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Ostsee.

Als ich noch klein war,

lag ich seitlich auf dem Sofa, eingerollt in eine weiche Decke, mit dem Kopf im Schoß meiner Tante.

Es roch nach Holz, Leder, Kaffee und ihrem Parfüm.

Anka, ihre Kaukasenhündin, schnaufte in ihrem Korb zufrieden... schnarchte sogar manchmal.

Mit kleiner aber lebendiger Flamme, knisterte und knackte der selbstgemauerte Kamin leise vor sich hin.

 

Man braucht so wenig um glücklich zu sein.

 

An der Küste war es Abends immer etwas kühler.

Wenn der Wind ging, rauschte er über das hohe Gras, sah aus wie Wellengang und heulte durch die geschnitzten Skulpturen von Frank. Man konnte meinen, hinter ihrem Haus hätte sie ihr eigenes kleines Meer im Garten. Manchmal, bei einem stärkeren Windstoß, wackelten ihre Fensterläden etwas.

Doch nichts vermochte diesen Moment zu stören.

 

Sie sang so sanfte Lieder... summte leise mein Zwergenherz zum Horizont der Träume.

Mit Liebe zeichneten ihre Finger, bei jeder zärtlichen Berührung, Figuren und Formen durch mein Haar und über mein Gesicht.

So friedlich schlief ich nie wieder.

Ich erinnere mich.

Sie hatte nie Kinder.

 

 

Jena.

Es regnete mitten in der Nacht...

zu laut für ein Nieseln, zu leise für einen Sturm... ab und zu Donnergrollen.

 

Mit einem heftigen Krachen schlug ganz in der Nähe ein Blitz ein.

Der Strom war ausgefallen... wiedermal.

Plötzlich ist es finster und nach kurzer Zeit, waren entferntes Geraschel und langsame Schritte zu hören.

"Mama?" zwängte sich ängstlich durch meine Lippen.

Nichts... wie unangenehm.

Mein Kloß im Hals wurde immer dicker.

Und wieder.... "Ma?"

Konnte mich nicht rühren... kaum atmen, wollte nicht aber fing an zu weinen.

 

Die Tür schob sich auf und ging dabei vom leisen Quietschen in ein Knarren über.

Kerzenlicht schwebte geisterhaft in meine Richtung...

Dahinter hörte ich, eine mir sehr bekannte Stimme sanft, folgende Worte sagen...

"Robi?!"... "Alles ist gut, der Strom ist ausgefallen."

 

Wenn die Worte deiner Mutter dich schon abholen, bevor ihre Umarmung dich von Angst befreien konnte.

Wir saßen den Rest der Nacht zusammen unter einer Decke, eingekreist von Kerzenschein am viel zu großen Küchentisch.

Während das Gewitter völlig an Bedeutung verlor, naschten wir Schokolade und bastelten mit Streichhölzern Kastanienmännchen.

Es muss Herbst gewesen sein.

So waren wir nicht mehr... seither.

 

 

Jena

"Du liebst sie doch...".

"...oder Robert?"

"Ja..., das tue ich".

Durch die halb-geöffneten Rollläden am Wohnzimmerfenster, kam nur leicht orange-gelbes Licht der Straßenlaterne.

Der Fernseher lief gestummt im Hintergrund.

 

Ich sah nur die Silhouetten von ihr und ihrer Mutter.

Auf ihren Knien... gebeugt so tief es nur ging.

Ein gutes Stück weiter hinten im Raum, wie angewurzelt mit einer Hand am Esszimmertisch, stand ich im dunkeln.

 

"Er ist nicht dein richtiger Vater"

"Es tut mir so leid..."

 

Diese Worte waren wie Blei...

dabei ging es nicht mal um mich.

Ich stand nur da und musste zusehen wie sie zerbrach.

Keine Silbe kam aus meinem Mund.

Nichts wäre hier richtig gewesen.

Jede darauf folgende Nacht, habe ich nur zugehört und festgehalten....

viel zugehört und immer festgehalten.

Wir sehen uns nicht mehr...

und teilen es doch für ewig.

 

Halte jeden Menschen fest...

der dich Liebe wirklich fühlen lässt.

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