Strandgedanken
An einem frühen Morgen,
kaum ist die Welt erwacht,
beendet auch im Norden
die Sonnenkraft die Nacht.
Ich springe auf ins Mühen
und sehe lichterloh
das Firmament erglühen.
Der Anblick macht mich froh.
Sogleich hör ich ein Rauschen
von nahem Meeresstrand.
Wer mag, kann sinnend lauschen,
weil er zum Wasser fand.
Dort brechen Wellenberge
in einer steten Gischt.
Als ständiges Gewirke
die Flut auf’s Land eindrischt.
Was ihr nun ward gegeben
das schleppt sie flüssig fort,
um anderswo zu heben
’nen neuen Sandbankort.
Doch manchmal wird es heftig.
Das Naß wächst metergroß.
Den Menschen wird’s zu deftig,
Was kann man machen bloß?
Sie bauen Molen, Deiche
und rüsten kräftig auf.
Daß Küstenlauf nicht weiche
nimmt man manch Müh in Kauf.
Bleibt Neptun uns gewogen,
mit silberglänzend Meer,
dann lieben, ungelogen,
wir seine See noch mehr.
Wie auch der Vögel Flüge,
die Krabben, Muscheln viel.
Wattwürmer im Gefüge
und Robben mit Gefühl.
Und dann, in Abend Stille,
wenn glutrot untergeht
des Tages letzter Wille,
ein salzig Hauch verweht.
Hinfort ist alle Mühe,
die uns der Tag beschert,
bis daß in nächster Frühe,
das Schaffen wiederkehrt.
So wechselt Tag um Tage
die Zeit wie Wellenfront.
Für mich steht außer Frage,
die Schöpfung hat’s gekonnt.
[2021]
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