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Angst trifft Paranoia


 

Damals hast du Angst gesät und noch immer reifen ihre Früchte.

An manchen Tagen komme ich mir vor, als hätte ich paranoide Wahnvorstellungen und du kannst dir nicht ansatzweise vorstellen, wie tief diese Angst Nacht für Nacht unter meine Haut kriecht. Und tagsüber, wenn ich unachtsam bin und der Angst nicht schnell genug Einhalt gebiete.

Ich sehe, was passieren wird. Wieder und wieder. Und dass es passieren wird, ist gar nicht die Frage, das wissen wir beide.

 

Eines Tages wird es klingeln und du wirst vor der Tür stehen. Wie ein Geist, der mich auf alle Zeit jagt, weil der Jäger seine Beute niemals aus dem Blick lassen darf. Ja - ich weiß, dass du mich beobachtest. Jeden Schritt überwachst. Ich spüre deinen Atem in meinem Nacken, wie ein kalter Hauch beständiger Panik.

Ich werde die Tür öffnen und dein hämisches, lauerndes Grinsen wird jedes Wort und jeden Versuch dich aufzuhalten in eine eigens angefertigte Zwangsjacke verbannen.

Aber Nein. Das ist nicht deine Art.

 

Eines Tages werde ich meine Wohnungstür aufschließen, Jacke und Tasche ablegen, Hände waschen und mit den Gedanken durchs Morgen oder Gestern streifen, aber nicht durchs Heute. Ich werde das Wohnzimmer betreten und dort wird ein Zettel auf dem Boden liegen. Während ich das Papier mit zitternden Händen aufhebe, trittst du aus der Nische und schließt die Tür hinter mir. Auf dem Zettel steht: „Lass uns das Spiel zu Ende spielen. DREH DICH NICHT UM.“
Noch im gleichen Moment legt sich deine Hand von hinten um mein Mund, und ich brauche mich nicht umzudrehen um zu wissen, dass du es bist. Wer sonst. Und dieser Geruch.. wie könnte ich jemals vergessen, wie ANGST riecht?
Aber Nein. Das ist nicht deine Art.

Eines Tages wird die Nacht meinen Kopf in Stille betten und vielleicht besucht mich Schlaf. Du weißt, wie lang diese Nächte sind. Und ich weiß, dass Albträume nicht die schlimmsten Gestalten sind, die einen heimsuchen können.
Meine Lider werden schwer sein, aber Panik war schon immer ein gutes Mittel, um innerhalb eines Sekundenbruchteils jede Müdigkeit in pures Adrenalin umzuwandeln.
Ich werde mich nicht an den Traum erinnern, wenn ich aufwache und nach dem Geräusch suche, von dem ich sicher bin, dass es mich geweckt hat. Meine Hand tastet nach dem Kabel und dem Lichtschalter, stattdessen schließen sich deine Hände um mein Handgelenk und mit dem Gewicht deines Körpers lastest du mir eine Schwere auf, die nur mit Schuld vergleichbar ist. Also schließen sich deine Hände um meinen Hals und dein Flüstern verklingt zu einem tauben Echo.
Aber Nein. Das ist zu sehr deine Art.

Du bist längst da.
Ich jedem Schritt, jedem Gedanken, jedem Herzschlag, jedem Blick nach vorn oder zurück, du hast dich in jeder Faser meines Körpers abgesetzt und hast jede Zelle des Bewussten durchdrungen. Es bedarf keiner körperlichen Präsenz mehr, um mich in die Knie zu zwingen, und das weißt du. Ich bin eine Marionette und du ziehst an den Fäden.
Das Fadenkreuz heißt ANGST. Im Hintergrund lacht die Realität, bevor sie sich erhängt.
Denn so erwache ich: Panisch meinen Körper nach Striemen und blauen Flecken absuchend, nur um mich wieder im Arm des Albtraums zu finden. Denn so schlafe ich ein: Ein Messer zur Linken, bereit deine Kehle zu streifen, die Rechte eigens in Fesseln gelegt, weil Wirklichkeit es verlangt.
Lebenslänglich.
Heißt: Die Angst ist ein Gespenst, aber Geister täuschen über Wahn und Wachsein hinweg, also verschwindet der Unterschied zwischen Traum und Realität und eines Tages.....

....bist du schon da.

 

 

 

© Lichtsammlerin

~ Urheberrecht der Titelbilder: Lichtsammlerin

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2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Sternwanderer

Geschrieben

Hallo Lichsammlerin,

 

ein toller Text,

der die Angstzustände/attacken bestens beschreibt, die durchaus zur Paranoia werden können was gut nachvollziebar ist.  Die Gradwanderung dahingehend ist äußerst schmal und der Abgrund in den man hiein fällt ist ziemlich gefräßig.

 

 

LG Sternwanderer

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Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Sternwanderer,

 

vielen Dank für dein Reflektieren!

Ja, dieser Abgrund ist gefräßig und diese Welt ist gierig. Es ist wichtig, sich irgendwo erden zu können, einen Halt zu haben, um die Angst im Griff zu behalten.. sonst verschlingt sie einen. Leider - wenn Angst begründet ist - kommt die Vernunft manchmal schwer gegen das Gefühl an. Und spinnt die Realität weiter, hin zu einer nicht mehr begründeten Paranoia. Der Weg dazwischen ist... ein Balanceakt, würde ich sagen.

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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