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Auf Wellen wohnend

 

Wie Schaumkronen

im weiten Meer,

auf Wellen wohnend,

kommen wir her.

 

Funkelnd im Sonnenschein,

dunkelnd in der Nacht,

ist unser stetes Sein –

aus Unsichtbarem gemacht.

 

Die Krone versprüht

in unendlichem Tal –

ohne jede Wahl –

so, wie alles verblüht . . .

***

  • 2 Wochen später...
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Geschrieben

align=justifyLieber Holger,

 

das sind ja wirklich schöne Bilder, mit denen du hier das Menschliche Sein beschreibst.

Spannend finde ich, dass in jeder der drei Strophen ein Entstehen und Vergehen beschrieben wird. Das ständige Auf und Ab, das Allem innewohnt. Dabei wir die Frequenz dieser Bewegung von Strophe zu Strophe langsamer: Wellen entstehen und vergehen sehr schnell. Tag und Nacht schon deutlich langsamer. Und das Aufblühen und Verblühen in den Jahreszeiten ist dann wiederum nochmal deutlich langsamer.

Der krasseste Kontrast entsteht aber in der zweiten Strophe: Wo es plötzlich um das stete Sein geht in einem Gedicht, das so angefüllt ist von Unstetigkeit. Jetzt könnte man denken, dass du damit meinst, dass die Bewegung, das ewige Entstehen und Vergehen, die große Konstate ist und somit stetig ist, aber das wird dann eigentlich schon in der nächsten Zeile wieder verworfen. Für mich sieht es so aus als wolltest du mit dem "Unsichtbarem" eben eine Ebene tiefer steigen und hinter die Konstante des ewige Entstehens und Vergehens schauen.

Erst fand ich es verwirrend, dass somit der Höhepunkt des Gedichts am Ende der zweiten Strophe gesetzt ist, aber dann habe ich an die Wellenform gedacht.

 

Ich weiß nicht, ob das alles tatsächlich so von dir gewollt war, aber das ist das, was ich mit ein wenig Nachspüren in dein Gedicht reingelesen habe.

 

Die Schaumkronen haben sich mir übrigens eingeprägt - ein wirklich schönes Bild.

 

Liebe Grüße,

A.

Geschrieben
Spannend finde ich, dass in jeder der drei Strophen ein Entstehen und Vergehen beschrieben wird. Das ständige Auf und Ab, das Allem innewohnt. Dabei wir die Frequenz dieser Bewegung von Strophe zu Strophe langsamer: Wellen entstehen und vergehen sehr schnell. Tag und Nacht schon deutlich langsamer. Und das Aufblühen und Verblühen in den Jahreszeiten ist dann wiederum nochmal deutlich langsamer.

Lieber A.,

 

solch einen scharfen Beobachter wie Dich hatte ich selten.^ - Du dringst in Bereiche vor, die so kaum jemandem auffallen ! - Es steckt ja oft viel mehr in den Gedichten, als es den Anschein hat. - Da ist Struktur, Deutungsebene, Melodie und Schönheit, die sich jeweils präsentieren und ganz unterschiedlich

bei den Lesern "andocken". -

 

Dass ich hier tatsächlich Wellenbewegungen - bezüglich dieser speziellen Bewegung entgegen jeder Diskontinuität - als stetiges auf und ab "kreiert" habe, - dies zu erkennen ist wirklich ganz erstaunlich !

Dass Du aber auch - im Verlauf der Kohärenz dieser drei Strophen - die sanft verlaufende zeitliche Struktur erkannt hast (eben so, wie eine Welle sanft am Strand ausläuft), erstaunt mich noch mehr und schenkt Dir fast das Rüstzeug zu einem kompetenten Litereaturkritiker.^^

 

 

Für mich sieht es so aus als wolltest du mit dem "Unsichtbarem" eben eine Ebene tiefer steigen und hinter die Konstante des ewige Entstehens und Vergehens schauen.

Der uns alle umspannende Himmel unsichbarer Kräfte - mögen es Schöpfer sein - ist tatsächlich Ausgangspunkt und Anker des Gedichtes: das

wellenaussendende Ding - das raumgreifende Etwas, das unser Dasein aushaucht - ist Mittel-und beagter Ausgangspunkt des Werkes.

 

Ich strebe ja auch gern nach der Tiefenerforschung von Gedichten - deshalb liebe ich Rilkes "Duineser Elegien" und die "Sonette an Orpheus" - weil es mir ein tiefes Bedürfnis ist. - Manchmal erschaudre ich vor Demut und Anerkennung, wenn sich mir diese Tiefen auftun. - Dennoch finde ich es völlig

 

in Ordnung, wenn sich Menschen allein an Klang und Komposition eines Gedichtes erfreuen...

 

Ganz lieben Dank für Deine Tiefenforschung, lieber A.

 

Holger

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