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Die Erde stirbt - Lustspiel in drei Akten


Erster Akt

 

Beteiligte:

 

vier Gefangene

ein Stoßtrupp

Schauspieler

Stimme aus dem Off

 

 

 

einzelne Stimmen durcheinander, Gefangene hinter Gitterstäben strecken hilfreich ihre Hände hinaus:

 

„Sie erstickt, Hilfe schnell den Beatmer!“

„Wo bleibt denn bloß die Reanimation? “

„Die tut doch nur so, und spielt hier Theater!“

röchelnd: „Mir stockt der Atem, mir fehlt schon der Ton.“ 

 

Stoßtrupp skandiert im Stechschritt über die Bühne und verliert sich im Hintergrund :

 

Wir brauchen das Theater nicht

und machen alle Bühnen dicht

für alle: jetzt ist Schicht im Schacht!

denn was nicht ist, wird nicht gedacht.

 

verirrter Schauspieler schaut ihnen hinterher :

 

„Sein oder nicht sein...“

 

Regieranweisung aus dem Off:

 

...das ist doch längst keine Frage mehr!

Wo kommen Sie denn jetzt her?

Stopp, hör'n se auf und machen se Pause,

Theater ist tot! Ja nu gehn'se nach Hause!

 

Vorhang

 

2. Akt

 

Gefangene nun lauter und aufgebracht durcheinander sprechend mit Blechgeschirr an die Gitterstäbe klopfend :

 

„Hilfe, sie stirbt, was für ein Desaster!“

„Ein Fall für eine Reklamation!“

„ Sie stirbt durch das riesige Welttheater !“

„ Die bunte Vielfalt wird längst monochrom..“

 

Stoßtrupp eröffnet wahllos das Feuer, sie skandieren in den Feuerpausen

 

Wir machen alle Bühnen dicht,

erschießen alles, was noch spricht,

Dann fallen sie in einen Schacht,

und das hier wird die letzte Schlacht.

 

vewirrter Schauspieler erhebt sich mit einer Narrenkappe aus der Deckung:

 

Ich bins, ihr kennt mich wohl, 

der Hofnarr der Mächtigen,

ich spiegele ihr Possenspiel

„Was soll der fürchten, der den Tod nicht fürchtet.?!“

Ergebt euch, ehe ich das Schwert

meiner scharfen Wortes zücke!“

 

Stoßtrupp brüllet und japst vor Lachen

 

Stimme flüsternd aus dem Off:

 

Seien sie doch sill, sie verraten uns

ziehen Sie lieber den Kopf ein, sie Idiot

sonst sind wir hier gleich alle tot

 

Schauspieler wird vom Stroßtrupp triumphierend und lachend wie ein Sieger hinter die Bühne getragen

 

Vorhang fällt

 

 

 

- P A U S E -

 

 

 

Dritter Akt

 

Beerdigungszeene in Sträflingskleidung, vor einem Schacht stehend

Im Hintergrund sind aufgebogene Gitterstäbe erkennbar

 

„Sie ging von uns, unsere Erde ging unter!“

„Seht, wie glücklich sie schaut, ihr Geist scheint noch munter“

„Wie immer bleiben wir still und stumm!“

„Wir machen jetzt auch kein Theater mehr drum“.

 

Ein Stoßtrupp von Affen marschiert tänzelnd über die Bühne.

Die ganze Affenbande grölt, angeführt von dem Schauspieler :

 

Das Affentheater lebe hoch!

Die Menschheit ging unter, wir leben noch

auf Bäume geklettert, weil Honig dort fließt.

Gerettet, resettet- ein Paradies

Schubiduba

 

Die Trauergemeinde löst sich auf, und stimmt in den Singsang ein.

Das Publikum wird zum Mitklatschen und mitsingen animiert – Schlusszenario, alle Beteiligten kommen nochmal auf die Bühne und werfen Bananen ins Publikum

 

Vorhang fällt

 

 

Schauspieler hat sich das Affenkostüm ausgezogen und sitzt einsam in einen Handspiegel sprechend vor dem Vorhang:

 

Kunst ist, wenn Kunst was zu sagen hat

Stille ist, wenn keiner mehr fragt

Frieden ist, wenns nichts mehr zu sagen gibt,

und wenn der Tod das Leben liebt.

 

Stimme aus dem Off

 

jetzt mach, dass du wegkommst!

 

 

(Schauspieler schaut nach oben und tritt achselzuckend ab)

 

 

E N D E

 

Platzierung

12.

Stimmen

3

Aufrufe

508

Kommentare

2

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2 Kommentare


SalSeda

Geschrieben

Liebe Amadea,

 

fast schon visionär dein Stück betrachtet man es auf die aktuelle Lage bezogen.

Aber wohl zu direkt - wer will gerne in diesen Spiegel sehen? Keiner weil die Hoffnung entweder stirbt oder man erkennt dass sie tatsächlich an einem sehr sehr feinen Faden hängt.

Leider kann man nicht reklamieren und zu Amazon zurücksenden, auch eine Reinkarnation oder eine Wiederauferstehung wird es nicht geben. Der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und den Tot zu erkennen, das Ende, ist sehr grausam.

Ein bitteres Stück welches ich mir als reales Theaterstück vorstellen kann .

Allerdings finde ich es ein bisschenlang zu lesen für einen Wettbewerb mit doch noch einigen Einsendungen über die man urteilen soll.

 

Liebe Grüße

Sali

 

 

maerC

Geschrieben

Hallo @Amadea,

hier so ein kritisch absurdes Theaterstück zu entwerfen, finde ich schon sehr beeindruckend. Gefällig ist es nicht, aber gefällig muss Theater auch nicht sein.  Für mich gehörte dein Werk zu den Favoriten.

LG

maerC

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