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Geschrieben am

Heute könnte ich mein Leben abstreifen

nachsehen was sich darunter verbirgt

meinen Ehering vom Finger abziehen

alle Geldscheine auf die Anrichte legen

die verführerischen bunten Plastikkarten

nochmal mit den Cabrio Schlüsseln klimpern

mein sündhaftes Brautkleid zerschneiden

eine salzige Träne darauf zurücklassen

blind einen neuen Tür Code generieren

sie noch ein letztes Mal zufallen lassen

mit dem satten Geräusch das wir so lieben

hier draußen ein neues Leben beginnen

Frei sein…

 

Dann öffne ich die Augen.

Mein Blick fällt auf unsere Fotos.

Ich erinnere mich.

Warum ich nie wieder frei sein kann.

Ohne Dich.

 

©Yue

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Geschrieben

Hallo Yue,

der Gedanken sein bisheriges Leben wie ein Kleidungsstück abzustreifen ist interessant. Was bleibt dann von einem selbst?

Man könnte einen Menschen aus seinem Innersten kehren und die Erinnerung ablegen, zurück lassen. Zu wem wird man selbst dann?

Wir sind so eng mit unser Umgebung und den Menschen verflochten, dass man sich nie wirklich davon lösen bzw frei machen kann. Das ist mein Gedanke zu deinem Text.

Gerne gelesen.

LG

Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Yue,

 

mir gefällt deine "Traumhäutung" sehr gut. Wer träumt nicht manchmal davon, alles hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen?

Doch zurück in der Realität erfreut man sich an dem Leben, dass man sein eigen nennt.

 

Gerne gelesen und mit geträumt

 

LG

alterwein

Geschrieben
Geht Tief...

Das ist ein sehr schönes Kompliment, für das ich mich bei Dir bedanken möchte.

Manchmal sitzt man lange an solchen Zeilen, schiebt Worte hin und her oder kann seine Gedanken nicht ausformulieren.

Und dann gibt es Momente wo das alles einfach aus einem herausfließt, weil man es fühlt.

Wenn das dann auch bei nur einem einzigen Leser so ankommt, freue ich mich immer sehr.

Danke!

 

 

aber deshalb muss man nicht alles hinter sich lassen.

Du hast recht lieber Perry, aber ab und zu sollte man sich immer selbst überprüfen.

Daran merke ich immer das mein eigenes Ich noch funktioniert und ich nicht einfach alles passieren lassen.

 

Was bleibt dann von einem selbst?

Dir möchte ich ebenfalls ganz herzlich danken.

Diese Frage ist wirklich gut. Heinz hat ja in dieselbe Richtung argumentiert und ich habe mir das gleich aufgeschrieben, um vielleicht später noch einmal etwas daraus zu machen. Und selbst wenn nicht, ist das etwas worüber es sich nachzudenken lohnt.

Ich werde diesen Gedanken auf jeden Fall weiterverfolgen, denn mir selbst war nicht aufgefallen das sich genau diese Frage daraus ergibt.

Auch so etwas finde ich immer ganz wunderbar.

 

 

Doch zurück in der Realität erfreut man sich an dem Leben, dass man sein eigen nennt.

Und ich würde es gegen nichts anderes eintauschen wollen, weil ich jede Sekunde davon liebe.

 

Euch allen einen lieben Dank fürs Kommentieren und oder liken.

Einen lieben Gruß

Yue

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Geschrieben

Lieber Heinz

Nur ein Gedanke !

Oft bin ich nicht glücklich, zumindest nicht so wie ich es sein möchte. Liegt es aber nicht auch an mir, wie alles gelaufen ist. Bin ich nicht zu gutmütig,

zu nachgiebeig und inkonsequent ? Würde mich ein Neuanfang ändern ? ....Will ich mich ändern ?

Du hast absolut recht und ich brauchte lange um zu begreifen das man sich auch stets hinterfragen sollte, ja sogar muss, weil eben immer zwei zu einer Verbindung gehören. Ich vergesse das auch sehr oft und muss lernen zu erkennen und ehrlich zu reflektieren, wie mein eigener Anteil an allem aussieht. Es ist sehr leicht die "Schuld" beim anderen zu suchen. Wahrscheinlich ist das auch der beste Weg sich auseinanderzuleben oder unglücklich zu sein.

 

 

Mein gutes Weib ist so anders als ich.

Danke für Deine Offenheit.

Bei uns ist genau das Gegenteil der Fall.

Früher haben unsere Freunde immer gewitzelt, wir würden uns so gut verstehen das es eigentlich schon zum Kotzen ist. Sorry.

Heute haben sich die meisten von ihnen abgewendet, woran meine Frau allerdings auch nicht ganz unschuldig ist, da sie mich ja krankheitsbedingt am liebsten ja sowieso isolieren möchte, um mich für sich zu haben.

Wir laufen immer mehr Gefahr zu einer Person zu verschmelzen und ein und derselbe Mensch zu werden. Wobei mein Ego und meine Individualität immer mehr verschwinden. Ich habe das lange Zeit nicht gemerkt, mir nun aber professionelle Hilfe geholt.

Ihr das anzukreiden wäre sehr einfach, aber in Wahrheit trage ich einen großen Teil dazu bei und zwar aktiv. Ich liebe meine Frau und bin regelrecht süchtig nach ihrer Zuneigung. Das ist ein Problem, weil ich sie in ihren Mustern bestärkte.

Verrückt eigentlich, nicht?

ich würde mein Weib nicht verlassen, weil sie sonst großen Schmerz erleidet.

Auch das kann ich gut nachvollziehen, ich würde meine Frau auch niemals allein auf dieser Welt lassen, die sie nicht richtig versteht.

Irgendwer könnte einwenden, es wäre Mitleid oder etwas in der Art, aber ich denke, Du und ich wissen es besser.

Ich muss eben bloß aufpassen, nicht selbst eine Art Besitzdenken zu entwickeln, welches mich glauben lässt, allein ich könnte sie verstehen, ihr helfen etc. Was aber in Teilen bereits passiert ist.

Danke für deine Zeilen,

dein LI spricht mir aus der Seele

Und ich bedanke mich im Gegenzug auch, vor allem für Deine Offenheit.

Du hast mir sehr viel Stoff zum Nachdenken hier gelassen, den ich auf jeden Fall nutzen werde.

Diese Gedanken werden sicher später auch noch Einzug in meine künftigen Werke halten.

 

Lieben Gruß auch an Dich

Yue

Geschrieben
Ich werde diesen Gedanken auf jeden Fall weiterverfolgen, denn mir selbst war nicht aufgefallen das sich genau diese Frage daraus ergibt.

Hallo Yue,

um noch einmal auf diesen Gedanken zurück zu kommen - ich kam darauf, weil ich einmal etwas ähnliches geschrieben habe, und am Ende bin ich bei dieser Frage gelandet. Ein paar Verse daraus:

Ich könnte

dich abstreifen von meiner Haut

wie ein Kleidungsstück

das nicht mehr passt.

...

Ich könnte dich nicht

löschen ohne mich selbst

auszuradieren

wie eine Bleistiftzeichnung

es bliebe nicht einmal

ein Abdruck.

...

Ich könnte

dich abstreifen von meiner Seele

aber was bliebe

dann von mir?

 

Ist sicher ein anderer Hintergrund-Gedanke, aber mir ging es dabei auch um die Feststellung, wie unlösbar eng wir verbunden sind mit Menschen bzw den Erfahrungen und Erinnerungen die wir damit assoziieren. Das alles prägt unser Sein, unser Selbst so stark, dass, wenn man einen Teil "wegnehmen" (abstreifen) würde, man nicht weiß, wer man selbst dann wäre..

Falls noch ein Text von dir in dieser Richtung kommt, darf ich ja schon mal gespannt sein

 

LG

Lichtsammlerin

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Liebe Yue,

 

das ist mal wieder ein faszinierendes Schmuckstückchen aus deiner Juwelenschleiferei. Richtig schade, dass ich es erst heute entdeckt habe.

 

Heute könnte ich mein Leben abstreifen

nachsehen was sich darunter verbirgt

Der Einstieg ist wundervoll surreal. Aus ganz einfachen Worten, die jeder tausendmal gebraucht hat, mit einem metaphorischen Pinselstrich etwas Unvorstellbares, Unmögliches auf's Papier geworfen. Wie könnte man sein leben abstreifen und sehen, was sich dahinter verbirgt, ausser vielleicht, indem man stirbt?

 

Und sofort danach geht es völlig unabstrakt weiter. So ähnlich wie bei Udo Jürgens: "Gabi wartet im Park". Und er geht nur mal schnell Zigaretten holen. Alles fein beobachtet, sofort eingängig und konkret und nachvollziehbar. Durch den ersten gelungenen Satz allerdings wird man dazu aufgefordert, hinter dieser alltäglichen Ebene eine transzendente Zweitbedeutung zu vermuten, die den Leser (sich) fragen lässt, welche Gefühle und Erlebnisse sich eventuell hinter den Bildern des Alltäglichen verbergen. Ob es hinter dem leicht Verständlichen noch weitere Bilder gibt, die sich in den Schatten verbergen. So ähnlich wie der öde Hintergrund in Salvador Dalis Bild von den schmelzenden Uhren ohne die Uhren keine Bedeutung hätte, durch ihr dominantes Erscheinen aber die Möglichkeit bietet, hinter den Uhren in die Tiefe zu blicken, wo der Raum für die eigenen Projektionen beginnt.

 

Nach dem kursiven Ausflug in die herphantasierte Freiheit dann der Absturz ins aufrechte Reich der Realität, wo das LI sich übermäßig stark an den Menschen gebunden fühlt, der ihm diese Freiheit nimmt. Ich weiss ja und Du schreibst es auch hier, dass diese Schilderung nicht aus dem luftleeren Raum hergezaubert wurde.

 

Man sagt, Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Wie wir wissen beginnen alle Wege mit dem ersten Schritt, dürfen aber nicht mit ihm enden, wenn man etwas erreichen will.

 

ich hoffe, es geht euch allen gut!

 

GLG

 

Ruedi

Geschrieben

Liebe yue,

 

ich lese dein Gedicht nicht zum ersten mal, doch es beeindruckt mich wieder aufs Neue. Ich denke Jeder hat sein Leben schon hinterfragt und sich andere Möglichkeiten, in seiner Fantasie, aufgemalt wie er seinen Lebensweg gehen würde. Vieleicht sollten wir dabei auch bedenken wer wir geworden wären wenn wir all die positiven, negativen und komplizierten Erfahrungen nicht gehabt hätten. Ich glaube für mich, das ich heute nicht deine schönen Gedichte lesen würde, nicht selber tiefgründig schreiben könnte wenn ich einen leichteren Weg genommen hätte.

Trotz allem darf man träumen

 

herzlichen Gruß von mir

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Ich muss mich erstmal bei euch Beiden entschuldigen, dass ich mir solange Zeit gelassen habe, um mich zu bedanken.

Die letzte Zeit war bei mir sehr viel in Bewegung und deswegen antworte ich euch jetzt erst. Nehmen lassen möchte ich es mir trotzdem nicht.

Vielen Dank für eure wohlwollenden Kommentare und die Beschäftigung mit meinen Gedanken.

 

Lieber Ruedi

. So ähnlich wie bei Udo Jürgens: "Gabi wartet im Park". Und er geht nur mal schnell Zigaretten holen.

Dieser Lied war tatsächlich ein Teil meiner Inspiration, denn ich höre mir ja ganz gern mal deutsche Schlager an.

Ich glaube, solche Gedankenspiele kennt jeder und vielleicht sind sie ja ein Teil der natürlichen Rastlosigkeit des Menschen, der immer nach Veränderung strebt. Oder haben möchte was er gerade nicht bekommen kann.

Das ist einerseits gut, denn nur so können wir insgesamt vorankommen und uns weiterentwickeln. Andererseits sorgt dieser Teil auch immer ein bisschen dafür das man mit der eigenen Zufriedenheit hadert, weswegen ich versuche das in Grenzen zu halten.

Ich möchte mein Leben nicht eintauschen, auch die meisten meiner Erfahrungen nicht. Aber die Reflexion ist dennoch wichtig, auch um mir selbst zu verdeutlichen was ich habe und wie ungewiss das ist was ich potentiell bekommen kann. Und das der gefühlte Verzicht wahrscheinlich in der Realität viel kleiner ist, so er überhaupt existiert.

Das sind natürlich recht philosophische Betrachtungen, die man ewig fortführen kann und die in ihrem Ergebnis vielleicht nur in Unzufriedenheit münden, die mich unglücklich macht.

Ich habe einen Weg gewählt, denn ich unbeirrbar beschreiten werde. Weil es meine Pflicht ist, aber auch weil ich liebe und nicht glaube das ich etwas finden könnte, was dem auch nur entfernt gleich kommt. Dafür sind aber Ruhe und innere Kraft notwendig, sowie eine Geduld in der ich mich üben möchte. Weil es sich lohnt.

 

Man sagt, Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Wie wir wissen beginnen alle Wege mit dem ersten Schritt, dürfen aber nicht mit ihm enden, wenn man etwas erreichen will.

Das glaube ich auch, Fortkommen und Entwicklung sind wichtig und noch besser lässt sie sich gemeinsam bewerkstelligen.

Vielleicht sollte man deshalb auch gar nicht so oft zurückblicken. Nicht einmal nach vorne, sondern viel öfter zur Seite, zu dem/den Menschen neben einem, mit denen man diesen Weg gemeinsam geht. Inzwischen glaube ich nämlich, dass Glück liegt weder in der Vergangenheit, noch in der ungeschriebenen Zukunft, sondern im Hier und Jetzt. Dieser Gedanke gefällt mir sehr gut.

 

 

Lieber Gutmensch

Vieleicht sollten wir dabei auch bedenken wer wir geworden wären wenn wir all die positiven, negativen und komplizierten Erfahrungen nicht gehabt hätten.

 

Ich bin vielleicht noch nicht alt genug, dass abschließend sagen zu können, denke aber das es im Leben einige wenige Menschen gibt, die einen wirklich nachhaltig verändern und die ganze persönliche Welt ins Wanken bringen.

Dies als etwas Positives anzusehen und danach sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, ist wahrscheinlich der schwierigste Teil daran. Zumindest habe ich es so erlebt.

Aber ich habe so viel gelernt, vor allem auch über mich selbst und verstehe erst jetzt was Liebe überhaupt bedeutet. Und das an einem sehr besonderen Platz in meinem Herzen, von dem ich bisher überhaupt nicht wusste das er existiert.

Dafür bin ich sehr dankbar.

 

Und euch ebenfalls, für die netten Worte.

Xièxie Yue

  • 1 Jahr später...

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