26.4.2012
Liebe Babsi,
gnadenlos ist die Einsamkeit! Ihre Großmutter liegt im Krankenhaus und Sanny fuhr merklich besorgt 200 km, um sie zu besuchen. Ach, diese gute Seele! Eben schrieb sie mir ausführlich und jeder Gedanke, den sie äußert ist voller Anteilnahme für das ernste Schicksal der alten Frau, die einer der wertvollsten Menschen in ihrem Leben ist und dennoch hat sie, mit ihren eigenen Sorgen ringend, auch meine Sorgen im Blick. Unterwegs schrieb sie mir noch, dass sie an mich denke, obwohl sie doch so ungern unterwegs schreibt, wo sie nur schwer zu der Ruhe findet, die sie beim Schreiben braucht. Da ahnte ich, wie wichtig ich ihr sein muss und wünschte mir, es gäbe diesen traurigen Anlass nicht.
Als sie mir die Szene schilderte, wie sie in das Krankenzimmer kam, erschrocken darüber, wie schwach ihre Großmutter da lag und doch nahm meine starke Sanny alle Kraft zusammen, um ihr einen angenehmen Nachmittag mit ihren Liebsten zu ermöglichen, wie sie vor Bekümmertheit beinahe zitterte, sich jedoch nichts anmerken ließ und die Hand der guten Frau hielt, um ihr etwas von der Ruhe und Wärme zu schenken, an der ich schon so oft dankbar teilhaben durfte, da stiegen mir die Tränen in die Augen, fast als ginge es um meine eigene Großmutter. Von ihrer Aura bin ich nun schon so sehr gefangen, dass mir oft in den Sinn kommt, wir seien untrennbar, obgleich wir einander noch nie sehen durften.
Ach, wie gerne wäre ich jetzt bei ihr und hielte sie in meinen Armen, da ich ihre Einsamkeit erlebe und ihre Tränen auf meinen Augen spüre! Arm ist der Mensch, der nicht helfen kann.
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