Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

ob die erde bebt stürme waldbrände entfachen

oder starkregen flüsse über die ufer treten lässt

wen kümmerts in einer zeit der tauben und blinden

 

die menschheit scheint ihrer vergangenheit müde

und wird der zukunft nicht mehr froh sie ist zu sehr

damit beschäftigt sich selbst zu verleugnen

 

in hellen nächten tröste ich mich mit dem glauben

an ein überirdisches sein der seele aber in dunklen

verliere ich die hoffnung auf ein irdisches glück

  • Antworten 6
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Geschrieben

Hallo Gina,

danke für dein Feedback.

Ich kann gut nachvollziehen, dass Du mit dem Lesen des Textes ohne Satzzeichen und der durchgehenden Kleinschreibung Probleme hast,

aber wir sind hier nun mal in einem Lyrikforum und da kann es schon mal etwas mehr Aufmerksamkeit erfordern einen Text zu lesen.

Ich mache das übrigens nicht um eventuelle Leser zu ärgern, sondern um den Bildern hinter den Worten mehr Zeit und Raum zu geben.

Es ist übrigens keine Erfindung von mir, sondern ein durchaus übliches Stilmittel neuzeitlicher Lyrik.

Schön, dass Du den Text trotzdem gelesen hast.

LG

Perry

 

Hallo Zoe,

ich frage mich manchmal wirklich, ob wir in einer Welt der Tauben und Blinden leben, wenn ich lesen muss, dass trotz aller Informationen über den anstehenden Klimakollaps solche Umweltverbrechen wie das Abbrennen des Amazonaurwaldes ungehindert passieren können. Anderseits wundert es mich auch nicht, denn schließlich hat Bolsanero ja einen ebenfalls skrupelloser Klimaverleugner wie Trump an seiner Seite, der sich wirtschaftliche Vorteile vom Verschwinden des Regenwaldes für sein Land erhofft.

Danke für deine Meinung dazu und LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

 

da hast du ja mal wieder ein Pfund rausgehauen.

 

Ich schildere dir meine Gedanken zu deinem Gedicht.

 

Naturkatastrophen 2.0.

Mittlerweile ist es Routine, bewegte Bilder von verheerenden

Naturkatastrophen live im Smart-TV zu konsumieren, nebenher eine

schmackhafte Spreewaldgurke aus dem Glas zu gabeln und genussvoll zu

verzehren. Die Bilder dringen kaum mehr tief genug, um uns bewusst zu

machen, wie viel menschliches Elend solch ein Ereignis, wie zum Beispiel

der Waldbrand im Amazonas bedeutet. Auch der Aspekt der

Umweltverschmutzung und der Verlust von Millionen Bäumen ist gravierend.

Wir sind durch mediale Permaberieselung tatsächlich taub und blind für

die Tiefe und Dramatik solcher Ereignisse geworden. - Richtig ist

natürlich auch: Niemand zwingt uns, uns permanent berieseln zu lassen.

 

*die menschheit ist ihrer vergangenheit müde

Für mich in diesem Gedicht die spannendste Zeile. Nicht der Mensch an

sich, nein, die gesamte Menschheit scheint, vielleicht aufgrund ihres

Alters, müde. Der lange Prozess unserer stammesgeschichtlichen

Entwicklung lastet gleichsam auf unseren Schultern und dieser Prozess

hat ja auch recht konkrete Konsequenzen. Ob Angst vor huschendem

Spinnengetier, tribalistisches Denken, Rückenschmerzen oder unsere kaum

gezügelte (intraspezifische) Aggression ... all das ist (auch) Erbe

unserer Ahnen.

Die Zukunft scheint düster - ein Blick in die Tageszeitung genügt. Da

aber auch Pläne, Ziele, Wünsche, Träume und die Hoffnung in der Zukunft

wohnen, ist es mE doch möglich, trotz alledem einen vorsichtig

optimistischen Blick dorthin zu werfen.

Sich selbst zu verleugnen, bedeutet für mich vor allem Aspekte unseres

Lebens, die dem Wesen Mensch, dem Menschsein innewohnen, so zu

gewichten, dass ein gedeihliches Miteinander in einer gesunden Umwelt

kaum mehr gegeben scheint. Obwohl es natürlich ebenso möglich wäre, mit

weniger Ringelsocken, Schaufelradbaggern und Vuvuzelas, dafür mehr

Moral, Reflektionsvermögen und der Fähigkeit einer aktiven

Zukunftsgestalung unser Menschsein zu legitimieren.

 

Beim Lesen der Schlussstrophe gewinne ich den Eindruck, das LI hat trotz

der Tragik der geschilderten Ereignisse seinen Humor nicht ganz

verloren; auch wenn es sich dabei vielleicht um Galgenhumor handelt.

Die Hoffnung auf ein 'überirdisches Sein' tröstet das LI, in hellen

Nächten - und in dunklen. Doch in diesen dunklen Nächten verliert es

seine Hoffnung auf ein irdisches Glück.

Die Zeit der Romantik mag vorbei sein, doch trotzt alledem gibt es ein

Leben vor dem Tod, haben wir Anrecht auf ein wenig Glück.

- Die Romantik ist tot, es lebe die Romantik. -

 

Sehr gern gelesen und sinniert.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Bertold,

Du hast die Bilder gut auf ihre Bedeutungsvariationen abgeklopft und kommst mal wieder punktgenau auf die unterschwellige Aussage, die Romantik ist tot, es lebe die Romantik!

Danke fürs intensive Auseinandersetzen und LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

 

hier kannst Du mich wieder mit allen Strophen einfangen und ich finde nichts zu meckern. Sehr stimmig und stimmungsvoll. Die Haltung, die Sorgen und die Stimmung des LI treten klar hervor. Lyrisch bin ich voll auf deiner Seite.

 

Inhaltlich an einer Stelle (der hoffnungslosesten) nicht:

die menschheit ist ihrer vergangenheit müde

und wird der zukunft nicht mehr froh

Für die Menschheit zu sprechen und ihre Gefühlslage einzuschätzen finde ich ziemlich vermessen. Die eigenen Ängste auf die anderen 7 Milliarden zu projizieren ist ein unverhältnismäßiges Wagnis. Der Text ist m.E. eher ein Zeugnis für den altvertrauten deutschen Weltschmerz und sicher nichts, was Anspruch auf eine Wahrheit für die ganze Menschheit erheben könnte.

 

Wie viele Milliarden junger Menschen, die materiell weit schlechter gestellt sind als wir, sehen hoffnungsvoller in ihre Zukunft, als die vielen Deutschen, die sooooo gern Angst zu haben scheinen, weil die Welt kein Paradies ist.

 

Menschen die Hoffnung zu nehmen ist fast so grausam, wie ihnen ihre Kinder zu nehmen.

 

LG

 

Ruedi

Geschrieben

Hallo Ruedi,

 

danke für dein differenziertes Feedback.

Künstlerische Äußerungen sei es in Wort, Bild oder gestalterisch sind immer subjektive Stimmungsbilder und erheben keinen Anspruch der Allgemeingültigkeit. Deine Folgerung

 

Für die Menschheit zu sprechen und ihre Gefühlslage einzuschätzen finde ich ziemlich vermessen. Die eigenen Ängste auf die anderen 7 Milliarden zu projizieren ist ein unverhältnismäßiges Wagnis. Der Text ist m.E. eher ein Zeugnis für den altvertrauten deutschen Weltschmerz und sicher nichts, was Anspruch auf eine Wahrheit für die ganze Menschheit erheben könnte.

zeugt von einem Lyrikverständnis, mit dem ich leider nicht viel anfangen kann.

Aber wenns Dich glücklich macht, ändere ich das "ist" in "scheint."

LG

Perry

 

PS: Mit dem Nachsatz

 

Menschen die Hoffnung zu nehmen ist fast so grausam, wie ihnen ihre Kinder zu nehmen.

schießt Du den "Vogel" dann endgültig ab.
Geschrieben

Hallo Perry,

 

sorry, mit meinem Schlussatz habe ich mich wahrscheinlich etwas vergaloppiert. Ich halte es aber für schlimm, Menschen die Hoffnung zu nehmen.

 

Und ich für mich spreche in meinen Werken nicht für die Menschheit, sondern für mich. Du kannst das selbstverständlich anders halten. Kann nur sein, dass ich dann mein Feedback wiederhole. Ich wollte das nicht moralisch bewerten. Deine Änderung mildert das etwas ab.

 

Nix für ungut.

 

Ruedi

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.