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Geschrieben

So liebe Anonyma und alle interessierten eventuellen Mitleser,

 

aus welchen Einzelteilen setzt sich der Fürst zusammen? Und warum ist er so uneindeutig? Die erste Frage werde ich beantworten, bei der zweiten möchte ich selbst ein wenig spekulieren.

 

Drei (zum Teil biblische) Erinnerungen spukten mir bei der Beschreibung durch den Kopf:

 

1. "Tod, wo ist dein Stachel. Hölle, wo ist dein Sieg?"1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 55. in der Lutherübersetzung, die ich im Ohr hatte: Hier erfolgt eine Gleichsetzung von Tod und Hölle, zumindest eine Darstellung von Verbündeten. Der Tod ist kein natürliches Ende, das zum Leben gehört, der Tod ist keine Erlösung. Der Tod ist der Feind des Menschen, genauso wie die Hölle und ihre Teufel. Nicht umsonst ist die christliche Verheißung das Gegenteil: ewiges Leben. Hier wurzelt auch die Verwischung von Tod und Teufel, die ich in den Text einfließen ließ. Leider sprechen alle anderen Übersetzungen zweimal den Tod an und nicht die Hölle. Da hat der Herr Luther wohl mal wieder dem Sprachgefühl den Vorzug vor der exakten Übersetzung gegeben, der Schlingel.

 

2. "Und er fragte ihn: wie heißt du? und er sagt zu ihm: Legion heiße ich, denn wir sind viele." Markus-Evangelium, Kapitel 5 Vers 9. Jesus treibt einen Dämonen aus, der aus vielen Wesenheiten besteht. Der Dämon fängt an zu handeln (!) und bittet darum, nicht ganz aus der Gegend vertrieben zu werden. Da ließ Jesus ihn in eine Schweineherde fahren, die sich daraufhin über ein Steilufer in den See Genezareth stürzte. Da war der Besitzer sicher glücklich. Und wenn ich so darüber nachdenke, wahrscheinlich auch kein Jude, denn ein Jude als Schweinehirte - kaum vorstellbar. Von hier stammt die Idee des einen Wesens, das aus vielen besteht.

 

3. Der Teufel selbst, wie wir ihn uns vorstellen oder vorgestellt bekommen. Als Luzifer (der Lichtbringer), der höchstgestellte Engel Gottes, der sich gegen ihn erhob und mit seinen Mitrevoluzzern aus dem Himmel verstoßen wurde. Er hatte sich erhoben, weil er eifersüchtig auf die Schöpfung Gottes wurde, in Sonderheit auf die Menschen. Daraus ergibt sich seine Rolle als Ankläger (Satan), der die Menschen ob ihres Versagens vor Gott verklagt. Um Gott zu zeigen, was er für einen Mist gebaut hat. Um dem ganzen noch etwas Drive zu verleihen, verführt er sie (uns Menschen) auch gleich noch zum Bösen, damit er Grund zum Petzen hat.

 

Wir haben hier also eine unheilige Dreieinigkeit aus der Personifizierung des Todes, einem Dämon und dem Satan selbst. Und alle drei Facetten habe ich an den Fürsten gehängt. Habe ich das sorgfältig geplant? Nein. Begründe ich jetzt etwas im Nachhinein pseudowissenschaftlich, was mir aus Schlamperei passiert ist? Auch nicht. Diese drei aus Erinnerungen geborenen Ideen kamen zu mir während des Schreibens und ich fand es faszinierend, sie alle drei zuzulassen und so im Fürsten eine changierende Gestalt zu kreieren, die mehr als eine Wurzel und mehr als eine Seite hat. Man kann den Jungen aus der evangelischen Jugendgruppe nehmen, aber nicht die Jugendgruppe aus dem Jungen.

 

Und außerdem: was müsste ich nicht alles umschreiben, wenn ich mich jetzt für eine der Gestalten entscheiden müsste? Womöglich für die langweiligste, den Tod selbst, Freund Hein, der grimme Schnitter usw. Nein. nein, dann doch lieber ein vielgestaltiges nebulöses Wesen mit vielen Seiten, dass die einen verdammt und in die Hölle fahren lässt, aber die Frau ohne Kopf und ihren Tanzpartner in sich selbst aufnimmt, wie die Borg die assimilierten Völker (Star Trek Basiswissen).

 

Noch ein Randpunkt: Oben steht irgendwo, dass das "verdorrte Haupt" des Fürsten dich an ein Skelett erinnert. Mir schwebte das Bild einer Mumie vor, vertrocknetes (aber noch vorhandenes) Fleisch. Der Schädel zu erahnen, aber nicht wirklich entblößt. Finde ich viel grusliger.

 

So, jetzt ist das beantwortet, aber hoffentlich noch viele Fragen offen, z.B.

 

Warum nimmt der Fürst sich gerade diese beiden?

Warum hat die Frau keinen Kopf mehr? Und hat der Mann mit dem Schwert etwas damit zu tun?

Sind das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein wirklich nur Figuren und Reliefs auf einem Grabstein, oder sind sie mehr als das, z.B. Wächter im Reich des Fürsten?

Wer ist der Freund, den der Spanner verliert? Der Gestapomann oder jemand anders?

Welche Art Henker könnte die verstorbenen, verdorbenen Kinder von ihrem Nachleben erlösen?

Sind wir hier eigentlich auf einem irdischen oder eventuell auf einem höllischen Friedhof?

 

Fragen über Fragen und kein Ende.

 

Über eine Überarbeitung der o.a. Strophen mache ich mir frühestens morgen Gedanken.

 

Vielen Dank für diesen superben Austausch.

 

Ruedi.

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Geschrieben

Hallo, Ruedi,

 

zwei Tabs im Browser offen, zwecks zwei Beiträgen von dir.

 

Ich hab's jetzt mehrfach so gelesen, habe versucht, das als eine Art Hinführung zu dem tanzenden Paar zu sehen, aber es funktioniert nicht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich den Text schon so lange kenne und zu eingefahren bin. Aber für mich müssen "Das Lamm ohne Augen..." vor "Die Taube heißt Tod..." stehen. Das ist für mich wie ein kleiner Film und den verstehe ich andersherum nicht. Zur Not könnte man das tanzende Paar ans Ende der Strophe setzen, aber wenn ich "Die Taube heißt Tod" sowieso nicht ganz an den Anfang bringen kann, braucht's das auch nicht, oder?

 

 

Deine Idee des "Rahmens" finde ich ja gut, hatte ich ja auch. Ich dachte halt es, reicht, wenn ich am Schluss des Gedichts, die prägnante Formulierung am ende der ersten Strophe wiederhole. und es sind ja nicht nur diese zwei Zeilen.

Ich kann deine Ansicht verstehen und ebenso auch deine Argumentation. Bitte lege auf Vorschläge oder Anmerkungen von mir nicht zu viel Gewicht - in erster Linie sollen sie als Anregungen und eventuelle Ideengeber dienen - sie sind nie eine Aufforderung zu etwas, das liegt mir fern.

 

Und ich verstehe auch, dass ein Text, der vor langer Zeit von dir geschrieben wurde, einen 'festen' Platz bei dir 'im Geiste' einnimmt. Ich habe da auch etwas, das zwar (nicht ganz so alt wie bei dir, aber doch 8 Jahre) alt ist - aber an dem ich trotzdem auch heute nicht wüsste, was ich ändern sollte oder könnte, weil es mir dabei so vorkommt, als ob damit etwas verlorengeht, das mir wichtig ist. Auf der anderen Seite ist mir aber klar, dass meine heutige Schreibe - zwangsläufig, ich wüsste nicht, wie man durch viel Üben über Jahre hinweg in etwas schlechter werden sollte - besser ist als meine damalige. Also würde ich das Gedicht gerne überarbeiten und ggf. verbessern, wäre da nicht das Problem - siehe ein paar Zeilen darüber. Ich kenne das 'Problem' ebenfalls.

 

Mir gefiel der Gedanke an einen 'Rahmen', aber es soll natürlich dadurch nichts für dich aus dem gewünschten Zusammenhang gerissen werden. Dann belassen wir's dabei - und nehmen einfach beide eine Prise mehr an Erfahrung durch Text- und Denkarbeit mit, das ist immer etwas Positives. ^^

 

ich bin beim nachdenken über den Fürsten, die Melange aus Tod und Teufel und noch 'nem Dämon oben drauf aber dahin gekommen, dass mir nicht mehr gefällt, wenn die Taube Tod heißt. ich glaube auf diesem Friedhof darf es nur einen personifizierten Tod geben, den Fürsten. Momentaner Zwischenstand der Überarbeitung:

 

Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert

ruhen in wirbelndem Tanz.

Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein

umrahmen den Ball in nebligem Glanz.

Die Taube bedroht die Wesen in Not,

gebettet in tiefdunkles Rot.

 

Die Taube bewacht...? Aber irgendwie hänge ich an dem Dreierreim. Und entsprechend würde ich auch die letzte Zeile dann so ändern.

Also mich spricht das an - aber ich kann dir die letztendliche Entscheidung natürlich nicht abnehmen bzw. ich möchte dir da auch gar nicht hineinreden. Du schriebst ja bereits in einer deiner vorhergehenden Kommentarantworten, dass dir der klangliche Aspekt sehr wichtig ist und dem stimme ich zu, der würde schon fehlen, wenn du daran reduzierst. Bewacht - das fände ich jetzt auch nicht so gut, da pflichte ich bei, bedroht ist das bessere Wort. Und, meiner Meinung nach, nicht nur aufgrund des zusätzlichen Binnenreims, sondern auch durch den harten Klang des Konsonanten 't'. Das hat auch klanglichen Effekt - Taube, bedroht, Not, gebettet, tiefdunkles, Rot - aber auf keinen Fall mehr, sonst wird's zu viel, wäre mein Rat dazu.

 

-------------------------------------------------------------------

 

 

So, auf geht's zu deinem zweiten Beitrag.

1. "Tod, wo ist dein Stachel. Hölle, wo ist dein Sieg?"1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 55. in der Lutherübersetzung, die ich im Ohr hatte: Hier erfolgt eine Gleichsetzung von Tod und Hölle, zumindest eine Darstellung von Verbündeten. Der Tod ist kein natürliches Ende, das zum Leben gehört, der Tod ist keine Erlösung. Der Tod ist der Feind des Menschen, genauso wie die Hölle und ihre Teufel. Nicht umsonst ist die christliche Verheißung das Gegenteil: ewiges Leben. Hier wurzelt auch die Verwischung von Tod und Teufel, die ich in den Text einfließen ließ. Leider sprechen alle anderen Übersetzungen zweimal den Tod an und nicht die Hölle. Da hat der Herr Luther wohl mal wieder dem Sprachgefühl den Vorzug vor der exakten Übersetzung gegeben, der Schlingel.

Da sagst du was. Schließlich hat der von dir erwähnte Schlingel auch dafür gesorgt, dass absurderweise ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen soll, statt dem (dicken) Ankertau eines Schiffes ... obwohl es auch Meinungen gibt, die der Ansicht sind, dass er Schwierigkeiten mit dem Aramäischen hatte und daher einen wirklichen Übersetzungsfehler machte; tatsächliche Ursache soll ein Buchstabe gewesen sein. Der dafür sorgte, dass hebräisch ein Kamel aus einem aramäischen Schiffstau wurde. (Da muss ich mich auf das verlassen, was ich lese - ich kann weder die eine noch die andere Sprache und daher nicht überprüfen. Aber logisch erscheint es mir. Ein dickes Seil, das ergibt eine sinnvolle Aussage, das passt zum Nadelöhr-Gleichnis - ein Kamel dagegen mal so gar nicht. Und unabhängig davon: Ich stelle mir schon die Frage - wie kann es sein, dass er offenbar beim Übersetzen gar nicht bemerkte, dass ein Kamel dabei überhaupt keinen Sinn macht ... so was muss einem doch auffallen? ?( )

 

Gleichsetzung von Tod und Hölle; der Tod als Feind, der Teufel als Feind, die Hölle als Feind. Gut, danke für die Erläuterung, dann kann ich besser verstehen, was deine Intention dabei war.

 

 

2. "Und er fragte ihn: wie heißt du? und er sagt zu ihm: Legion heiße ich, denn wir sind viele." Markus-Evangelium, Kapitel 5 Vers 9. Jesus treibt einen Dämonen aus, der aus vielen Wesenheiten besteht. Der Dämon fängt an zu handeln (!) und bittet darum, nicht ganz aus der Gegend vertrieben zu werden. Da ließ Jesus ihn in eine Schweineherde fahren, die sich daraufhin über ein Steilufer in den See Genezareth stürzte. Da war der Besitzer sicher glücklich. Und wenn ich so darüber nachdenke, wahrscheinlich auch kein Jude, denn ein Jude als Schweinehirte - kaum vorstellbar. Von hier stammt die Idee des einen Wesens, das aus vielen besteht.

Das erwähnte ich ja bereits, kenne ich ebenfalls. Ich las die Bibel und auch den Koran auf deutsch. Nicht, dass ich da intensiv am Auswendiglernen gewesen wäre - aber um Bescheid zu wissen. Ich weiß ganz gerne zumindest einigermaßen, worüber ich rede, wenn ich über etwas rede.

 

Na ja - das weiß ich zufällig, warum im mosaischen Glauben (und, darauf basierend, im Islam) Schweine so 'verteufelt' werden. Das lag an Trichinen - und Menschen, die daran starben. Unreines Tier war das Resultat. Heute der Grund, warum Fleischbeschau gerade bei Schweinefleisch seitens Tierärzten im Schlachthof so wichtig ist und hier bei uns in Deutschland die Eigenschlachtung verboten. Wenn Trichinen im menschlichen Körper wandern und sich im Gehirn verkapseln, dort platzen - na, dann kannst du dir vorstellen, dass das Resultat entweder 'Wahnsinn' oder Tod war, zu damaligen Zeiten. Die Menschen wussten ja auch nicht, warum das geschah - also besser den Genuss dieses Fleisches verbieten. Damals nicht dumm - Vorbeugen ist besser wie sterben. Aber das ist das zeitlose Problem mit allen Religionen - heute braucht's das nicht mehr, es gibt Mikroskope, tierärztliche Fleischbeschau etc. Nur - einmal Gesetz, immer Gesetz, ob es Sinn macht, nötig ist oder (in vielen Fällen) eben auch nicht.

 

3. Der Teufel selbst, wie wir ihn uns vorstellen oder vorgestellt bekommen. Als Luzifer (der Lichtbringer), der höchstgestellte Engel Gottes, der sich gegen ihn erhob und mit seinen Mitrevoluzzern aus dem Himmel verstoßen wurde. Er hatte sich erhoben, weil er eifersüchtig auf die Schöpfung Gottes wurde, in Sonderheit auf die Menschen. Daraus ergibt sich seine Rolle als Ankläger (Satan), der die Menschen ob ihres Versagens vor Gott verklagt. Um Gott zu zeigen, was er für einen Mist gebaut hat. Um dem ganzen noch etwas Drive zu verleihen, verführt er sie (uns Menschen) auch gleich noch zum Bösen, damit er Grund zum Petzen hat.

Pan - dass die Vorstellung des Teufels mit Bocksfüßen und Hörnern ausgestattet ist, lag daran, dass am Anfang des Christentums die 'alten Götter' unbedingt 'verteufelt' werden mussten, damit klar ist, die sind falsch. (Und außerdem ist im Christentum Sex ja etwas 'Tierisch-primitiv-Schmutziges', Lebensfreude verdammenswert, das Leben hat hässlich zu sein und man darf keinen Spaß an nichts haben; also zum Teufel mit einem Hirtengott, der für Freude, Fröhlichkeit, Musik und Tanz zuständig ist und der sich - auch noch! - im Gefolge eines Fruchtbarkeits- und Lustbarkeitsgottes befand.

 

Über Luzifer gäb's auch noch einiges zu schreiben - aber ich werde langsam müde, lassen wir's für heute gut sein.

 

Ich mache jetzt hier Schluss und morgen dann weiter, in Ordnung? Mir war es heute auch zu warm, um richtig zu essen - jetzt wird es kühler und mir knurrt allmählich der Magen, der möchte etwas arbeiten dürfen. Und ich bin natürlich gehorsam und mache mich gleich im Anschluss daran, für Beschäftigung zu sorgen.

 

LG, bis morgen dann,

 

Anonyma

 

P.S.: Musste kürzen, die Software protestierte - zu lang.

Geschrieben

Liebe Anonyma,

 

ich bin gespannt auf morgen und ein wenig verblüfft, wieviel Zeit Du dir für mich nimmst.

 

Mir macht's jedenfalls Spaß.

 

Vielen lieben Dank dafür.

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo, Ruedi,

 

mache ich gerne, wenn ich die Zeit dafür finde. Gestern hat's leider nicht mehr geklappt, weil bei mir das Telefon klingelte und mir privat etwas dazwischen kam. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

 

Bei Luzifer waren wir stehengeblieben. Ich halte es kurz: Der Morgenstern - war mal die römische Venus, die Göttin der Liebe und der Morgenröte.

Persönlich finde ich es schon etwas arg weit hergeholt, die weibliche Venus vom Himmel fallen zu lassen, die dann zu einem männlichen Ziegenbock 'mutiert' ... aber derartige 'Übertragungen' und beabsichtigte 'Verdämonisierungen' der vorchristlichen Götter und Göttinnen von polytheistischen Religionen sind eben so unlogisch wie Religionen sowieso. Und da im Christentum ein männlicher Schöpfergott agiert und im Christentum sowieso Frauen die personifizierte Sünde sind, weil es eine ausgeprägt patriarchalische Religion ist, muss ja eine Frau 'vom Himmel fallen', runter mit den Weibern! - erinnert an das Märchen mit dem Apfel ... *Kopfschüttel* (Was, wie ich auch hier erwähnen möchte, von mir nicht mit dem individuell-persönlichen Glauben gleichgesetzt wird. Nur muss ich immer wieder auch erwähnen, wie sehr dieser durch Religionen negativ beeinflusst und verfremdet wird - leider.)

 

 

Wir haben hier also eine unheilige Dreieinigkeit aus der Personifizierung des Todes, einem Dämon und dem Satan selbst. Und alle drei Facetten habe ich an den Fürsten gehängt. Habe ich das sorgfältig geplant? Nein. Begründe ich jetzt etwas im Nachhinein pseudowissenschaftlich, was mir aus Schlamperei passiert ist? Auch nicht. Diese drei aus Erinnerungen geborenen Ideen kamen zu mir während des Schreibens und ich fand es faszinierend, sie alle drei zuzulassen und so im Fürsten eine changierende Gestalt zu kreieren, die mehr als eine Wurzel und mehr als eine Seite hat. Man kann den Jungen aus der evangelischen Jugendgruppe nehmen, aber nicht die Jugendgruppe aus dem Jungen.

 

Und außerdem: was müsste ich nicht alles umschreiben, wenn ich mich jetzt für eine der Gestalten entscheiden müsste? Womöglich für die langweiligste, den Tod selbst, Freund Hein, der grimme Schnitter usw. Nein. nein, dann doch lieber ein vielgestaltiges nebulöses Wesen mit vielen Seiten, dass die einen verdammt und in die Hölle fahren lässt, aber die Frau ohne Kopf und ihren Tanzpartner in sich selbst aufnimmt, wie die Borg die assimilierten Völker (Star Trek Basiswissen).

Mhm - ja, eine unheilige Dreieinigkeit ... ja, das hat was, als 'Gegenpol' zur 'göttlichen Dreieinigkeit ... allerdings brauche ich als Leserin im Text etwas mehr 'Hilfe', um diesen Zusammenhang leichter/besser erkennen zu können. Für dich als Autor ist das glasklar, ich muss das 'herausfinden' - und weiß ja auch gar nicht, 'wonach' ich suche. Du verstehst?

 

Es ist nicht als Kritik von mir gemeint, sondern lediglich als Feedback von einer 'unbedarften' Leserin, die ja nur ihre eigenen Gedanken kennen kann und nicht wissen kann, was ein Autor/eine Autorin sich selbst 'dabei denkt'. Sondern, das ist immer so, 'herausfinden/-interpretieren' muss, was 'gemeint sein könnte'. Das ist weder die 'Schuld' (sowieso nicht, soll nur erklärend sein) seitens Verfasser, noch seitens Leser. Sind eben nur immer zwei verschiedene 'Gedankenwelten', die sich mal besser, mal weniger gut 'zusammenfinden'. Das bezieht sich auch nicht auf die 'Qualität' eines Textes.

 

Wenn ich Feedback gebe, dann ist das nie eine Aufforderung, schon gar nicht, 'alles umzuschreiben'. Sondern lediglich eine Rückmeldung, was wie auf mich wirkt und warum, damit ein Autor das für künftige Gedichte 'mitnehmen kann'. Ich versuche, damit etwas zu geben, ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen möchte.

 

Und jetzt das auch noch: Star Trek? Ich hab alle Serien gesehen und fast alle Folgen. Und alle Filme außer dem aktuellsten, denn ich finde, Gene Roddenberrys 'Geist des Star-Trek-Universums' ist nicht mehr da. Statt dessen technische, spektakuläre Effekte und eine Menge Kämpfe, Raumschlachten noch und nöcher - und ein junger Spock, der mit Uhura knutscht?!?

Ich bin ein 'Fan der alten Stunde', habe auch einige Bücher (Taschenbücher) und kann mich damit einfach nicht anfreunden. Andere Schauspieler, ja, klar, die Zeit vergeht und daran hätte ich mich sicher gewöhnt. Aber alles ist nicht mehr Star Trek. Was fehlt mir? Gene Roddenberrys Wunschtraum. Egal, der war 300%ig unrealistisch, aber wurst - er war schön! Eine geeinte Erde, 'Feindliches' kam von außerhalb, eine Menschheit, die tatsächlich menschlich und vernünftig geworden war. Die wurde mit dem 'neuen Universum' von den neuen Autoren einfach mal 'aus dem Fenster geworfen' und alles an den 'Massengeschmack, diktiert vom Zeitgeist, damit man möglichst viel Geld damit machen kann' angepasst - ich passe mich nicht an.

Was ich aber sagen möchte - ja, so was aber auch. Nicht nur Stephen King, sondern Star Trek auch. Nebenbei - ich habe (im übertragenen Sinn) in die Tischkante gebissen - wie konnten die nur Mr. Data sterben lassen?!?

 

Noch ein Randpunkt: Oben steht irgendwo, dass das "verdorrte Haupt" des Fürsten dich an ein Skelett erinnert. Mir schwebte das Bild einer Mumie vor, vertrocknetes (aber noch vorhandenes) Fleisch. Der Schädel zu erahnen, aber nicht wirklich entblößt. Finde ich viel grusliger.

Das ist wohl eine ganz persönliche Sache. Vertrocknete Mumien finde ich nun wieder deutlich weniger gruselig als das 'nackte Grinsen' eines Skeletts.

 

 

Warum nimmt der Fürst sich gerade diese beiden?

Warum hat die Frau keinen Kopf mehr? Und hat der Mann mit dem Schwert etwas damit zu tun?

Sind das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein wirklich nur Figuren und Reliefs auf einem Grabstein, oder sind sie mehr als das, z.B. Wächter im Reich des Fürsten?

Wer ist der Freund, den der Spanner verliert? Der Gestapomann oder jemand anders?

Welche Art Henker könnte die verstorbenen, verdorbenen Kinder von ihrem Nachleben erlösen?

Sind wir hier eigentlich auf einem irdischen oder eventuell auf einem höllischen Friedhof?

 

Fragen über Fragen und kein Ende.

Wäre ja auch schlimm. Weißt du, wenn wir uns beim Schreiben von Texten und auch beim Lesen von Texten irgendwann mal keine Fragen mehr stellen bzw. sich uns keine Fragen mehr auftun, dann - müssten wir die Feder weglegen, den Deckel aufs Tintenfaß legen und es zudrehen.

 

Hoffen wir, dass für uns die Fragen nie enden. ^^

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Liebe Anonyma,

 

nochmals vielen Dank für deine Zeit und dein Interesse.

 

ich finde, unser Austausch hier gehört inzwischen zu meiner "Erzählung" hinzu. Das hat sich sogar für mich noch einiges geklärt bzw. ist deutlich geworden. ich denke, damit kann ein Leser jede Menge Spaß haben.

 

Bis bald.

 

Ruedi

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