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Geschrieben am

Die Seidenlaken und die sündhaft teure cremefarbene Samtigkeit die meinen Körper einhüllen, fühlen sich falsch an.

Einen schönen Moment lang hoffe ich zu träumen.

Mein Oberkörper ist auf dicken Kissen gebettet, die einen Hauch von sinnlichem Parfum aufgesogen haben.

Nicht ganz mein Stil, aber auch nicht so weit daneben.

Ich zwinge mich die angenehme Süße zu durchdringen, die mich in Wattewolken hüllt und mich mit den anderen Eindrücken zu beschäftigen.

Die zärtliche Himmelbettwohligkeit verführt zum Davonschweben, doch ich muss mich konzentrieren. Auf die Schwierigkeiten in denen ich offenbar stecke.

Das liebliche Glockenläuten erweist sich ebenfalls als eine Täuschung und ist in Wirklichkeit ein kaltes Rasseln.

Auch die Träume sind Lügner, denn es sind keine Arme, die mich fortragen wollen.

Nicht sie halten mich fest, sondern schrecklich professionell aussehende Manschetten, am Ende eiserner Kettenglieder.

Sie schränken die Bewegungen ein, über die ich sonst frei verfügen kann.

 

Die wunderschönen Kissen sind voller dunkler Flecken, die ich anfangs für Rost halte.

Es sind dieselben wie auf dem hauchdünnen Kleinmädchennachthemd, welches nicht mir gehört. Es riecht nach Frau, nach Angst und Verzweiflung.

Meine linke Gesichtshälfte scheint ihre Proportionen verändert zu haben und ragt in mein Blickfeld. Das Auge fühlt sich seltsam matschig an.

Wenn ich den Körper verlagere, den Kopf sehr neige und den schneidenden Schmerz der Manschetten ignoriere, kann ich es berühren.

Ich zucke zusammen, anscheinend tut es weh.

Nackte Panik sollte mich ergreifen, wilde Hysterie und Schmerz.

Ich suche innerlich nach diesen Dingen aber da ist nur…. Watte…

Und ein paar salzige Tränen.

 

Der Raum, in dem das große Bett steht ist diffus beleuchtet.

Die einzigen besonderen Merkmale, an denen meine Augen hängen bleiben, ist ein Stativ, auf dem eine Kamera befestigt ist.

Und ein großer roter Vorhang, der von Decke bis zur Bettkante reicht, wo mein Sichtfeld endet.

Die Watte in meinem Kopf scheint sich wieder auszudehnen, als ich versuche mich zu erinnern, wie ich hier hergelangt bin.

Gerade will ich wieder in die seelige Unwissenheit fliehen, als sich der Vorhang öffnet.

Grelles Licht flammt auf, schält meinen Verstand jäh aus dem Traum und präsentiert meinen Körper.

 

Durch eine Glasscheibe kann ich nach draußen sehen und schemenhafte Gestalten erkennen. Mehr lässt das grelle Licht nicht zu.

Dort sind Menschen und ich meine Stehtische auszumachen.

Als mein Licht eine Stufe abgedunkelt wird begreife ich meine Situation.

Denn ich erblicke so etwas wie mein Spiegelbild. Nicht in der Glasscheibe, sondern in dem kleinen Container, der gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes steht.

Dort gibt es auch ein Bett, auf dem eine junge Frau liegt.

Ausgestellt und präsentiert wie ein Filetstück, im Supermarkt.

Das hier ist eine Fleischtheke und wir sind die Ware.

Filet.

 

Mein Inneres möchte schreien doch es gelingt mir nicht die klinische Gleichgültigkeit abzuschütteln.

Irgendwann steht eine Gruppe gierig gaffend vor meinem Käfig.

Männer in feinen Anzügen, mit schweren Gläsern in den Händen und irgendwelchen Karten, oder Prospekten vielleicht.

Ich kann sie nicht hören, aber sehe wie sie lachen und feixen.

Dann reden sie scheinbar, mit jemanden außerhalb meines Blickfeldes.

Der Vorhang schließt sich und angenehmes Halbdunkel breitet eine Decke über meine Blöße.

 

Dann kommen grobe Maskenmänner.

Als sie die Ketten lösen und an mir reißen, starte ich einen Versuch lächerlich schwacher Gegenwehr.

Ich werde hart am Hals gepackt, dass es mir die Luft abschnürt und sehe die andere Hand, die zum Schlag ausholt.

Trotz seinem Schraubstockgriff versuche ich wenigstens mich davor wegzuducken

Der Schlag bleibt aus und ich höre sie lachen.

Ich werde drapiert.

Noch mehr Kissen werden unter meinem Oberkörper geschoben, Ketten fester angezogen, dass ich mich kaum noch bewegen kann.

So lächerlich ich dieses geblümte Teenager Nachthemd auch fand und so nackt ich mir damit vorkam…

Als sie es mir runterreißen, möchte ich es zurück haben, denn es war mein einziger Schutz

In all seiner widerlichen Falschheit bedeckte es dennoch notdürftig meine Nacktheit und bewahrte wenigstens einen letzten Rest des Stolzes, der mir noch geblieben war.

Nun habe ich nichts mehr. Außer meiner Scham.

In würdelos entblößter Nacktheit, aufgeilend zur Schau gestellt, im gnadenlosen grellen Scheinwerferlicht.

Vor den Männern.

 

Der Vorhang öffnet sich wieder.

Die Zeit dehnt sich, weil die Wolken zurückkommen.

Ich kann meine Augen nicht mehr offen halten und flüchte mich in den warmen Drogenrausch.

Vielleicht habe ich das auch alles nur geträumt, denn plötzlich tätschelt mir jemand zärtlich das Gesicht.

Es muss so sein, denn was ich sehe ist eine freundlich lächelnde Frau, die mein ganzes Blickfeld einnimmt.

Ich reiße mich zusammen und schließlich gelingt es meinem Verstand zwei Worte zu formen.

Es sind viel zu wenige, aber sie sind essentiell.

„Hilf mir!“

 

Sie streichelt zärtlich meinen Arm und verspricht es mir.

Einen Moment lang hoffe ich auf Rettung, denn ich möchte ihr so gern glauben.

Doch dann werde ich wieder gepackt und sie gibt mir eine Spritze.

Sie sagt, wir müssen miteinander reden und ich soll sehr genau zuhören, weil es wichtig ist.

Und dann erzählt sie mir etwas was ich zuerst nicht begreife.

Von einem Bauernhof, ganz in der Nähe, wo es viele Tiere gibt.

Schweine vor allem, die immer hungrig sind und nicht wählerisch was ihr Futter angeht.

Sie fragt mich ob ich begreife was das mit den Mädchen zu tun hat, die niemand kaufen will, oder die widerspenstig sind.

Ich verstehe es.

 

Denn nun lichtet sich auch der Nebel und eine widerliche Euphorie breitet sich in mir aus.

Ich kann mich nicht dagegen wehren.

„So ist es brav. Immer hübsch lächeln, Süße“ sagt sie.

Und dann muss ich genau das tun.

Lächeln

 

 

 

Epilog

 

 

Den Bauernhof habe ich nie gesehen, weil ich brav lächelnd verkauft wurde.

Ihr kennt den Mann sehr wahrscheinlich, aus dem Fernsehen.

Zumindest sein öffentliches Bild, erzeugt von schmeichelhaftem Licht und den Kameras.

Ich kenne nur das Monster, welches zu mir kommt, wenn es ihm gefällt.

In das Zimmer wo ich gehalten werde und welches er Puppenstube nennt.

Ich muss ihm zu Willen sein, oder seinen Freunden und das sind die besseren Tage.

Denn manchmal prügelt er mich, schneidet mich, oder denkt sich andere perfide Spiele aus.

Ich bin eine Sklavin, sein Besitz und nicht viel mehr als ein Spielzeug.

 

Wie lange das schon geht, weiß ich nicht. Irgendwo bei 400 Tagen habe ich aufgehört zu zählen.

Eine Frage bleibt aber doch noch:

Was wird er mit mir machen, wenn er genug von mir hat?

Aber vielleicht ist es besser so.

Denn immer öfter sehne ich mich nach dem Bauernhof und den Schweinen.

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Geschrieben

Hallo Sushan!

 

Eigentlich müsste man sprachlos von dannen gehen, aber ich kann das nicht ; Ich muss meine Gedanken hier Raum geben, denn meine Gänsehaut kannst du leider nicht sehen; Das kommt ja einem Thriller gleich;

 

Spätestens beim Kleinmädchennachthemd war bei mir Oha angesagt; unakzeptabel;

Im eigentlichen bleibt mir die Spuke weg .. was soll man darauf echt schreiben; Sehr gut? oder Wahnsinn?

Die Fantasie hat hier keine Grenzen gesetzt.. und gibt es so was wirklich?

Wie heißt der Roman den alle Frauen liebten.Fifty Shades of Grey . Ich hab mir da den Film angesehen .. also mich hat er nicht angesprochen, der ist nichts gegen das was du hier auf Papier gebracht hast.. und ich hoffe, nein ich bete das dies Fiction ist und in der Realität keinen Platz findet..

 

Tja, leider weiß man nicht was hinter der Fassade alles von Statten geht; Wie Menschen ihre Triebe ausleben, Menschen wie du und ich, oder wie beschrieben der Fernsehmann.. lächelt charmant in die Kamera und sucht sich ohne aufzufallen sein nächstes Opfer ..

 

Aber ich denke und das muss ich auch los werden, nicht alle Anzugmänner sind so.. das kann ein Jeansträger genauso sein, einer in Tracht , in Cordhose oder in kurzer Hose mit Sandalen.. ich würde da die Anzugträger nicht alle über einen Kamm schären.. ( zumal ich einen Mann sehr gerne in Anzug sehe, das nur nebensächlich bemerkt.. )

 

In deine Geschichte passen sie natürlich rein, aber eben es gibt nicht nur diese .. die so abartig sind oder sein können.

 

 

möchte ich es zurück haben, denn es war mein einziger Schutz

Schutz ist gut. .. was ich aber noch ein wenig aussagekräftiger finden würde, wäre....

denn es war mein einziger Stolz ..

( Ich hab mir das beim Lesen fast erwartet, deswegen möchte ich es dir vorschlagen; )

Ist aber bitte nur eine Überlegung meinerseits.

 

Hier kann man gar nicht schreiben, es war mir ein Vergnügen,

sondern irgendwie bin ich immer noch wortlos.. das dir so was einfällt;

Meine Hochachtung hast du auf jeden Fall..

 

mfg. Behutsalem

Geschrieben

Hallo Bethusalem

 

Vielen Dank für Deine Worte und es freut mich das mein Text etwas in Dir ausgelöst hat.

 

 

. und gibt es so was wirklich?

Leider ja. Ob in dieser Form, dass weiß ich natürlich nicht, aber ich vermute in der Realität ist es noch viel schlimmer.

Man denke an den Sklavenhandel des Islamischen Staates. Oder die Vorfälle in Telford (England) wo organisierte Banden scheinbar an die 1000 Mädchen, manche erst 11 oder 12 Jahre alt, misshandelt und zur Prostitution gezwungen haben.

 

https://www.berliner-zeitung.de/panorama/missbrauchs-skandal-rund-1000-junge-maedchen-offenbar-zur-prostitution-gezwungen-29867702

 

Ich hatte schon lange vorgehabt, mal etwas dazu zu schreiben. Den Ausschlag gab dann aber der Film "A beautiful day" den wir kürzlich gesehen haben und der mir sehr unter die Haut gegangen ist.

 

A beautiful day

 

Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar

Geschrieben
Schutz ist gut. .. was ich aber noch ein wenig aussagekräftiger finden würde, wäre....

denn es war mein einziger Stolz ..

( Ich hab mir das beim Lesen fast erwartet, deswegen möchte ich es dir vorschlagen; )

Ist aber bitte nur eine Überlegung meinerseits.

Danke für Deinen Vorschlag. Ich habe den Schutz drin gelassen, aber Deinen Vorschlage mitberücksichtigt, da er mir gefallen hat.

 

 

Deshalb gebe ich mich nach Möglichkeit nicht solchen zerstörenden Gedanken hin, für mich bedeutet das , die negativen Schwingungen nicht noch zu verstärken.

Hallo Karlo

 

Mich beschäftigen solche Themen und ich möchte auf solche Dinge aufmerksam machen. Ich selbst habe sexualisierte Gewalt erfahren, wenn auch lange nicht in solchen Dimensionen, wie es andere Frauen leider erdulden mussten und müssen.

Damals habe ich falsch reagiert und geschwiegen, aber ich habe irgendwann beschlossen, kein Opfer zu sein und nicht zu schweigen.

Es ist wichtig darüber zu sprechen und zu schreiben. Nicht um nach Mitleid zu heischen, oder sich wichtig zu machen. Sondern damit dieses Thema nicht aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerät.

 

 

 

Seelhorster Friedhof in Hannover

Wir sind ja gar nicht so weit auseinander und daher kenne ich den Friedhof, auch wenn ich selbst noch nicht dort gewesen bin.

 

Liebe Grüße

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