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Geschrieben am

Überlegen

 

Du bist mir so überlegen.

 

Bei dir kann ich ganz Ich sein,

muss mich nicht zurückhalten,

brauche mich nicht zu sorgen,

dass du dich neben mir dumm fühlst,

oder schwach,

oder unwichtig.

 

Du weißt schon von selbst, dass du strahlst

auch wenn ich mich mal nicht in dir sonne.

 

Bei dir kann ich mich in meiner vollen Größe zeigen.

Du fordest mich sogar heraus zu neuer Größe:

Durch dich kann ich noch weicher werden,

noch mutiger,

noch leichtfüßiger.

Und ein besserer Lehrer.

 

Denn durch mich wirst du

noch umsichtiger,

noch großzügiger,

noch vertrauensvoller.

 

Wir sind uns so überlegen.

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Geschrieben

Hallo A.Akke;

 

Du sprichst hier in einer wunderschönen Weise von der Liebe;

 

Das Liebe noch mehr beflügelt und aus einem noch mehr heraus holt, als was so oder so in ihm steckt,

gefällt mir gut; Mir gefällt das Ganze hier total gut;

 

Halt sie fest diese Liebe die du in dir trägst und die dich beflügelt , größer und reicher macht, wenn man die Gelegenheit bekommt sie zu teilen,

 

mit lieben Grüßen, Behutsalem

Geschrieben

Liebe @Behutsalem,

 

align=justifyja, hier ging es mir um eine Art Liebe, wie ich sie schön finde; bei der zwar viel Nähe möglich ist, aber wo auch jeder autark bleibt; wo man sich gegenseitig beflügelt statt sich gegenseitig zu stützen. Oft wird Liebe als Abhängigkeit gesehen, manchmal sogar nur einseitig, im etwas besseren Fall beidseitig. Richtig traurig macht es mich, wenn Liebe als gegenseitiger Besitz gesehen wird.

 

Es wird dann versucht, darüber Romantik auszudrücken: Ach wie wird das Herz mir schwer, wenn du mal nicht bei mir bist. Oder: Erst durch dich sehe ich einen Sinn. (Und dann gibt es ja sogar Leute, die in der Eifersucht eine Art Liebesbeweis sehen). Mich schmerzt sowas immer ein wenig, weil ich (emp)finde, dass solche Gefühle ein tragisches Beiprodukt der Liebe sein können, aber im Grunde genommen schädlich sind für den Betroffenen und die Beziehung.

 

Wenn ich mit Leuten über sowas rede, fragen sie mich meißtens irgendwann: "Ja, aber wozu dann überhaupt lieben, wenn man auch so glücklich ist, wenn man nichts vom anderen braucht?" Und hier hast fast genau den Wortlaut meiner Antwort getroffen: "... wenn man die Gelegenheit bekommt sie zu teilen".

 

Danke fürs Reinfühlen und für deine so herzliche Rückmeldung

Geschrieben

Hallo A.Akke,

 

das ist ein kühner Ansatz und in meinen Augen sehr begrüßenswert. Ich gebe zu, zunächst habe ich gestutzt, weil die ersten Zeilen fast ein wenig hochmütig klangen,

brauche mich nicht zu sorgen,

dass du dich neben mir dumm fühlst,

aber im Gesamtbild wird das wieder zurechtgerückt. Und dann gefällt mir diese Liebe auf Augenhöhe. Besonders gelungen finde ich

Du weißt schon von selbst, dass du strahlst

auch wenn ich mich mal nicht in dir sonne.

Da das Gedicht von Augenhöhe der Partner ausgeht, finde ich allerdings die erste und die letzte Zeile irreführend. Ich sehe die Pointe und den sich schließenden Kreis. Dennoch halte ich den Nutzen dieser beiden Zeilen für kleiner als den Widerspruch zum Gesamtsinn, die Unlogik, die sie enthalten.

 

Sehr gern gelesen

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

danke für deine Worte. Ja, manchmal lohnt es sich, kühn zu sein.

Was deine Bedenken bezüglich eines arroganten Erscheinungsbildes angeht, kann ich dir schon zustimmen. Aber darum dreht sich ja auch gerade mein Gedicht: Dass Überlegenheit nichts schlimmes ist, wenn mit ihr richtig umgegangen wird. In der herkömmlichen Betrachtungsweise kann der Satz "Ich bin schlauer als du" arrogant wirken, aber wenn dieses Mehr an Schlauheit im Sinne des anderen eingesetzt wird, um ihm zu Wachstum zu helfen, dann ist es doch sogar gut, dass diese "Resource" da ist. Eine weitere Ebene ist auch die, dass es eine schlichte Tatsache ist, dass wenn sich zwei Menschen begegnen, dass sie genau gleich schlau sind. D.h. einer von beiden ist meißtens der Schlauere. Wenn man das ohne Wertung sondern als einfache Tatsache so hinstellt (und so ist es hier gemeint), dann sehe ich da auch nichts verwerfliches dran. Ich selber hatte bisher das Glück immer mit Menschen Beziehung geführt zu haben, die schlauer waren als ich und ich habe das sehr genossen, eben weil ich keine Angst davor haben brauchte, dass der andere meinen Intellekt als bedrohlich empfindet. Und das gibt es ja eben leider viel zu oft (weswegen ich dieses Gedicht schreiben wollte). Die dritte Ebene ist die, die du auch erwähnt hast: Im Laufe des Gedichts wird das Bild der Beziehung ja wieder symmetrisch und dadurch kann man diese anfängliche "Überlegenheit" verzeihen.

 

Und darum habe ich auch die erste und die letzte Zeile und den Titel so gewählt. Du hast recht, wenn du schreibst, dass das Gedicht auch ohne das alles funktionieren würde und die Kernaussage würde auch weiter bestehen. Ich wollte mit dem Thema "Überlegenheit" aber gerne noch einen weiteren Rahmen schaffen, sodass man mit Hilfe meiner Darstellung der Liebe über Begriffe wie "Überlegenheit" nachdenken kann. Wie ich oben geschrieben habe, muss Überlegenheit nichts negatives sein, selbst wenn sie nicht symmetrisch ist. Gleiches gilt für Macht, Geld, Wissen, etc.

 

Also wenn ich in meinem Gedicht so kühn gewesen wäre wie in der Wirklichkeit der Beziehung, hätte ich sogar dafür plädiert, dass es nicht mal symmetrisch sein muss. Aber ich dachte mir, das sei dann doch zu viel auf einmal zugemutet.

 

Ich hoffe, ich konnte etwas Klarheit in die erste und letzte Zeile bringen.

 

LG,

Akke

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