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Weide im Wind (4) - Ich schreibe dem Papst


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Geschrieben am

Lieber Heiliger Vater

 

Ich habe recherchiert.

Dein richtiger Name ist Jorge Mario Bergoglio.

Wir kennen Dich als Papst Franziskus. Das ist der Name, den Du Dir ausgesucht hast, als sie Dich zum Papst wählten.

Du bist der 266. Bischof von Rom, was Dich zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche macht.

Darüber hinaus trägst Du noch allerlei eindrucksvolle Titel, die sicher in früheren Zeiten noch viel mehr her machten.

Am besten gefällt mir dieser hier:

„Gottes Vertreter auf Erden“

Genau darüber möchte ich heute einmal mit Dir reden und Dich fragen, ob Du Dir der Verantwortung bewusst bist, die sie mit sich bringen.

 

Das Bild Deines Amtes hat sich gewandelt.

Vom Intrigen schmiedenden und gefürchteten Finsterling, hin zu einer beliebten Lichtgestalt.

Deine Worte haben Gewicht und wann immer Du sie an uns richtest, werden sie sofort in die Welt getragen.

Auch zu mir, die Dich immer mal wieder beobachtet hat.

Fast wie einen Popstar gefeiert sieht man Dich, über den Fernsehschirm flimmern.

Auf einem goldenen Stuhl, in schweres Tuch gehüllt, von wo aus Du diesen oder jenen Segen an unseren Mittagstisch trägst.

Ich gebe zu, auch ich spüre dann, so ein bisschen, den mystischen Glanz des Amtes und den Zauber der Religion.

Oft habe ich Dich auch durch die Welt touren sehen.

Dein Auto hat sogar einen Namen, bei dem Deine PR Leute ganze Arbeit geleistet haben.

Papamobil, das klingt fetzig modern.

 

Und es sieht einfach toll aus, wenn Du so dahin gleitest.

Auf den Straßen, gesäumt von tausenden jubelnden Anhängern, wo Du so ein bisschen über den Menschen zu schweben scheinst.

Besonders in Südamerika, oder Afrika, wo der Zauber ungebrochen scheint, produzierst Du tolle Bilder.

Und machst viele Menschen augenscheinlich glücklich.

Dort wirkt auch Deine Macht noch stärker. Fast wie früher. Nicht wahr?

Ich sah Dich den Boden küssen, oder Kinder, die dabei in Deinen Armen lagen.

Fand Dich sogar sympathisch als der kleine Junge einfach nicht von Dir ablassen wollte und die ehrwürdige Messe mit Leben füllte.

Es ließ Dich menschlich wirken, selbst in all dem zeremoniellen Pomp.

Technik kannst Du nun auch, habe ich recherchiert:

Fast Food Segen direkt auf's Smartphone. Klasse!

 

Okay, ich habe mit Religion nichts am Hut, aber bisher wurde mir aller Orten vermittelt, dass Du eigentlich ein cooler Typ bist.

Volksnah und geerdet, so suggerierten es mir die Bilder.

Und der Rest vom himmlischen Bodenpersonal wurde nicht müde zu verbreiten, wie bescheiden Du bist!

Das mochte ich und hatte ein positives Bild von Dir!

 

Doch seit heute weiß ich, dass ich mich geirrt habe!

Du bist ein ultrakonservativer Dogmatiker.

Und Du grenzt Menschen aus, tust also genau das was Du immer anprangerst.

Ich bin enttäuscht von Dir und entsetzt über Deine Worte.

 

Ein Freund machte mich heute darauf aufmerksam, was Du mal wieder zu sagen hattest.

Mir lief es dabei eiskalt den Rücken herunter!

Wie kann ein Oberhaupt der katholischen Kirche, anno 2018, nur so einen Unsinn verzapfen?

Auch wenn Du nun behauptest, es wäre ganz anders gewesen, hast Du Menschen wie mich als krank bezeichnet.

 

Denn laut Dir: „Könne man in der Kindheit noch etwas machen, wenn sich Homosexualität abzeichnet.

Zum Beispiel mit Hilfe eines Psychaters. Um zu sehen wie die Dinge sind...“

 

Ist Dir klar wie das bei den Menschen ankommt?

Gerade in Deiner Funktion, als der „oberste Hirte“, sollte es das nämlich.

Es sind verletzende Worte und sie sollten in keinem Kontext fallen. Und nicht nur das.

Denn mit Ihnen trittst Du mit Füßen, was erkämpft wurde. Teilweise blutig.

Wenn sie auch nur einen einzigen Menschen davon abhalten, sich zu outen, oder sich so anzunehmen wie er ist, dann ist das ganz schrecklich.

Ich denke nicht das Dir bewusst ist, was in einem Menschen vorgeht, in einer solchen Situation.

Was in ihm leider vorgehen muss, auch in der heutigen Zeit noch.

Hast Du über die Eltern nachgedacht, denen Du damit neue Munition lieferst, auf das sie ihre „nicht normalen Kinder“ zu Ärzten schleifen?

Nein?

Solltest Du aber!

Ich denke nicht, das dies alles Dir bewusst gewesen ist, als Du diese Sätze gesprochen hast. Oder will es mal annehmen.

Aber das ist keine Entschuldigung, so leid es mir tut.

Wenn Du kein Gespür dafür hast, wer dann?

Selbst ich habe Dir immer wieder zugehört und Dich bisweilen als moralische Instanz wahrgenommen, auch wenn ich wahrlich nicht alle Positionen teile.

Aber rufst Du nicht immer, alle Menschen sind gleich, ohne Unterschiede?

Dem stimme ich zu und in der Bibel steht es auch so.

Das habe ich nachgelesen.

Nun frage ich mich allerdings, ob damit wirklich alle gemeint sind.

 

Dabei haben wir bisher nur das „Hier“ betrachtet, also die ach so freie und aufgeklärte Welt.

Was ist mit dem anderen Teil der Erde, wo sie von der Freiheit nur träumen können?

Liegen Dir nicht die Flüchtlinge immer besonders am Herzen?

Zumindest sagst Du das doch ständig.

Hast Du eine Ahnung wie es den Menschen ergeht, dort in den anderen Ländern, wo die Aufklärung nur ein Gerücht ist?

Die sich verstecken müssen und die nur darüber flüstern können, weil sonst der Baukran winkt?

Wie mögen Deine Worte wohl dort wirken?

Was mögen sie anrichten?

 

Oder lass uns nach Asien schauen. Auf Länder wie China.

Weißt Du von den „Krankenhäusern“ in die man Menschen wie mich dort einsperrt?

Von den Methoden die sie anwenden, um die „Kranken“ zu „heilen“?

Meine Mutter hat mir erzählt, das man diese Leute kaum je wieder sieht.

Und die wenigen die zurückkommen, sind zwar mit Sicherheit nicht „geheilt“, aber zumindest verändert.

Ich nehme nicht an das Dir dies vorschwebte. Oder?

 

Sind wir denn keine Kinder Gottes, für Dich?

Ich habe kürzlich einen Pastor kennengelernt, ganz zufällig.

Der erzählte mir davon, das Jesus nicht in die Häuser der Reichen ging.

Sondern zu den Huren und Bettlern.

Hast Du das vergessen, auf Deinem goldenen Thron?

 

Ja, ich bin wütend auf Dich!

Das Du nun zurück ruderst und zurück rudern lässt, finde ich doppelt feige.

Steh doch dazu, auch wenn es Dich ein Stück Deines Popstar Glanzes kostet.

Verantworten musst Du Dich dann später, bei dem den Du vertrittst.

Das zumindest glaubst Du ja.

Mich würde interessieren was er dazu zu sagen hat.

Wenn Du und Deine Kirche recht haben, werde ich ihn selbst danach fragen

Das habe ich mir heute vorgenommen.

Ich respektiere Deinen Glauben, jeden Glauben und alle Menschen, denen ich begegne.

Und dies fordere ich nun auch von Dir ein!

Bis dahin bleibe ich wütend!

 

 

 

Links zum Thema

 

ARD Mediathek

 

Zeit Online

 

Papst zieht Äußerungen über Homosexuelle zurück

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