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Geschrieben am

ich vermisse die wankelmütigkeit früherer sommer

das frösteln in den schafskalten juninächten

hat sich in ärmelloses schattensuchen gewandelt

du sagst tornados und starkregen seien warnungen

einer sich immer heftiger wehrenden natur

gegen die auswüchse menschlicher untugenden

 

jetzt stehen wir nebeneinander an der baumgrenze

unser blick fliegt schnurstracks dem gipfel zu

während im tal das echo pochender herzen verhallt

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Geschrieben

Hallo, Perry,

 

ob du es glaubst oder nicht - genau diese Thematik bewegte mich auch und ich werde heute etwas posten, das ich dazu geschrieben habe, allerdings eher als Gesellschaftskritik, mehr in Richtung Satire. Das ist natürlich nicht der einzige Grund, warum ich hier kommentiere, ich wollte nur mein Schmunzeln über diese 'zeitliche Gedankenwelt-Übereinstimmung' kurz erwähnen.

 

Dein Gedicht nahm mich mit sich, ergriff mich und erfüllte mich am Ende mit Traurigkeit. Aber ich fürchte, wenn wir so weitermachen ... und ich fürchte, das werden wir ...

 

Die Krone der Schöpfung, der Gipfel der Evolution ... werden wir von einem Thron gestoßen, bauen wir uns stets sofort aus dem neuen 'Material' den nächsten. Es war früher nicht anders, bereits in Südamerika oder auf den Osterinseln gab es Völker, die keine Vernunft annahmen, nicht aufhörten, bis buchstäblich ihr Lebensraum völlig zerstört war. Auch der allerletzte Baum wurde gefällt. Diese Völker hatten die Möglichkeit, 'anderswo' hinzugehen.

 

Und ich glaube, zu vielen Menschen ist nicht klar, dass unsere Erde hier eine Insel ist. Endlich, mit endlichen Ressourcen, endlichem 'Platz'. Und wieder richtet der Mensch seinen Blick nach oben - Mars. Und danach? Illusionen, illusorisches, wirklichkeitsfremdes Wunschdenken. Denn selbst wenn es uns gelingen sollte - was wäre an einem Leben in engen Röhren, Modulen, sicher wohl auch noch unterirdisch, aus Plastik und Metall, denn das wäre der Fall, bitte lebenswert? Niemals Wolken über einen blauen Himmel ziehen sehen, niemals morgens aufwachen und dem Konzert der Vögel lauschen können, niemals am Meer den Wellen zusehen, den Wind in den Haaren spüren und dem Dröhnen der Brandung lauschen, niemals den Duft des Waldes einatmen, niemals das Federn beim Gehen über dessen Boden fühlen können, niemals -

 

Nein, ich möchte so nicht leben und ich würde es - wenn ich einen hätte, was nicht der Fall ist - meinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Es wäre kein Leben - unmöglich, sich lebendig zu fühlen. Allein beim Gedanken daran graust es mich ...

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo Anonyma,

ich denke, vielen Menschen gehen heutzutage ähnliche Gedanken durch den Kopf. Ich habe zusätzlich versucht den Text auch noch ein wenig in eine sinnorientierte Richtung zu lenken. Am Ende des Lebenswegs können wir (hoffentlich) unser Ziel erkennen und die iridischen Ängste hinter uns lassen.

Danke fürs Interesse und ich schaue natürlich gerne auch bei deinem Text rein.

LG

Perry

Geschrieben
ich vermisse die wankelmütigkeit früherer sommer

das frösteln in den schafskalten juninächten

hat sich in ärmelloses schattensuchen gewandelt

 

du sagst tornados und starkregen seien warnungen

einer sich immer heftiger wehrenden natur

gegen die auswüchse menschlicher untugenden

 

jetzt stehen wir nebeneinander an der baumgrenze

unser blick fliegt schnurstracks dem gipfel zu

während im tal das echo pochender herzen verhallt

Hallo Perry,

 

ein schwel-beiß-schleichender Text, mMn, der mir die anfängliche Ahnung bei mehrmaligen Lesen immer mehr in eine Gewissheit wandelt;

 

ist für mich diese Sequenz: … stehen wir nebeneinander an

 

quasi zur kontradiktiven Kernaussage geworden insofern,

 

sind hier mMn zwei Menschen nebeneinander mit der Schnittmenge NUll im Dialogen aneinander Vorbeireden … ist für den einen der Tornado ein beunruhigendes menck_Ding, für den anderen der Kontrast der teilhabenden Bergweite zum längst verhallten Herzpochen der Menschen im Tal im Sinne von Tal überall .

 

… toch toch. lyrisch fein schwelend , :-) … dir ein Sonnentag-Tschüss, Frank …

 

-

Geschrieben

Hallo Frank,

ja das Trennende in den Ansichten des LI und LD wird angesichts der Gipfelnähe bedeutungslos, das Herzpochen im irdischen Jammertal verklingt, vor der Größe der Schöpfung und der Erwartung was (vielleicht) kommt, wenn die beiden ihr Lebensziel (Herzschlagfinale) erreicht haben.

Danke fürs intensive Hineinspüren -auch wenn Du vermutlich eine etwas andere Denkrichtung herausliest- und LG

Perry

Geschrieben

Hallo Brigitte,

wenn all die wahren Worte Flügel hätten, dann wäre der Himmel voller Hoffnungsschwärme. So müssen wir sie immer wieder neu in die Luft werfen und hoffen, dass sie wenigsten ein stückweit segeln.

Danke fürs Gefallen und lg

Perry

  • 1 Jahr später...
Geschrieben

Salve Perry!

 

Ein SINE QUA NON in der Lyrik ist, keine eindeutige Prosa Aussagen zu machen, nicht das sagen, was Hinz und Kunz erwarten.

Andererseits, muss es aus dem Bauch kommen, nicht konstruiert wirken.

Zwischen dem objektiven Klimawandel und persönlichen Gefühlen bleibt hier nicht klar, wer die Oberhand gewinnt.

Und eben das ist Lyrik.

 

Vale

Carlos

Geschrieben

Hallo Carlos,

ich denke, es kommt auf die Thematik und die jeweilige (autobiografische) Befassung des Autors an, wie allgemein bzw. hermetisch die Aussage eines Textes gestaltet ist. Etwas Raum für persönliche Reflexionen des Leser tut einem lyrischen Text immer gut.

Danke fürs nochmalige Aufgreifen des Gedichts.

LG

Perry

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