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Geschrieben am

Ich bin mit Spreewasser getauft.

Von allein alt geworden, stehe ich am Ufer

und denke: Die dreckige Kloake!

Das einem Säugling anzutun.

 

Die Spree fließt.

Was soll sie auch sonst tun.

Über die Ufer treten kann sie nicht

bei öffentlich verkündetem Hochwasser,

sie ist eingezäunt

wie ein wildes Tier im Zoo.

 

Trotzdem trete ich zurück –

man kann nie wissen, Wasser ist ein

selbstdenkendes Wesen.

Sogar die minoische Kultur ist

ahnungs- und restlos im Wasser versunken.

Allerdings ohne Grundmauern,

die blieben der Nachwelt erhalten

zwecks kulturellem Tourismus.

 

Ach ja, Kultur.

Als kultureller Laie habe ich da

gewisse Vorstellungen. Reden wir nicht

drüber. Man käme sonst darauf,

dass sie sich nicht auszahlt, die Kultur,

keine Rendite bringt. Sozusagen.

 

Die Spree. Ach. Ja doch.

Nun fließt sie immer noch wie einst,

als Fontane schrieb, die kann uns

keiner nehmen. Oder meinte er den

preußischen Offizier? Irgendwas

in dieser Richtung oder anders hat er gemeint,

muss noch mal nachlesen.

 

Berlin und die Spree.

Das muss man nicht erklären. Das

klärt sich von selbst. Manchmal.

Wenn es geregnet hat.

Man muss nur am Ufer stehen

und den beiden drei Meter tiefer

auf den Grund sehen.

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Geschrieben

Hallo Angelika,

einerseits gefällt mir dieser satirisch schonungslose Blick auf ein ehrwürdiges Gewässer gut, andererseits ufert die Betrachtung aber etwas aus (minoische Kultur). Bleibt die Hoffnung, dass auch dort der Natur- und Gewässerschutz bald greifen wird, aktuelle Berichte warnen jedenfalls davor darin zu baden.

LG

Perry

Geschrieben

Danke, Perry, für deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, die minoische Kultur ist zwar auch untergegangen durch einen Tsunami, aber nicht so geläufig wie z. B. Atlantis. Bloß dann hätte ich den Bogen zur Kultur nicht gehabt. Das siehst du hoffentlich ein.

 

Nee, in der Spree würde ich selbst nach gründlicher Reinigung nicht baden wollen. Dann schon lieber in der Badewanne.

 

Angelika

Geschrieben

jeder, der an einem fluß geboren ist ist auch von diesem. ich bin (unter anderem) aus der donau(kultur), die beginnt im schwarzwald und fließt bis rumänien. was mir ein bisschen leid tut, dass dein text den eindruck erweckt, dass du ein gespanntes verhältnis zu deinem fluß hast. ich hänge viel emotioneller an der donau, da ist meine mutter, meine großmutter, meine urgroßmutter, meine urur....und die donau.

lg

m

Geschrieben

Flaco, wenn du mit deinem Bild von der Donau an der Spree stehen würdest, ich versichere dir, du würdest gar nicht darauf kommen, dass es sich bei der Spree um einen ausgewachsenen Fluss handelt. Vergiss, was du jemals über die Spree gehört hast - du könntest direkt Mitleid mit diesem kanalisierten schwarzen Rinnsal kriegen. Übrigens ist meine Familie auch ein Geschlecht Berlins zurück bis in die Steinzeit. Arme Leute, viele Kinder. Ich hatte zum Beispiel elf Großonkels und -tanten. Die bundesdeutschen Demographen würden das neidisch lesen, denke ich. Falls sie des Lesens kundig sind.

 

Du hast völlig recht, mein Verhältnis zur Spree und zum nun wieder Großberlin ist etwas angespannt. Aber ich helfe mir mit Ironie darüber hinweg.

Schließlich bleibt mir ja auch gar nichts anderes übrig.

 

Angelika

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