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absage


Gast (schwarzer lavendel)

ich kann dir deine

angst nicht nehmen

vor meiner kraft

und meinem willen

ein ich zu bleiben

        nicht dein du

 

nicht die zu sein

die du so gerne hättest

 

kein wortmal setze ich

                    dem weltschmerz

des romantischen begehrens

du nennst es liebe

doch ist es nur

           ein einverleiben

ein selbstverzicht für mich

und ein betrug

 

so fürchte nur die lust in mir

den eigensinn und mein verlangen

mich dem moment zu schenken

und nicht der ewigkeit

Platzierung

15.

Stimmen

8

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582

Kommentare

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9 Kommentare


sofakatze

Geschrieben

hallo schwarzer lavendel,

 

ein starkes gedicht, welches ich gern noch ein paar plätze weiter vorn gesehen hätte. einen punkt von mir hattest du jedenfalls sicher.

 

der inhalt ist fast schon schroff, aber berechtigt. wenn der partner die eigenheit des anderen fürchtet und wegdrücken will, bleibt entweder die unterordnung oder, wie hier, die absage an eine solche *liebe*. du hast dazu die richtigen worte gefunden. glückwunsch!

 

lg

sofakatze

 

Gast (schwarzer lavendel)

Geschrieben

liebe sofakatze,

vielen dank. ich fühle mich gut verstanden.

es gibt ein buch, das heisst antiromantisches manifest von marie rotkopf.

das hat mir sehr imponiert. romantik ist allzu oft eine festlegung dessen,

was eine frau für einen mann sein soll. er besitzt ihre lust, ihren körper und

ihren geist - und das in rosa wölkchen und gefühlen.

nein, meine lust ist stark. und mein körper auch.

 

liebe grüße

charlotte

SalSeda

Geschrieben

sehr stark liebe Charlotte!

 

Wenn Leidenschaft zu Liebe wird verliert sich ein Liebender in Wünschen den anderen so zu machen wie er  sie (ungeschlechtlich gemeint) liebt. Ist, den anderen begehren nicht nur eine Irrung, was man vermeintlich im anderen sieht, was er einem bedeutet ist nichts als nur der Wunsch ganz im Einklang zu sein, wirklich ganz und es sind doch immer nur Bruchstücke, die Angst steigt auf, weil man unwillkürlich spürt, dass im andern mehr ist als man erfassen kann und zum dem man selbst keinen Zutritt hat, wo Fremdes im Vertrauten lauert. Fatal wird es wenn man den anderen versucht zu verändern nach seinem Wunschbild ... aber das ist wieder eine andere Geschichte. Wenn wir durch jemanden Glück erfahren, uns also vermeintlich der andere in gewissen Situationen glücklich macht, meinen wir das Ganze zu haben, den Kern. Darum frisst auch der Alltag die Liebe, die Lust. Weil das Ganze eben auch nur ein Teil ist.

Hmm hab ich mich wieder verirrt, aber ich glaube du weißt schon was ich meine.

Dass man nur das eigene Ideal überstülpt muss zu Ängsten und  zwangsläufig beim Erwachen aus dem Liebeswahn zu Enttäuschung führen.

Das hast du sehr deutlich klar gemacht:

 

Ein Ich zu bleiben, kein du.

 

du nennst es liebe

doch ist es nur

           ein einverleiben

 

ja und es ist nicht mehr und nicht weniger:

 

mich dem moment zu schenken

und nicht der ewigkeit

 

Großartig.

 

Liebe Grüße

Sali

 

Gast (schwarzer lavendel)

Geschrieben

liebe Sali,

vielen dank auch dir. es war ja auch ein spiel mit dem thema angst.

aber ging wohl trotzdem daran vorbei ? .

 

deine angst um etwas, was mir mich rauben will, ist dein problem - und nicht meins. und hättest du die angst nicht - die angst, in dir nicht genug zu sein, weshalb du mich dir hinzufügen musst  - dann wäre es viel leichter.

 

es steckt viel romantischer kitsch in uns, der unser lieben toxisch macht.

natürlich geht es auch um macht. darum der kampf aller reaktionäre um die heiligkeit der ehen und die treue der frauen. weil unsere lust die angst vernichten würde - und wird.

 

liebe grüße 

charlotte

Alexander

Geschrieben

Hi schwarzer lavendel

 

wie meine Vorrednern schon sagen....Stark! Mein Stimmchen hattest du sicher. Ich hätte es ebenfalls weiter oben erwartet. Aber Hauptsache mir gefällt es ?

Super! 

LG Alex 

Gast (schwarzer lavendel)

Geschrieben

lieber Alex, mir hat es auch gefallen ?

nee, im ernst - das gärte schon eine weile. vielleicht passte es aber nicht zu dem thema.

 

liebe grüße 

charlotte

Alexander

Geschrieben

Doch das passt zu dem Thema. Angst steckt in Allem, selbst in der Freude. Man freut sich und die Angst, es könnte enden, eiert heimlich im Hinterstübchen umher. 

Aber jetzt machen wir uns auf, zu neuem Theater. ?

LG 

Gaukelwort

Geschrieben

Hi Charlotte,

 

einer der 15 Punkte ist auch von mir.
 

Und wenn es einzig nach mir gegangen wäre, hättest du den Gipfel des Treppchens erklommen. Für mich war die klare Absage des LI, die kleinliche (Verlust)angst einer/eines Anderen als den eigenen Käfig zu akzeptieren, sehr wohl voll und ganz im Thema. Und zudem sehr sehr gut umgesetzt.

 

Ob dieser monopolistische Besitz- und Beschlafanspruch nun tatsächlich ein rein „männliches“ Gebrechen ist wage ich jedoch sehr zu bezweifeln.

 

Ich schätze das Geschlecht ist hier völlig gleichgültig – denn sobald die Gier in einen weiblichen oder männlichen Körper fährt, schon rafft und klammer sie sich an Dinge. Und an Menschen. Prahlt mit dem was sie ihr eigen nennt und fürchtet zugleich jedweden Verlust.

 

Auch Frauen morden aus Eifersucht oder nehmen Kinder als Geißeln, um sich an Partner:Innen zu rächen, die sie (nach ihrem Verständnis) unfairererweise nicht mehr besitzen dürfen.

 

Und na klar. Der Drang einen anderen Menschen gegen seinen Widerstand nach den eigenen Wünschen zu Formen – oder auch nur zu erwarten, dass sie/er es unterwürfig und aus einer sich selbstverleugnenden Liebe heraus von sich aus tut - hat nichts mit Liebe zu tun. Das ist toxisch und dem Wesen nach die Perversion der Liebe.

 

Das alles unterbindet dein LI, in dem es von beginn an klarstellt,

 

„du nennst es liebe

doch ist es nur

           ein einverleiben...“

 

Ja, genau so ist es! Und besser kann es nicht gesagt werden!

 

Liebe Grüße

 

vom Gaukel

Gast (schwarzer lavendel)

Geschrieben

lieber Gaukel,

vielen dank für deine freundlichen worte ?. das freut mich wirklich.

 

ja, es ist nicht nur männlich. ich weiss.

dennoch ist die romantik männlich bestimmt - und die damit verbundenen festlegungen des männlichen wie des weiblichen. in dieser zeit entsteht und verfestigt sich gender, familie und nationalismus - eine schlimme mischung. verfestigt sich als konzept!

und juristisch war die frau eigentum des mannes - und nicht andersherum.

und bis heute versucht jeden tag ein mann "seine" frau zu töten. jeden dritten tag hat einer "erfolg".

die rechtfertigung dafür hat etwas romantisches - aber eben im sinne der romantik und nicht des romantischen.

 

unabhängig davon - ich merke es ja auch an mir, dass ich festhalten will. zum glück kann ich mit meiner frau darüber reden ?.

liebe grüße

charlotte

Gast
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