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Das Gewicht der Farben

 

Wohin man blickt

Das Bild verschwimmt

Wir rennen, keuchen, rennen

Viel zu erreichen

Und viel ist zu wenig

wir brechen mit der Endlichkeit

Um uns herum das Endlosigkeit

Alles, ja noch viel mehr will ich erhaschen

Wer will begrenzen, Ruhe finden, wenn alles, ALLES sein kann?

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Geschrieben

Hallo Luise,

 

der Titel hat mich sofort angesprochen, weil er einerseits widersprüchlich ist (Gewicht ist bei Farben ja eher nebensächlich, außer wenn sie noch in der Tube, Dose etc. sind). Andererseits, weil er eine wunderbare übertragbare Deutung assoziiert.

Leider habe ich dann im Text dazu keine weiteren Anknüpfungspunkte gefunden (werde aber noch weitersuchen), aber die Erkenntnis zum Schluss

 

Wer will begrenzen, Ruhe finden, wenn alles, ALLES sein kann?

gefällt mir auch gut, erinnert mich an mein früheres Leben.

 

LG

Perry

Geschrieben

Hallo, Luise Honigklee,

 

deine Zeilen haben mich angesprochen und zu einem Kommentar aufgefordert - und da ich ihnen (zu 99,9%) brav gehorche, mache ich das auch.

 

Das Gewicht der Farben - Schöne, bunte Welt, die, wenn man genauer hinsieht, nur illusionär ist. In Wirklichkeit - eine Belastung. Eine Last, die wir uns selbst aufbürden ...

 

Konsum. Konsum'wahn' der heutigen Zeit. Das ist es, wovon mir hier erzählt wird.

 

Werbung - überall, im Übermaß. Knallbunt, suggestiv - hey, du musst dies haben und das und das auch noch und vor allen Dingen mehr und vor allem mehr als dein Nachbar, deine Verwandten, deine Arbeitskollegen ... Wenn jemand davon einen Mercedes hat - her mit dem Porsche; knallrot, damit er auch jedem sofort 'ins Auge sticht', wenn man damit herumfährt. Wozu gibt's Kredite? Ach, ja, das wird schon alles klappen mit dem Abbezahlen. (Tja, wenn dann irgendetwas schiefgeht, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes etc. - tja, dann klappt das eben nicht und ein Schulden'hügel' wird zum Schuldenberg.)

 

Bierwerbung - hey, du willst fröhlich sein? Spaß haben? Feiern? Geht nicht ohne Bier von genau dieser (und jener oder welcher) Marke! Dann - genieß die Freiheit, Alkohol macht frei! Schwupps, bist du auf einem Segelschiff, schipperst über das Meer und auch noch mit grünen Segeln!

Ironischerweise lügt diese Werbung nicht mal - vorausgesetzt, man interpretiert sie mal anders: Bier, Schiff, übers Meer fahren, grün - saufen, Gleichgewichtsstörungen, seekrank werden, grün anlaufen

 

Bunt, schrill - und dieses ständige 'Mehr, Mehr, Mehr'. Nie genug, egal wie viel zu viel man bereits hat. Wie sagte Sokrates bereits so schön: "Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche!" War schon damals irgendwie so, aber heute ist es einfach nur - extrem. An der Börse werden Illusionen gekauft und verkauft - bunte, schillernde Seifenblasen, wie z. B. Ernten des nächsten Jahres, die noch gar nicht 'existieren'. An der Börse wird 'virtuell mit virtuellen Dingen gehandelt': "Heiße Luft!" --- "Angenehm, ich heiße Max Mustermann."

 

Ja, wir bewegen uns immer schneller, wollen alles und zwar sofort; hetzen, rennen und rasen, ständig außer Puste (da kann schon mal dem einen oder anderen Konto die Luft ausgehen) durch unsere Leben - als ob es kein Morgen gäbe. Als ob diese Welt kein Ende hätte, die Ressourcen unbegrenzt wären und wir - unsterblich. Und wenn noch nicht, ach, da wird schon unsere Wissenschaft 'bald' dafür sorgen. :piep:

 

Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit - Momos graue Herren, mit fahler grauer Haut, grauen Hüten, grauen Sakkos, eleganten, grauen Autos und Zigarren aus getrockneter Zeit. Die Banker, die Geschäfts- und Kaufleute. Die selbst grau gekleidet sind - ja, warum wohl? Weil sie uns mit den vielen, grellen, knallbunten Farben blenden (wie du schreibst: Die Sicht verschwimmt) - und uns die Zeit stehlen. Dafür sorgen, dass wir geblendet am Leben vorbeirennen - und es dann vorbei ist, bevor es gelebt wurde. Davon 'leben sie', die grauen Herren, denn indem sie uns die Zeit stehlen, stehlen sie uns unsere Leben (eben die Lebenszeit) ... :evil:

 

Und der Aspekt: Karriere - hey, bist du nicht erfolgreich, steigst du die Leiter nicht nach oben, bist du ein Versager! Wenn dabei Konkurrenz aus dem Weg geräumt werden muss, hey, wo gehobelt wird, da fallen Späne! Auch dieses 'Erfolgreich sein um jeden Preis' spricht dein Text an - das wollte ich selbstverständlich auch erwähnen. Und die Geblendeten halten es für das erstrebenswerteste Lebensziel, selbst - einer der grauen Herren zu werden. 'Jemand zu sein!' Hast du was, bist du was - hast du nichts, bist du nichts. (Im Sinne von 'Wie Ruhe finden, wenn alles, ALLES sein kann! Es gibt viel zu erreichen!) X(

 

Bei mir traf dein Text ins Schwarze, auf den Punkt, daher wollte ich unbedingt einen Kommentar abgeben.

 

LG,

 

Anonyma

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