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Jesus der Heiler

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Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht...


Die Gesundheit ist für uns Menschen das Gute und das Richtige, Krankheit hingegen das Falsche und Schlechte. Der Lehre Jesu nach, kommt aber gerade der Krankheit eine wichtige Bedeutung zu. Ist es doch gerade die Krankheit, die es vermag, uns innehalten zu lassen, die wir als stumme Aufforderung verstehen können, unsere bisherige Lebensweise zu hinterfragen und die uns so ein transzendentes Denken ermöglichen kann. Ich sage ganz bewusst "kann" weil eben dieses Potential, das im Zustand der Krankheit liegt, oft nicht als solches erkannt wird. Tatsächliche wurde Jesus von der Mehrheit seinen Zeitgenossen eher als Arzt betrachtet und weniger  als spiritueller Lehrer. Das zeigt u. a. die Kritik von jüdischer Seite, er würde den Sabbat missachten, weil er am Feiertag seiner Arbeit nachgehe bzw.  Menschen am Sabbat gesund machte.

 

Jesus selbst verwendet den Begriff Krankheit aber immer im doppelten Sinne; nämlich als körperliches und als seelisches Gebrechen. So antwortet er auf den Vorwurf, er würde mit Sündern und Volksverrätern Umgang pflegen: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken!“ Dabei versucht er deutlich zu machen, dass die geistige Gesundheit an erster Stelle stehen muss. Steht der Mensch in seiner geistigen Gesundheit, so überwindet er jede Mangelsituation und alle menschlichen Gebrechen – ja er überwindet durch den Geist die Krankheit der ganzen Welt. "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen." Aber wie soll das gehen? All das, was wir für gut oder für schlecht halten hat seinen Ursprung in unserem persönlichen Urteil den Dingen und den Geschehnissen gegenüber, denn von Natur aus sind die Dinge weder gut noch schlecht. Deshalb liegt nicht in den Dingen oder Geschehnissen selbst, sondern in unserem persönlichen Urteil, unserer Einschätzung den Geschehnissen gegenüber, die Ursache für unser Heil und Unheil.  Was uns ungerecht, leidvoll und beschwerlich erscheint betrachten wir gewöhnlich als schlecht, das Stärkende, Fördernde und Angenehme als gut. Jesus hingegen verleiht den Dingen eine völlig neue Bedeutung: Der Reiche, Wohlhabende und Mächtige ist in die vielen Dinge dieser Welt verstrickt und so warnt er: „Eher geht ein Ankertau durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes neue Welt.“ Aus der Gruppe der Armen, Schwachen und Kranken, derer, denen Unrecht widerfahren ist, die am Rande der Gesellschaft stehen, die nichts zu verlieren haben erwächst die Sehnsucht nach Heilung, nach Erleichterung und nach ausgleichender Gerechtigkeit. Und weil eben diese Sehnsucht genau dem entspricht, was Jesus zu geben hat, verkündet er: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten"

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6 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Edo

Geschrieben

Eine ungewöhnliche Sichtweise. Wenn die Krankheit einen Sinn hat, brauche ich sie vielleicht nicht so vehement zu bekämpfen (was ja oft  sowieso nicht gelingt), brauche ich auch nicht voller Angst bemüht sein, sie im voraus zu verhindern (gelingt genauso wenig). Wohlgemerkt: nicht fahrlässig sein. Die entspanntere Sichtweise hilft dann der inneren Gesundung.

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Elmar

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Edo, vielen Dank für deinen Kommentar.
Du sprichst da einen ganz wesentlichen Punkt an, den ich im späteren Verlauf des Blogs noch weiter beleuchten möchte: Wo liegt die Grenze zwischen dem Wunsch nach Unversehrtheit und der Einwilligung in das Schicksalhafte, das eine  Bedrohung meiner menschlichen Existenz darstellt?  Sinn meiner Krankheit ist es, die Sehnsucht nach Gesundheit und nach Unversehrtheit zu nähren. Ich sage hier bewußt: Sinn meiner Krankheit, da die Auseinandersetzung mit existentiellen Erscheinungen etwas ganz Individuelles und Subjektives ist. Das heißt, ich kann niemandem sagen, wie er mit seiner Krankheit umzugehen hat, sondern immer nur, wie ich mit meiner eigenen Krankheit umgehe. Der Aufruf zur Sinnfindung in allen Geschehnissen ist daher eine Einladung, kein Dogma oder Diktat. Wer dem Aufruf Jesu (zur Sinnsuche) vertraut und ihm darin folgt erfährt alle Dinge neu, da durch eine neue Sichtweise, alle Geschehnisse eine neue Bedeutung und damit eine tiefere Dimension erfahren. Eben hierin liegt die Überwindung aller Krankheit der Welt durch die Kraft des Geistes.  In der  bewussten Annahme seines schicksalhaften Scheiterns, verdeutlicht Jesus, dass selbst in das grösste Unglück, das einem Menschen widerfahren kann,  Sinn hineingetragen werden kann. Er, der andere von ihren körperlichen Gebrechen heilt, versagt sich die eigene Unversehrtheit, um dem menschlichen Gebrechen schlechthin (Leid und Tod) -für uns Menschen- einen tiefen Sinn zu verleihen, - einen Sinn, den er für sich ganz subjektiv erkannt hat, der aber deshalb nicht desto weniger wahr ist. Einen Sinn, den er  jedem bietet, der danach sucht. Tatsächlich ein Sinn, mitten im Unsinn. Denn darin besteht die eigentliche Kraft des Geistes, dass er alles zu transzendieren vermag. Wer in diesen Kreis tritt gewinnt geistige Unversehrtheit und diese Unversehrtheit bedeutet nichts anderes, als unsere zeitlose Existenz oder im alten Sprachgebrauch; ewiges Leben.

Herzlichst

Elmar

Edo

Geschrieben

Lieber Elmar,

danke für deine Antwort. Du schreibst:

Am 29.9.2020 um 21:31 schrieb Elmar:

Sinn meiner Krankheit ist es, die Sehnsucht nach Gesundheit und nach Unversehrtheit zu nähren.

 

Jetzt möchte ich weiter fragen: geht es darin um physische / psychische Gesundheit (die durch Medizin und Psychologie nur ansatzweise erfüllt werden kann) oder verlagerst du durch deine Sehnsucht den Blick auf den Geist, das geistige Heil-Werden? Liegt für dich darin der Sinn?

 

Herzliche Grüße

Edo

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Elmar

Geschrieben (bearbeitet)

Lieber Edo,

ja, ich verlagere die  Sehnsucht auf ein geistiges Heil-Werden, wobei diese Art des Heil-Werdens eine grundlegende Gesundung an uns bewirkt.
Grundlegend, weil die Botschaft Jesu die Grundlage des menschlichen Daseins als eine geistige und hintergründige vermittelt. So  lautet sein Credo:
Setze all deine Bemühungen auf die Konzentration geistig-ideller Werte, denn sie sind die Grundlage aller äusseren Erscheinungen. Auf diese Weise wirst du Teil jener Kraft, die alle Erscheinungen wirkt, und du selbst wirst dann jede Erscheinung selbst wirken. In der Erkenntnis, dass der Geist dein Leben wirkt, wirst du vertrauensvoll auf jede Erscheinung blicken können, und du wirst auch solche Erscheinungen annehmen können, die dich bisher behindert haben oder die dir Schaden zufügen.  Die rein körperlichen Heilung, die keine innere Auseinandersetzung , keine Revision und kein Umdenken des Kranken verlangt, ist deshalb nicht falsch - aber sie kann uns in dem Glauben zurücklassen, dass es über die körperliche Genesung hinaus, nichts von Bedeutung gibt. Da der Krankheit des Todes niemand entgeht, wird klar, dass dieser Glaube (aus geistiger Perspektive) eine Illusion ist.   Daher; jede menschliche Schwäche, jede  Behinderung , jede Befangenheit, jede Krankheit, die  ich als Aufforderung verstehe, nach ihrer persönlichen Bedeutung für mich zu suchen, wird mir eben dadurch zur Arznei. Denn dem Verständnis Jesu nach, wird das, was uns krank und schwach macht zur Notwendigkeit: "Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken."

Der Philosoph Spinoza brachte diese geistige Gesetzmässigkeit sinngemäss so auf den Punkt: Nur die Erscheinungen deren Notwendigkeit wir für uns erkannt haben, werden wir bejahen können und indem wir sie bejahen, stehen wir ihnen frei gegenüber. Freiheit ist daher Einsicht in die Notwendigkeit einer Sache, die mir widerfährt.  Und: Jede Erscheinung beweist ihre Notwendigkeit durch ihr Dasein.

Herzlichst

Elmar

 

 

Josina

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Elmar

Deine Aussagen lesen sich für mich so leicht unbeschwert, fast, als wäre es etwas Besonderes eine schwere Krankheit zu haben, eine Auszeichnung! Doch da ist die menschliche Furcht davor, der Schmerz, wenn sie ausgebrochen ist. Was macht diese Krankheit mit mir! Wie kann ich sie beeinflussen? Es hilft der starke Glaube an Gott, das Gebet. Und eine gute Hausärztin die Buddhistin ist und von Ihn/en Kraft bekommt.

Zu kämpfen, auch besonders in Form von beten. Mein Mann hat mit einer schweren Krankheit noch 10 Jahre gelebt, obwohl man uns höchstens ein paar Monate vorausgesagt hatte. Es gab sehr schöne u sehr schwere Phasen in dieser Zeit

Ich stimme Deine Aussagen zu. Krankheit zwingt uns innezuhalten achtsamer zu sein. Vertrauen in sich u Gott zu behalten, ist sehr hilfreich.

Dein Beitrag gefällt mir sehr gut.

 HG Josina

Anmerkung!

In der schweren Krankheitsphase von meinem Mann habe ich folgendes erlebt

Immer wenn es ihm sehr schlecht ging, hat er um sich abzulenken, Sudoku gelöst.

Einmal sagte der Chefarzt zu mir, dass es an ein Wunder grenzte. Jeder andere Patient wäre schon längst in Komma gefallen. Mein Mann hatte sehr hohes Fieber.
Das hat jetzt nicht unbedingt mit Gott zu tun. Sondern wohl eher mit Kraft der Gedanken. Vielleicht hat er ja auch währenddessen mit an Gott gedacht.

 

 

Elmar

Geschrieben

Liebe Josina, habe deinen Beitrag leider erst heute gelesen, da das vergangene Jahr mich gewissermaßen beruflich vollkommen absorbiert hat. Asche auf mein Haupt! Danke für deine interessante,  wenn auch letztlich doch sehr traurige Erzählung und Schilderung. Ich freue mich über den gedanklichen Gleichklang und wünsche dir auf diesem Wege von Herzen alles erdenklich Gute.

Herzlichst Elmar

 

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