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Geschrieben am

- Sie war seltsam -

 

stand unter der Linde

und blinzelte

in das Funkeln der Sonne

zwischen den Blättern,

hob ihre alten Arme,

fischte in die Luft

und aß, was sie gefangen hatte.

„ Ich esse die Sonne „

sang sie und tanzte.

 

 

- Sie war seltsam -

 

ging all ihre Wege,

pflückte die Luft

auch über den Seerosen,

zwischen den Schwänen,

griff nach den Federchen,

blies den Löwenzahn

als das Frühjahr noch Wunder streute.

„ Ja ich pflücke Träume,“

so lächelte sie.

 

 

- Sie war seltsam -

 

selbst ihr Tod war Magie

auf der Wiese

im Tau, zwischen den Blüten

klein und zerbrechlich,

ein Kranz aus Gänseblümchen

noch in ihrer Hand,

ein entrücktes Lächeln im Gesicht

auf den jungen Lippen

dieser alten Frau.

 

 

C. Zaubersee /2003

  • Antworten 11
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aktivste Mitglieder in diesem Thema

Geschrieben

Hallo Zaubersee,

 

diese 'seltsame' alte Frau, die Traumpflückerin, gefällt mir.

 

Sonne essen, Träume pflücken, singen und tanzen, ... alles

Beschäftigungen, der eine gesetzte ältere Dame doch tunlichst nicht

nachgehen sollte, alles Beschäftigungen, die mir die Dame sympathisch

machen.

Und so wie ich dein Gedicht lese, bleibt die gar nicht so seltsame alte

Frau sich treu: ihrer kindlichen Freude und dem Staunen können über die

kleinen großen Dinge des Lebens - treu bis zuletzt.

Der geflochtene Kranz aus Gänseblümchen ist m.E. ein sehr schönes Bild

hierfür.

 

Überrascht es dich, dass ich bei der Lektüre dieses Gedichts an die Figur

der Maud aus dem Film 'Harold und Maud' denken muss?

 

Zaubersee, ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Wilde Rose,

 

 

... es gab sie wirklich .... immer ein wenig belächelt und von vielen nicht ernst genommen ... aber unvergessen in ihrer unbekümmerten , kindlichen Art. Vielen Dank für Deinen Kommentar.

 

Liebe Dienstagsgrüße

 

Zaubersee

Geschrieben

Es gibt solche Menschen, die "seltsam" sind und deswegen auch ganz besonders. Und ich bin sehr glücklich, auch an der Seite eines solchen leben zu dürfen.

Manchmal glaube ich tatsächlich, sie ist gar nicht für diese Welt gemacht. Solche Menschen pflücken Träume, mitunter sogar Seelen.

 

Dein Gedicht ist aber auch, ohne einen persönlichen Beug sehr gelungen. Schon allein der Titel hat mir sehr gut gefallen und mich auch angelockt.

Die vielen schönen Bilder gefallen mir und aus den Worten spricht auch viel Liebe. Wenn so ein Mensch geht, ist die Welt leerer und ein Stück dunkler geworden.

Aber vielleicht bekommen wir solche besonderen Menschen auch nur geborgt und sie gehen irgendwann einfach wieder dorthin, wo auch immer sie herkommen mögen.

Und deswegen bin ich mir auch nicht sicher, ob unsere Trauer unangebracht ist und wir lieber glücklich sein sollten, sie gekannt zu haben.

Danke für Dein schönes Gedicht, ich habe es gern gelesen und mitgedacht. Mit einem Lächeln im Gesicht.

 

LG Yue

Geschrieben

Hallo Berthold,

 

und ich hatte gedacht, dass ich Dir schon geantwortet hätte ... und sehe, dass das bisher nur gedanklich geschah ...

Eine gesetzte Dame war das sicherlich nicht. Und es gab einige in ihrer näheren Umgebung, die mit ihrer Art gar nicht zurechtkamen, weil sie immer aus der Reihe fiel und denen war das peinlich.

Überrascht es dich, dass ich bei der Lektüre dieses Gedichts an die Figur

der Maud aus dem Film 'Harold und Maud' denken muss?

... da hab ich zwar bisher noch nicht drüber nachgedacht, ... aber stimmt, das ist eine gute Assoziation

Ich danke Dir für Deinen Kommentar und grüße Dich aus dem nächtlichen Norden

Zaubersee

Geschrieben

Hallo Zaubersee,

 

das ist ein sehr schönes Gedicht. Du beschreibst eine Frau, die seltsam ist, die sich nicht anpaßt, die auffällt- die aus der Rolle fällt, aber die eine ehrliche treue Seele war- sie war immer sie selbst. Ihre Art zu leben finde ich sehr mutig, aber sie ist ganz sicher auch oft auf Ablehnung gestossen.

Anders sein- heißt oft auch ausgegrenzt sein.

Ich finde es schön, das du uns von der Traumpflückerin erzählt hast, habe ich gern gelesen.

 

es grüßt

die eiselfe

Geschrieben

Hallo Mathi,

 

 

 

eine wunderbare Vorstellung - hoffentlich hat sie eine Nachfolgerin hinterlassen.

... bisher noch nicht; aber was nicht ist, kann ja noch werden, denn Nachkommen gibt es schon, allerdings ist bisher niemand wie sie ... vielleicht mal ein Urenkel?

 

Dankeschön für Deinen Kommentar und liebe Grüße aus dem Norden

 

Zaubersee

Geschrieben

Hallo Yue,

 

 

 

 

 

Wenn so ein Mensch geht, ist die Welt leerer und ein Stück dunkler geworden.

definitiv .... mir fehlt sie, obwohl mein Kontakt zu ihr begrenzt war ... wie sehr sie mich beeindruckt hat, sehe ich jetzt, wo sie nicht mehr da ist. Als ich das Gedicht schrieb, da lebte sie noch.

 

 

Und deswegen bin ich mir auch nicht sicher, ob unsere Trauer unangebracht ist und wir lieber glücklich sein sollten, sie gekannt zu haben.

Letzteres auf jeden Fall ... allerdings lässt sich Trauer (bei mir ) nicht so regulieren; und wenn sie da ist, sollte sie auch Raum bekommen ... schon allein der seelischen Gesundheit wegen.

 

Dass wir solche ( besonderen) Menschen geborgt bekommen, ist ein schöner Gedanke ... vielen Dank für Deinen Kommentar ...

Ich grüße Dich aus der Nacht

 

Zaubersee

Geschrieben

Hallo Eiselfe,

 

 

 

 

Ihre Art zu leben finde ich sehr mutig, aber sie ist ganz sicher auch oft auf Ablehnung gestossen.

Anders sein- heißt oft auch ausgegrenzt sein.

genau ... in diesem Fall trifft das genau zu ... und in anderen Fällen auch. Bei meiner "Traumpflückerin" bin ich mir nicht sicher, ob es ihr immer aufgefallen ist, wenn sie belächelt wurde. Sie war so sehr sie selbst, dass ihr ihre Wirkung auf andere nicht so wichtig war.

 

Vielen Dank für Deinen Kommentar ... und eine gute Nacht; ich sah, dass Du wie ich auch noch spät unterwegs warst

 

LG Zaubersee

Geschrieben
... es gab sie wirklich .... immer ein wenig belächelt und von vielen nicht ernst genommen ... aber unvergessen in ihrer unbekümmerten , kindlichen Art.

Liebe Zaubersee,

 

genau so ein weibliches Wesen (Frau ist zu profan) habe ich in Bad Kreuznach beobachten können. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, war sie sehr alt, aber ihre Figur, die langen offenen Haare und ihr bodenlanges buntes Kleid ließen eine junge Frau vermuten.

Sie drehte sich barfuß auf den zu dieser Jahreszeit noch feuchten und kalten Wiesen, sah manchmal minutenlang in den Himmel und pflückte schließlich ein paar Kräuter. Das war für mich ein Erlebnis und sie fast eine Erscheinung.

 

Deinem Gedicht nach zu urteilen, könnte sie es gewesen sein.

 

Gerne gelesen.

Alces

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