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Während sie also auf den Straßen, suchend nach einem neuen Zuhause umhertanzt, kommt sie an einem Podest vorbei, auf dem eine gläserne Vitrine steht. In ihr liegt ein kleines rotes Röslein, dessen Schönheit die Puppe aber nicht erkennen kann. Sie tritt näher heran und fragt, warum die Rose denn in einen Glaskasten gesperrt worden ist. Ihre Antwort lässt eine Weile auf sich warten, doch dann erzählt sie, dass ihr bisher gar nicht klar war, dass es außerhalb der Vitrine noch andere Wesen gibt. Außerdem sei sie viel zu zerbrechlich, als dass sie sich trauen würde, den Kasten zu verlassen und zudem treibt sie die Angst davor, von jemandem berührt zu werden, in den Wahnsinn. Doch als das wunderhübsche Röslein schließlich bemerkt, dass die Schaufensterpuppe ihrem Zauber nicht erliegt, entschließt sie sich mit ihr zu gehen. Seitdem wandeln beide, mit unterschiedlichen Zielen gemeinsam durch den Ort. Eines Nachts, es ist stockdunkel, kommen beide an eine Lichtung. Die Puppe bleibt abrupt stehen und beobachtet gebannt das Schauspiel, welches sich ihr bietet. Hunderte junge Männer hüpfen mit lachenden Gesichtern und einer brennenden Fackel in der Hand über die Wiese und fallen, am Horizont angekommen, vom Rand der Welt. Obwohl ein jeder, der nachfolgenden Herren sieht was passiert, kommt keiner auf die Idee umzudrehen. Die Rose meldet sich zu Wort: „Das ist faszinierend, oder? Die Fackelträger, deren Fackel ihre eigene Naivität ist, springen, fröhlich und vergnügt des Nachts über die Blumenwiese und sehen dabei blind vor Liebe nicht, wie sie der Klippe immer näher kommen.“ Die Puppe bemerkt wohl, die Respektlosigkeit in der Stimme des Rösleins, doch denkt nicht weiter drüber nach. Viel lieber möchte sie das Lichtermeer hinter sich lassen und verschwinden. Also gewährt sie der Rose noch einige Sekunden einen Blick auf das Spektakel und geht dann, schnellen Schrittes, weiter.

Noch am selben Tag durchqueren unsere ungleichen Freunde den Wald, welcher das Dorf und die Stadt voneinander trennt. Auf halber Strecke stehen sie plötzlich vor einem unendlich breiten und hohen Turm. Sie finden keine Möglichkeit diese Grenze zu überwinden und fragen deshalb, etwas enttäuscht, ob jemand im Inneren des Turmes wohne, der sie durchlassen könne. Eine nasale Stimme antwortet prompt und sagt, dass es ihnen nicht gestattet sei zu passieren. Schließlich habe es Gründe, warum man im Dorf oder der Stadt geboren wurde. Die Schaufensterpuppe fragt verwirrt, welche Gründe es denn dafür geben soll. Doch die Person im Turm schmettert die Frage ab und ruft in harschem Ton, dass beide, Röslein und Puppe, verschwinden sollen. Anstatt dem Befehl zu folgen, fängt unsere Tänzerin jedoch an, einige Steine aus dem losen Mauerwerk zu reißen. Dem Mann auf dem Turm bleibt das ganze natürlich nicht verborgen. Er beleidigt und beschimpft die Puppe, fragt warum sie das tut und was sie damit bezwecken will, doch er bekommt keine Antwort. Erst, als unsere Freunde auf der anderen Seite angekommen sind, wendet sie sich ihm zu: „Du glaubst, nur weil du über uns stehst, auf uns herabblicken zu können, doch in Wahrheit stehst du auf marodem Fundament. Du bist nichts weiter, als die Spitze des Eisbergs. Wenn du uns bestrafen willst, so musst du schon zu uns hinunter kommen!“ Auch das Röslein lacht verlegen und beide ziehen weiter.

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