Abschiedslobgesang für einen Genforscher

[Amygdulus]

Lobgesang für Ulli

Wie Genverbände dauernd selbst sich regulieren,

im Störungsfall zu bösen Krebsgeschwüren führen,

der schweren Frage geht der Ulli täglich nach,

bleibt selbst im Bette nachts noch lange Stunden wach.

Mit schwer Geschütz aus Zahlenbeigers Wunderladen

bewegt er sich auf geistig kaum begangnen Pfaden,

spürt differenziell stark exprimierte Gene auf,

und wirft den Rest gedanklich auf den Abfallhauf.

Mit einem derart dezimierten Teilgenom

und dessen durchnormalisiertem Datenstrom

begibt er sich straks zu der Hypothesenschmiede,

wird kaum der wilden Hypothesenbildung müde.

Dabei benutzt er analytische Verfahren,

ganz typisch Bioinformatikergebahren,

häuft Gene auf zu grossen Clusterhaufen,

wo um den Mindestabstand sich die Gene raufen.

Selbst wenn zu klein geraten ist des Samples Grösse

gibt sich der eifrig Forschende kaum eine Blösse.

'Dem dummen Zufall will ich schon ein Schnippchen schlagen,

wenn Zufallsrauschen die gesuchten Muster plagen !'

Wie einst Münchhausen moorverschlungen bis zum Rumpf,

zieht er sich simulierend aus dem Zahlensumpf.

Steht alsbald fest, wie sich der Testwert breit verteilt,

ist auch ein lang ersehnter p-Wert nicht mehr weit.

Hurra, ein transskribierender Modul ist aufgefunden,

der Lohn für all die zahlverg'waltigenden Stunden,

dem Ulli sei der Kenntnisfund von Herz gegönnt,

denn er ist's, der des Forschers Leben krönt.

Amygdalus, März 2008