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Die faule Gabe IV. Scheren-Toni


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Erzählt wird die Geschichte des Friseurs, der niemandem ein Haar krümmen konnte. Man mag meinen, über einen solchen Menschen gäbe es nicht viel zu sagen, doch hört gut zu: Jedem platzt einmal der Kragen.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie er vor einigen Jahren, ganz in der Nähe der alten Fleischerei, seinen Salon eröffnete. Toni war recht schmächtig, sein Gesicht so blass, wie das einer Leiche und die langen, fettigen Haare ließen nicht im Entferntesten darauf schließen, dass er sein Geld mit dem Schneiden, waschen und Föhnen selbiger verdiente. Jeder, der schon einmal mit ihm gesprochen hatte, hielt ihn für einen höflichen, klugen, jungen Mann. Zugegeben, er war recht eigen, aber wer ist das nicht, frage ich sie? Wenn man seinen Salon betrat, so wurde man stets von einem penetranten Duft begrüßt. Der Grund dafür, war seine Vorliebe für Knoblauchzehen, die er quasi inhalierte. Sein Umgang mit der Schere allerdings, sei so unglaublich gut gewesen, dass es den Kunden egal war, welch seltsamer Kauz sie da frisierte und so dauerte es nicht lange, bis Toni zu einem der bekanntesten Friseur in der Gegend wurde.

Eines späten Nachmittags, betrat Erhard, ein stadtbekannter Säufer den Salon. Toni, der jeweils eine Schere in der linken und eine in der rechten Hand hielt, begrüßte den Mann freundlich und fragte sogleich, was sein Begehr sei. Ich muss dazu sagen, dass Erhard ein Stammkunde war und auf die Frage, wie es denn sein soll, stets: „So wie immer.“ antwortete.

So war es auch diesmal und der ungepflegt aussehende Mann nahm auf einem der breiten, großen Stühle platz. Von irgendwo her krähte ein Hahn, der allerdings sofort wieder verstummte, als Toni zum ersten Schnitt ansetzte.

Toni, meinst du nicht, dass es reicht? Nur ein kräftiger Biss und alles wird gut.“, sprach eine Stimme in seinem Kopf, doch es war nicht so, wie sonst. Die Versuchung war größer und Tonis Blick fiel auf seine linke Hand, in der, seltsamer Weise, anstatt der Schere jetzt ein matschiger, stinkender Apfel lag. Er führte diesen augenblicklich zu seinen Lippen, küsste ihn und biss hinein.

Erhard saß derweil arglos und in Gedanken versunken vor ihm und ahnte wohl nichts, von seinem drohenden Ende.

Toni zog den Kopf des Mannes mit einem Ruck näher an sich heran. Bevor Erhard reagieren konnte, führte er seine Schere in dessen Mund ein und schnitt ihm die Zunge ab. Dies dauerte recht lange und der alte Säufer zappelte zudem noch, wie am Spieß.

Nach der Prozedur zog der Friseur die blutverschmierte Schere wieder heraus und mit hasserfülltem Blick, schickte er sich an, den Seinen zu nehmen. Mit zwei gezielten Stößen, stach er beide Augen aus und begann ihn anschließend zu skalpieren. Der alte Mann versuchte noch nach Hilfe zu rufen, doch mehr als ein kratzendes Röcheln brachte er nicht mehr hervor. Wie in Zeitlupe riss Toni seinen Skalp vom Schädel. Inzwischen war Erhard bereits vom Stuhl gerutscht und bewegte sich so gut wie gar nicht mehr, was den Friseur allerdings nicht davon abhielt seine tat zu vollenden. Toni bohrte seine Finger in die blutigen Augenhöhlen und zog den Kopf etwas nach oben, um an den Hals zu gelangen und während er die Kehle aufschnitt, entwich mit einem unangenehmen Geräusch die letzte Luft aus den Lungen des Mannes. Erst, als kein Blut mehr aus der offenen Wunde floss, lies er von ihm ab.

Nach diesem Vorfall sah man Toni nie wieder in der Stadt. Er war wie vom Erdboden verschluckt.

Doch eines noch, ihr traurigen Gestalten...Scheren-Toni hasst es, wenn man von ihm spricht. Liegt also irgendwo der Geruch von Knoblauch in der Luft oder glauben sie gar, sie werden beobachtet? Ein letzter Tipp von mir: Schneiden sie sich besser selbst die Haare...

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