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Zurück nach Selimbosa


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Durch einen Spalt der Vorhänge schimmerteschon leichte Morgenröte hindurch, als Brün erwachte. Er räkelte sich in seinen Kissen, gähnte herzhaft, als ihm plötzlich die Käfer wiedereinfielen. Vorsichtig schaute er nach unten, bevor er seine Beine ausdem Bett schwang. Aber da waren keine Käfer.

 

Ein leichter Schauer kroch über seine Haut.

Jetzt brauche ich erst einmal einen guten, starken Kaffee, dachte er, stelltdie Kaffeemaschine an und verschwand dann ins Bad. Frisch geduscht schlenderte er in die Küche.

Er nahm eine große Tasse aus seinem Küchenbord, goss die Tasse voll und ging schlürfend zum Fenster, öffnete die Vorhänge um den Tag hereinzulassen. Sein Blick fiel nach unten auf die Fensterbank. Zwischen Blumentöpfen krabbelten Käfer im Sonnenlicht.

 

Verdammt dachte er, wo kommen denn die wieder her? Hatte er nicht alle Käfer in Franziskas Tasche verschwinden lassen?

Brün holte eine leere Pralinenschachtel, bohrte ein paar Löcher und schubste schnell die Käfer, leisen Ekel verspürend, hinein. Deckel drauf, Gummiband drum, fertig.

 

Und jetzt? Was mache ich damit? Seit ich Selimbosa verlassen habe verfolgen mich diese Krabbeltiere.

 

Kurz entschlossen rief er seinen Chef an, bat um einen Tag Sonderurlaub, erklärte ihm auf seine Frage hin, er habe etwas Dringendes und Unaufschiebbares zu erledigen.Brün holte seine Reisetasche vom Schrank, warf ein paar Sachen hinein, legte die Pralinenschachtel dazu, und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Hafen hinunter. Sein gelber VW Käfer stand ordnungsgemäß geparkt vor seinem Haus.

 

Er dachte an Franziska, er hatte sich ziemlich schäbig ihr gegenüber benommen, es tat ihm jetzt Leid. Ich werde ihr eine Karte von Selimbosa schicken vielleicht auch ein hübsches Andenken für sie mitbringen.

 

Der Tag war warm und sonnig. Das Meer glatt und blaugrün. Sonnenstrahlen blinkten auf dem Wasser. Brün ging an Deck des Schiffes, sobald es abgelegt hatte. Die Tasche mit den Käfern stand neben ihm.

Lauer Wind strich über seine Haarbüschel. Er seufzte leise in sich hinein, fuhr sich mit der Hand über den Kopf und erinnerte sich sofort an seine Rückreise von Selimbosa. Waren wirklich seit dem erst ein paar Tage vergangen?

 

Irgendwie wie fühlte sich sein Kopf heute anders an als sonst, er konnte aber nicht genau ausmachen was es war.

Als das Schiff sich nach knapp eine Stunde Fahrt Selimbosa näherte, kamen klopfende Geräusche aus der Tasche.

 

Mit unsicheren Schritten betrat Brün erneut die Insel, von der er geglaubt hatte nie wieder auch nur einen Fuß auf sie zu setzen.

Unten am Hafen befand sich eine Grünanlage, mit bunten Blumenrabatten und einigen Bänken. Eine sehr schöne Aussicht, wenn man sich die ein und auslaufenden Schiffe anschauen wollte. Aber Brün hatte dafür keinen Blick.

 

Er setzte sich auf eine Bank, öffnete vorsichtig die Tasche, um nachzusehen was das Klopfen bedeuten konnte. Die Pralinenschachtel, die er eigentlich Franziska schenken wollte, geriet heftig in Bewegung. Er nahm das Gummiband ab, hob den Deckel, und sofort flogen die Käfer, nachdem sie ihn einmal umrundet hatten, davon. Brün hatte den Eindruck sie freuten sich wieder auf der Insel sein zu können.

 

Er selber verspürte ein seltsames Gefühl in sich. Etwas zog ihn weg von dieser Bank. Unbewusst lenkte er seine Schritte in Richtung Museum.

 

Als an diesem herrlichen Spätsommertag, sich einige Leute vor dem Museum aufhielten, sahen sie einen großen, blonden Mann, wie er das Museum betrat.

Jedoch hat niemand gesehen ob er wieder dort herauskam.

 

 

ENDE

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Moin Carry,

soweit mir bekannt, hatte Brün danach erfolgreich Entomologie studiert und kam als ausgewiesener Koleopterologe immer mal wieder nach Selimbosa zurück.

 

War interessant.

Gruß

K

Hallo Klaas,

 

mir scheint, du kennst den Herrn Brün.

So könnte es gewesen sein.

Oder doch ganz anders?

Danke fürs Lesen der langen Texte und danke für dein interessant.

 

Die Geschichte ist entstanden weil Worte wie Brün, Karauschen, schmelzig und Selimbosa in einer Schreibaufgabe vorgegeben waren.

Gruß C

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  • 4 Wochen später...
  • 1 Jahr später...
Am 2.3.2019 um 18:29 schrieb Nöck:

Hallo Carry,

 

deine Geschichte lies mich spontan an Gregor Samsa in Kafkas "Die Verwandlung" denken. Nur passt der Gang ins Museum nicht dazu.

 

Gruß Alces

Hallo Alces

 

Danke für dein Interesse zu meiner Geschichte mit Brün und den Käfern.

 

So sorry, wenn ich dir erst jetzt antworte ich habe beim Stöbern hier gesehen, dass ich dir noch eine Antwort schuldig bin. Aber zu der Zeit, konnte ich leider aus verschiedenen Gründen hier nichts posten.

 

Nun zu Kafka, bei der Verwandlung zum Käfer oder Ungeziefer passt das Museum nicht und Brün bleibt ja auch Brün, er hat sich quasi nicht verändert , bis auf seine nun seltsamen Haare.

Ich fand * Die Verwandlung* schon reichlich schräg aber noch gruseliger war für mich* Der Prozeß*

 

Danke für deinen Kommentar,

lieben Gruß Carry

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