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Geschrieben am

Als Drachenwind durch die Gedanken wehte,

da tuckerte der Bulldog schwer bergan,

beim Schreiner kreischte wieder diese Säge

vom nächsten Winter - und verlor sich dann.

 

Der Löwenzahn steht reich auf grünen Wiesen.

Ein Berg voll Split. Warum der wohl da liegt?

Ein Zaun. Ein Baum. Ein schmaler Weg, gewunden.

Der Ranzen wiegt so leicht. Ich summ' vergnügt.

 

Der große Hund an seiner langen Kette,

er liegt entspannt im vollen Sonnenlicht

und träumt von alledem, was er gern hätte.

Dann sieht er mich und knurrt mir ins Gesicht.

 

Die nackten Beine streifen hohe Gräser.

So satt, so hungrig schreit ich wacker aus.

Der Kies, er knirscht, die Schuhe werden staubig

und Zwerge grüßen vor dem Nachbarhaus ...

 

 

Die Schnur des Drachen ist zu Staub verwittert,

vom bunten Pergament fehlt jede Spur.

Geblieben ist ein hölzernes Gerippe.

Der Drachenwind. Und eine taube Uhr.

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Geschrieben

Hallo Berthold,

in S3V2 hast du eine Silbe zu viel drin. So bleibst du in deinem Rhythmus „liegt ganz ruhig im vollen Sonnenlicht“. Ansonsten handwerklich für mich super!

 

„süße Gräser“ schmecken mir nicht so, vielleicht „hohe Gräser“ die auch gut ins Bild passen würden, sonst könnten sie die Beine ja nicht streifen.

Die letzte Strophe wirkt auf mich etwas nachträglich angesetzt.

Insgesamt schöne Poesie, dir mir richtig gut gefällt!

 

grüßend Freiform

Geschrieben

Hallo Berthold,

 

wehmütige Kindheitserinnerungen sprechen aus den Versen.

Konstruktiv betrachtet springt der "grüne Bulldog" etwas zusammenhangslos an. Ich vermute, er steht hier für das Anspringen der Kindheitserinnerungen.

Was die letzte Strophe anbelangt, schließt sie zwar die Erinnerung, eine zum Kloß geschmolzene Drachenschnur (bei welcher Temperatur schmilzt eine Drachenschnur?) und eine taube Uhr (eine Uhr muss nichts hören, eher schlagen oder die Zeit anzeigen) überzeugen aber nicht wirklich.

Vielleicht kannst Du ja was mit den Hinweisen anfangen, konkrete Vorschläge verkneif ich mir als eher freier Schreiberling.

 

LG

Perry

Geschrieben

Hallo Berthold,

 

sehr schöne Bilder entwirfst du hier, ich vermute wie Perry, dass der "grüne Bulldog" die Erinnerung darstellen soll. Da direkt anschließend das LI im damaligen Geschehen ist, könnte man den Sprung vielleicht durch ein Doppelpunkt kennzeichnen (da sprang der grüne Bulldog sofort an: )

Sprachlich ist die Formulierung "..diese Säge vom nächsten Winter.." etwas rätselhaft - eine Säge vom Winter? Oder meintest du "vor'm" (vor dem) Winter?

"So satt, so hungrig schreit ich wacker aus" - sehr gelungen, bei diesem Vers schien die Erinnerung durch und durch lebendig zu werden.

In der letzten Strophe geht es zum Anfang zurück, das LI hat den Drachen vor sich, ist wieder in der Gegenwart. Der "Drachenwind" könnte den Wind draußen meinen, der genauso wie früher gut geeignet zum Drachsteigen ist, oder es ist ein Gedanke der das LI wie ein Wind durchweht hat.

Die "taube Uhr" würde ich als Metapher für das unbemerkte Verstreichen der Zeit sehen. Für die Jahre, die seit dieser Erinnerung vergangen sind, und die tauben Ohres diese Kindheitserinnerungen ignoriert haben.. und damit einen Teil des LI.

Aber ich will deinen schönen Text gar nicht ver-interpretieren. Das nur zu meiner Auffassung

 

Gerne gelesen,

LG

Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo lieber Berthold.

Beim ersten Lesen dachte ich, es ist eines jener Gedichte, die mir zeigen was man mit Sprache machen kann.

Und zwar mit ganz alltäglichen Wörtern, denn es wäre perfekt geeignet für jene Tage, wo man immer denkt, es ist doch sowieso schon alles gesagt, gereimt und erzählt.

Alles ist wunderbar leicht, man denkt an die unbeschwerte Kindheit, wo unter der Leichtigkeit immer etwas mystisches liegt. Und genau das ist auch die Essenz für mich persönlich.

 

Mir gefällt die zweite Strophe sehr gut und das hat einen ganz persönlichen Hintergrund.

Der große Hund an seiner langen Kette,

er liegt ganz ruhig im vollen Sonnenlicht

und träumt von alledem, was er gern hätte.

Dann sieht er mich und knurrt mir ins Gesicht.

Ein Freund von uns betreibt eine Autowerkstatt und hat einen ziemlich großen Hund den er dort anleint.

Eine Katze gibt es auch und die weiß sehr genau wie lang die Leine ist und wie weit sie sich vorwagen kann, während sie ihn provoziert.

Wir haben das eine Weile lachend beobachtet und dann sagte meine Frau, es wäre genau wie das Leben.

Was wir uns wünschen und begehren ist oftmals ganz knapp außerhalb unserer Reichweite und die Natur versinnbildlicht uns diese Gesetze überall.

Wir müssen nur hinschauen. Daran muss ich oft zurückdenken.

Das kam mir hier natürlich auch gleich in den Sinn.

 

Ich hatte sehr viel Freude mit Deinem Gedicht.

Einen lieben Gruß

Yue

Geschrieben

Hallo, moin Berthold

Ein wunderschönes Gedicht!

Sehr schöne Bilder aus meiner Kindheit entstehen vor meinen Augen.

Schade das die Schnur des Drachen zum Kloß geschmolzen ist.

Peppe doch das Hölzerne Gerippe (des Drachens) wieder auf.

Bald kommt der Herbst und der hat so viele wundervolle Tage mit sehr viel Drachenwind und Spaß!

LG Josina

Geschrieben

Hallo Freiform,

 

freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt.

 

in S3V2 hast du eine Silbe zu viel drin.

Stimmt.

 

So bleibst du in deinem Rhythmus „liegt ganz ruhig im vollen Sonnenlicht“

Auch wenn hier die Zahl der Silben stimmt, bereitet mir dein Vorschlag Probleme. 'Ruhig' zweisilbig gelesen, bringt mir meinen Rhythmus durcheinander (einsilbig gelesen, wäre auch die aktuelle Version okay.) Außerdem habe ich in diesem Gedicht durchgehend (so hoffe ich) unbetonte Versanfänge (Auftakte). Dieses Schema möchte ich beibehalten. Eine zufriedenstellende Alternative wäre vielleicht:

... er ruht entspannt im vollen Sonnenlicht ...

 

„süße Gräser“ schmecken mir nicht so, vielleicht „hohe Gräser“

Über genau diese beiden Formulierungen hatte ich nachgedacht. Beide sind mE möglich, beide haben ihre Berechtigung. 'Süß' mit einer emotionalen Note, 'hoch' mit einer 'beschreibenden'. Im Moment bin ich da noch unschlüssig ...

 

Und die letzte Strophe. Nun, in der schwingt natürlich eine andere Stimmung und sie macht auch einen großen Zeitsprung; ist also tatsächlich eine Art Nachtrag.

 

Danke für deinen konstruktiven Kommentar.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Perry,

 

ich freue mich über deinen Besuch.

 

Konstruktiv betrachtet springt der "grüne Bulldog" etwas zusammenhangslos an.

Das 'Anspringen' werde ich herausnehmen. Es genügt, wenn er einfach tuckert. Muss mir nur noch überlegen, wie ich das umsetze.

 

bei welcher Temperatur schmilzt eine Drachenschnur?

Bei/Nach ca. 50 Jahren Dachbodentemperatur.

Ich werde auf 'modern' oder 'wittern' ausweichen. Und wenn ich eine passende Idee habe, werde ich auch dem 'Kloß' einen anderen Namen geben.

 

Die 'taube Uhr' ist nicht zwingend gehörlos. 'Taub' steht auch für unaufmerksam oder wertlos.

 

Danke für deinen konstruktiven Kommentar.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

 

ich freue mich über deinen Besuch und den 'schönen Text'.

 

 

 

ich vermute wie Perry, dass der "grüne Bulldog" die Erinnerung darstellen soll. Da direkt anschließend das LI im damaligen Geschehen ist, könnte man den Sprung vielleicht durch ein Doppelpunkt kennzeichnen (da sprang der grüne Bulldog sofort an: )

Hmm. Also eigentlich soll ja schon die erste Verszeile dem Leser / der Leserin mitteilen, dass das LI nunmehr in Erinnerungen schwelgt. Der knatternde Traktor ist also bereits Erinnerung ... Scheint aber so, als ob es da noch hakt.

Ich werde diesen Vers nochmal ummodeln (siehe Perry). Vielleicht löst sich damit der Knoten?

 

Sprachlich ist die Formulierung "..diese Säge vom nächsten Winter.." etwas rätselhaft - eine Säge vom Winter? Oder meintest du "vor'm" (vor dem) Winter?

Ich gebe ja gerne zu: Eine handelsübliche Kreissäge kann nicht sprechen. Diese hier jedoch kreischt (spricht / erzählt) vom nächsten Winter. Wer ganz leise ist und die Ohren spitzt, hört: "Ich säge heute fleißig Holz, damit im Winter der Ofen nicht ausgeht" ... oder so ähnlich.

(Betrachte diese Formulierung bitte einfach als Produkt meiner verspielten Art.)

 

Der "Drachenwind" könnte den Wind draußen meinen, der genauso wie früher gut geeignet zum Drachsteigen ist, oder es ist ein Gedanke der das LI wie ein Wind durchweht hat.

Ja, so war es gedacht. Der 'Drachenwind' als Auslöser der Erinnerungen. Dabei spielt es ja keine Rolle, ob ein realer Wind oder der Gedanke an den Wind die Erinnerungen auslöst. Beides ist möglich.

 

Die "taube Uhr" würde ich als Metapher für das unbemerkte Verstreichen der Zeit sehen. Für die Jahre, die seit dieser Erinnerung vergangen sind, und die tauben Ohres diese Kindheitserinnerungen ignoriert haben.. und damit einen Teil des LI.

Ja. Die 'taube Uhr' ist eine Metapher. Sie soll Raum geben für Gedanken und Erinnerungen. Deine Gedanken dazu gefallen mir sehr gut.

 

Ich sage Dankeschön für deinen freundlichen und konstruktiven Kommentar.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Berthold,

 

deine Erklärungen sind gut, danke!

Zu dem "grünen Bulldog" - ich glaube, ich hatte hier einen Gedankenhänger. Traktor ist das Stichwort. Ich habe bei Bulldog an die Bulldogge, also den Hund gedacht, und mich schon über das "grün" gewundert Aber klar, der Traktor springt an, nicht der Hund, und daraus ergibt sich auch wie du schreibst, dass dieser Teil bereits Erinnerung ist.

Die kreischende Säge betrachte ich dann gerne als redselig, schon passt die Formulierung.

 

LG

Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Yue,

 

dein Besuch hier freut mich und dein Lob natürlich auch.

 

eines jener Gedichte, die mir zeigen was man mit Sprache machen kann.

Und zwar mit ganz alltäglichen Wörtern

Damit triffst du bei mir genau ins Schwarze. Es scheint ja manchmal sehr reizvoll, besondere Worte oder besondere Satzkonstruktionen in den Text zu streuen: Partizipkonstruktionen, Genitivsätze, Fremdwörter etc. All das birgt aber mE die Gefahr, dass ein Gedicht plötzlich künstlich und gewollt klingt. (Das hängt natürlich auch von der Dosierung ab.) - Ich will also auch zukünftig diesen 'Verlockungen' widerstehen.

Mein schlichter Plan lautet: Möglichst das richtige, das treffende Wort finden; das eine Wort, das wirklich passt. Wenn mir das auch regelmäßig nicht gelingt, so mache ich mich doch immer wieder gern und unverdrossen auf seine Suche ...

 

man denkt an die unbeschwerte Kindheit, wo unter der Leichtigkeit immer etwas mystisches liegt.

Wenn es mir gelungen ist, dich diese Stimmung spüren zu lassen, dann ... Herz, was willst du mehr?

 

Deine kurzweilige Anekdote gefällt mir.

 

Danke, Yue, für deinen sympathischen Kommentar.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Josina,

 

freut mich, dass du vorbeigeschaut hast. Für das üppige Lob meinen Dank.

 

 

Sehr schöne Bilder aus meiner Kindheit entstehen vor meinen Augen.

Wenn dich das Gedicht dazu anregt, schöne Erinnerungen zu wecken, finde ich das prima.

 

Peppe doch das Hölzerne Gerippe (des Drachens) wieder auf.

Nichts leichter als das. Die Bilder der Schlussstrophe sind keine realen Erinnerungen, sie sind ein Kind meiner Phantasie.

 

Bald kommt der Herbst und der hat so viele wundervolle Tage mit sehr viel Drachenwind und Spaß!

Da hast du recht, Josina. Auch heute noch gibt es immer wieder Tage voller Drachenwind ...

 

Danke für deinen freundlichen Kommentar.

 

LG

Berthold

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