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KLARTEXT-LYRIK


Jenno Casali

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KLARTEXT-LYRIK

 

Schreiber, sprichst du etwa von

ARSCHKARTE ZIEHEN UND ÜBER DEN TISCH GEZOGEN

dann sage auch

ARSCHKARTE ZIEHEN UND ÜBER DEN TISCH GEZOGEN

aber zerrede dich nicht zu tief

nicht zu umwoben umrankt

in ...

Schrei es / oh Mensch /

Der Schöpfung von der Seele!

Diese-Steigbügel-haltende-Hypokrisie

Des-Du&Dir

Zum-Bestäuben

Eines-mephistophelischen-Paktes

Mit-dem-Ich&Mir ...

 

Nein!

Rede Klartext!

ARSCHKARTE ZIEHEN UND ÜBER DEN TISCH GEZOGEN

Poesie ist zwar dichtes Brombeergestrüpp,

aber Apollo auch nur Gott der Lyrik

und keine Decodierungssoftware

 

 

(Jenno Casali)

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Hallo Jenno,

 

ein durchaus lesenswerter Text, auch wenn ich einige Interpretationsprobleme damit habe:

"Klartext-Lyrik" ist das nicht ein Widerspruch in sich (gewollt)?

Apollo steht für so einiges, vom römisches Gott über eine Weltraummission bis zum Brillengeschäft.

Dass er hin und wieder auch in lyrischen Texten vorkommt mag sein, aber dass er deshalb gleich ein lyrischer Gott ist?

Soweit meine Gedanken, vielleicht kannst Du mir ja diesbezüglich weiterhelfen.

 

LG

Perry

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Hallo,

 

Danke an alle für die positiven Rückmeldungen.

 

@ Perry:

- Der Titel ist doppelsinnig: zum einen soll zum Thema Lyrik „Klartext“ geredet sein, zum andern beinhaltet er die Meinung, dass Poesie nicht verworren und verschwurbelt, sondern klar und verständlich geschrieben sein sollte. Wenn du einen (gewollten oder ungewollten) Widerspruch siehst, umso besser, somit hätte er auch noch eine weitere Dimension...

- In so manchen Schriften wird Apollo als „Dichtergott“ genannt. Laut Wikipedia: „Apollon/ Apollo : in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts, der Heilung (....) sowie der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs".

Hoffe deine Interpretationsprobleme gelöst zu haben.

 

LG

Jenno C.

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  • 4 Monate später...

Seufz.

 

Und wieder mal ein Text, bei dem ich mir denke: Vielleicht einfach mal die Klappe halten. Es gibt stets Leute, die das, was ich selbst denke, noch viel schöner auf den Punkt bringen, als es mir bislang gelang.

 

Einfach gut. Verstehst Du dich auch so prächtig mit D i c h t e l wie ich?

 

LG

 

Ruedi

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Hallo Martin, hallo Karlo,

ihr wisst ich schätze euch beide und ich zähle mich nicht zu den "(Ein)Gebildeteten", aber ihr solltest das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.

Lyrische Kunst kann sicher auch mit "einfachen" Mitteln erreicht werden, aber das schließt nicht aus, dass auch gekonnte Formgebung und das Spiel mit den Denkmöglichkeiten die Schreibkunst zur Blüte bringen. Seid einfach offen und lasst Euch von dem berühren, was das Innere anspricht, dann spielen Stil und Ausdrucksarten nur eine untergeordnete Rolle.

Es lebe die Vielfalt und der Wille sich weiterzuentwickeln.

LG

Perry

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Hervorragendes Gedicht, welches als solches beinahe schon nicht mehr zu bezeichnen ist. Eine sinnlose Verschnörkelung von Inhalten oder die vermeintliche Romantik in einigen Werken mag vielleicht im 19. Jahrhundert elegant und neu gewesen sein. Heute sollte man sich von Poetry Slam oder unnötig überinterpretierten Werken klar distanzieren.

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Wenn ich Jenno Casali richtig verstanden habe (und wozu ich Beifall geklatscht habe), waren die Worte

 

aber zerrede dich nicht zu tief

nicht zu umwoben umrankt

sowie die Stelle

 

Poesie ist zwar dichtes Brombeergestrüpp,

aber Apollo auch nur Gott der Lyrik

und keine Decodierungssoftware

Für mich hieß das: Rätselhaftigkeit und Unverständlichkeit sind noch kein Qualitätsmerkmal. Den Leser zu fordern ist kein Selbstzweck und kein Sport, ihn zu Überfordern keine Erziehung zur Bildung. Und Verschwurbelung, das Zusammensetzen scheinbar gewichtiger tiefer Worte wie Freiheit, Tod, Liebe, womöglich in seltsamen Zusammenhängen, das Einstreuen von Fremdworten, die nicht jeder kennt, , das allein ist noch keine Kunst. Auch das Befolgen der Gesetze der Metrik, Rhythmik und der äußeren Form allein machen noch keine gute oder schöne Lyrik.

 

Und nicht alles, was sprachlich "schön" klingt ist ja zwingend verschnörkelt oder romantisch. Ich würde z.B. an den folgenden beiden Texten kein einziges Wort vermissen wollen. Und ich halte sie auch nicht für künstlich geheimnisvoll.

 

 

Der Panther

 

Im Jardin des Plantes, Paris

 

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.

 

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.

 

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille -

und hört im Herzen auf zu sein.

 

 

Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

 

 

 

Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn

 

Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?

Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn

in den Büros, als wären es Kasernen.

 

Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe.

Und unsichtbare Helme trägt man dort.

Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.

Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!

 

Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will

- und es ist sein Beruf etwas zu wollen -

steht der Verstand erst stramm und zweitens still.

Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!

 

Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen

und mit gezognem Scheitel auf die Welt.

Dort wird man nicht als Zivilist geboren.

Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.

 

Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein.

Es könnte glücklich sein und glücklich machen?

Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein

und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.

 

Selbst Geist und Güte gibt's dort dann und wann!

Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.

Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.

Das will mit Bleisoldaten spielen.

 

Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün.

Was man auch baut - es werden stets Kasernen.

Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?

Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

 

Erich Kästner; Umdichtung von Goethes Mignon ("Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n")

 

 

Mein Beitrag

 

Ruedi

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Lieber Perry...keineswegs möchte ich die feinste Form der Lyrik verschmähen, jedoch ist es nicht abzustreiten, dass eine verschnörkelte und umrankte bzw. möchtegern-Goethe Lyrik eben diesem Dichter vorbehalten ist. Jedenfalls kam mir bisher niemand unter die Augen, der auch nur ansatzweise so tiefgründig schreibt, wie er. Zudem ist diese Form veraltet (200 Jahre und mehr sind eben nicht ohne Veränderung zu überstehen Es wäre sinnvoll gesellschaftskritisch zu sein und philosophische Ansprüche in Gedichtform zu bringen. Keine romantischen oder naturphilosophischen Pseudogedichte Aus der Zeit sind wir lange raus. (außer jemand mag sich gerne auf Schelling beziehen)

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Jeder der eine Form der altmodischen Schreibweise nutzt, kommt zwangsläufig an den Punkt, welcher nicht anders zu beschreiben ist, als Pseudo-belehrend oder möchtegern-Goethehaft (Neologismus Poetry Slam versucht auf sinnlose Art und Weise Gefühle zu provozieren, mittels unsagbar schwacher Rhetorik. Einige in diesem Forum versuchen so zu schreiben, kommen aber über leere Phrasen nicht hinaus.

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Jeder der eine Form der altmodischen Schreibweise nutzt, kommt zwangsläufig an den Punkt, welcher nicht anders zu beschreiben ist, als Pseudo-belehrend oder möchtegern-Goethehaft (Neologismus Poetry Slam versucht auf sinnlose Art und Weise Gefühle zu provozieren, mittels unsagbar schwacher Rhetorik. Einige in diesem Forum versuchen so zu schreiben, kommen aber über leere Phrasen nicht hinaus.

… Jeder der

 

welcher nicht

 

Einige in

 

 

toch toch, das hat Substanz , ;-) , hi hi …

 

 

Gruß Dichtl

 

-

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Sinnloses Zitieren hat wenig Substanz mein Lieber..... Nicht umsonst werden Poetry Slammer international belacht und Deutschland ist nicht umsonst weit entfernt von einem Nobelpreis für Literatur.....wenn man so einen Schund schreibt, wie Kaminer, Ende oder Süßkind.

Ich warte auf einen neuen Hesse oder Rilke (der hat noch wahrhaft gedichtet und die Dichtkunst revolutioniert.

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