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Epigramm VI: Feuer und Eis


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Epigramm VI: Feuer und Eis

 

 

........Phoenix

Ein Vogel tanzt im Strom von glühend heißer Luft.

Sie schenkt ein Tanzparkett, ein Korridor von Glas;

Und in der Rosenglut: ein Mahnmal, eine Gruft,

In der daselbst die Zeit die Schritte bald vergaß.

 

........Eisvogel

Ein Vogel tanzt im See von Eis und schnappt nach Luft;

Gefangen auf dem Grund – erdrückt vom Tränenglas,

Und durch der Kälte Kuss wird Lebensquell zur Gruft.

Nur Stille ziert die Welt, die jedes Lied vergaß.

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Hallo Mesochris,

 

ich finde die Worte schön gewählt und das Thema Feuer und Eis als Gegenpole auch spannend, aber nach einen Anfang, der mich durchaus mitnimmt, entgleise ich gedanklich bei den darauf folgenden Metaphern:

Phoenix

Ein Vogel tanzt im Strom von glühend heißer Luft. Passt zum Phoenix, der verbrennt, um aus der Asche wieder aufzuerstehen.

Sie schenkt ein Tanzparkett, ein Korridor von Glas; Heisse Luft bildet quasi einen Tanzboden für einen Vogel - sehr gut

Und in der Rosenglut: ein Mahnmal, eine Gruft, Wo kommt jetzt auf einmal die Rose für die Rosenglut her? Mahnmal naja, ok. Gruft - passt irgendwo zum Mahnmal, wirkt aber doch sehr dem Reim auf Luft geschuldet

In der daselbst die Zeit die Schritte bald vergaß. Welche Schritte? Tanzschritte? Die Sekundenschritte der Zeit? In den letzten zwei

Zeilen wird es mir zu nebulös-schwurbelig.

........Eisvogel

Ein Vogel tanzt im See von Eis und schnappt nach Luft; Wieso tanzt ein Vogel im See? Tun das nicht eher Fische, wogegen der Vogel eher

über dem oder über den See tanzen wird?

Gefangen auf dem Grund – erdrückt vom Tränenglas, Der Vogel scheint abgestürzt und versunken zu sein.

Und durch der Kälte Kuss wird Lebensquell zur Gruft. Und erfriert im eiskalten Wasser.

Nur Stille ziert die Welt, die jedes Lied vergaß. Logisch.

Was ich ferner nicht erkenne: Welche gedankliche oder sonstige Beziehung besteht zwischen den beiden Vögeln, außer dass sie Symbole für Feuer und Eis sind? Der Eisvogel bleibt tot, der Phoenix kann wieder auferstehen. Das unterscheidet sie, das haben sie also nicht gemeinsam.

 

Ich glaube, die Gegenpole als Grundidee haben Potential und auch die gewählten Symbole. Aber was kannst Du uns aus dieser Idee heraus erzählen?

 

Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen. Oder mir erklären, wo ich blind gewesen bin.

Viel Erfolg!

 

Ruedi

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Hallo Ruedi,

 

ich werde mal versuchen, deine Fragen zu beantworten

 

Die erste Frage nach der Rosenglut ist eigentlich ganz simpel damit zu beantworten, dass für mich die Rose ein Symbol für die Farbe Rot ist. Klingt einfach schöner als "in der roten Glut".

 

Das Wort Gruft hätte ich maximal mit "Grab" ersetzt, die Glut samt Asche und Staub ist ja nunmehr sowohl Leib, Sarg und auch Grab des Phönix.

 

Dann die Frage nach den Schritten. Die hast du eigentlich schon gut erkannt. Es sind sowohl die Tanzschritte als auch die Sekunden, die Momente gemeint.

 

Danach, warum der Eisvogel im See tanzt. Er ist einfach einer der besten Taucher unter den Vögeln. Das auch im kalten Winter; dieses Bild hatte ich vor Augen, als ich die Verse schrieb. Uns scheint es also, als stürze er sich in sein eisiges Grab, um zu erfrieren.

 

Eisvögel vermögen es aber unter dem Eis hindurchzutauchen und sich doch wieder aus dem Wasser zu erheben, genau wie der Phönix aus seiner eigenen Asche wieder aufersteht.

 

Sowohl Eisvogel als auch Phönix entkommen also ihrer "Gruft". Diese Wiedergeburt habe ich aber bewusst weggelassen. Letztendlich wollte ich mit den zwei Teilepigrammen zeigen, dass alles vergänglich ist, auch etwas so wunderschönes wie tanzende, singende Vögel; und das sowohl im Eis als auch im Feuer, die größte Gegensätze bilden. Mit den Titeln wollte ich die Assoziationen wecken, dass es jedoch immer einen Neuanfang gibt.

 

LG Mesochris

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