Die letzten Worte
Die letzten Worte
Betreten verharrten Vertraute und Erben.
Die Nacht brach herein und ein Mann lag im Sterben.
Benetzt war die Haut auf dem Kopfe, dem kahlen,
ermattet lag stöhnend der Meister der Zahlen.
Verschlossen die Lippe, ermüdet die Lunge,
verblichen die Augen und reglos die Zunge.
„So sag' uns doch bitte, Verehrter, Geschätzter:
Wie lautet Dein sehnlichster Wille, Dein letzter?“
Doch hüllte – der Abend begann sich zu neigen -
der große Bossut sich in finsteres Schweigen.
Da trat zu der kühlen und nächtlichen Stunde
Kollege Maupertuis leis' in die Runde.
Er fasste Bossut an den blutleeren Händen
und meinte, das Schweigen, es müsse nun enden.
Dann fragte der Forscher, verlockend und zart:
„Oh, sag' mir, mein Freud: Was sind zwölf im Quadrat?“
Zu hören im Saale, ganz leis' an der Wand nur,
war einzig das Ticken der hölzernen Standuhr.
Und plötzlich begann, mit Erzittern und Beben,
der schmachtende Sieche den Blick zu erheben,
die kraftlose Lunge mit Luft voll zu saugen,
erkannt' den Kollegen mit wäss‘rigen Augen.
Erstarrt auch die Erben, die Blicke verwundert,
Da dröhnte der matte Malade „Einhundert...“,
pedantisch ertönte von hinten: „Er irrt sich!“,
da brüllte der Sterbende laut: „...vierundvierzig!
Die Stimme verhallte im schmucklosen Zimmer.
Dann seufzte Bossut und verstummte für immer...
Platzierung
7.Stimmen
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