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Fassade


Lichtsammlerin

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Ich fühle mich wie von Stacheln überzogen.

Meine Seele, mein Körper, mein Herz, meine Gedanken. Da ist eine Kälte die jeden Hauch an meiner Schale gefrieren lässt.

Stacheln zwischen mir und der Welt, unüberwindbar.

Jeder, der zu nahe kommt, sticht sich die Stille ins Herz, die jedem Stachel innewohnt.

Es gibt Tage, da fürchte ich mich vor meinem eigenen, abweisenden Wesen. Und ich fürchte in meiner Kälte zu erstarren.

Aber noch mehr fürchte ich, die Kälte könnte weichen und die gefrorenen Stachel meines Selbst auftauen, und das Ich darunter entblößen. So schutzlos.

Nie wieder wollte ich so sein.

Der vorletzte Frühling kam nie. Die Knospen erfroren, kaum, dass sie ihre Köpfe durch die Erde gesteckt hatten. Die Winde sind rau auf dieser Welt, sie greifen nach zarten Blüten und schleifen aus frischem Tau scharfe Schwerter der Ablehnung. Sie drängen das Leben zurück in eine eisige Starre.

Die Stacheln schreien jeden an - 'komm nicht näher!' - keinen Schritt

näher. Schreien, wie nur Schweigen es kann.

Aber in Wahrheit sind die Stacheln zerbrechlich und zart wie Schmetterlingsflügel.

Ein Atemhauch genügt und ihre Schärfe taut in flüssiges Leben.

Ein Schlag und klirrend zerbricht das ganze Gerüst der mühsam erbauten Abweisung.

Diese Fassade

und darunter wohnt Angst.

 

 

© Lichtsammlerin

~ Urheberrecht der Titelbilder: Lichtsammlerin

 

  • Traurig 5

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Liebe Mondkind,

 

ich danke dir.

vor 25 Minuten schrieb Mondkind:

als würde ein ganz junger, zarter Schmetterling , eine Knospe sich offenbaren.

Dass solch ein schönes Bild in dir entstehen konnte, das freut mich sehr. Und da haben meine Worte sich wohl ein Stück weit in deinem Herz entfaltet..

 

Das tränende Herz stelle ich mir gerne vor, und weiß, wie es gemeint ist.

 

Ganz liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Freiform,

 

jao, klar das darfst du machen. Ich weiß nicht, ob und wie viel ich an dem Text noch ändern mag, aber konstruktives Feedback / Kritik ist immer Willkommen.

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
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Hallo Lichtsammlerin,

"jao, klar das darfst du machen"

ganz lieben Dank dafür!
Es liegt immer in deinem ermessen, ob du noch ändern möchtest oder nicht. Ich habe absolut kein Problem damit, wenn du Anregungen nicht übernimmst. Es gibt natürlich auch Autoren, die glauben über jeden Zweifel erhaben zu sein, die dürfen dann auch gerne, ohne  meine Anregungen ihr Dasein fristen, wenn sie sich damit besser fühlen.

Ein sehr anrührender Text, der in meinen Augen aber noch Potenzial birgt.
Insgesamt würde ich anregen wollen, die eine oder andere Formulierung zu überdenken.
Oft ist man als Schreiber bemüht, etwas ganz neues / besonderes kreieren zu wollen, doch das ist für mich ein Tanz auf der Rasierklinge. Sobald der Autor überzieht, geht bei mir als Leser das Gefühl, die Empathie verloren. Empathie ist für mich ganz eng an Natürlichkeit gebunden und wenn es zu gekünzelt wirkt, reißt die Verbindung zu meinem Herzen ab. Das ist aber nur meine Meinung und mein Leseeindruck!

Konkret möchte ich anregen:
Da du schreibst…

"Meine Seele, mein Körper, mein Herz, meine Gedanken."

…dann würde ich im ersten Satz „durchzogen“ und nicht "überzogen" verwenden.


"an meiner Schale gefrieren lässt."

Anstatt „Schale“ würde ich „Seele“ anregen wollen. Ist zwar naheliegend, bringt aber für mich mehr Gefühl in den Text. „Schale“ kalt, „Seele“ warm, in meinem empfinden.

dann...

"Jeder, der zu nahe kommt, sticht sich die Stille ins Herz, die in jedem Stachel liegt."

....vielleicht:

Jeder, der zu nahe kommt, injiziert sich die Stille ins Herz, die in jedem Stachel wohnt.

Wie immer, was dich nicht anspricht, hinfort damit!
Du bist so eine talentierte Schreiberin, bei dir könnte ich mir tatsächlich vorstellen, dass du später einmal, in irgendeiner Form, deinen Lebensunterhalt damit verdienst. Sofern dich Kritik nicht belastet, dann würde ich dringend abraten wollen!

Ich möchte noch einmal betonen, das dieser Text eine starke Wirkung auf mich hat, aber sie reißt an manchen Stellen kurz ab!
 

grüßend Freiform


....und ich kann auch durchaus erst sein, wenn es darauf ankommt...... :whistling: 

  • Danke 1
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Hallo Freiform,

 

ohne deine Anregungen mein Dasein fristen... nein das klingt nicht sehr verlockend.

Zwar mag es immer mal wieder vorkommen, dass ich einzelne Texte nicht überarbeiten kann oder mag, aber das sind Ausnahmen die meist thematische Gründe haben :whistling:

 

Sooo.. ja, das Schreiben um etwas Neues und Einzigartiges hast du mit einem "Tanz auf der Rasierklinge" trefflich beschrieben.

Bei mir ist es einfach so, dass mein Herz mir die Worte buchstabiert. Meine eigene Sprache.. jegliche Überarbeitung oder Anpassung folgt erst, wenn ich mich etwas unsicher und überrascht frage, ob das ein Text zum veröffentlichen sein könnte. (Wobei sich da selten etwas ändert)

Ob dann etwas Besonderes entstanden ist.. naja, das darf der Leser entscheiden. Mein Herz wollte das jedenfalls schreiben!

 

Nun aber zu deinen Vorschlägen.

 

"…dann würde ich im ersten Satz „durchzogen“ und nicht "überzogen" verwenden."

 

Mmh, ja und nein. Das Bild ist zugegeben verwirrend. Aber die Stacheln durchziehen nicht Herz, Seele usw, sondern überziehen diese wie eine Schicht Staub könnte man sagen. Sie sind nur nach außen - nicht nach innen gerichtet.

Ich denke aber, die Formulierung "von Stacheln überzogen" ist dann günstiger als "mit Stacheln überzogen" und habe das geändert!

 

"Anstatt „Schale“ würde ich „Seele“ anregen wollen. Ist zwar naheliegend, bringt aber für mich mehr Gefühl in den Text. „Schale“ kalt, „Seele“ warm, in meinem empfinden."

 

Die "Schale" möchte ich doch beibehalten. Es ist das Bild von einer harten Schale und einem weichen Kern. An der Schale bilden sich die Stachel, dort gefriert alles, es ist der Schutzpanzer des weichen Kerns. Aber nicht bloß die Schale der Seele, und gleichsetzen mit dieser kann ich das auch nicht.

 

"Jeder, der zu nahe kommt, injiziert sich die Stille ins Herz, die in jedem Stachel wohnt."

 

Ui.. das erzeugt ein ganz anderes Bild. "injizieren" - Gift das in den Stacheln wohnt. Die Stacheln aber sind der Schutz. Mmh, nein, mit dem "injizieren" mag ich mich nicht anfreunden, das "wohnt" statt "liegt" habe ich aber ergänzt durch ein "innewohnt" und gerne aufgenommen :grin:

 

"Du bist so eine talentierte Schreiberin, bei dir könnte ich mir tatsächlich vorstellen, dass du später einmal, in irgendeiner Form, deinen Lebensunterhalt damit verdienst. Sofern dich Kritik nicht belastet, dann würde ich dringend abraten wollen!"

 

smilie_verl_027.gif  woher die Ehre? Du bist ja lieb.. da hast du viel Vertrauen in meine Fähigkeiten!

Mit Kritik kann ich umgehen (wenn sie angemessen ist..), aaaaaber ich weiß nicht ob ich mich je mit dem Gedanken anfreunden könnte, für andere zu schreiben, und folglich zuerst an die Leser zu denken. Puh. Immer wenn ich das versuche verstummt mein Herz. Zieht die Stacheln hoch, lässt selbst mich nicht hinein.. Stille, geht nicht.

Von daher - keine Ahnung ob das etwas für mich ist oder je etwas wird, aber ich danke dir sehr für deine Worte!

 

"Ich möchte noch einmal betonen, das dieser Text eine starke Wirkung auf mich hat, aber sie reißt an manchen Stellen kurz ab!"

 

Eine starke Wirkung ist ok. Ich hoffe nur es kommt nicht zu Nebenwirkungen! Ansonsten weißt du ja.. frag deinen Arzt oder Klempner.

Vielen Dank dir, fürs Mitarbeiten und mehr!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Lichtsammlerin,

vor 22 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

Bei mir ist es einfach so, dass mein Herz mir die Worte buchstabiert.

Das freut mich!
Ich denke, das ist ein Privileg der Jugend, das sich irgendwann auswächst. Nicht freiwillig!
Genieße es solange du kannst.

vor 22 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

woher die Ehre?

Das hat nichts mit Ehre zu tun, es ist das Ergebnis deiner Textarbeit und wie ich sie wahrnehme. Was das Wert ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
 

vor 22 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

Puh. Immer wenn ich das versuche verstummt mein Herz.

 

Jede Seite hat zwei Medaillen. Erst einmal muss man schreiben können. Für mich kannst du das. Deine Texte sind das eine, deine Kommentare das andere.
Wenn du nur nach deinem Herz schreiben kannst, heißt das nicht, das du nicht andere von deinen Fähigkeiten  profitieren lassen kannst. Zum Beispiel als Lektorin oder Lehrerin. Da gibt es zig Möglichkeiten, ohne dein Herz zwangsweise verkaufen oder versteigern zu müssen.

Damit es nicht zu ernst wird, ein bisserl Nonsens.

Ich saß mal beim Verlag,
da wurde ich gefragt:
„Sind sie Autor?“
Ich dachte nicht drüber nach,
sagte einfach „Ja.“
Worauf mir vorgelegt wurde, ein Vertrag.
Ich schaute kurz hinein,
sagte direkt „Nein!“
Später wurde ich gefragt „Warum?“
Darauf tat ich kund, mit bösem Mund:
„Im Vertrag steht, sie suchen keinen Autor,
sondern eine Prostituierte, die schreiben kann“

Nichts zu danken und bleib immer schön bei dir!
Einen schönen Abend noch!

 

grüßend Freiform




 

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Hallo Freiform,

 

oh ich hoffe nicht, dass sich das auswächst.. Ich bin mir, meinem Selbst, nie so nahe, wie wenn ich schreibe. Ich brauche Worte wie die Luft zum atmen...

Na, wir werden sehen!

 

Als Lektorin hätte ich es leicht! Wenn ich einen Text lese fallen mir ganz automatisch alle Fehler auf.. auch in Büchern, wo ich mich dann frage warum es Lektoren gibt, wenn die ihre Arbeit nicht machen :whistling:

Ich werde sehen.. wo ich meine Erfüllung oder so finde. Danke jedenfalls, für deine mutmachenden Worte!

 

Und den bisserl Nonsens. Der keiner ist, sondern die Essenz schreiberischen Schaffens. "Vermarktung" tut nicht immer gut, wenn man sich dafür bloß verbiegen und in Form schnitzen muss! Da ist es doch besser unangepasst angepasst zu sein.

 

Keine Angst, ich bleib schon bei mir. Wo sollte ich auch sonst hin? Leider.. kann ich nicht so gut von mir weg.. hänge fest. Tja.

 

Auch dir einen schönen Abend!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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