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Gehzeiten

 


Salzgetränkte Gischt
bricht sich am Auge
eines Schiffes.
Gleichmütig sieht sie
zwei Liebende sich umarmen
und herzen.
Die Welle schaukelt höher
aus dem Tal.
Jäh kreischt der Albatross
bevor er den Fisch davonträgt
in die Weiten des Himmels.
Zurück ans Ufer läuft das Wellental -
trägt mit sich
Venusmuscheln und glattgespültes Glas,

bernsteinfarben.



Salzgetränkte Gischt
spielt Jagen mit der Windsbraut.
Vollbackiger Eifer
ergreift ein Schiff -
zerschmettert es kurz vor dem Hafen.
Die Münder der Matrosen
füllt die Meeresmutter mit gurgelndem Liebeskuss.
reißt die Männer in ihre nimmermüden Arme und
bettet sie auf sandigem Grund.
Korallen wachsen aus Brustkorb
und Seetang streichelt eine Stirn.
Eine Seeannemone baut in Stiefeln ihr Heim
Sardinen kommen angeschossen über moderndes Gebein
Gleichmütig fliegen sie weiter ins ewige Meer

Platzierung

12.

Stimmen

8

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577

Kommentare

3

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3 Kommentare


Letreo71

Geschrieben

Liebe Sternenherz,

 

meine Stimme, für die Gezeiten hattest du! Mir hat dein Natur - Schauspiel sehr gefallen. Ich muss gestehen, dass ich den Teil auf der rechten Seite erst sehr spät und nur zufällig, aber zum Glück noch rechtzeitig entdeckt habe. Vielleicht ging es anderen auch so, das kann ich nicht beurteilen, aber beides zusammen bzw. die Gegenüberstellung der Schicksale gefiel mir ausgesprochen gut!

 

Liebe Grüße, Letreo

Gaukelwort

Geschrieben

Hi Sternenherz,

 

du schreibst uns von salzgetränkter Gischt und dem Doppelgesicht der Meeresmutter – Fruchtbar und Tödlich – Ebbe und Flut – und am Ende ist wohl beides Gut.

 

Mich hat dein Gedicht sehr angesprochen. Es erschien mir wie ein weiblicher Januskopf. Was im Grunde unsinnig ist. Denn die Meeresmutter gab es lange bevor die Römer Janus aus der Wiege gehoben haben... Es ist wohl viel selbstverständlicher, dass er die Ähnlichkeit ihrer Gesichter geerbt hat.

 

Danke für dein Gedicht...

 

...und liebe Grüße

 

vom Gaukel

  • Schön 1
SalSeda

Geschrieben

Liebe Sternenherz,

 

eine ruhige stille Betrachtung, unaufgeregt, fast gleichmütig wie die See, beschreibend, aber mit vielen ausgewählten, fein kombinierten Wort Kompositionen.

Im ersten Teil, das ruhige, fast eintönige langer Tage auf See und dann auch optisch gut abgesetzt, der plötzliche Wechsel, wie er auf See eben oft vorkommt, aber genauso ruhig und fast distanziert beschrieben, denn das Meer kümmert es nicht. Schöne Beschreibungen. Was auch gut rauskommt ist, nicht nur das was Zeit bewirkt, sondern auch wie unterschiedlich das Zeitempfinden ist, das klingt so nebenbei mit, aber durch deine Titelwahl (schönes Wortspiel die Bedeutung von Gezeiten und Zeitvergehen eingepackt) nehme ich das als eigentliches Thema, die Zeitlosigkeit des Meeres, das uns so ewig erscheint, so immer da, von Anbeginn bis ans Ende.

 

Liebe Grüße

Sali

 

  • Schön 1

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