedes einzelne Wort. Ich analysiere, kombiniere und fantasiere, doch statt das Undeutliche in einen Sinn zu fügen, werde ich mir selbst ganz undeutlich.   Was hat es zu bedeuten, wenn sie über ihre Entscheidung "nachdenkt"? He

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30.3.2012

Liebe Babsi,   da sich das Osterfest allmählich nähert, fragte sie, wie ich Ostern denn verbringen wolle und sogleich überschlugen sich ihre Worte und sie schien nicht die Macht besessen zu haben, ihren Text zu ändern - oder sie will ganz ehrlich sein oder ich lese wieder zu viel hinein: dass dies doch der Tag habe werden sollen, an welchem wir uns gesehen hätten, dass sie zu Ostern ganz allein sein werde, dass wir einander vielleicht ein anderes Mal besuchen sollten, wie bemerkenswert

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28.3.2012

Nun Babsi,   ich versuche mich, so gut ich kann, abzulenken. Doch jede Naturschönheit offenbart, wie wenig ich von der wahren Schönheit der Welt sehen kann, wie unvollständig ich ohne ihre Anteilnahme bin. In allen Dingen fehlt sie und dies ist alles, was ich sehe. Jede Handlung, durch die ich mich ausdrücke, drückt zugleich aus, wie sehr ich sie vermisse. Wie gerne würde ich wieder ihrer Stimme lauschen! Ich sehe ein, dass ich es mir nicht gestatten kann. Doch diese Einsicht verschlim

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25.3.2012

Liebe Babsi,   heute träumte ich von meiner Verdandi: Die Luft hatte sich durch die vorangegangenen Gewitternächte abgekühlt und leichter Nieselregen kitzelte auf der Haut, als wir durch das hüfthohe Gras gingen, von dem wir mit den Handflächen Tropfen pflückten. Die Bäume meidend, die hin und wieder ihr nasses Haupt schüttelten, wussten wir in dem grünen Meer bald nicht, was unser Weg war. Doch noch tiefer war ich verloren im andächtigen Anblick ihres zarten, hellen Gesichts, in welch

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22.3.2012

Ach Babsi,   ich leide an der Schönheit der Welt. Ich höre Kinder lachen wie des Frühlings Atem, wie ein Jetzt, dem das Nachher weicht. Und ich gehe zum Fenster und sehe den friedvollsten Sonnenschein und die Bäume voller Zuversicht sprießen. Dies alles ist mir zum Spotte zugedacht. Ich leide an allem, was gut ist, schwärzte die Blumen und schüfe ewige Nacht, wenn mir im Augenblicke, da ich mich nicht mehr in der Welt erkenne, solche Macht zuteil würde.   Dennoch gehe ich hin

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