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Nach längerer Abstinenz habe ich mich in diesem Gedicht (zum zweiten Mal) mit dem skaldischen Versmaß "Dróttkvætt" auseinandergesetzt.:

 

An die Nacht

 

Rabenrufe loben

ruhig die dunkle Stunde,

wenn die Geister wandern,

wachend, schaurig lachend.

Heiser heult im alten,

hundertjähr'gem Schlunde

waiser Haineswesen

Wind, er lockt die Kindlein.

 

Tränen, Tropfen hüpfen –

Tanz im Mondesglanze –

armer Schimmer Erben

aus dem Sternenheere.

Golden war ihr Garten;

grau nun, matt von Schatten.

Lichter löscht die Nacht aus –

Leben bringt ihr Klingen.

 

Zwischen Zweig und Büschen

zeigen sich Gesichter

aller Zauberalben

oder wohl des Todes.

Wild erstrahlt im Walde,

was wie Glutes Blute

hell den Hain bewohnet:

Hauch der Meeresperlen.

 

Pfeifend zieht am Pfade,

pferdgezogen, her die

kleine Kutsch im Matsche –

klamm von Wasserflammen.

Trotz der tristen Lasten,

trällernd froh und gellend,

fährt der Droschkenführer,

für die Schwingen singend:

 

»O du schöne Ahnin

aller weiten Zeiten,

welche alte Welten

wahrhaft schön bewahrten,

schütztest meinen Schatze

schon seit vielen Monden;

hieltst mit kühlen Hüllen

heiß, was lange pranget.

 

Schätze sind den Schändern

schier Gold und Saphire,

nur des Neids (Ge)Schwüre,

nichts ist mehr im Herzen;

meines merkt die Sehnsucht –

Marter, brennend Trennung! –

Sehnsucht nach dem sanften,

süßen Mund der Wunder. «

 

______________________________________________

Zur Erläuterung des Dróttkvætt-Versmaßes:

-> Beginn einer betonten Silbe

-> Stäbe (Stabreim)

-> Binnenreime

-> {Kenningar; ~Metaphern}

 

 

An die Nacht

 

Rabenrufe loben

ruhig die {dunkle Stunde,

wenn die Geister wandern,}

wachend, schaurig lachend.

Heiser heult im alten,

{hundertjähr'gem Schlunde

waiser Haineswesen}

Wind, er lockt die Kindlein.

 

{Tränen, Tropfen hüpfen –

Tanz im Mondesglanze –}

armer Schimmer Erben

aus dem Sternenheere.

{Golden war ihr Garten;}

grau nun, matt von Schatten.

Lichter löscht die Nacht aus –

Leben bringt ihr Klingen.

 

Zwischen Zweig und Büschen

zeigen sich Gesichter

{aller Zauberalben

oder wohl des Todes.}

Wild erstrahlt im Walde,

was wie Glutes Blute

hell den Hain bewohnet:

{Hauch der Meeresperlen.}

 

Pfeifend zieht am Pfade,

pferdgezogen, her die

kleine Kutsch im Matsche –

klamm von {Wasserflammen.}

Trotz der tristen Lasten,

trällernd froh und gellend,

fährt der Droschkenführer,

für die {Schwingen} singend:

 

»O du schöne Ahnin

{aller weiten Zeiten,

welche alte Welten

wahrhaft schön bewahrten,}

schütztest meinen Schatze

schon seit vielen Monden;

hieltst mit {kühlen Hüllen}

heiß, was lange pranget.

 

Schätze sind den Schändern

schier Gold und Saphire,

nur {des Neids (Ge)Schwüre,}

nichts ist mehr im Herzen;

meines merkt die Sehnsucht –

Marter, brennend Trennung! –

Sehnsucht nach dem {sanften,

süßen Mund der Wunder. «}

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Geschrieben

Hallo Detlef,

 

schön, dass dir das Gedicht gefällt und noch schöner, dass dich die Bilder haben reisen lassen.

Und ich denke, zu weit kann man mit den Gedanken gar nicht reisen

 

LG Mesochris

Geschrieben

Hallo, Mesochris,

 

Hut ab - eine sehr, sehr schwierige Aufgabe, der du dich hier gestellt hast. Ich persönlich schreibe ja als Hobby, daher bin ich sicher nicht qualifiziert, um hier wirklich konstruktive Kritik anbieten zu können. Aber ich kann zumindest sagen, dass ich bereits etwas über diese altnordische Strophenform las, mich allerdings deshalb nicht intensiver damit beschäftigte, da das Dróttkvætt ein so enges - wie soll ich es nennen? - 'Korsett' schnürt, dass man sich tatsächlich 'kaum bewegen' kann - was nicht so meins ist.

 

Wenigstens kann ich dir ein auf (Teil- )Wissen basierendes Lob aussprechen, was die Binnenreime in den geraden und ungeraden Versen betrifft; die Stabreime liegen, wie erforderlich, auf betonten Silben; jede Strophe besteht aus 2 Halbstrophen und auch die Sechsgliedrigkeit passt (außer bei dem Wort Ruhig - aber das ist keine Kritik, da es einfach am unterschiedlichen Sprachgebrauch liegt, ob man das Wort nun als ein- oder zweisilbig betrachtet). ^^

 

Beim Kenningar und auch bei der Komplexität im Abvers gebe ich aber unumwunden zu, dass ich damit (noch? ) überfordert bin, daher kann ich darüber nichts sagen. aint:

 

Hut ab - denn du hast, trotz der festen 'Schnürung' einen, wie ich finde, sehr gelungenen Inhalt in diese tüftelige Form gezaubert - und mich damit auch ein bisschen verzaubert. ^^

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

vielen Dank für dein Lob. Es ist immer schön, wenn die Mühe gewürdigt wird.

 

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass ein so enges, an strikte Regeln gebundenes Versmaß "abschreckend" sein kann. Jedes Gedicht darin zu verfassen, wäre auch mir zu viel. Aber es ist eine schöne Beschäftigung und mal eine richtige Aufgabe, sich daran zu versuchen. (Meine ersten Versuche waren aber auch alles andere als perfekt ). Dazu, seiner Seele freien Lauf zu lassen, ist es allerdings nicht geeignet.

 

Ich finde es ein wenig schade, dass so viele alte Gedichtformen in Vergessenheit geraten. Insofern hat es mich gefreut zu hören, dass dir der Dróttkvætt immerhin ein Begriff ist.

 

LG Mesochris

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