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Geschrieben am

Ist es nicht irgendwann gut?

Ist nicht schon alles gesagt?

Ist, was geschrieben wird, nicht

ab einem gewissen Punkt

nur noch die Wiederholung

einer Wiederholung

einer Wiederholung?

 

Schreiben wir eines Tages

nur noch für die Eitelkeit?

Weil wir es können, auch wenn

wir nichts zu sagen haben?

Pixelschwarz auf Pixelweiß,

Krampfhand um Tintenstift,

Ringer-Weh-hemm im Kopf.

 

Oder muss das einfach sein?

Angetrieben vom Innen

ins Äußern. Es schreibt durch uns.

Wir werden wie Fensterglas,

transpirierend transparent,

literar unsichtbar.

Hinter dem Text versteckt.

 

Oder wollen wir einfach

nur spielen? Uns ganz ernsthaft

amüsieren und uns selbst

beeindrucken. Eigendruck

im SelbstverlegenVerlag

Jedes Wort, jedes Wort

ein verschlagenes Kind.

 

 

22.6.2018

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Ruedi,

ich denke, Kunst fragt nicht nach dem wie und warum sie sucht sich einfach ihren Weg zur (Un)Vollendung.

Die Gründe zu schreiben, sind so vielfältig und verschieden wie es Menschen sind.

Letztlich muss jeder die von Dir gestellten Fragen selbst beantworten. Ich schreibe, weil jedes neue Gedicht

für mich eine Herausforderung ist es zur Blüte zu bringen.

LG

Perry

Geschrieben

Hallo und Danke an alle, die hier Zeit und Interesse für eine Antwort hatten.

 

Ich war mit meiner Frau über's Wochenende auf dem 50. Geburtstag einer Freundin. Heute Abend habe ich nicht mehr die Energie, hier zu schreiben, was mir so durch den Kopf geht. Beim reinstellen des Textes hatte ich mich noch gefragt, ob ich nicht ein wenig zu provokant vorgehe, diese Fragen ausgerechnet hier zu stellen. Vielen Dank, dass es erstmal keinen allgemeinen Aufschrei gab. War anscheinend doch nicht so provokant.

 

Was mir als erstes auffällt: Jeder Kommentar ist eine direkte Antwort auf die Fragen. Niemand ging auf die Form oder die Metaphern und Wortspiele ein. Das finde ich sehr interessant. Als ob jeder von euch sich persönlich befragt fühlte. Keiner hielt Distanz zu dem Text.

 

LG erstmal

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

die direkten Antworten sollten Dich nicht verwundern, sprechen die Fragen - auch durch ihre provokante Art- jeden Schreiber ja direkt an.

Wenn ich mir den Text unabhängig davon anschaue, dann fallen mir die vielen Wortwiederholungen auf. Was die Wortspiele anbelangt

Pixelschwarz auf Pixelweiß,

Krampfhand um Tintenstift,

Ringer-Weh-hemm im Kopf.

ist Pixel ein Begriff aus der Fotografie bzw. dem Druckhandwerk und nicht des Schreibens, außerdem wer schreibt heute noch mit dem Tintenstift.

Gut, das Bild mit dem Ringen im Kopf um Inspiration hat eine gewisse Dichte, wirkt aber irgendwie konstruiert.

im SelbstverlegenVerlag

Jedes Wort, jedes Wort

ein verschlagenes Kind.

Die Zeiten, wo Selbstverlegen oder bezahlte Drucklegung einen faden Beigeschmack hatten sind lange vorbei.

Am interessantesten ist, die Worte als verschlagene Kinder zu bezeichnen, aber ich denke, das ist ein Spiegel, den Du Dir selber vorhältst.

Bei mir ist jedes Wort ein Vogel, den ich hege und pflege bis er flügge ist. Gut es sind auch mal "taube" Eier dabei, aber daran lässt sich arbeiten.

 

Ich hoffe, Du bist über die Antwort zu deiner "provokanten" Nachfrage nicht allzu enttäuscht.

LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

vor der Antwort an die Allgemeinheit dir noch die schuldige Antwort auf dein dankenswertes Feedback.

 

Pixelschwarz stehen die Buchstaben auf meinem Bildschirm, wenn ich dort schreibe. Und ein Kugelschreiber ist ein Stift, der mit Tinte schreibt, wenn ich Papier bevorzuge. Manchmal hilft mir das. Man kann Teile streichen, ohne sie zu löschen und ggf. reaktivieren. Passiert schon mal.

Ringer-Weh-Hemm. Klar, da flossen das Ringen im kreativen Prozess und die Fußball-WM als Eindrücke mit rein (und verkrampften die Hand) . Aber Ringer-WM wie im ersten Anlauf war mir nicht verspielt genug. Das Ringen mit den eigenen Schmerzen und Hemmungen im kreativen Prozess anzudeuten, erschien mir jedenfalls im Verlauf nicht unlogisch.

 

SelbstverlegenVerlag. Bei manchem lobenden Feedback hier habe ich als Reaktion des gelobten Autors Verlegenheit geäussert gefunden. Das schien mir in die Mitte des Selbstverlages zu passen. An den faden Beigeschmack habe ich dabei gar nicht gedacht.

 

Bei "Jedes Wort ein verschlagenes Kind" bin ich selbst noch am suchen, was sich da im Hinterkopf abgespielt hat. Ein Kind, das geschlagen wurde, dann Überlebens- und Ausweichstrategien entwickelt hat, um den Schmerz zu vermeiden? Also durch das geschlagen-Werden als intelligentes Kind "verschlagen" (= gewitzt, ein wenig hinterhältig, doppelbödig) zu werden? Dieses Kind würde sich dann versteckt in manchen - nicht allen - Texten im Hintergrund äußern. Könnte schon sein.

 

Danke für die Rückmeldung

 

Ruedi.

Geschrieben

Hallo,

 

ich bin hier, glaube ich, noch eine Stellungnahme schuldig.

 

Wie kam es zu diesen Zeilen, die ich ja im Gegensatz zur Mehrzahl meiner anderen kleinen Texte ganz aktuell verfasst habe?

 

Nun, als erstes habe ich mir natürlich diese Fragen selbst gestellt. Fällt mir noch etwas Neues ein, bin ich bloß noch eitel, stehe ich unter Druck oder bin ich verspielt? Wo jetzt "wir" steht, stand in meinen Gedanken ursprünglich mal ein "ich". Dieses "ich" habe ich aber sehr schnell ausgedehnt auf diese WG hier. Wieso?

 

Wer veröffentlicht, will gesehen werden und sich vergleichen. Will Kontakt herstellen. Sich austauschen. Ihr müsstet mir doch irgendwie in manchen Punkten ähneln, oder?

 

Ich nehme stark an, daß dieser spezielle Text in diesem Kontext der "Veröffentlichung" mit meiner typisch deutschen Neurose zusammenhängt, die es nach Orientierung und (wie bei jedem gesunden Neurotiker) Aufmerksamkeit und Kontakt drängt. Neben vielen anderen Wegen gibt es zwei, die ich häufiger anwende, um diese Bedürfnisse zu stillen:

 

Zum einen: Ich klopfe mal "auf den Busch", um zu sehen, zu hören (oder wie hier, zu lesen), welches Echo kommt. Ähnlich wie Delfine und Wale sich orientieren. Daran erkenne ich ein Stück weit, wo ich stehe.

Und wenn ich wie hier den Nestbeschmutzer spiele, kann ich mir eines Minimums an Aufmerksamkeit sicher sein. Daher muss es provozierend sein, wenn ich klopfe, schwärzer gefärbt, als notwendig. Ich hätte ja manche meiner Zeilen auch positiv formulieren können, gerade wo es um den inneren Drang zum Schreiben geht und die Freude am kreativ sein - egal auf welchem Level. Aber nein, es musste ja provokant sein.

 

Hat funktioniert. Ich sehe an den Antworten, dass aus Gründen geschrieben wird, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Leid als Auslöser beim einen, innerer Drang beim anderen, Freude an der eigenen Begabung usw. Ein Gemenge, dass in mir so auch existiert und ich könnte meine Neigung zum Schreiben nicht auf einen einzigen Grund zurückführen.

 

Ich möchte mich bei allen für die souveräne Reaktion bedanken. Das hätte ich mir auch anders vorstellen können. Danke für eure Mühe, eure Zeit, eure Gedanken. Ich hoffe, ich komme jetzt nicht als manipulativer Drecksack rüber. Ich wollte ja keine bestimmte, von mir gewünschte Reaktion provozieren, sondern einfach nur eine offene, authentische. Ich werde mich bemühen, das in Zukunft bleiben zu lassen. Aber manchmal kommen auch aus reinem Spieltrieb ein paar provokante Sachen raus. Da müsst ihr dann halt durch. Wird ja vielleicht lustig.

 

Schönen Abend noch und einen guten Start in die Woche.

 

Das war jetzt anstrengend zu verfassen.

 

Ruedi.

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

Schön zu lesen. Danke für die Zerstreuung. Es ist gut sich und sein tun auch mal zu hinterfragen.

 

Manchmal überkommt es mich und in meinem Kopf sammelt sich alles, dann muss es einfach heraus...

 

Vieles schreibe ich privat nur für mich, doch manchmal muss ich meine Gedanken einfach mit anderen teilen. So jetzt ist es raus

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