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Geschrieben am

Den rauen Stein behauen

sei unsre erste Pflicht.

mit Lot und Winkel schauen,

ob er dem Zweck entspricht.

 

Der Zweck ist Harmonie,

so fügt sich Stein an Stein.

Denn es vermag nur sie,

im Großen ganz zu sein.

 

Bleibt unbedacht der Zweck,

ist alle Kunst vergebens.

Denn fällt die Absicht weg,

fällt auch der Bau des Lebens.

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Geschrieben

Hallo Elmar,

ein Text der das Für und Wider von Zweck und Kunst spiegelt.

Für mich liegt Schönheit im Auge des Betrachters, der eine findet Naturwunder wie z. B. den Grand Canyon als grandios, für andere sind Kirchen oder Schlösser Stein gewordene Schönheit.

Was den Zweck von Bauwerken anbelangt, hängt es viel von ihrer Verwendung ab, ob und wie sie kunstvoll gestaltet werden, wobei bei Kunstwerken schon mal Zirkel und Lot gegen Fantasie getauscht werden.

LG

Perry

Geschrieben

Hallo Perry,

vielen Dank für deinen Beitrag und deine persönliche Einschätzung. Ich bin ja selbst vom Baufach, daher der direkte Bezug zum Baugeschehen. Bei meinem Gedicht geht es aber mehr um das Hintergründige. Das Bauwerk und die damit verbundene Tätigkeit dient hauptsächlich als Metapher. Ja, und dann bin ich auch Freimaurer - da geht es im Wesentlichen um Bildsprache um den Gebrauch von Symbolen aus der Tradition der alten Werkbünde -sprich der Dombauhütten.

Der erste Vers soll verdeutlichen, dass die Arbeit an sich selbst immer im Vordergrund steht. Gemäß einem altenglischen Bauhüttensprichwort: "Die Arbeit am rauhen Stein versinnbildlicht das Streben nach Selbstvervollkommnung." Bei dieser Arbeit an sich selbst wird man immer wieder, die - für sich selbst- für gültig befundenen Wertmaßstäbe an sich anlegen - bzw. sich selbst prüfen.

Im zweiten Vers geht es um Selbstfindung und die Gruppe und das Zusammenspiel. Es geht darum seinen ganz bestimmten Platz in der Gemeinschaft - in der Gesellschaft - in der Welt - im Leben zu finden und einzunehmen. Der dritte Vers ist in diesem Sinne dann selbsterklärend.

Herzlichst

Elmar

Geschrieben

Hallo Elmar,

 

gefällt mir sehr gut, dein Gedicht.

 

Sinn und Zweck, Schönheit und Harmonie finden die behauenen Steine in

ihrem veränderten Dasein - als kleines Teil eines großen Ganzen.

Den Inhalt deines Gedichtes und den schönen einheitlichen Rhythmus in

den Strophen eins und drei finde ich überzeugend und gelungen.

 

Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

 

In der ersten und dritten Strophe schreibst du Verse mit drei

Betonungen, in der zweiten sind es vier. Das ändert den Rhythmus meines

Erachtens merklich. (Trotzdem kannst du das natürlich so schreiben.)

 

Das Wort 'Komposition' in der zweiten Strophe ist ein Problembär, meine

ich. Es hat fünf Silben, von denen vier hörbar gesprochen werden; die

Betonung liegt (zumindest in der Theorie) auf der letzten Silbe. Solch

ein Wort sauber in ein Reimgedicht zu passen, ist mE sehr schwierig.

Vielleicht könntest du ja auf 'komponiert' ausweichen, das hat nur drei

Silben.

 

'rau' (ohne H).

 

 

Elmar, ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen und darüber nachgedacht.

 

LG

Berthold

Geschrieben

Lieber Berthold,

vielen herzlichen Dank für deine Einschätzung und vor allem für die Analyse der Reimform.

Da ich eher intuitiv an die Sache heran gehe ist mir der Unterschied in den verschiedenen Betonungen tatsächlich gar nicht aufgefallen.

Im Nachhinein finde ich es aber nicht schlecht, dass der zweite Vers sich von den anderen beiden abhebt.

Mit dem Wort Komposition hast du an sich recht, doch fand ich es gerade passend, dass -insbesondere bei diesem Text-

dem Leser nicht alles serviert wird, sondern sozusagen etwas persönlicher "Einsatz" gefordert wird.

Trotz alledem, nochmals vielen Dank für deine für mich sehr nützlichen und wertvollen Hinweise.

Herzlichst

Elmar

Geschrieben

Lieber Berhold,

 

nachdem Dir nun auch meine Frau beigepflichtet hat, was das Wort Komposition betrifft,

hier eine Alternative zum 2. Vers.

 

Der Zweck ist Harmonie,

da fügt sich Stein an Stein.

Denn es vermag nur sie,

im Großen ganz zu sein.

 

Soll ich ihn tauschen?

 

Herzlichst

Elmar

Geschrieben

Hallo Elmar,

 

ich musste schmunzeln, als ich deine Zeilen las ...

 

Deine Alternative für die 2. Strophe schließt nun nahtlos an den

Rhythmus der anderen beiden Strophen an. Daumen hoch.

 

So bleibt die Frage nach dem Inhalt. Soweit ich das als Leser beurteilen

kann, konntest du alles Wesentliche auch in der Alternativ-Strophe

vermitteln. Doch du schreibst hier von einem Handwerk in dem du Meister

bist und ich der staunende Zuschauer.

Will sagen: So sehr ich eine gelungene Form schätze (was mE mit deiner

neuen 2. Strophe erreicht ist), wichtiger ist schlussendlich der Inhalt

deines Gedichtes. - Eine schöne Schachtel gefällt, aber sie dient dazu

einen Inhalt zu transportieren.

Tausche deine 2. Strophe bitte nur dann, wenn sie für dich als Profi

keinen inhaltlichen Verlust bedeutet.

- Meine zwei Cent -

 

LG

Berthold

Geschrieben

Hallo Berthold,

vielen Dank für deine Einschätzung, die mir jetzt sehr wichtig war.

Ich tausche den 2. Vers ! Mich hatte nur der Verlust der Begriffe Bauwerk und Lohn etwas geschmerzt.

Aber wie du schon festgestellt hast, dem Sinn wurde kein Abbruch getan und das >Grosse und Ganze< ist letzlich auch eine Metapher

auf das Bauwerk bzw. auf grosszügiges, tolerantes und universelles Denken.

Herzlichst

Elmar

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