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Geschrieben am (bearbeitet)

Wir hatten gute und auch schlechte Tage, wie sollte es auch anders sein, aber irgendwann verloren wir unseren Weg. Anstatt auszuleben, was wir hatten, jagten wir Träumen hinterher, die für uns nicht zu erreichen waren. Ich hole deinen Koffer aus dem Kofferraum, wie nicht anders zu erwarten, musstest du dich beim Einpacken darauf knien, um ihn schließen zu können. War es diese Vorhersehbarkeit, die uns mit der Zeit auseinander getrieben hat?

Dieses zu gut kennen, nichts Neues mehr aneinander entdecken können? Du stehst schon an der Bushaltestelle und schaust auf die Uhr, als wenn du es nicht erwarten könntest Distanz zwischen uns zu bringen. „Ich brauche mal eine Pause, muss über uns und unsere Zukunft nachdenken“ erklärtest du mir, als du das Ticket online bestellt hast. Ich nickte nur, denn ich wusste, dass im Augenblick kein guter Zeitpunkt zum Reden war.

Ich trage den Koffer zu dir herüber und stelle ihn neben deiner Reisetasche ab. Du würdigst mich keines Blickes, als wenn du es nicht ertragen könntest. Vielleicht sind deine Worte, die du für mich übrig hattest, auch einfach schon aufgebraucht. Ich schweige ebenfalls, obwohl ich nichts lieber täte, als dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Aber das wäre jetzt falsch, ich muss dir einfach Zeit geben. Als der Bus kommt, trage ich dein Gepäck in den Bus und steige dann mit gesenktem Blick wieder aus, während du einsteigst. Erst als die Tür sich zu schließen beginnt, wage ich es, den Kopf zu heben.

Du schaust mich an, und in deinen Augen erkenne ich dieselbe Traurigkeit, die ich auch in mir spüre. Ich lege die Hand auf die Türscheibe und hauche dir ein „Ich sehe dich“ entgegen. Du zögerst lange und in mir beginnt langsam eine Welt einzustürzen. Erst als der Bus schon anfährt, reagierst du doch noch und legst deine Hand auf meine. „Ich sehe dich“ formen deinen Lippen und in deinen Augen spiegeln sich meine Tränen. Lange stehe ich noch da und schaue dem Bus hinterher, hoffe, dass du irgendwann eine Rückfahrkarte einlösen wirst.

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Geschrieben

Hallo Freiform,

 

das sind wunder-traurig-schöne Zeilen. Auf eine Art geschrieben, die schlicht erscheint und zugleich eine Tiefe schafft, die mich sehr mitfühlen lässt.

Ich vermutete, dass es etwas besonderes mit dem Satz "Ich sehe dich" auf sich hat. Normalerweise würde ich mich jetzt ärgern weil meine Neugier nicht gestillt ist, da dem Leser nicht klar wird, welche Bedeutung dies hat. Aber in diesem Fall finde ich es genau richtig, denn dass dieser Teil im Ungewissen bleibt, erzeugt eben diese Tiefe, die zeigt dass hinter (oder eher unter) der Oberfläche der beschriebenen Personen ein Leben steckt. Eine ganze Welt.

Die Hinleitung bis zu dieser Szene schien mir beim ersten Lesen fast zu lang, nun beim zweiten Lesen scheint jedes Wort an der richtigen Stelle zu sein.

Freiform, du hast mal wieder einen Text geschrieben, vor dem ich meinen imaginären Hut ziehe - Chapeau!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Geschrieben

Hallo Freiform,

 

ein schöner Text über zwei Menschen die plötzlich in großer und sehr schmerzender Traurigkeit bemerken, dass eine temporäre Trennung das einzig Richtige ist,

auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollen - darum das: "Ich sehe dich" --> Ich sehe dich wieder, ganz bestimmt.

 

LG Sternwanderer

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Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,
einen herzlichen Dank für das Lob!
Es freut mich sehr, dass diese Textidee dich anspricht. Bei einem Text dieser Art, ist es für mich nicht so einfach, das richtige Maß zu finden, damit der Text nicht kitschig oder überzogen wirkt. Hier scheint mir das einigermaßen gelungen zu sein. Es gibt Fortsetzungen dieser Geschichte, über die ich noch nichts verraten will, aber ich hoffe, dass sie nicht zu sehr abfallen gegenüber dem Einleitungstext.

 

Dankeschön! :grin:

 

grüßend Freiform 

 

Hallo Sternwanderer,
auch dir möchte ich nicht minder herzlich danken! Über das „Ich sehe dich“ hülle ich noch das Tuch des Schweigens. Vielleicht wird sich in der Fortsetzung zeigen wie es in dem Text zu verstehen ist, vielleicht auch nicht…

Dankeschön!:grin:

grüßend Freiform 

Hallo zoe,
auch dir ist mein herzlicher Dank sicher!
Im Augenblick ist noch alles offen und welchen Verlauf die Geschichte nehmen wird, weiß ich selbst noch nicht.

Dankeschön!:grin:

grüßend Freiform 

 

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