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Auf die Frage des Direktors, ob das Röslein denn für einen kurzen Tanz mit ihm zur Verfügung steht, antwortet dieses, dass ihr ein wenig Gesellschaft sicherlich gut tun würde, er sich aber erst noch als ihrer würdig erweisen muss. Mit diesen Worten überträgt sie ihr gemeines Spiel an jene Frau, deren Laster das verzweifelte Gieren nach Glück ist. Die vor Aufregung zitternde Großmutter, welche die Unterhaltung bis hier her verfolgt hat, lächelt verschmitzt und schlägt vor, eine Münze entscheiden zu lassen. Bei Zahl erhält er die Chance um die Gunst der Rose zu kämpfen, bei Kopf müsse er sie vergessen. Keineswegs stellt man ihn damit vor eine Wahl, vielmehr gleicht es einer emotionalen Erpressung, denn für ihn gibt es keine zwei Optionen. Der Rose gefällt dieser Gedanke und so willigt sie ein. Aus ihrer Jackentasche kramt die alte Frau einen Kreuzer hervor, den sie ohne weitere Umschweife in die Luft schnipst und nach etwa ein dutzend Drehungen wieder auffängt. Obwohl es nur einige Sekunden sind, in denen die Münze durch den Raum segelt, kommt es dem Direktor so vor, als wären es Jahre. Die qualvolle Gewissheit, dass nicht er oder die Rose, sondern der Zufall über sie beide entscheiden wird, bringt ihn an den Rand der Verzweiflung. Nach einiger Zeit öffnet die Frau ihre Hand und gibt den Blick auf das verhasste Kleingeld frei.

Wenn die Welt ein Spiegel wäre, so hätte der beklagenswerte Herr Direktor sie wohl in abertausend kleine Teile zerschlagen und dies im sicheren Wissen, dass durch die Splitter seine Hände vor Blut ebenso rot gefärbt wären, wie es die Blütenblätter der Rose sind. Er ist nicht mehr bei sich. Im Prinzip steht er selbst vor seiner Person und blickt tief in die eigenen, vor Schreck, leeren Augen, denn statt Zahl, sieht er Kopf. Die alte Dame genießt die Stille, den Geruch, den süßen Geschmack des Sieges. Berauscht, wie durch einen kräftigen Schuss Gift in ihre Venen, fragt sie, ob er an einem zweiten Versuch interessiert wäre. Der Direktor, welcher durch den Vorschlag neuen Mut schöpft, sagt zu, verlangt von der Großmutter allerdings, sich die Münze vorher noch einmal ansehen zu dürfen. Bereitwillig übergibt sie ihm das Geld, doch weißt zusätzlich darauf hin, dass ihm das, was er gleich zu sehen bekommt, wohl nicht gefällt. Und tatsächlich staunt er nicht schlecht, als er feststellt, dass auf beide Seiten des Kreuzers ein Kopf geprägt worden ist. „Er passt sich stets deiner reellen Chance an, doch du hattest ja nie eine.“, flüstert die alte Frau. „Dennoch gebe ich dir die Möglichkeit, es ein weiteres Mal zu versuchen.“

Aus Angst, die Dame könnte das Angebot zurücknehmen, sollte er sich beschweren, hält er den Mund und gibt ihr die Münze zurück. Erneut schnipst sie diese in die Luft und nach der haargenau gleichen Anzahl an Drehungen, wie bei dem vorherigen Versuch, fängt sie sie wieder auf. Natürlich ist das Ergebnis identisch, doch der Herr Direktor ist nicht dumm. Wieder lässt er sich den Kreuzer geben und wieder genießt die Großmutter ihren Sieg in vollen Zügen. Durch den bedauernswerten Anblick, des jungen Mannes, der den Anschein erweckt, als würde er gleich anfangen zu weinen, entwickelt das Röslein plötzlich Mitleid. Mit dünner Stimme bittet der junge Mann um einen dritten Versuch, den ihm die Frau, im Glücksrausch, selbstverständlich gewährt. Sein Herz schlägt dermaßen schnell, dass sein Kreislauf versagt und die Geschehnisse nur noch schemenhaft an ihm vorüberziehen. In der Sekunde, als der Kreuzer der alten Frau durch die Finger gleitet und auf dem Tisch liegen bleibt, fallen beide, der Mann durch die Aufregung und die alte Dame durch die Fassungslosigkeit darüber, dass sie verloren hat, von den Stühlen. Für die Großmutter war es das letzte Spiel, denn Glück kann man nicht pachten. Für den Direktor dürfte dies der schönste Moment seines Lebens sein, drum lassen wir ihn erst einmal in Ruhe. Das Dahinscheiden der alten Frau scheint offenbar nicht auf sonderlich großes Interesse zu stoßen. Weder der Wirt, noch das kleine Mädchen nehmen vom Leichnam der Frau Notiz. Nach einer Weile jedoch wird das kollektive Schweigen durch einen tiefen Seufzer der Dame, welche vor der Dartscheibe steht, gebrochen.

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