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"Es ist soweit, Lichtbringer. Heute beginnt dein Kampf gegen das Böse."

Dominicus` Stimme riss Luzifer aus dem Schlaf. Müde setzte er sich auf, gähnte und rieb sich die Augen. Erst vor kurzem war er überhaupt eingeschlafen. Das Erlebnis am See und die daraus entstandene Erkenntnis hatten ihm den Schlaf geraubt.

"Hier, trink das, damit du munter wirst."

Dominicus reichte ihm einen Becher. Misstrauisch betrachtete Luzifer den schwarzen Inhalt.

"Was ist das denn?", fragte er.

Dominicus grinste.

"Kaffee, extra stark. Los, runter damit, die Arbeit ruft!"

Vorsichtig nahm Luzifer einen kleinen Schluck des Gebräus. Fast hätte er es anschließend wieder ausgespuckt, Himmel, war das bitter. Und heiß! Nein, das war definitiv nichts für ihn. Er gab Dominicus den Becher zurück und sagte:

"Das Zeug ist ja widerlich! Bleib mir zukünftig bloß weg damit. Hast du vielleicht grünen Tee für mich?"

Dominicus sah aus, als wäre er gerade vom Glauben abgefallen.

"Wie bist du denn drauf?! Grüner Tee, also echt jetzt!

Aber Spaß beiseite, es wird Zeit, dass du dich bereit machst."

"Wofür?"

"Sag mal, hast du mir nicht zugehört? Für deinen ersten Kampf gegen das Böse. Dafür wurdest du erschaffen, das ist dein Job. Also ab unter die Dusche, rein in die Klamotten und dann treffen wir uns unten am See. Ich hab da nämlich noch was für dich."

Dominicus verschwand und Luzifer stand seufzend auf. Was da wohl auf ihn zukam?

 

Zwanzig Minuten später ging er runter zum See, wo Dominicus auf ihn wartete. Der Seraphim überreichte ihm einen Speer mit goldener Klinge sowie zwei Dolche mit Klingen aus geweihtem Silber. Luzifer betrachtete die Waffen neugierig.

"Der Speer heißt Nuria, Feuer Gottes, und die Dolche Nahum, Tröster, und Namir, Leopard."

Dominicus gab Luzifer noch einen Gürtel mit Halteschlaufen für die Waffen und sagte, nachdem Luzifer ihn angelegt und die Waffen verstaut hatte:

"So, und jetzt zu deinem Auftrag. Der Höllendämon Asmodeus macht Askalon unsicher. Deine Aufgabe ist es, Asmodeus im Idealfall zu töten oder zumindest zu vertreiben und die Folgen seines Tuns zu beseitigen. Alles klar? Dann los! Und enttäusche uns nicht!"

"Und wie...?", aber Dominicus war bereits verschwunden, bevor Luzifer ihn fragen konnte, wie er Asmodeus überhaupt erkennen würde, mit welcher seiner Waffen er ihn bekämpfen müsse und wie er das, was dieser Dämon angerichtet hatte, wieder gut machen sollte.

Na, das kann ja heiter werden, dachte Luzifer, rückte die Waffen zurecht und machte sich auf den Weg nach Askalon.

 

 

Als er angekommen war und sich in Askalon umsah, fiel ihm zunächst nichts auf, was auf die Anwesenheit eines Dämons schließen ließ. Offenbar fand hier gerade ein Fest statt, Musikanten ließen ihre Instrumente erklingen, die Menschen sangen und tanzten auf den Straßen. Hier und da brieten saftige Schweine- und Rinderbraten über offenen Feuern, Kinder rannten lachend zwischen den Erwachsenen umher. Liebespaare hatten sich in verschwiegene Ecken zurückgezogen und schmusten miteinander. Bei ihrem Anblick musste Luzifer schmunzeln. War er etwa deshalb hier? Schließlich war Asmodeus der Dämon der Wollust, der Ausschweifung und des Begehrens. Aber das hier erschien ihm nun wirklich nicht so arg, als dass ein Engel eingreifen müsste. Da hatte er in Eleuria Schlimmeres gesehen.

 

Er wollte gerade wieder gehen, als hinter ihm eine Frau mit sexy verräucherter Stimme sagte:

"Nanu, ein Engel auf meiner Party?! Was willst du denn hier?"

Luzifer drehte sich um - und stand Asmodeus gegenüber. Allerdings hatte er sich den Dämon etwas anders vorgestellt.

Asmodeus war eine wunderschöne junge, schlanke Frau mit einer Haut wie Milch und Lippen rot wie Blut. Ihre schwarzen Haare fielen lang und lockig bis zu ihren Hüften herunter. Sie trug ein langes, rotes Kleid, das im oberen Bereich keine Fragen offen ließ - aber dafür sehr viel Haut...

Luzifer sah, nein, starrte wie gebannt in ihr Dekolleté. Asmodeus musste lächeln, schob die Schultern zurück und offenbarte noch ein bisschen mehr ihrer weiblichen Reize. Luzifer brach der kalte Schweiß aus. Was für eine Frau! Das Einzige, was den Gesamtanblick ein bisschen störte, waren ihre Hörner. Tiefschwarz und gewunden, von imposanter Länge und Breite wuchsen sie oberhalb der Ohren aus ihrem Schädel.

Asmodeus trat näher an Luzifer heran, legte ihren Zeigefinger unter sein Kinn und hob es leicht an, so dass der Engel nicht mehr in ihren Ausschnitt, sondern in ihre Augen sah. Luzifer spürte, wie er errötete und ärgerte sich darüber. Das hier war ein Dämon, verdammt!

Asmodeus grinste ihn frech an und fragte:

"Also, was willst du nun hier? Engel treffe ich nämlich eher selten auf meinen Partys. Wie heißt du eigentlich?"

"Ich...", Luzifers Stimme klang belegt, er räusperte sich und fuhr dann fort: "Ich bin Luzifer, Träger des Lichts, und hier, um dich zu vernichten, Dämon!"

Er trat einige Schritte zurück und zog seinen Speer. Asmodeus starrte ihn einen Augenblick an, dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte laut. Luzifer war verwirrt. Mit so einer Reaktion hatte er nicht gerechnet.

Endlich verklang das Gelächter der Dämonin, sie sah ihn an und sagte:

"Du willst mich vernichten, ja, Engel? Und wofür, wenn ich fragen darf?"

"Weil du..., na, eben weil du..." Luzifer wusste nicht, was er sagen sollte. Wofür sollte er die Dämonin denn eigentlich wirklich vernichten? Asmodeus nickte, sie schien zu wissen, was in ihm vorging.

"Jetzt hör mir mal zu, Engel: sieht das hier so aus, als ob ich den Sterblichen Schaden zufügen würde? Wenn du mich fragst, haben die einfach nur ein bisschen Spaß. Ich weiß, eure Regeln und Gebote sehen Spaß nicht vor, deshalb erscheint dir das hier wahrscheinlich schon als wüste Orgie, aber glaub mir, den Sterblichen geschieht kein Leid. Oder siehst du das anders?"

Luzifer drehte den Kopf hin und her und beobachtete die Menschen. Nein, es wirkte wirklich nicht so, als wären sie in Gefahr, ihre Seelen an die Hölle zu verkaufen. Vor allem die Anwesenheit der Kinder sprach dagegen. Kinder waren unschuldig und rein, sie kannten die Sünde noch nicht.

Luzifer sah Asmodeus an und sagte kleinlaut:

"Nein, so auf den ersten Blick nicht. Und Orgie - mein Gott, dann hast du noch nicht gesehen, was in Eleuria so abgeht..."

Er schwieg, entsetzt darüber, was er der Dämonin gerade anvertraut hatte. Asmodeus sah ihn verständnisvoll an.

"Ich weiß, Engel, ich weiß. Ich glaube, wir müssen uns demnächst mal in Ruhe unterhalten. So, für heute ist aber gut, ich muss los. Wir sehen uns dann demnächst mal. Mach`s gut!"

 

Der Erdboden öffnete sich, Feuer und Rauch quollen aus dem Riss heraus und Asmodeus verschwand in der Tiefe der Erde. Dann schloss die Erdspalte sich wieder und Asmodeus war fort.

Luzifer sah sich um. Die Menschen feierten immer noch, sie hatten weder Asmodeus noch Luzifer bemerkt, da diese sich auf einer anderen Bewusstseinsebene befunden hatten als die Sterblichen. Luzifer sah den Leuten noch ein bisschen beim Feiern zu, dann wurde ihm klar, dass er seinen ersten Auftrag voll in den Sand gesetzt hatte.

Das würde Ärger geben...

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