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Geschrieben am

niemand weiß ob hinter der nächsten ecke

eine dunkel schweigende gasse oder eine

einladend wogende wiese auf einen wartet

 

lacht die sonne lechze ich nach mondlicht

stehe ich auf dem gipfel lockt das tal sehe ich

dich von weitem wünsche ich mir dich nah

 

die zeit vergeht und unsere herzen werden

von dornen umrankt küss mich endlich sonst

muss ich mir ein neues märchen suchen

 

 

PS: Dornröschen geht auf Charles Perraults Märchen „La belle au bois dormant (Die schlafende Schöne im Wald) zurück.

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Geschrieben

Hallo Perry

Ein märchenhaft schönes Gedicht mit sehr viel Tiefe.

Die erste Strophe erinnert mich an ein Kindheitserlebnis.

Meine Geschwister und ich waren zu Besuch bei Verwandten, die an einem nahe

gelegenen Wald wohnten. Wir spielten verstecken, dabei lief ich (was mir

verboten war) weiter in den Wald hinein. Plötzlich stand ich auf eine

wunderschöne hell erleuchte Lichtung, es roch nach Holz, Gras und Beeren. Als

Kind war ich total verzaubert, so etwas Wunderschönes sah ich damals zum ersten

Mal.

Die Lichtung war für mich Dornröschen, ich hatte den Wald wach geküsst

LG Josina

Geschrieben

Hallo Perry,

 

von einer ungewissen Zukunft, von der Sehnsucht nach dem, was man gerade nicht hat und vom Lauf der Zeit lese ich in deinem Gedicht. - Vom Warten auf die schlafende Schöne im Wald, also von einer Sehnsucht, der verschiedene Hindernisse (Dornenhecke, Hundertjähriger Schlaf) im Wege stehen. Der lange und tiefe Schlaf könnte hier mE auch für den Tod stehen.

 

Was mir aufgefallen ist:

Die 'schlafend Schöne' ist grammatikalisch sehr ungewöhnlich. Wenn ich diese Kombination weiterspinne kommen zum Beispiel: die 'wachend Hässliche', die 'tanzend Glückliche', die 'fahrend Begeisterte' etc. heraus. All das liest sich mE doch recht schräg.

'Schlafende Schöne im Wald' schiene mir stimmiger.

 

Die Schlussstrophe finde ich besonders gelungen.

So wie ich sie lese, mischen sich hier die Geschichte des LI und das Märchen, werden auf eine Metaebene gehoben ... und münden in einen pfiffigen Schlussgedanken:

 

"Küss mich endlich, sonst muss ich mir ein neues Märchen suchen."

 

Tja. Wenn es nur so einfach wäre ...

 

Sehr gern gelesen und sinniert.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Berthold,

mal wieder ein für deinen Komm.

Was den Titel "schlafend schöne im wald" anbelangt, ist das "die" meinem Drang den Worten eine lyrische Verdichtung abzugewinnen zum Opfer gefallen. Danke fürs Wägen der Wortbilder und LG

Perry

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