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Geschrieben am

In ruhigen, weißverschneiten Straßen,

gedämpft im Schall, in milder Kälte

such' ich, was ich hier einst vergaß

und weiß nicht, ob ich's finden werde.

 

Der feine Schnee klickt leise,

wenn er auf meinen Mantel trifft.

Man hört es nur, wenn man die Reise

unterbricht und einhält im Schritt.

 

Die Häuser liegen meist schon dunkel.

Nur aus wenigen Fenstern fällt Licht.

In einigen Gärten sieht man Kerzen funkeln,

auf Bäumen. Der Schnee fällt jetzt dicht.

 

Die Luft ist rein und sanft die Nacht.

Die Straße hier schläft wohl schon.

Die Menschen haben den Tag vollbracht -

erster Advent. Sie wollen jetzt ruh'n.

 

Hinter mir bleiben die dunklen Spuren

meines Spaziergangs noch eine Weile zurück.

So wie Hunderte kleiner Uhren

messen sie ab, wie lang ich wo blieb.

 

Das Leuchten der schlafenden Stadt scheint

von über den Laternen wider.

Die Wolken hängen heute tief, man meint

sie ließen sich gerne hier nieder.

 

Ich gehe langsam und in der Stille

hör' ich meine Schritte leise knirschen.

Ich bin dankbar und genieße die Idylle.

Es ist gut im Schnee, allein mit meinen Wünschen.

 

Im weißen Nebel meines Atems sehe ich

auf einmal ein Bild, das man nur hier

und nur mit dem Herz erblickt und ich

sag' "Hallo! Ich sehne mich nach dir."

 

Ich machte mich auf in Schnee und Nacht,

um etwas zu finden und wußte nicht was.

Ich seh', ich habe die Suche erst vollbracht,

als ich zuließ, daß du mich gefunden hast.

Der Schnee rieselt weiter, die Nacht dauert an.

Ich kenne dich, aber fand dich noch nicht.

Ich zieh' meine Spuren und was ich gewann

nehm' ich mit mir: Aus Hoffnung ein Licht.

  • 1 Monat später...
  • Antworten 16
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

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Geschrieben

Lieber Ruedi,

Ich finde dieses Gedicht so wunderschön! Meiner Ansicht nach ist es noch schöner als die 'Idylle' (Dieses Gedicht ist auch sehr schön).

Ich liebe den Winter und ich liebe den Schnee, ich liebe das 'Gedämpfte', von dem du geschrieben hast. Es ist so eine angenehme Ruhe, in der man seine Gedanken sortieren und abschalten kann. Ich liebe Winterspaziergänge. Das Gedicht passt so gut zu mir und du hast das ganze Wunder dabei sehr gut in Worte gefasst, dass ich mich gefühlt habe, als wäre ich mitten in der kalten Jahreszeit in der Nacht unterwegs - mitten in der Magie, meiner Ansicht nach ist Schnee nämlich genau das.

Dankeschön, das werd ich mir noch öfter durchlesen

Liebe Grüße,

Moon

  • 5 Monate später...
Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

weißt was mir hier gefällt;

Es ist wahnsinnig ehrlich; Hier ist kein Schnicknack das ein Bild ausmalen muss.

Einfach reine Beobachtung und Empfinden hast du hier in die Zeilen gelegt;

Ich könnte jetzt schreiben, Kerzen am Baum wenn es schneit, aber komischerweise

lässt mich dies nicht als Kritik auslegen , eben weil es in dem Moment so empfunden wurde.

 

Auch ich habe deine Zeile mit Freude gelesen,

mlg. Behutsalem

Geschrieben

Hallo Rudi,

 

da ich solche Spaziergänge auch gerne mag und mache, habe ich mir den Text etwas genauer angeschaut und neben dem insgesamt positiven Eindruck auch nach Stellen gesucht, an denen man eventuell noch arbeiten könnte.

Was die gewählte Form anbelangt, ist sie einerseits variabel was die Reimtechnik anbelangt, irritiert aber dadurch, dass die erste Strophe ohne Reim auskommt und die letzte (vielleicht fehlt auch nur eine Leerzeile) von der sonstigen Strophenform abweicht. Das ist für mich kein Problem, nur erkenne ich keinen Grund dafür.

Im Detail sind mir folgende Stellen aufgefallen.

Hinter mir bleiben die dunklen Spuren

meines Spaziergangs noch eine Weile zurück.

So wie Hunderte kleiner Uhren

messen sie ab, wie lang ich wo blieb.

Wieso sind die Abdrücke im Schnee "dunkel", sie hinterlassen doch lediglich Konturen.

Sicher kann man anhand der Spuren ablesen, wenn man an einem Ort länger stehenbleibt, aber die Dauer ist daran nicht uhrengenau messbar.

Das Leuchten der schlafenden Stadt scheint

von über den Laternen wider.

"von über" liest sich etwas ungelenk.

 

Die überlange Schlussstrophe/Passage wirkt auf mich etwas überzählt und nimmt mir etwas von meiner eigenen Interpretation.

Vielleicht ist ja eine Anregung dabei, ich habe mich jedenfalls gerne mit deinen Bildern auseinandergesetzt.

 

LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

 

freut mich, dass Du dich damit beschäftigt hast. Der Text stammt aus dem Jahr 1993, also aus meinen früheren Tagen der dichtenden Versuche. Danke für die gutgemeinten Anregungen, bitte verzeih, wenn ich nach 25 Jahren nichts mehr daran ändern will. Ist ja sozusagen ein Zeitdokument.

 

Und er schildert tatsächlich exakt meine Beobachtungen bei dem nächtlichen Spaziergang, bei dem mir diese Verse zum größten Teil einfielen. Ich habe sie mir in Gedanken beständig wiederholt, damit mir nichts verloren geht. Die dunklen Abdrücke meiner Stiefel rührten daher, dass der Schnee erst 1/2 cm hoch lag und unter meinen Sohlen wegschmolz. Und dass das nicht uhrengenau stimmt ist schon klar. Aber wenn ich irgendwo länger stand, konnte man das tatsächlich anhand der Spuren (kurze Zeit) feststellen.

 

Der Schein der Stadtbeleuchtung wurde tatsächlich von den tiefhängenden Wolken aber "von über den Laternen" rötlich reflektiert. Kann man sicher heute noch genauso sehen.

 

Ich denke auch, die letzten beiden Strophen ab "Im weißen Nebel…" hätte ich mir und dem Leser ersparen sollen. Damals wollte ich halt noch eine Art Ende oder Hoffnungsschimmer oder Moral (welche?) finden. Daher ist das wahrscheinlich etwas gequält.

 

LG

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

ich mag Naturbeobachtungen und die Gedanken, die dabei häufig mitwandern. Ganz besonders stimmungsvoll finde ich Wanderungen in verschneiter Umgebung.

Der Text stammt aus dem Jahr 1993, also aus meinen früheren Tagen der dichtenden Versuche.

Das hättest du beim Einstellen des Gedichtes mit angeben sollen, so fragt man sich unwillkürlich, das ist Ruedi?

 

Ich habe auch alte Gedichte, mein Bestreben war es immer, sie anzupassen. Da finde ich häufig Stellen, die mir nicht mehr gefallen. Die finde ich übrigens auch in deinem Gedicht. Zum Beispiel wechselst du einige Male von der Ich-Perspektive in die Man-Perspektive.

 

Liebe Grüße

Alces

Geschrieben

Hallo Alces,

 

Danke für deine Beschäftigung mit meinem Text. Wärst Du so nett, mir zu erklären, was Du damit meinst:

Das hättest du beim Einstellen des Gedichtes mit angeben sollen, so fragt man sich unwillkürlich, das ist Ruedi?

Ich bin nur neugierig, was dahinter steckt. Nicht aufgeregt oder so. Ein paar kleine Stichworte würden schon reichen. Schreibe ich jetzt so anders? Oder zu anderen Themen, in deiner Wahrnehmung?

 

Wäre nett von dir.

 

LG

 

Ruedi

Geschrieben

Lieber Ruedi,

 

die Themen habe ich nicht gemeint, aber wenn du jetzt nicht irgendwie anders schreiben würdest, hättest du dich nicht weiterentwickelt.

Die Straße hier schläft wohl schon.

In diesem Vers hast du ein Füllwort eingebaut, damit die Metrik stimmt oder?

 

 

Das Leuchten der schlafenden Stadt scheint

von über den Laternen wider.

Hier empfinde ich wie Perry und die Sache mit dem Wörtchen "man" habe ich ja schon angesprochen.

 

Liebe Grüße

Alces

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

ein naturalistische Beobachtung, ein Spaziergang im Schnee. Zwar sicher echt empfunden, aber eben doch zu naturalistisch, als dass ich sagen könnte: Ja, so ist es. Was mir fehlt, ist die Lyrik. Wenn du daran nach 25 Jahren nichts mehr ändern willst, dafür habe ich Verständnis. Dann aber übergib es dem Aktenordner als Dokument deiner Schreibversuche und schreib das Thema neu, denn in 25 Jahren bist du reifer geworden, hast dir sicher auch ein paar handwerkliche Fähigkeiten angeeignet und bist in der Lage, diesen Spaziergang völlig neu zu sehen, zwar Wehmut im Herzen, aber immerhin wäre dann das Thema für dich abgeschlossen. So mache ich es mit meinen ersten Versuchen, über die ich heute lächle, aber ich würde sie nicht als Textbeitrag

veröffentlichen. All diese Versuche sind mein Geheimnis. Versuch es mal für dich, es ebenso zu sehen, alle haben nämlich mal so angefangen mit ihrer großen Liebe, der Lyrik. Das Problem ist, wenn man weiß, das Gedicht ist 25 Jahre alt, man kann sich dazu im Grunde nicht äußern.

 

Angelika

Geschrieben

Vielen Dank Alces und Angelika.

 

@Alces: Das Wörtchen "wohl" in der von dir zitierten Stelle drückt eine Vermutung aus und soll kein reines Füllwort sein. Das LI (also hier mal wirklich ich) sieht ja in die Wohnungen der Leute nicht hinein. "Die Straße hier schläft schon." wäre eine Feststellung - die ich aber gar nicht machen konnte, daher "...wohl schon." im Sinne einer begründeten Vermutung. Ich habe übrigens damals noch überhaupt nicht auf Metrik geachtet und rein nach meinem Sprachgefühl geschrieben. Auf Reime habe ich geschaut, sonst eher nichts.

 

Das mit "von über den Laternen..." nehme ich jetzt einfach mal hin. Ist ja euer Sprachgefühl. Ich fand (und finde) es allerdings gar nicht so übel, da hinter dem (grelleren) Laternenlicht der Widerschein der Stadt so hell war, dass man ihn noch deutlich sehen konnte. Das wollte ich als Beobachtung präzise schildern.

 

Zum Thema "man":

Zum Beispiel wechselst du einige Male von der Ich-Perspektive in die Man-Perspektive.

Du hast recht, das tue ich. Was ist daran falsch? Wenn ich etwas erzähle, erzähle ich manchmal aus der ich-Perpektive und mache dann und wann eine Beobachtung, die über mein ich hinausgeht, die allgemeingültig ist - "man". Das Klicken des Schnees auf meinem Mantel könnte ja nicht nur ich hören. Jemand anderer, könnte diese Wahrnehmung in einer vergleichbaren Situation nachvollziehen. Die Kerzen in den Gärten sehe nicht nur ich funkeln usw.

 

Ich verstehe aber - denke ich - deinen Einwand. Eine gewisse Einheitlichkeit bleibt auf der Strecke. Ich könnte es ändern, aber etwas gefühlsmäßiges in mir will da nicht mitziehen. Vielleicht weil ich den Text schon so lange in dieser Form kenne.

 

Vielen Dank für dein Feedback, deine Aufmerksamkeit und deine Zeit.

 

@Angelika

Bei deinem Feedback bin ich mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Folgendes lese ich heraus:

Es gibt einen Gegensatz zwischen "naturalistisch" und "lyrisch". Die Reimform eines Textes macht diesen nicht lyrisch. Da muss noch etwas hinzukommen, was über die reine Natur hinausgeht. Dies fehlt dir hier. Verstehe ich dich richtig?

 

Du würdest nichts veröffentlichen, was dir handwerklich oder künstlerisch "überholt" erscheint. Über alles überholte würdest Du bestenfalls lächeln.

 

Nun ja, meine Situation ist etwas anders. Ich habe bis Ende der 1990er-jahre Gedichte verfasst, ungetrübt von handwerklichen Kenntnissen, rein nach Sprachgefühl. Vergangenen Mai habe ich das erste Mal überhaupt etwas davon hier veröffentlicht. Im Zuge dessen begann ich auch wieder, neue Gedichte zu verfassen. Das eine oder andere an Wissen habe ich mir durch freundliches Feedback zu meinen und den Texten anderer Leute jetzt dazu erworben. Mir gefallen einige meiner alten Sachen allerdings immernoch. Und wäre ich verfahren, wie Du vorschlägst, hätte ich hier nichts veröffentlicht.

 

Verzeih' mir also bitte meine Verwegenheit, wenn ich deinen Vorschlag nicht befolge. Ein paar alte Sachen werde ich hier wohl dennoch einstellen.

Immerhin hat mein alter Text dich zu einem Feedback motiviert. Oder war es nur sein Alter?

 

LG

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

ein schönes Gedicht, beim Lesen hatte ich das Gefühl selbst in der Winternacht unterwegs zu sein. Ich kann mich den Worten von Moon nur anschließen, auch ich mag den Winter mit Eis und Schnee und Frost - nur die Eisblumen an den Fenstern fehlten noch.

Habe ich gern gelesen.

 

Es grüßt

die eiselfe

Geschrieben

Hallo Ruedi,

ich denke, die hier diskutierte unterschiedliche Betrachtung von "älteren" Texten lässt sich leicht aus der Welt schaffen, indem das Label "Nur Kommentar" verwendet wird.

Ich bin übrigens auch der Meinung, ältere Texte, sollten als Zeitdokument gesehen und erhalten bleiben, wobei die behandelte Thematik (zumindest bei mir) eh in neueren Texten immer wieder mal auftaucht.

LG

Perry

Geschrieben
Winterspaziergang

 

 

In ruhigen, weißverschneiten Straßen,

gedämpft im Schall, in milder Kälte

such' ich, was ich hier einst vergaß

und weiß nicht, ob ich's finden werde.

 

Der feine Schnee klickt leise,

wenn er auf meinen Mantel trifft.

Man hört es nur, wenn man die Reise

unterbricht und einhält im Schritt.

 

Die Häuser liegen meist schon dunkel.

Nur aus wenigen Fenstern fällt Licht.

In einigen Gärten sieht man Kerzen funkeln,

auf Bäumen. Der Schnee fällt jetzt dicht.

 

Die Luft ist rein und sanft die Nacht.

Die Straße hier schläft wohl schon.

Die Menschen haben den Tag vollbracht -

erster Advent. Sie wollen jetzt ruh'n.

 

Hinter mir bleiben die dunklen Spuren

meines Spaziergangs noch eine Weile zurück.

So wie Hunderte kleiner Uhren

messen sie ab, wie lang ich wo blieb.

Hallo Rudi,

 

der erste Teil siehe mein teil_Zitat mundet mir in sener inneren leisen Bedachtheit und sich auf ein Ungewiss Weg_gelassen einlassend, sehr ebenso die gereimte und mit Waisen unterlegte Form , ... kommen einem Gedanken zu einem nächtlichen, schneebedeckten Spaziergang drüber und wie hier LI ... lässt man sich Zeit dafür und darauf ein, was die Gedanken bewegen ... ;

 

der zweite Teil ist für mich teilweise sehr inhalts-wiederholend, und zu sehr aus dem ungewissen dahin_Treiben in eine LI_erklärende Ebene überführt, ist mir (mMn) zum ersten-Teil Duktus zu intellektuell überfrachtet, für mich text-verwässernd, okay, alles eine Geschmacksache , ;-)

 

zu dem von mir zitierten ersten Teil mein Chapeau ... einen Gruß Dichtel

 

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