Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Zu jenen Zeiten

als man die Lüge eine Lüge nannte,

als die Dichter Verse auf Flügeln schrieben,

überstieg der Wert eines Lebens

alles Menschengemachte.

 

Wir sagten Brot, wir sagten Wasser,

und wir meinten das Brot und das Wasser,

wir sagten Rosen, und wir rochen ihren Duft

schon beim Wort, und ein Apfelbaum

war ein Apfelbaum.

 

Die Zeit schlägt ihre Alterssitze auf,

sie spricht ihre genormten Wahrheiten aus,

die Dichter hausen in Eiffeltürmen,

und der Zeitwert menschlichen Lebens

bemisst sich in Nanosekunden.

 

Ich sage, meine Sonne

ist die Trauer, ich bin ein Schatten,

und ich weiß, wohin ich

fallen werde.

  • Antworten 3
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Geschrieben

Hallo Angelika,

ja die Wahrheit hat in Zeiten der Internetanonymität stark an Vertrauen verloren und Düfte kommen oft aus dem Reagenzglas.

Auch, dass die Dichtung längst ihrer streitbaren Flugblattzeit entwachsen ist und die alten Meister in "Elfenbeintürmen (Eiffeltürmen?)" ihr Dasein fristen ist bedauerlich. Aber noch gibt es LyrikerInnen die Schatten werfen.

LG

Perry

Geschrieben

Perry, mit der Internetanonymität hat das nichts zu tun. Aber ich meine tatsächlich Eiffeltürme, nicht Elfenbeintürme. Denn ganz oben, wo Eiffel sich eine Wohnung eingerichtet hatte, lebte oder lebt noch ein Dichter. Tatsächlich. Ich weiß nicht, ob er provozieren will oder ob er sich vom Alltagsleben abschotten will, auf alle Fälle hockt da oben und hat mit dem Leben nichts mehr zu tun.

 

Danke für deinen Kommentar.

 

Angelika

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Dritte Jeije,

 

die Zeit ist nicht so lange her, dass du mit 66 Jahren nicht wüsstest, was gemeint ist. Du sagst es ja selbst, heute ist Krieg Frieden, heute ist Zensur Freiheit, heute ist Lüge Wahrheit, ihre Wahrheit. Ich benutze absichtlich keine politischen Begriffe, sondern Metaphern, die aber leicht zu entschlüsseln sein dürften. Dieses Gedicht hat etwas mit unserem Lebensgefühl zu tun, mit unserer Unverstelltheit, mit unserer Menschenfreundlichkeit. All diese Dinge sind heute beschädigt oder sogar vernichtet. Im Fernsehen läuft gegenwärtig eine Debatte über die DDR, und es ist unerträglich, welche Lügen dort von den Rednern verbreitet werden - die übrigens auch in der DDR gelebt hatten und genau wissen, dass das, was sie am Rednerpult verbreiten, Lügen sind. Sie werden also einen Grund für ihre Lügen haben. Natürlich tut es nicht nur mir weh, dass wir uns so verändern mussten, dass wir unser ehemals sauberes Leben so beschmutzen müssen, um in diesem Land nicht ganz unterzugehen. Sie benutzen jede Möglichkeit, um auf die DDR einzuschlagen, und sei es die Anleitung für ein Häkelmuster. Deshalb dieses Gedicht.

 

Angelika

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.