Warum ich ein Ökoterrorist war ( 30.01.21 )
Unsere Ökosysteme stehen in vielen Teilen der Welt auf der Kippe. Grund genug für mich, mir einmal Gedanken darüber zu machen, wie es soweit kommen konnte und welchen Beitrag ich dazu geleistet habe:
1)
In meine Freizeit habe ich jahrelang in tiefster Schräglage die Straßen unsicher gemacht und dabei nicht nur viel Benzin verbrannt, sondern auch dem ein oder anderen Verkehrsteilnehmer Momente beschert, die er in seinem Leben nicht mehr vergessen wird. Geendet hat das erst, als mir eine militante Ökotussi die Vorfahrt nahm und ich durch den schmerzhaften Aufprall zur Vernunft gebracht wurde.
Was wiederum beweist: „Starke Schläge auf den Hinterkopf erhöhen in besonders schweren Fällen doch das Denkvermögen!“
2)
Ich konnte ganze Populationen von Haus-Staubmilben zu passiven Kettenrauchern verwandeln. Das ging so weit, dass heute noch die Haus-Staubmilben in meiner ehemaligen Junggesellenbude die Färbung von Nikotin annehmen und wie HB Männchen an die Decke gehen, wenn sie nur meinen Namen hören.
3)
Auch der kiloweise Verzehr von blutigen Steaks oder ähnlichen Fleischprodukten, obwohl ich schon lange satt war und nur noch fürs Hüftgold weitergefressen habe, schlägt sich sicher negativ in meiner Ökobilanz nieder.
4)
Durch halb Deutschland zu fahren, nur um ein frisch gezapftes, herbes Ostfriesisches Pilz genießen zu können, obwohl der Getränke Markt das nebenan auch verkauft, erscheint mir heute reichlich dämlich.
5)
Nur um vollgesoffen und mit Filmriss morgens neben einer Urgroßmutter aufzuwachen, musste ich auch nicht zwingend nach Mallorca fliegen. Das hätte ich zu Hause ökologischer hinbekommen.
6)
Das Verbrennen von halb Kanada in meinem Kaminofen, obwohl die Heizung bereits angeschaltet und ich nur zu faul war, mir einen dickeren Pulli anzuziehen, muss ich mir in meiner Ökobilanz sicher ankreiden.
7)
In meiner Nachbarschaft wohnten jede Menge nette und hübsche Mädels, warum ich damals zum Poppen in den Osten der Republik gefahren bin, erscheint mir aus heutiger Sicht auch recht fragwürdig.
8)
Zwei Mal im Jahr, um den halben Globus in den Urlaub zu fliegen, nur um am Strand ein Buch über Umweltkrimis zu lesen, wäre am Baggersee um die Ecke sicher günstiger für die Ökobilanz ausgefallen. Außerdem wären dann noch viele geschützte Moskitoarten am Leben.
9)
Anstatt wild durch die Republik zu vögeln, hätte sich eine frühe Familienplanung sicher auch günstig auf meine Ökobilanz ausgewirkt. Dann wäre es möglich gewesen, Großpackungen zu kaufen und nicht die einzeln abgepackte Singelware in Anspruch nehmen müssen. Der von mir verursachte und kilometerhohe Kunststoffmüllberg wäre dann sicher um einige Meter reduziert.
10)
Der Verbrauch von Einweg Plastikbierbechern auf Heavy-Metal Konzerten spielt in meiner Ökobilanz eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Dagegenhalten muss ich, dass die unzähligen Jägermeister Flachmänner im Recycling Kreislauf noch heute unterwegs sind, die meine Ökobilanz sicher entscheidend verbessern.
Zu unser aller Glück sind diese Zeiten vorbei!
Corona zwingt mich auf die Couch und mein Vermögen wächst täglich, weil ich mein Geld nicht mehr den Tankstellen, Kneipen, Cafés, Reisebüros oder den Flugzeuggesellschaften dieser Welt in den Rachen werfe. Dafür erholt sich meine Ökobilanz minütlich.
Die Ökoprobleme der Zukunft werden durch Corona dauerhaft gelöst. Wir sollten Corona dankbar sein!
Wer mit seiner freien Zeit also nichts anzufangen weiß, sollte sich vielleicht auch einmal hinsetzten und sich ernsthaft über die Ökobilanz seines Lebensstils, den er hegt und pflegt, Gedanken machen. Dann verschwindet die Langeweile und wird garantiert durch eine tiefe Ökodepression ersetzt.
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