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Geschrieben am

(Verschwörungs-)Theorie und Praxis

 

Erst die alt- und best- und meistbekannte:

Die Amis waren niemals auf dem Mond!

Denn, als Uncle Sam dereinst die Tante

Sowjetunion belog, hat sich's gelohnt!

 

Dreizehn alte, böse Männer sitzen

an irgendeinem Ort auf dieser Welt!

Wollen diese insgeheim besitzen

und scheffeln deshalb Riesenmengen Geld!

 

Unterm Eis am Nordpol, ja, da warten

versteckte Apparate, superstark!

Um den Untergang der Welt zu starten,

per Knopfdruck im geheimen Waffenpark!

 

Jesus Christus wird am Südpol landen,

mit seinem UFO, groß wie unser Mond!

Wird die braven Christen, die ihn fanden,

ins All hinauf befördern, wo er wohnt!

 

Kleine Embryonenstückchen stecken

in Milchprodukten, weil ein mieser Mann

möchte, dass wir alle dran verrecken!

Treibt Forschung, einfach, weil er das halt kann!

 

Illuminati passen nicht ins Metrum,

obwohl es sie ganz sicher wirklich gibt!

Intrigieren und verkaufen Strohrum,

weil ihr Gott uns alle furcht- hicks, fruchtbar liebt!

 

Freunde, macht euch schnellstens Aluhüte,

sonst beamt euch noch ein Marsmensch was ins Hirn!

Ernsthaft, so was darf in keine Tüte -

und tackert euch die Botschaft an die Stirn!

 

Chemtrails, fies am Himmelszelt vergiften,

planetenweit, man stelle sich das vor!

Manchem geht die Luft beim Atmen stiften,

vor lauter Angst - wer's leugnet, ist ein Tor!

 

Theorien über Theorien,

die Wirklichkeit, sie dümpelt ganz am Rand

eines Ozeans der Phantasien,

tja, weil sie ist und niemand sie erfand:

 

Der Meeresspiegel steigt, der Müll, er stinkt

zum Himmel, wo der Gott Mensch sitzt und thront;

das Leben stirbt, er lächelt mild und winkt

ihm nach, so lange sich die Sache lohnt

ist alles doch in schönster Ordnung und

was soll's? Es gibt bisweilen etwas Schwund ...

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Geschrieben

Hallo, Scathach,

 

die Welt ist nicht so, zum Glück! Aber es gibt Verschwörungstheorien wie 'Sand am Meer'. Manche fast glaubhaft, andere wieder unglaublich absurd. Ich habe absichtlich die abstrusen 'Exemplare' ausgewählt und wirklich nichts davon selbst erfunden. Diese Theorien kursieren alle tatsächlich. Und es gibt viele Menschen, die sie auch tatsächlich glauben ...

Leider hängt das, ganz wissenschaftlich und rational, an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Die Wissenschaft kann das 'Wie' (etwas funktioniert) erklären. Aber das 'Warum' nicht. Und das menschliche Gehirn ist von der Evolution so 'konstruiert' worden, dass wir Menschen wissen möchten 'was dahinter steckt', was der Grund wofür ist und auch, warum etwas so ist, wie es ist. Und wenn sich logische und rationale Antworten nicht finden lassen - wird sich mit 'erfinden' beholfen. Ebenso einfach und klar sind die Gründe, warum Verschwörungstheorien überhaupt geglaubt werden bzw. warum auch solche, bei denen einem der gesunde Menschenverstand eigentlich sagen müsste, dass es absurd ist.

 

Meistens ist es so, dass irgendwelche Menschen über irgendetwas unglücklich sind, ihnen etwas Negatives passiert ist - und wenn nicht irgendwer Konkretes als 'Schuldiger' oder eine Ursache ausgemacht werden können, um der Wut oder auch nur Unzufriedenheit ein 'Ziel' zu bieten, wird weiter gesucht. Und - geglaubt wird, was geglaubt werden will, weil es passt. Weil es (scheinbar) eine Antwort auf etwas 'Unerklärliches' gibt. Manchmal ist es auch eine psychische Erkankung (z. B. eine schwere Psychose, jemand hört 'Stimmen im Kopf', die etwas sagen oder ggf. befehlen). Für diese Erkrankten ist alles 'vollkommen logisch', für andere Menschen dagegen natürlich total unlogisch. Die Betroffen glauben wirklich, dass ein 'böser Engel', ein Dämon zu ihnen spricht oder Aliens. Und denkt sich dann unter Umständen auch die 'Methode' dazu, wie z. B. die Stimme in seinen/ihren Kopf kommt - müssen ja irgendwelche 'Strahlen' oder so etwas sein. Die muss man doch irgendwie abschirmen können - Aluhut. Auch so kann das zustandekommen.

 

Alles hat zwei Seiten - auch die menschliche Phantasie. Wenn wir etwas nicht finden, erfinden wir uns etwas. Weil wir darauf programmiert sind, uns 'die Welt erklären können zu wollen'. Und für das Unerklärliche gibt es nun mal, das ist selbsterklärend, keine Erklärung - außer, wir denken uns eine aus.

 

In unserem Zeitalter der 'globalen Informations- und Kommunikationsvernetzung' verbreiten sich diese Theorien eben auch mit Leichtigkeit und 'überall hin'. Und da wir Menschen immer irgendwo irgendwelche Probleme haben und, wie erwähnt, scheinbar Antworten/Erklärungen zu finden sind, die zu passen scheinen, wird etwas hier, da und dort geglaubt. Und weitergegeben. Und so weiter.

 

Problem: Es gab und gibt, ganz rational betrachtet, echte Verschwörungen. Was leider - ganz klar, warum - natürlich auch den erfundenen/ausgedachten Verschwörungstheorien argumentativ als Unterstützung 'zu Hilfe kommt': "Ha, ich wusste es doch, hab die ganze Zeit so etwas geahnt! Man kann denen (oder niemandem) trauen! Da steckt immer was dahinter! Und diese/jene/welche Theorie hat dann bestimmt auch recht!"

 

Hätte es niemals wirkliche Verschwörungen gegeben, hätten auch die Verschwörungstheorien keinen Nährboden, auf dem sie wachsen könnten. Das ist leider so.

 

Was ist denn eigentlich schlecht an diesen Verschwörungstheorien? Nicht deren 'Sinn im Unsinn', sondern die Tatsache, dass sie Menschen zu Handlungen, sprich, Taten bewegen können. Ein gutes, historisches Beispiel bietet sich an. Ich gehe mal in der Geschichte zurück, ins 13./14. Jahrhundert, nach Frankreich. Der damalige König, Philipp IV,, genannt 'der Schöne', hatte ein Problem. Unter dem - von einzelnen, seltenen Ausnahmen mal abgesehen - gekrönte Häupter fast immer litten: Ein Geldproblem.

 

Im Forum schrieb ich bereits mal kurz etwas darüber, dass die Templer (Ritterorden) durchaus als die 'Erfinder' des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und des Ursprungs unseren heutigen Bankenwesen betrachtet werden können. Ich lasse mal fröhlich beiseite, was davon zu halten ist, dass ein christlicher Ritter'orden' (lebten auch im Zölibat, z. B.) gewissermaßen auch die ersten, echten 'Bankiers' waren ...

Und gehe zur Tatsache über, dass die Templer in König Philips Zeitalter ein hohes Maß an Wohlstand erlangt hatten. Das erweckte einerseits Neid seitens weniger erfolgreicher, anderer Kaufleute. Unter anderem passte das damals auch den jüdischen Kaufleuten nicht, denn bis dahin waren sie diejenigen gewesen, die fürs Geldverleihen zuständig waren. (Wichtig zur Erklärung: Die jüdischen Europäer lernten das, weil ihnen gar keine Wahl gelassen wurde. Juden war der Beitritt in Gilden (Handwerksberufe) und auch der Besitz von Land per Gesetz verboten. Es blieb ihnen nur der Handel und der Geldverleih - denn sie durften gar nicht von etwas anderem leben. Und, auch wenn man zu etwas gezwungen wird - mit der Zeit lernt man jedes Handwerk und wird zwangläufig gut darin. Und ja, natürlich, unabhängig, auch eine darin mit enthaltene Verschwörungstheorie: 'Das liegt denen im Blut' blabla. Der Ursprung dieser Theorie: Neid. Ganz banal.) Und so können Beneidete zu Neidern werden - oh Mann, also manchmal ist der Mensch schon ...

Der Adel, nicht nur der König, litten unter Geldmangel. Und so war es Philipp der Schöne, der - selbst zunächst einer Verschwörungstheorie aufsaß und diese glaubte. Weil er sie glauben wollte, denn der Glauben daran bot ihm die Lösung für seine Probleme an. Es gab die Verschwörungstheorie, dass die Templer nicht nur wohlhabend wären, sondern steinreich, dass sie insgeheim auf einem riesigen Schatz aus Gold und Edelsteinen säßen, den sie irgendwo in einem supergut verborgenen Geheimversteck horteten.

 

Philipp hatte durchaus sowohl bei jüdischen Geldverleihern und Kaufleuten als auch bei den Templern versucht, 'Kredit' zu bekommen. Aber alle wussten, dass dieser König besonders begabt darin war, für Prunk und Protz das Geld nur so aus dem Fenster zu werfen. Daher war ihnen auch klar, dass sie nichts von dem Geld wiedersehen würden, sollten sie ihm welches geben. (Zusatzinfo: Bis zum Erreichen der 'Grenze' bekam er Geld geliehen (wozu Philipp auch Zwang und Druckmittel nutzte), aber irgendwann war der König wirklich maßlos und 'bis über beide Ohren' dermaßen verschuldet, dass 'die Grenze' nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten war - gibt nichts mehr!)

 

Philipp sah in diesem Schatz die Lösung für sich, eine Methode, zu so viel Geld kommen zu können, dass damit all seine finanziellen Probleme 'für immer' (sogar noch für seine Nachkommen) gelöst wären. Folglich wollte er diesen Schatz unbedingt haben. Die Frage für ihn war: Wie komme ich da ran? Es galt für ihn, einen Weg zu finden. (Kurzer Nebenfakt: Philipp hatte übrigens selbst mal ein Mitglied des Templerordens werden wollen, was abgelehnt wurde - auch das nahm er übel.)

 

Der Neid hatte bereits für 'Gerüchte' gesorgt, der 'Ruf' der Tempelritter war bereits 'angeknackst'. Also beschloss Philipp, da anzusetzen. Ganz bewusst und gezielt veranlasste er, eine Verschwörungstheorie in Umlauf zu bringen. Darin war die Rede von 'teuflischen Ritualen', 'satanistischen Geheimpraktiken' - natürlich war die Erklärung: Die Templer waren reich, weil sie mit dem Teufel paktierten! Das trieb unglaubliche 'Phantasieblüten': Da wurde behauptet, die Templer würden neugeborene Babys in satanischen Ritualen dem Teufel opfern, sie würden das Blut dieser Opfer trinken, Ketzerei, Sodomie u.v.m.

 

Warum tat Philipp das? Es gab nur eine Möglichkeit für ihn, an den - von ihm geglaubt vorhandenen - Riesenschatz heranzukommen: Wenn er die Templer per Prozess zum Tode verurteilen und hinrichten könnte, den Orden zerschlagen, dann - würde natürlich dessen Eigentum (also der Schatz) an die Krone fallen, das war damals so. Und Philipp, der König, war 'die Krone'.

 

Es gibt nicht viel dazu zu sagen: Seine Verschwörungstheorie fiel auf fruchtbaren Boden und hatte furchtbare Folgen. Er zerschlug den Templerorden, ließ dessen Oberhäupter hinrichten (was allerdings recht lange dauerte - es gab den langwierigen, berühmten Templerprozess, ein Konzil musste einberufen werden etc.). Oh, er fand durchaus etwas Gold und Geld - aber lange nicht genug und weniger, als er erwartet hatte. Was er aber vor allem nicht fand, war der Schatz - da dieser nun einmal gar nicht existierte ...

 

War aber noch nicht das Ende der 'Verschwörungstheorien-Geschichte'. Es entstanden bei der Hinrichtung des letzten, damaligen Großmeisters des Templerordens, Jacques de Molay, weitere. Allerdings erst im Laufe der Zeit, nicht alle sofort. Wie so oft, ergab einiges nur 'im Rückblick' irgendwelche (scheinbaren) Zusammenhänge, die gar keine wirklichen waren, aber zufälliges Zusammentreffen wird, auch hier schuld, das menschliche Gehirn, eben oft als kein Zufall fehlinterpretiert und daraus etwas 'konstruiert'. In diesem Fall wurde die Abschiedsrede de Molays zum 'Fluch', den dieser ausgesprochen habe (damals galt ein Fluch als das 'Herbeirufen göttlicher Gerechtigkeit', ja, ernsthaft) und die Gerüchteküche kochte über. Und führte - letzten Endes - im Grunde genommen, dazu, dass es heute sogar noch irgendwelche Verschwörungstheorien darüber gibt, dass insgeheim der Templerorden immer noch existiert, immer noch dem Teufel dient, insgeheim schon wieder und immer noch die Weltherrschaft anstrebt und immer noch auf einem Schatz sitzt, der von riesig zu gigantisch anwuchs. Irgendwo, ganz geheim ... Seufz.

 

Jetzt habe ich mal wieder zu viel geschrieben - aber ich denke, es ist verständlich, dass mir einerseits das Aufzeigen von Hintergründen und der Absurdität wichtig ist und andererseits etwas 'Aufklärungsarbeit' auch nicht falsch sein kann ...

 

Ich möchte es aber auf keinen Fall versäumen, mich bei dir für dein den Schluss betreffendes Lob zu bedanken - dankeschön!

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo, Ruedi,

 

danke dafür - das nehme ich herzlich gerne als Anerkennung an. Tatsächlich steckt nicht nur in der Ausarbeitung dieses Gedichts, sondern auch in der dafür von mir vorgenommenen (notwendigen) Recherche viel Zeitaufwand und viel Arbeit. Wenn es dann auch wirkt, ist mir dein Lob eine ganz besondere Freude!

 

Ausführlich habe ich ja bereits bei meine Antwort an Scathach geschrieben. Ich hätte auch gerne meine Antwort an dich mit einbezogen und beides in einen Beitrag geschrieben, aber da stand die Zeichenbegrenzung im Weg.

 

Deshalb: Ich habe das, was ich im vorhergehenden Beitrag schrieb, für 'euch beide' geschrieben. Zur Veranschaulichung, warum für mich dieses Thema nicht wirklich einen 'heiteren' Aspekt besitzt und auch, warum ich 'Aufklärung' für wichtig halte. Mir ist klar, dass ich ganz sicher nicht 'die Welt ändern kann', wenn ich so meine kleinen Gedichte online stelle. Aber wenn ich bei dem einen oder bei der anderen, durchaus bei einzelnen Personen, vielleicht das eine oder andere Nachdenken darüber auslösen kann, nur vielleicht, dann war's wichtig, dass ich es geschrieben habe. Und ich habe dann damit auch erreicht, was ich erreichen kann und wollte.

 

LG,

 

Anonyma

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