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(eine halbwegs gereimte Erzählung)

 

Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert

ruhen in wirbelndem Tanz.

Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein

umrahmen den Ball in nebligem Glanz.

Die Taube bedroht die Wesen in Not,

gebettet in tiefdunkles Rot.

 

Es ist die Nacht der Verschiedenen,

die einsam und abgeschieden sind.

Sie wandeln durchs Haus der Verwesung,

zu Gast bei Mutter Gruft.

Endlich! Ein Fest der Leichen.

Und unter Modernden und Bleichen

steigt der Ball der stillen Herzen,

die weder schlagen noch scherzen.

 

Die Vergessenen der Metropole

finden sich in der Nekropole

zum Tanz der Untoten ein.

Und in leeren Augenhöhlen

glimmt schwefliger gelber Schein.

Reden ist Silber, Schweigen ist Tod,

man spricht hier nicht, nicht mal mit Gott.

 

Der Tanzboden zuckt rhythmisch mit.

Das sind die Knochen von Soldaten,

abgehobelt von Granaten,

die auch ein wenig mittun möchten.

Sie sind nur noch als Dielen tauglich.

Ein General ist auch dabei, glaub‘ ich.

 

Und über ihnen, noch ganz in Weiß

ein Brautgerippe schwebt.

Die hat die Hochzeitsnacht nicht mehr erlebt,

weil sie an ihrem schönsten Tag,

sich tanzte in ´nen Herzinfarkt.

 

Ein alter Spanner sieht ihre spitzen Rippen

durch’s fadenscheinige Kleidchen blitzen.

Naja, so ein Voyeur hat’s hier nicht schwer -

lange halten die Leichenhemden nie.

Jetzt hat er ´nen Hang zur Nekrophilie.

Ab und zu ging er kleine Mädchen erschrecken,

heut schaut er ihnen in die leeren Becken.

Er hat schwere Zeiten durchgemacht.

er weiß noch, er ist Jahrgang null-drei:

Dreiundvierzig, Fronturlaub,

da haben sie ihn geschnappt,

da war es mit ihm vorbei.

 

Und der wurstige Gestapomann,

der ihn damals in die Finger bekam,

der ihn gefoltert und erschossen hat,

freundet sich langsam mit ihm an.

 

Die Gäste schlürfen von den Kränzen

frischer Gräber mondbeschienenen Tau.

Die Toten sagen, wenn’s Neumond war,

macht der Tau sogar die Toten blau.

Das Fest mimt Fortschritt, Skelette feiern

und heiser zwischen Urnenfeuern

verqualmen sie Weihrauch wie Shit.

 

Neben drei Birken, unter goldgelbem Laub

steh’n drei frische Junkies.

Sie wünschen sich was zu kiffen.

Sie haben’s noch nicht begriffen.

Sie jammern nach Engelsstaub.

Die Würmer und Maden laben sich.

Peinliches Fleisch fault langsam,

fällt herbstlich, Schicht um Schicht.

Noch erscheinen sie sich menschlich

und fürchten die Totenpolizei.

Doch der Gestapomann nahm heut Nacht frei.

Frischlinge eben, gerade so jenseits der Grenze.

Sie beobachten alles genau.

Ungläubig sehen sie und lauschen

und begreifen nicht die Tänze.

 

So sachte glüh’n die fremden Augen.

So hauchzart prüft der Wind die tauben Sinne

der scheinbar nicht Verdammten.

Und außerhalb der Friedhofsmauern schleicht das Leben

um diese Zeit wie bitt’re alte Tanten.

 

Drinnen spielen jetzt die toten Kinder,

äffen einen unbegangenen Lebenspfad.

Zu ewiger Kindheit verurteilt aber

ist ihnen der Pfad bereits fad.

Vom Tod verraten wie vom Leben,

eingesargt in fruchtloses Streben

ersehnen sie vergeblich den Henker.

Kleine Augen suchen zu sehen,

viel zu kleine Köpfe, zu verstehen

und entarten daran. Kein Bub wird hier Mann.

Und kein Mörder, kein Spanner, kein Gestapomann,

reicht nach einiger Zeit

an ihre böse Artigkeit heran.

Die Hölle ist immobil.

Ihr Stillstand wandelt Kinder zu Idioten.

Und die Immobilien der Verdammnis

sind die Gräber der Toten.

 

So dreht sich die Menge im Taumel

überflutet von höllischem Glanz.

und nur für die Toten sichtbar liegt

über allen und allem wie Smog

eine dunstige Glocke aus Angst.

 

Endlich ist es soweit!

Weiß in weiß wabernd

wallt widerlich aus den Winkeln

und Schatten schleimschäumende Form,

getragen von den Dünsten der Unterwelt,

geronnen zu reiner Hässlichkeit.

„Der Fürst!“ weht Wispern

ängstlich durch die Nacht.

Der Tod hält Hof den Toten,

die Finsternis verblasst vor seiner bösen Pracht.

Er nimmt seinen Thron ein,

er zeigt seine Macht.

 

Schaudernd fährt durch alle Gäste

ein Rückblick auf erfahr’nes Sterben,

das sie zusammentrug,

das sie zusammenschlug.

 

Der Auftritt bricht die Kriegerknochen,

der Tanzboden birst. Hier und dort

platzen junge Augen kochend

aus leeren Köpfen.

 

Die sich jetzt nicht beugen vergeh’n,

weh’n auf kalten bockigen Winden

in ungeahnte Tiefen.

Niemand wagt, sie verschwinden zu seh’n.

Eine Party der Blinden, die schliefen.

 

Die Junkies haben (wie üblich)

weder Peilung noch Meinung.

Und unbetrauert werden sie

verschlungen. Unbesungen fort.

Der Gestapomann steht natürlich stramm.

Der Spanner winselt nur

und verliert einen Freund.

Der Fürst schreitet weiter, hier schreitet der Feind.

 

Die Menge wagt es nicht zu flieh’n.

Jeder lauert. Die Alten wissen,

der Fürst sucht heut ein Ruhekissen,

für sein verdorrtes Haupt.

Der Fürst wählt heute eine Braut

oder viele. Dann wird er weiterzieh’n.

 

Eine fürstliche Geste – Musik! und

ein Klappern und Heulen hebt an.

Die Panischen schreien, die Irren

plappern Stakkato im Chor

und über der Kakophonie

rufen Eulen Verzweiflung ins Ohr.

 

Damen werden aufgefordert und folgen.

Schweben in die neblige Gestalt, übergeben

sich der höheren Gewalt zu ihrem

letzten Stück. Doch Respekt gezollt und

Gnade erwiesen. Sie fließen

nach Geisterart in die Schatten zurück.

 

Der Fürst trifft seine Wahl. Und es gesellen sich

der Zahl seiner Wesenheiten noch zwei hinzu.

Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert

ruhen nicht mehr. Es ist keine Heimkehr

zu erwarten. Der Fürst ist Legion, auf vielerlei Arten.

Das Lamm ohne Augen starrt auf die Taube aus Stein.

Die Taube bedroht die Wesen in Not,

gebettet in tiefdunkles Rot.

 

 

(Begonnenca. 1994

Fertiggestellt 8.7.201

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Geschrieben

Hallo, Ruedi,

 

da bin ich. (Nein, keine Drohung, was denkst du nur von mir? ?( )

 

Mich hat dein Werk nicht an eine Kurzgeschichte erinnert, sondern an ein Gedicht von Arthur Rimbaud: Ball der Gehängten (gibt es als, wie ich finde, recht gute Übersetzung zu finden.)

 

Totentanz, Fest der Toten, (Gedenk-)Tage (für die oder) der Toten - in Kunst, Literatur, Filmen und auch in verschiedenen Gesellschaften ein Thema, das häufiger war und ist, als man zunächst denkt. Was darauf hinweist, dass - ganz klar - das Leben wohl unweigerlich dazu führt, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, auf unterschiedlichste Art und Weise.

 

(Nebenbei: Ich lese gerne und gerne etwas Langes. Hab gerade zum dritten Mal Stephen King's 'The Stand - Das letzte Gefecht' durchgelesen. Hat mal so eben nur 1.435 Seiten ... und kleine Buchstaben ... )

 

Ich denke, es ist sinnvoll, zunächst das Formale zu erwähnen. Wie du ja selbst schreibst, ist es nur teilweise gereimt. Was, wie ich finde, auch zur Thematik passt; ich fände hier ein durchgehendes, 'geordnetes' Reimschema als nicht gut passend. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist surreal und daher hielte ich zu viel Ordnung - für zu 'real'. Allerdings fiel mir dabei auf, dass du manchmal zu Inversionen greifst, was, wie ich finde, trotzdem dem Reimzwang geschuldet ist, z. B. hier in dieser Strophe der Fall:

 

 

Und über ihnen, noch ganz in Weiß

ein Brautgerippe schwebt.

Die hat die Hochzeitsnacht nicht mehr erlebt,

weil sie an ihrem schönsten Tag,

sich tanzte in ´nen Herzinfarkt.

Generell, wenn's um den formalen Aspekt geht, ist diese Strophe die schwächste im Ganzen. Inhaltlich - kann um ein etwas sarkastisch-bissiges Element bereichern (der 'Tonfall'); aber so wirklich nötig ist sie, wie ich finde, wiederum nicht ... allerdings ist das Ansichtssache und daher keine Kritik oder Aufforderung in dem Sinne. Jedenfalls würde ich dir hier vorschlagen, diese Strophe noch mal etwas zu überarbeiten - und ggf. lieber auf die Endreime verzichten. Denn im übrigen Teil deines Werks hast du keine so deutlichen 'Satzverdrehungen', daher fällt sie schon 'aus dem Rahmen'. Und im letzten Satz bräuchte es ja aufgrund der Tatsache, dass sich dieser mit den anderen Versen gar nicht reimt, meiner Meinung nach ohnehin keine Inversion. Ich verstehe schon, warum du das trotzdem gemacht hast - würde der Vers mit 'tanzte' enden, wirkte er sehr 'unelegant'. Aber ich denke, das ließe sich auch mit einer Umstellung der beiden vorgehenden Verse lösen.

 

Es ist kein Verbesserungsvorschlag, aber ich würde es mir ungefähr so vorstellen, möchte nur veranschaulichen:

 

Und über ihnen schwebt, noch ganz

in Weiß ein Brautgerippe;

die starb noch vor der Hochzeitsnacht,

beim Tanzen bis zum Herzinfarkt

an ihrem schönsten, letzten Tag.

 

 

Also - wie gesagt, das ist kein Vorschlag, nur das, war mir so spontan einfiel. Vielleicht ist ja was dabei, das dir als Ideengeber dienen kann.

 

Einen Vorschlag möchte ich dir aber konkret machen, der gar keine Änderung erfordert - nur eine kleine Umstellung in der Reihenfolge der Verse. Der Text endet mit:

Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot

umfängt die Wesen in Not.

Damit endet auch die erste Strophe - warum lässt du die erste Strophe nicht damit beginnen? Inhaltlich durchaus auch passend, es würde den Vorteil bieten, dass somit ein 'Rahmen' erstellt würde, im Sinne von: Womit es beginnt, endet es auch - vielleicht auch nur bis zum nächsten Mal?

 

 

Zum Inhalt. ^^

 

Surreale Bilder, die mir durchaus gefallen - ich habe nie ein Problem oder Schwierigkeiten damit, mich auf abstrakte Ebenen 'einzulassen', aber das weißt du ja, glaube ich, bereits.

 

Mir gefällt die bunte Mischung - ein surreal-abstraktes Potpourri des 'Nach'-Lebens, gewissermaßen, würde ich so nennen.

 

Inhaltlich habe ich nur ein Problem bzw. einen Kritikpunkt. In unserer (westlich-christlichen) Kultur-, Vorstellungs- und Glaubenswelt ist der 'Fürst' immer der 'Fürst der Finsternis', also der Teufel. Das 'vermischt' sich aber, wie ich finde, hier bzw. ist es nicht wirklich ersichtlich, dass der 'Hauptfeind' hier nicht der Tod ist (ein Beispiel: Sein verdorrtes Haupt - damit assoziiere ich unwillkürlich eher ein Skelett, also den Tod und nicht den Teufel, du verstehst, was ich meine?), sondern der Teufel. Zwar kommt im weiteren Verlauf der Hinweis durch 'der Fürst ist Legion', was dann allerdings gewisse 'Hintergrundkenntnisse' über diese Begrifflichkeit voraussetzt. Wer das nicht kennt, weiß nicht, was es bedeuten soll - und insgesamt ist die Thematik 'Tod und Teufel' ein bisschen sehr schwer zu durchschauen für 'unwissendere Leser'. Da würde ich dir vorschlagen, vielleicht etwas früher einen 'Hinweis für alle' zu geben - z. B. Hörner, Schwefelwolke/-gestank oder irgend etwas in dieser Richtung. Damit Leser, die nicht wissen, was es mit 'der Fürst' und mit 'er ist Legion' auf sich hat. Erschwert wird's eben auch dadurch, dass der 'Tod Hof hält' - was mich auch verwirrte. Denn - Tod und Teufel sind nun mal ganz und gar nicht das Gleiche für mich. Ein bisschen eindeutiger entweder einen davon herausarbeiten oder beide deutlicher 'trennen', das wäre mein konstruktiv gemeinter Ratschlag dazu.

 

Generell - sehr gerne und interessiert gelesen, mich ebenso gerne ein bisschen gegruselt (wozu lese ich Stephen King gerne - ) und auch gerne meine 5 Cent Kommentar dazu abgegeben! ^^

 

LG und ich hoffe, ich konnte dir behilflich sein mit meinem Feedback,

 

Anonyma

Geschrieben

Liebe Anonyma,

 

herzlichen Dank für dieses ausführliche Feedback. Im Moment geht's nicht, aber ich hoffe, im Laufe des Wochenendes komme ich dazu, eine gebührende Antwort zu schreiben.

 

Hat mich sehr gefreut, einen anderen Stephen King-Leser zu treffen. The Stand habe ich mindestens 2 mal durch, die gekürzte Fassung nicht gerechnet. Und bei ES bin ich auch schon 3 mal durch die gekürzte und einmal durch die Langfassung durch.

 

LG

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo, Ruedi -

 

Friedhof der Kuscheltiere. Hat für mich (persönlich), obwohl nicht sein Bestes, die dichteste und gelungenste Grusel-Atmosphäre. Mein Lieblingsbuch von ihm: In einer kleinen Stadt (Needful Things). Kennst du auch Richard Bachmann, sein Pseudonym? Todesmarsch und Der Fluch sind, wie ich finde, ebenfalls sehr lesenswert. Obwohl lediglich Der Fluch in Richtung Horror geht, Todesmarsch ist eher eine beklemmende Schilderung eines furchtbaren Zukunftsszenarios, aber hat, wie ich finde, auch sehr viel Atmosphäre zu bieten - was ja genau das ist, was ich bei Stephen King so mag. Splatter-Momente, ja, die gibt es zwar vereinzelt auch. Aber eben nur vereinzelt. Und das finde ich gut - gibt genug aktuelles Zeug, das nur auf Ekel setzt und mit 'Schaudern und Gruseln' gar nichts mehr zu tun hat.

 

Entschuldige das kurze Off-topic, aber ich freue mich auch, wenn jemand gerne Stephen King liest. In meinem Umfeld jedenfalls niemand - wobei ich erwähnen möchte, dass da auch niemand etwas mit Gedichten am Hut hat ...

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

ich habe hier neben mir mehr als 2 Regalmeter Stephen King. das meiste von ihm habe ich. Meine Sammlung begann, als ich ca. 16 war. Mein Lieblingsbuch ist eindeutig "Es". Mir gefällt die so gut getroffene Erinnerung an jedermanns Kindheit mit allem denkbaren Schönen und Unschönen. Mit der Freude, Vorfreude und Angst. Danach gibt es ein enges Verfolgerfeld, in dem The Stand ganz vorne dabei ist. Dazu gehören aber auch Dolores, Das Bild (Rose Madder), In einer kleinen Stadt (Needful Things), schlaflos (Insomnia) Christine, Feuerkind und Friedhof der Kuscheltiere. Nicht zu vergessen Shining. Und von den neueren Sachen fand ich die Trilogie, die mit Mr. Mercedes beginnt sehr gut (2. Teil Finderlohn, 3. Teil Mind Control).

 

Wobei bezüglich "Friedhof der Kuscheltiere" zu sagen wäre, dass "gefallen" das falsche Wort ist. Es ist so ziemlich eines der beängstigendsten und bedrückendsten Bücher, dass ich je gelesen habe, weil die Hauptpersonen sehenden Auges und dennoch aus verständlichen, nachvollziehbaren Gründen in ihr Verderben rennen. Das gilt in gewissen Grenzen auch für den Film, den ich nur einmal gesehen und als sehr blutig in Erinnerung habe. Traf nicht ganz den Geist des Buches.

 

Die übrigen Bücher von Herrn König habe ich alle mehr oder weniger gern gelesen jedenfalls hat mich keines davon gelangweilt, am ehesten noch Duddits. Aus Frühling, Sommer, Herbst und Tod sind die in meinen Augen zwei besten King-Verfilmungen hervorgegangen: Stand by me / Die Leiche und Die Verurteilten /Pin-up. Die übrigen Verfilmungen gingen ja doch öfter an der Buch-Atmosphäre vorbei. Feuerkind und Christine laufen bei mir unter "nicht schlecht".

 

Die Romane über den Dunklen Turm habe ich gelesen, aber nicht öfter als ein- oder z.T. zweimal. Mir ist nie klar geworden, was daran so groß ist, dass man es als sein Opus magnum bezeichnen dürfte. Aber langweilig waren sie auch nicht, bzw. nur zum Teil. Mir gefällt an den Büchern von S.K. , dass man die Menschen darin, die Protagonisten fast immer sehr gut verstehen kann. das sind Leute wie Du und ich, die auf einmal mit Situationen konfrontiert sind, die sie überfordern und die (meist) dennoch einen weg finden, klarzukommen - auch wenn es nicht immer für alle gut ausgeht.

 

Das ist erstmal genug für heute.

 

@scathach: Brauchst dich für die Schlaflosigkeit nicht entschuldigen. Du hast ja gleich das in meinen Augen schlimmste von ihm erwischt. Mit Dolores (als Buch) wäre es dir sicher besser ergangen. Fast nichts übernatürliches.

Geschrieben

Du erlaubst, Ruedi, ganz kurz auch von mir an @Scathach: Da hat Ruedi absolut recht, es ist ein wirklich unheimliches, beängstigendes Buch - also lies bloß nicht Friedhof der Kuscheltiere als Buch ... Ich grusele mich nicht leicht und, wie bereits geschrieben - Ekel ist was anderes; ekeln kann ich mich schneller und ich mag das nicht besonders. Aber ich las Friedhof der Kuscheltiere im Bett. Spätabends. Und ertappte mich damals dabei, dass ich nicht anders konnte, als in jedem Zimmer das Licht anzuschalten, als ich mal aufs Örtchen gehen musste ... Bei mir will das was heißen - gibt wenig Bücher oder Filme, die das bei mir geschafft haben.

 

@Ruedi: Tatsächlich kann ich mich deinen Schilderungen größtenteils anschließen. Auch, was Duddits angeht - ich finde, da blieb er wirklich unter seinen Möglichkeiten. Aber gut - niemand ist perfekt und auch die großen Dichter früherer Zeiten schrieben nicht ausnahmslos nur Meisterwerke. Was gut ist, sonst würden wir 'Normalos' ja Komplexe kriegen ...

 

Und ja, die Saga vom dunklen Turm habe ich auch gelesen. Fand ich schon gut, aber irgendwie auch nicht wirklich ganz 'Stephen King'. Mir fehlte da etwas, anders kann ich es nicht ausdrücken. Das, was im Gegenzug dazu The Stand - hat.

 

Ich stimme dir auch bei Es zu - Es ist und bleibt etwas Besonderes. Ein Buch, von dem ich denke, das 'schreibt man nur einmal' - du verstehst sicher, was ich damit meine.

 

Nebenbei - was hältst du eigentlich von Stark - The Dark Half? Bzw. insgesamt vom Castle-Rock-Zyklus? Oder auch vom 'Beiwerk' zur Turm-Saga, von 'Die Augen des Drachen'?

 

Stephen King, wie du schreibst, kann es einfach - Atmosphäre aufbauen. Charakteren in seinen Büchern 'Leben einhauchen', ihnen - fiktiv echte - Persönlichkeiten zu geben. Das ist - Schreib-Kunst. Kann nicht jeder. Bei ihm nehmen im Verlauf der Geschichte(n) Menschen mehr und mehr Kontur an, werden immer 'vertrauter', die Phantasie wird mit Vorstellungen 'aktiv', man ist irgendwann 'unterwegs beim Lesen' mit im Geschehen drin, vergisst die Uhrzeit, will unbedingt wissen, wie es weitergeht, befürchtet dies und das - der König des Grusels kann's eben. ^^

 

Die Filme sind nicht schlecht - aber, es ist wie immer: Wirklich gut kann man sie nur finden, wenn man die Bücher nicht vorher gelesen hat, denn Filme können - liegt in der 'Natur' der Sache - nicht mithalten. Sonst bräuchte es 48-Std.-Filme und selbst dann ...

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Fuck,

 

ich hatte eine ewig lange Antwort verfasst, aber mein PC ist runtergefahren, weil eine andere Aufgabe beendet war.

 

Alles nochmal von vorn. Aber nicht mehr heute.

 

Sorry.

 

Ruedi.

Geschrieben

Ruedi, dann habe ich vielleicht einen guten Tipp für dich. Es gibt ein kleines tool namens Textarea cache. Leider nur für Firefox, ich weiß nicht, ob es da auch ein Äquivalent für Chrome gibt ...

 

Hier im Forum bin ich meistens mit Firefox, auf YouTube z. B. wiederum meistens mit Chrome. Aber wenn ich hier mit Chrome reingehe - was ab und zu vorkommt - dann schreibe ich nie direkt ins Forum, außer, es ist etwas Kurzes. Bei längerem Text schreibe ich immer zuerst in WordPad und kopiere dann hier herein (und hab mir auch fest angewöhnt, immer zwischenzuspeichern, damit ggf. nicht alles verschütt geht).

 

Ist mir früher auch mal passiert, hat mich ebenfalls mächtig geärgert - daher habe ich mich in dieser Hinsicht 'konsequent erzogen'.

 

Lass dir Zeit, ja?

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo, zweiter Anlauf.

 

@scathach: Haven kenne ich nicht, aber Colorado Kid habe ich gelesen. ich weiß nur noch, dass es sich um das Rätsel der unbekannten Leiche am Strand handelt, weiß aber nicht mehr wie es ausging. Habe ich dennoch als ziemlich gut in Erinnerung. Wenn Du das mochtest könnte dir Dolores wirklich gefallen.

 

@Anonyma: "Stark" fand ich ganz o.k., aber es steht bewusst nicht bei meinen oben aufgezählten Favoriten. Hingegen habe ich "Das Attentat" vergessen aufzuzählen, weil das auf meinem ebook liegt und nicht im Regal steht. Unverzeihlich, habe ich schon dreimal gelesen, immer im Urlaub (daher ebook). Wie viele andere Menschen auch liebe ich gute Zeitreisegeschichten. "Joyland" war auch gut, auch schon zweimal gelesen (ebook).

 

Die Bachmann Sachen mag ich weniger. Am ehesten konnte ich mich mit Thinner und Todesmarsch anfreunden. Die Doppelnummer "Desperation" und "Regulator" halte ich eher für eine Doppel-Nullnummer. Da musste ich mich echt durchquälen und habe beide Bücher seither nicht mehr in die Hand genommen.

 

Nun zurück zum Anlass unseres kleinen Kaffekränzchens. Vielen Dank nochmal für dein sehr ausführliches Feedback und die Anregungen. Dazu habe ich ein paar Gedanken gehabt (erstaunlich ^^ ) .

Der "Totentanz" begann als gereimte Erzählung, inspiriert durch eine Kurzgeschichte, die ich offenbar fälschlicherweise E.A. Poe zuschrieb. Bin immernoch frustriert, dass ich die Geschichte nicht da habe. Ich merkte ziemlich schnell, dass ich keine einheitliches Reimschema durchhalten würde. Also gab ich das auf und reimte fröhlich und frei ohne Schema weiter. Irgendwann langte es dann auch nicht mehr für reguläre Endreime, da kamen dann Binnenreime ins Spiel.

Und die zumindest habe ich bs zum Schluss immer wieder eingebaut, wenn auch z.T. versteckt.:

 

Eine fürstliche Geste – Musik! und

ein Klappern und Heulen hebt an.

Die Panischen schreien, die Irren

plappern Stakkato im Chor

und über der Kakophonie

rufen Eulen Verzweiflung ins Ohr.

 

Damen werden aufgefordert und folgen.

Schweben in die neblige Gestalt, übergeben

sich der höheren Gewalt zu ihrem

letzten Stück. Doch Respekt gezollt und

Gnade erwiesen. Sie fließen

nach Geisterart in die Schatten zurück.

Es sollte immer ein wenig Klang haben. Daher habe ich bei unglücklichen Braut auch Herzinfarkt unsauber auf Tag gereimt. Dafür nehme ich dann auch den verdrehten Satzbau in Kauf, falls mir nicht noch etwas besseres einfällt. da denke ich später nochmal darüber nach.

 

Pause, nicht dass er mir wieder abstürzt. Fortsetzung folgt.

Geschrieben

Ja, die Braut. Die kürzeste, möglicherweise eine überflüssige Geschichte. Allerdings: Sie tanzt sich zu Tode - hier haben wir also einen Totentanz im Totentanz, das finde ich irgendwie witzig, daher würde ich mich ungern von ihr trennen.

 

Die Braut und alle anderen geschilderten kleinen Geschichtchen haben mit der Rahmenhandlung nichts zu tun. Sie sollen nur für Atmosphäre sorgen, für Stimmung und sie sollen unterhalten und der mageren Geschichte ein wenig Fleisch auf die Rippen packen. Denn seien wir ehrlich, was bliebe, beschränkte ich mich auf die Gestalt des Fürsten, der erscheint, die Frau ohne Kopf und den Mann mit dem Schwert mitnimmt und wieder zieht? Mager, sehr mager.

 

Aber soweit habe ich ja gar nicht gedacht, als ich anfing, zu schreiben. Ich wollte herausfinden, was mir nach diesem Eröffnungsbild alles einfällt. Gut, es fiel mir einiges ein, aber bevor der Fürst kam, war erstmal Schluss. Ich hatte den Eindruck, es macht keinen Sinn mehr, Geschichte auf Geschichte zu häufen, wenn nicht irgendwann auch was passiert. Monate später kamen dann die ersten Strophen über den Fürsten hinzu (und wurden einige Male überarbeitet). und dann war über 20 Jahre Pause. Mir fiel nichts Gutes mehr ein und irgendwann habe ich auch nicht mehr darüber nachgedacht.

 

Erst seit ich hier wieder aktiv wurde, kam die Lust zurück und jetzt habe ich mir ein Ende zurechtgebogen, das mir gut genug gefiel, um es für veröffentlichungsreif zu halten. Und da kommen wir zu

Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot

umfängt die Wesen in Not

Das war mein kleiner genialer Trick, um den Abschluss rund zu machen, indem ich ihn mit der ersten Strophe verknüpfe. Und jetzt kommst Du und sagst, ich solle den Vers ganz an den Anfang schieben. Werde ich mir anschauen, wie der Anfang dann aussieht. Das Anfangsbild, der jetzige erste Satz war nämlich tatsächlich der Anfang des Textes, die ursprüngliche Idee. Muss ich mich noch umgewöhnen, bzw. nachschauen, ob das für mich funktioniert.

 

Dann hast Du natürlich Recht, dass sich die Bilder von Tod und Teufel hier mischen. Das ist aber kein Versehen, hier wollte ich unklar bleiben. Dazu möchte ich später noch etwas schreiben. Jetzt ist erstmal Fußball.

 

Vielen Dank jedenfalls und bis demnächst.

 

Danke für euer Interesse.

 

Ruedi.

Geschrieben

Hallo, Ruedi,

 

tatsächlich hast du vielleicht die Binnenreime sogar zu unauffällig eingebaut - jedenfalls waren bei mir andere Aspekte, vor allem der Inhalt als solcher und die Konzentration auf die Interpretation desselben doch so 'dominant', dass ich sie schlicht nicht wirklich 'bemerkte'. Das ist jetzt keine Ausrede, denn normalerweise bemerke ich (allermeistens) so etwas schon.

 

Aber auf jeden Fall dann nachträglich meine Anerkennung, denn somit hast du Klang erzeugt, dessen 'Ursache' nicht offensichtlich war - was auch eine Leistung ist.

 

Was deine Anmerkungen über die Atmosphäre betrifft: Ja, dem stimme ich zu - dein Gedicht besitzt viel Atmosphäre, ist sehr dicht in dieser Hinsicht.

 

 

Das war mein kleiner genialer Trick, um den Abschluss rund zu machen, indem ich ihn mit der ersten Strophe verknüpfe. Und jetzt kommst Du und sagst, ich solle den Vers ganz an den Anfang schieben. Werde ich mir anschauen, wie der Anfang dann aussieht. Das Anfangsbild, der jetzige erste Satz war nämlich tatsächlich der Anfang des Textes, die ursprüngliche Idee. Muss ich mich noch umgewöhnen, bzw. nachschauen, ob das für mich funktioniert.

Hier habe ich ein bisschen Schwierigkeiten damit, zu verstehen, was du meinst. Meiner Meinung nach würde die von mir vorgeschlagene Umstellung, die Verse an den Beginn des Gedichts zu 'verlegen', dem von dir erwähnten runden Abschluss keinen Abbruch tun, sondern diesen noch verstärken. Die Geschichte würde 'umrahmt', du verstehst sicher, was ich damit sagen möchte. Mir persönlich erschließt sich daher nicht, warum diese Zeilen unbedingt am Ende der ersten Strophe sein müssen - ich fände es runder, wenn sie am Anfang stünden. Aber das ist natürlich Ansichtssache, es liegt mir fern, damit irgendetwas 'behaupten' zu wollen - es ist dein Werk, du entscheidest, was damit geschieht und was nicht.

 

 

Dann hast Du natürlich Recht, dass sich die Bilder von Tod und Teufel hier mischen. Das ist aber kein Versehen, hier wollte ich unklar bleiben. Dazu möchte ich später noch etwas schreiben.

Das klingt für mich sehr interessant, dann bin ich mal gespannt, was du damit bezwecken wolltest. Gewollte Irritation seitens der Leser? Dann hat's bei mir jedenfalls so funktioniert.

 

LG und bis dann,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

was Du für die erste Strophe vorschlägst würde dann so aussehen:

 

Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot

umfängt die Wesen in Not.

Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert

ruhen in wirbelndem Tanz.

Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein

umrahmen den Ball in nebligem Glanz.

 

Jetzt zerreißt es mir den Zusammenhang zwischen der Taube aus Stein und der Taube, die Tod heisst. Die war nämlich identisch. Also könnte man stellen:

 

Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot

umfängt die Wesen in Not.

Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein

umrahmen den Ball in nebligem Glanz.

Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert

ruhen in wirbelndem Tanz.

 

Ich hab's jetzt mehrfach so gelesen, habe versucht, das als eine Art Hinführung zu dem tanzenden Paar zu sehen, aber es funktioniert nicht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich den Text schon so lange kenne und zu eingefahren bin. Aber für mich müssen "Das Lamm ohne Augen..." vor "Die Taube heißt Tod..." stehen. Das ist für mich wie ein kleiner Film und den verstehe ich andersherum nicht. Zur Not könnte man das tanzende Paar ans Ende der Strophe setzen, aber wenn ich "Die Taube heißt Tod" sowieso nicht ganz an den Anfang bringen kann, braucht's das auch nicht, oder?

 

Deine Idee des "Rahmens" finde ich ja gut, hatte ich ja auch. Ich dachte halt es, reicht, wenn ich am Schluss des Gedichts, die prägnante Formulierung am ende der ersten Strophe wiederhole. und es sind ja nicht nur diese zwei Zeilen. Vorher steht ja noch:

Das Lamm ohne Augen starrt auf die Taube aus Stein.

Das zielt ja auch wieder auf den Anfang.

 

ich bin beim nachdenken über den Fürsten, die Melange aus Tod und Teufel und noch 'nem Dämon oben drauf aber dahin gekommen, dass mir nicht mehr gefällt, wenn die Taube Tod heißt. ich glaube auf diesem Friedhof darf es nur einen personifizierten Tod geben, den Fürsten. Momentaner Zwischenstand der Überarbeitung:

 

Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert

ruhen in wirbelndem Tanz.

Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein

umrahmen den Ball in nebligem Glanz.

Die Taube bedroht die Wesen in Not,

gebettet in tiefdunkles Rot.

 

Die Taube bewacht...? Aber irgendwie hänge ich an dem Dreierreim. Und entsprechend würde ich auch die letzte Zeile dann so ändern.

 

Wird schon. Das nächste Mal komme ich hoffentlich endlich zum Thema Fürst.

 

LG

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo, Ruedi,

 

jetzt bin leider ich diejenige, die gerade keine Zeit mehr hat. Ich wollte nur rasch noch Bescheid sagen, dass ich dann morgen weiter antworte. (Weiß noch nicht genau, wann, aber auf jeden Fall morgen.)

 

Bis dann!

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben
Hat mich sehr gefreut, einen anderen Stephen King-Leser zu treffen. The Stand habe ich mindestens 2 mal durch, die gekürzte Fassung nicht gerechnet. Und bei ES bin ich auch schon 3 mal durch die gekürzte und einmal durch die Langfassung durch.

Und hier ist gleich noch eine.

Wir sind beide ziemliche Fans und haben letztens erst den Dark Tower Zyklus nochmal gelesen.

Mir gefallen nicht alle King Romane, aber diese Turm Saga insbesonders. Solltest Du sie kennen, dann ist Glas mein absoluter Favorit, was diese Reihe betrifft.

Die ersten 2.5 Bände sind etwas holperig noch, aber spätestens ab dem 4. Band ist es einfach grandios. Obwohl Fantasy nicht unbedingt mein Metier ist.

The Stand fand ich auch ziemlich gut und auch ein oder zwei der Sachen, die er unter Bachmann veröffentlicht hat.

 

Eigentlich wollte ich mir jetzt mal Sleeping Beauties anschauen, aber weil sich gerade viel um die Partnerin dreht und sie mir immer von James Clavells "Shogun" vorschwärmt, welches sie jedes Jahr mindestens 1x liest, bin ich das mal angegangen.

Was mir an King immer besonders gefällt: Er kann Charaktere. Vor allem auch Kinder, was nicht vielen Autoren gelingt.

Nur ein kurzer Exkurs, weil mir das ins Auge stach.

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