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Zehendermätteli


Leontin Rau

Empfohlene Beiträge

(in Erinnerung an den Berner Troubadour Fritz Widmer und sein Lied «Lue die Böim »)

 

 

An der Aare, auf der Wiese

Habe ich ein Lied im Ohr.

Durch die Bäume zieht die Bise,

Ich stell‘ mir die Zukunft vor.

 

Oben auf der Höhe dort,

Wo die alten Bäume stehen,

Wird man - solch ein schöner Ort! -

Auch in Zukunft Bäume sehen.

 

Und im weiten Aarebogen

Springen Fische in die Luft.

Reiher fliegen, wie sie flogen,

Menschen riechen Wasserduft.

 

Ja die Menschen, keinen Kummer,

Freuen sich noch mehr als heute,

Über das Schwimmen, über den Sommer,

Wie sich selten jemand freute.

 

So schön kann die Zukunft werden,

Wenn man nicht so weitermacht,

Wie bis anhin hier auf Erden.

An der Aare, auf der Wiese wird es langsam Vollmondnacht.

 

 

***

 

 

1309910

 

 

"Lue die Böim“- Fritz Widmer

 

Link zur Audiodatei des Liedes: https://leontinrau.tumblr.com/post/178426406274

 

 

hochdeutsche Übersetzung:

 

Schau' diese Bäume

 

Schau' diese Bäume und höre, wie das Wasser rauscht.

Siehst du dort diesen Fischreiher auf dem Stein,

Und ein zweiter ein bisschen weiter hinten,

Mit eingezogenem Kopf und dünnen Beinen.

Die Fische schwimmen faul und die Mücken tanzen.

Riechst du das Wasser, es hat noch einen herzhaften Geruch.

Da wollen wir noch rein, solange es noch warm ist,

Das letzte Mal heute, hast du nicht auch Lust?

 

Siehst du die langen Erdwälle auf der Höhe?

Dort war ungefähr vor 2000 Jahren

Mal eine grosse Stadt mit vielen Menschen,

Gärten, Strassen, Häusern, Tieren und Handelsware,

Die Männer machten Transporte und schlugen Holz,

Die Frauen töpferten und flickten Kleider,

Die Kinder bastelten Schiffchen mit Schnüren und kleinen Brettern,

Auf den Misthaufen pickten die Hühner.

 

Dann brannte die ganze Stadt nieder.

Das einzige, was du heute noch davon siehst,

Sind ein paar Backsteinmäuerchen einer Sauna,

Und ein paar Wälle und Gräben, sonst nichts mehr.

Die Menschen, die damals lebten, liegen jetzt

Tief unter dem Boden in ihrem letzten Traum,

Lebendige Leute spazieren über ihnen,

Kinder und Hunde rennen von Baum zu Baum.

 

Aber wieder in 2000 Jahren,

Kannst dir ja denken, was da drüben steht,

Jedenfalls nicht mehr diese Tannen und Buchen,

Wenn es so wie jetzt weiter geht:

Fische und Fischreiher gibt es nicht mehr,

Nur noch riesige Bunker und Parkplätze,

Und erst die Menschen dannzumal – ich will gar nicht daran denken,

Jedenfalls ich finde es falsch.

 

Aber heute ist noch nicht alles falsch

Jedenfalls du bist es sicher nicht,

Die Aare nicht und nicht die Buchenwälder,

Lass uns froh sein, dass es solches heute noch gibt.

Komm jetzt rein und schwimme, wir wollen es noch geniessen,

das Wasser und die ganze Sommerpracht.

Auf der Aare liegt der Abendschatten,

Und bald kommt der Mond und es wird Nacht.

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Hallo Leotin Rau;

 

Erst mal herzlichen Dank für deine vielen Gedanken unter meinen Gedichten;

Mit dem Lied im Ohr zu diesem wunderschönen Bild und deinen Gedanken

hab ich endlich mal Zeit auch in deinen Werken zu stöbern;

Das Lied, ich muss sagen gefällt mir wahnsinnig gut; Deine Zeilen hinzu sind ein

wunderschönes Kleinod zu Bild und Gesang;

Ich musste nur zweimal nachsehen , danke für die Übersetzung die du beigefügt hast, ansonsten hab ich

eigentlich alles gut verstanden;

 

Ich hätte nur eine Frage;

S1V3 durch die Bäume zieht die Bise.. sollte das nicht Brise heißen???

Bise, den Ausdruck kenn ich nicht wirklich..

 

Ansonsten wunderschön, die Fotographie dazu gibt deinem Gedicht noch den iPunkt darauf,

 

War gerne hier und in deiner Heimat zu Gast;

mfg. Behutsalem

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Hallo Behutsalem

 

Danke, Danke. Die Bise ist ein kalter, trockener Wind aus dem Nordosten im Schweizer Mittelland. Für die alten Leute bietet er zuverlässig Gelegenheit, auf ihn zu schimpfen und den Alltagsfrust so irgendwie zu kanalisieren. Die jüngeren Leute wissen wahrscheinlich meistens gar nicht mehr, wie der Wind heisst und schimpfen deswegen auf andere Dinge.

 

Liebe Grüsse

 

Leontin

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