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Geschrieben am

Langsam, träge und ermattet kreist er

auf schmerzenden Flügeln durch die blaue Glut.

Er kreist schon so lang und niemand weiß mehr,

fliegt er aus Angst oder Wut?

 

Nur mühsam tragen ihn noch seine Schwingen,

nur selten noch flattert ein einzelner Schlag.

Er schwebt in immer engeren Ringen

von Ring zu Ring und von Tag zu Tag.

 

Keine Nacht vermag ihm mehr Ruhe zu schenken.

Immer nur vorwärts und immer im Kreis.

Er schwebt stetig weiter und muss immerzu denken;

er fliegt und er denkt und er zahlt seinen Preis.

 

Er ließ die Erde einst unter sich.

Er suchte im Flug erst sein Ziel.

Er kreiste zu lange nur um sich,

bis er - schon tot - aus dem Himmel fiel.

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Geschrieben

Hallo Ruedi,

über die letzte Reise eines Adlers habe ich mir so noch keine Gedanken gemacht.

Aber vielleicht ist es ja ein Ausgleich des Schicksals, wenn der Todbringer tot vom Himmel fällt.

LG

Perry

PS: Allgemein halte ich mich bei der Vermenschlichung von Tieren etc. eher zurück, auch wenn sie sich gern (zur Personifizierung) anbietet.

Geschrieben

Hallo Perry,

 

das war mein Versuch mal wie Rilke zu klingen.

 

Der Adler ist nicht als Vermenschlichung des Tiers gedacht (sonst stünde der Text unter Flora und Fauna), sondern eine Art Allegorie oder Metapher für einen Menschen, der seinen Lebensweg ohne wirkliches Ziel geht. Der rastlos aktiv ist aber gar nicht weiß, zu welchem Zweck oder wohin sein Weg ihn führen soll. Der sogar vergessen hat, was ihn eigentlich antreibt (Angst oder Wut?)

 

Dieser Mensch ist dabei nicht glücklich, er grübelt Tag und Nacht und findet keine Ruhe mehr. Er kommt aber aus der Nummer nicht mehr raus, dreht sich im Kreis (auch gedanklich) und ist durch dieses Grübeln sozusagen dazu verdammt, beständig um sich selbst zu kreisen, sieht nicht mehr, was um ihn vorgeht. Er ist in seinem Alltag gefangen, weil er irgendwann loszog ohne geklärt zu haben, was er im Leben will, was ihm wichtig ist etc. Jetzt zehren die Mühen des Alltags seine Kraft auf.

 

Dadurch fällt er am Ende, als die Kraft und das Leben ihn verlassen, aus dem Himmel (bleibt - in christlicher Symbolik gedacht - unerlöst).

 

Wird es klarer, was gemeint ist?

 

Danke für dein Feedback.

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo Ruedi,

wenn das deine Intention war, solltest Du sie etwas deutlicher machen als den Text in eine entsprechende Rubrik zu stellen.

Was hältst Du von einer leichten Zurückname des Adlerbildes durch eine Änderung des Titels in "adlergleich" oder "wie ein Adler."

Ansonsten gern gelesen und LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

 

danke für den Vorschlag, aber hier würde ich lieber alles so lassen, wie es ist. Dieses Gedicht trage ich seit Jahren wie einen Schatz im Kopf mit mir rum. Ist eines der ganz wenigen, die ich von mir selbst auswendig kann.

 

Danke für dein Feedback.

 

Ruedi

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