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Geschrieben am

An einem Tag im September

berührte mich sanft Mutters Hand

Laub wob einen Mantel

grüngoldenes Erdgewand

 

leise umarmte mich Stille

Nebel lag auf dem Wasser

verschluckte uns

als ich die Worte auf Papierschiffen

in Richtung Ufer stieß

 

ich sah sie sinken

die Sprache

dann trieb Schweigen im Nass.

Immer wieder spürte ich

Mutters sanfte Hand

wie ein Blätterfall

und als Tod an der Tür stand

wehte ein Wind

die Berührung fort.

Seither netze ich meine Füße

mit Hintergrundrauschen.

 

Ich vergaß aus Papier

Schiffe zu falten

sie kamen nie an

und der Fluss blieb leer

 

an einem Tag im September

stiegen die Augenwasser an

Tropfen trafen tote Blätter

dann hauchte ein letztes Mal

die Erinnerung Mutters Hand

sanft auf meine Schulter.

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aktivste Mitglieder in diesem Thema

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

die herbstlich kindliche Bildebene gefällt mir, weil sie den Abschied von der Mutter gut trägt.

Wenn Du noch am Text arbeiten willst, würde ich die doch etwas unruhige Form (Reim, Strophenlänge etc.) überdenken

und insgesamt etwas mehr verdichten.

Das von mir sehr geschätzte "Hintergrundrauschen" will sich nicht so recht in die ansonsten eher malerisch wehmütige Stimmung fügen,

wobei es natürlich auch als Kontrast dienen kann.

Nur meine Sichtweise, vielleicht kannst Du ja was damit anfangen.

LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

 

danke dir für das Feedback.

Die beiden Reime (Hand - Gewand und Hand - stand) sind mir tatsächlich erst nachträglich aufgefallen, also nur durch Zufall entstanden.

Aber der Ansatz ist ganz gut, ich werde mal schauen wo ich noch verdichten kann.

Das Hintergrundrauschen ist hier tatsächlich ein Kontrast, womit ich meine, dass "seither" jeder Schritt nebensächlich wurde und das LI keine Verbindung zur Wirklichkeit aufnimmt. Alles rauscht vorbei.

Danke für die Hinweise - Überarbeitung folgt.

 

LG

Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

 

ich bin eh' nicht der großartigste Kommentator und finde, dass man manche Text unbesprochen stehen lassen sollte, wenn große Gefühle im Spiel sind.

 

Durch deine Worte kam mir Mutters Grab vor Augen - ich spürte ihre Hand auf meinen Schultern und sah ihren verzeienden Blick (ich ließ ihr Grab weg machen, da ich es nicht mehr pflegen kann) ich bemerkte aber auch ihr Mahnen, dass ich sie gehen lassen muss. Du hast sehr viel in mir ausgelöst und wahrscheinlich auch bei vielen anderen Lesern.

 

 

Ich würde das Gedicht nicht abändern -

 

 

 

LG Sternwanderer

Geschrieben

Hallo Sternwanderer,

 

ich bin berührt, dass meine Zeilen so viel in die ausgelöst haben.

Ja, das Abschiednehmen und gehen lassen fällt schwer, und dann gibt es diese Momente, wo man deutlich das Gefühl hat, der andere sei noch da, würde einem durch die Erinnerung etwas mitteilen - die Hand auf die Schulter legen... das kann sehr tröstlich sein. Und hinterlässt zugleich oft diese Leere, diese Lücke wo einst ein wichtiger Mensch war. Diese beiden Gefühle wollte ich hier auch ausdrücken.

 

Ich danke für deine Gedanken.

Falls ich Gedichte nachträglich noch (außer Rechtschreibfehler..) überarbeite, mache ich es i.d.R. so, dass ich zwei Versionen schreibe. Ich verwerfe ein altes Gedicht nicht, es hatte genau so seine Bedeutung.

Hier weiß ich noch gar nicht, ob und wie ich etwas ändern kann oder mag. Mal sehen..

 

LG Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin!

 

Ich lese deine Text schon das xte Mal .. und mit jedem Mal befinde ich in als noch Schöner. M. E braucht so ein Text keine Änderung weil er für sich so wie er da steht einfach wunderbar geschrieben ist; Ich mag viele Stellen in deinem Gedankenbild, aber zwei möchte ich gerne hervorheben..

 

 

ich sah sie sinken

die Sprache

dann trieb Schweigen im Nass.

Seither netze ich meine Füße

mit Hintergrundrauschen.

Ich lese hier in eindrucksvoller Sprachgestaltung die Bindung zur Mutter, das wärmende, das ummanteltsein von der Mutter zum einen und das loslassen müssen zum anderen;

 

Seither netze ich meine Füße

mit Hintergrundrauschen.

 

Steht m. E. für dier Erinnerung; Einem Wellenstrom gleich..

find ich äußerst gut beschrieben.. wenn ich denn mit meiner Interpretation dem nahe komme was du gedacht hast;

 

Sehr, sehr gerne gelesen Lichtsammlerin,

berührt mich sehr..

mit freundlichen Grüßen, Behutsalem

Geschrieben

Hallo Behutsalem,

 

vielen Dank für dein liebes Feedback!

Ich werde das Gedicht nun auch so lassen, zum einen durch euren Zuspruch, zum anderen weiß ich gar nicht, wie und was ich verändern könnte. Nein, der Text ist so richtig wie er da steht.

 

Mit der Bindung zur Mutter, und das Loslassen müssen, erfasst du es sehr gut. Wo einst eine Verbindung (durch Sprache) war, bleibt nur die Erinnerung (das Hintergrundrauschen). Das Wirkliche wird unwichtig.. Denn die Sprache ertrank, und zwischen Mutter und LI blieb Stille - trieb Schweigen im Nass. Das Bild ist zugleich eine etwas verzerrte Sicht, ein Wunschbild des LI, denn das (wie du schreibst) "wärmende, das ummanteltsein von der Mutter" hat das LI nie erlebt, sich aber immer nach der Liebe der Mutter gesehnt.

Die dargestellte Erinnerung ist ein Beinahe-Erleben dieser Liebe, wo das LI diese erahnen konnte.

 

Ich danke fürs Lesen und deine Gedanken dazu.

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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